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Themen - Erich Kykal

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1
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Das verwaiste Lyrikforum
« am: Mai 28, 2023, 16:33:38 »
Geschaffen einst als Hort der wahren Dichter,
sich umzutun und Gaben auszutauschen,
gefiel es manchen, sich hier aufzubauschen,
und manchmal störte niederes Gelichter.

Zuletzt ergaben sich die holden Geister
dem Untalent der Affen, welche brüllten,
die Zeilen hier mit Ungeschlachtem füllten
und zarte Sinne mit verbalem Kleister.

Bedauerlich, dass diese Frucht nie reifte
zum hehren Anspruch, den der Gründer pries.
Die Schlange kriecht in jedes Paradies
und bricht die Stängel, die ihr Gift versteifte.

So legen wir die frommen Wünsche schlafen
und tragen unser Wollen ins Vergessen,
noch hoffend, dass ein gütiges Ermessen
die Wunden reinigt, wo die Pfeile trafen.

Gescheitert wohl am Hort der hohen Dichter,
dem Turm der Weisheit und des schönen Wortes,
verbleiben wir als Erben dieses Ortes
nur was wir waren: Sterbliche Gesichter.

2
Verbrannte Erde / Niedergeworfen
« am: April 29, 2023, 16:43:52 »
Wer kennt die Nacht der dräuenden Gedanken,
wo sich die Angst aus Dunkelheit entpuppte,
und sich nur Drachen, blutige, geschuppte,
aus wirren Träumen winden, die entsanken?

Wo Dornen sich um alte Schlösser ranken,
die ewig keine Zuversicht bewohnte,
und jeder Tag, der den Verfall betonte,
den Lebenswillen taumeln macht und wanken?

Was bleibt, was ein Bedauern noch belohnte
mit Aussicht auf ermattete Vergebung?
Der nimmermüde Geist, der sich nicht schonte,

verliert am Ende alles. Das abrupte
Finale tilgt die traurige Entlebung,
die aus dem Dasein in die Seele suppte.

3
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Die Geister, die wir rufen
« am: M?RZ 13, 2023, 09:00:46 »
Alles, was wir hier berühren,
während uns der Tag geschieht,
öffnet und verrammelt Türen
zueinander. Grenzgebiet
sind wir ständig, die wir drängen
nach der Sonne, die uns scheint,
während wir ins Leben mengen,
was uns trennt, was uns vereint.
Nach dem eignen Licht zu streben
ist verständlich jederzeit,
und in andrer Licht zu leben
wird für manche Seligkeit.
Dass wir uns um Farben streiten,
die das Leuchten haben soll,
scheint vermessen, doch wir reiten
diese Dummheit. Sorgenvoll
blickt der Weise in die Runde,
senkt den Blick in Trauer tief:
Mensch, mit deinem Licht im Bunde:
Geist, der nur sich selber rief!

4
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Guter Rat
« am: M?RZ 13, 2023, 08:40:19 »
Dreh dich in den Sog der Stunden,
reise mit dem Lebenswind,
und hast du den Ort gefunden,
der dich ruft, verweile, Kind.

Lerne deine Wünsche kennen,
lass sie endlich wieder los,
werde Holz, um zu verbrennen,
und aus Asche wachse groß.

Suche Herzen, die dir schlagen,
finde ihren Takt in dir,
der dich trägt, ein Lied zu wagen,
das der Welt sagt: Ich war hier!

5
Verbrannte Erde / Abschaum
« am: M?RZ 11, 2023, 13:32:18 »
Du wurdest nie ins große Los geboren,
dein Löffel war nicht silbern, sondern Holz.
Du warst das Schaf, von anderen geschoren,
und was dir blieb, war eines Sklaven Stolz.

Du trugst dich viel durch anderer Begehren,
als fühltest du im eignen Herzen nie
ihr Dichbenützen und ihr Dichversehren
in Heimlichkeit und ihrer Prüderie.

Du wurdest welk und bitter in den Händen,
die nie berührten, was dich wirklich trieb,
so bist du nun erkaltet in den Lenden,
und nicht mal selbst hast du dich endlich lieb.

6
Zwischen Rosen und Romantik / Hörig
« am: M?RZ 11, 2023, 13:22:59 »
Höriger dem Herzgedanken
an dein Bildnis, das mir spricht,
bringe ich mein Sein ins Wanken,
strebe ich nach deinem Licht.

Höriger dem Liebesleiden
nach der Wärme deiner Haut
will ich mich in Fühlen kleiden,
das mich zu dir auferbaut.

Höriger dem süßen Sehnen
an die Brüste deiner Macht,
werde ich mich in dich dehnen,
bis mir dort der Himmel lacht!

7
Verbrannte Erde / Der Hassprediger
« am: M?RZ 04, 2023, 11:44:10 »
Weit hat mich die Glut getragen
durch so vieler Andrer Sein,
habe ich den Pfad geschlagen
meines Herrn – und ihm allein.

Habe ich sein Wort verkündet,
in so manches Herz gepflanzt,
dass es sich mit mir verbündet
und nach meinem Takte tanzt.

Heute, so viel Wahrheit später,
bin ich kälter nur – und leer,
ahnend, dass die Glut den Täter
hohl nur macht und schuldenschwer.

Doch es gibt aus dem Gefängnis,
das ich schuf, um groß zu sein,
kein Entkommen. Die Bedrängnis
meines Irrwegs macht mich klein.

Andre tragen meine Galle
weiter längst auf diesem Pfad:
Selbst verführt verführen alle
hin zu Glut und kalter Tat.

8
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Der wahre Gläubige
« am: Dezember 21, 2022, 11:54:17 »
(Oder: Der Gebrochene in seiner Bedürftigkeit)

Du bist mein Herr, die Krone aller Stunden,
du bist der Gott, zu dem ich täglich bete.
Ich bin dein Acker. Bitte komm und jäte
das Unkraut aus, das du in mir gefunden!

Du bist die Antwort auf die bange Frage,
wem ich mein umgepflügtes Leben weihe.
Oh Herr, bepflanze neu mich und verzeihe,
bis ich nur einzig deine Früchte trage!

Ich will dich heben über alle Sinne,
die mir die Welt so wesenlos erklären.
Ich will nicht wohnen mehr im Ungefähren,
wenn ich den Dienst an deiner Glut beginne!

Du bist mein Herr, dem ich mich anbefehle:
Die tiefste Quelle meiner Leidenslüste!
Wenn deine heiße Hand mich strafen müsste,
verlangst du heiter, dass ich selbst mich quäle!

Und ich gehorche, innig hingegeben
an deines harten Willens süße Bürde,
der ich im Tode selbst noch dienen würde,
geopfert als bedeutungsloses Leben

vor deiner Größe, deiner bodenlosen
Erhabenheit, nach der ich mich versehne,
wenn ich in deine Gegenwart mich lehne,
gekreuzigt an die Dornen deiner Rosen!

Ich bin die Blume, die du zärtlich knickst,
um sie in deinem Knopfloch mitzutragen,
und küsse meine Ketten ohne Klagen,
wenn du mich endlich in den Himmel fi ...!

9
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Der Mensch, die ewige Dramaqueen
« am: Dezember 04, 2022, 12:21:04 »
Das heroische Pathos

Ein Schicksal heißen wir, was wohl zu ändern wäre,
benennten wir es nicht so rasch als unausweichlich.
So ist der Menschen Leid an Schicksal überreichlich,
und was man hofft, verpufft ins ewig Ungefähre.

Tragödie begleitet uns wie eine Schwäre,
die nie verheilen darf, damit sie unvergleichlich
Geschichte gründe, die uns nie als irgend weichlich
erscheinen lasse: Manna, das ein Volk ernähre!

Wir gründen ganze Staaten auf gebrachte Opfer,
selbst Romeo und Julia, sie müssen sterben,
damit Betrachter täglich die Erkenntnis erben,

dass nur ein Leiden wert ist, dass man dafür blute!
Geschichte bleibt das Bühnenbild der Sprücheklopfer,
und nur im Tode lebt das einzig wahre Gute.


Das religiöse Pathos

Wir werden und vergehen nicht aus freien Stücken,
und was dazwischen liegt, entzieht sich oft der Planung.
Wir brauchen Götterwesen wie zur steten Mahnung,
dass unsre Werke nur mit fremder Hilfe glücken.

Wie viel an Mühsal muss ein ganzes Volk bedrücken,
befallen an Gefühlsverklausung und -zerspanung,
damit es fallen kann in eine erste Ahnung
von wahrer Mündigkeit und einem graden Rücken?

Wer wagt es, endlich einmal laut zu postulieren,
dass es die Menschen sind, die ihre Götter machen,
nicht umgekehrt, wie menschgemachte Schriften sagen?

Wann reift uns die Erkenntnis, dass wir uns kastrieren,
wenn wir uns Bilder von erdachten Mächten machen,
wie stumme Kinder, die nicht aufzublicken wagen?

10
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Armer Winter
« am: November 24, 2022, 17:50:48 »
Du kanntest nie des Frühlings sanfte Blüten,
ihr Duften und das bunte Farbenspiel.
Du durftest nur die kargen Tage hüten,
und selbst ihr Weniges war dir zuviel.

Du spürtest nie die Sommerwiesen wogen,
die sanfte Brise in des Waldes Raum.
Du wurdest nur von Eis und Frost erzogen,
Und jede Wärme war ein ferner Traum.

Du lerntest nie des Herbstes Überreifen
für eine Ernte, die das Mühen lohnt.
Du konntest alle Jahre nie begreifen,
dass mehr als Schnee in unsern Jahren wohnt.


11
Verbrannte Erde / Das ewige Spiel
« am: November 02, 2022, 21:13:08 »
Erhabene Mienen, von Sonne beschienen,
vom Sprüchen umrahmt, die ein Hoffen bedienen,
ein Stück heile Welt euch zu schildern,
doch wahres Gebaren niemals offenbaren
auf bürgernah wirkenden Bildern.

Gewitzte Strategen, die ewig sich regen,
von vorne ein Lächeln, und hinten den Degen
in mordlustig meuchelnder Hand,
so ist Politik: Nur ein käuflicher Sieg
um Einfluss in unserem Land.

Verschwiegene Kassen, den dümmeren Klassen
verborgen wie jeher den minderen Massen,
so dumm wie ein nasser Sack Reis.
Was schert uns, wer morgen erdrückt wird von Sorgen,
von denen er heute nichts weiß?

12
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Die da oben
« am: Oktober 26, 2022, 12:09:00 »
Wir plagen uns in kleinen Reigen,
tagtäglich mühend uns um Gunst,
wenn wir einander alles zeigen,
was uns Erfüllung ist und Kunst.

Wir lassen gern den großen Macher,
da oben machen, der verspricht,
dass unsere die letzten Lacher
für immer sind, und andrer nicht.

Schon ist man jäh von Macht umzingelt,
und sah es doch mit Anlauf kommen,
hat die Gelegenheit vertingelt,
der eignen Menschenpflicht zu frommen.

Warum nur will man nie erkennen:
Er wird sich selbst und uns betrügen,
sich bald in Größenwahn verrennen
und weiter alle Welt belügen!

So kostet wieder Menschenleben
die eigne Trägheit zum Beschluss,
dass aus dem Schauspiel, das wir geben,
die Menschheit endlich lernen muss.

13
Verbrannte Erde / Kupfermuckn
« am: September 13, 2022, 10:27:57 »
Jeden Morgen vor den Tempeltoren
seines Supermarktes steht er still,
so als wäre er dazu geboren,
weniger zu sein als er es will.

Ebenholz die Haut um dunkle Augen,
schaut er alle automatisch an,
sucht in ihre Blicke sich zu saugen:
Nehmt mich wahr und gebt mir Kleingeld dann!

Keiner will sein Bettelblättchen kaufen,
nimmt das Elend vor Regalen wahr,
die in blindem Überfluss ersaufen
vor der blinden Übersatten Schar.

Jeder von uns hat sein Kreuz zu tragen,
spürt die alten Nägel dann und wann,
doch wir kultivieren das Versagen
aneinander und versteinern dran.

Höflich lächelnd grüßt er alle Kunden,
die ihn ignorieren wie den Tod.
Heiland komm und öffne deine Wunden,
blute täglich in die stumme Not.



Zum Geleit: Die "Kupfermuckn" ist ein österr. Bettlermagazin, dessen "Verkauf durch Eckensteher" als rechtliche Absicherung für das Herum"lungern" in der Öffentlichkeit herhält - ein gesetzliches Hintertürchen fürs Betteln sozusagen. Die "Nachrichten" darin sind aus bestenfalls zweiter Hand, meist aus anderen Blättern schlecht abge"kupfert". Der Name kommt von den früheren Drehorgelspielern ("Muckn" = österr. für Musik), die man für ihre Ständchen mit Kupfergeld belohnte: Billige Musik.

14
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Noch ein Sommer
« am: September 11, 2022, 10:43:46 »
Sachte raunend rauscht der Regen nieder,
mild noch wie des Herbstes erstes Ahnen,
aber dennoch wie ein frühes Mahnen:
Noch ein Sommer geht und kommt nicht wieder.

Dutzende bereits trug ich zu Grabe,
barg sie im Erinnern wie in Schnee;
so als sei, was ich davon noch habe,
kalt geworden unter stillem Weh.

Ewig flutend reißt der Strom der Tage
mich mit sich hinfort, bis ich ertrinke,
endlich fühllos in die Tiefe sinke,
schwer von Schulden, die ich mit mir trage.

Leben gibt und nimmt, und es macht müde,
doch der Hunger bleibt uns ewig treu,
macht Zufriedenheit zur Attitüde,
treibt uns weiter, malt das Alte neu.

Sachte raunend rauscht der Regen nieder,
treibt und untermalt mir die Gedanken,
die von je mit ihm zur Erde sanken.
Noch ein Sommer geht und kommt nie wieder.

15
Verbrannte Erde / Macht euch die Erde untertan!
« am: August 30, 2022, 10:18:38 »
Die Welt ist unerträglich schön!
Drum lasst uns alle dafür sorgen,
dass uns erträglicher sie morgen
erscheint, indem wir sie verheeren,
vermüllen und mit Gift beschweren,
mit Lärm zerfurchen und Gedröhn!

Nur was wir täglich schänden, macht uns reicher,
nur, was wir leiden lassen, schmeckt uns gut.
Nur das Zerrissene erscheint uns weicher,
um uns zu betten nach dem Drang der Wut.

Das Leben ist so voller Wunder!
Erschlagt die Kinder, die nicht blind
für Schönes und für Wunder sind,
auf dass wir jedes Gut erjagen,
das Erde und Gezähmtes tragen -
allein die Gier macht Bäuche runder!

Nur, was wir töten, wird uns ganz gehören,
nur, was wir plündern, heiligt einen Zweck.
Lasst Waffen sprechen und Maschinen röhren,
bis alles wund ist und erstickt im Dreck.

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