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Themen - gummibaum

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1
Wo Enzian und Freiheit ist / Das Opfer Abrahams
« am: April 15, 2024, 00:12:15 »
„Hoch auf dem Berge steht mein Thron,
wo ich mich gern am Rauch erfreue.
Dort opferst du mir deinen Sohn“,
sprach Gott, „so will es deine Treue.“
 
„Komm, Isaak“, rief Abraham.
„Du nimmst das Holz und ich das Feuer.“
Der Junge sah, es gab kein Lamm.
Der Aufstieg schien ihm nicht geheuer.
 
„Wo ist es?“, rief er voller Angst.
Sein Vater durfte nichts erzählen:     
„Vertrau auf Gott, sobald du bangst.
Er wird gewiss ein Lamm sich wählen.“
 
Und Isaak ging, wie er war,
beklommen, doch zu Mut verpflichtet, 
zum Gipfel, schaute den Altar
des Vaters, bald mit Holz beschichtet.
 
Nun kamen weder Gott noch Lamm.
Doch jemand riss ihn plötzlich nieder.
Schon fesselte ihm Abraham,
sein Vater, hinterrücks die Glieder.
 
Dann lag er auf dem Feuerholz
als Opfer, dass sie gläubig brächten,
am Hals des Vaters kalten Stolz,
die scharfe Klinge, ihn zu schächten.
 
Da flüsterte, schon fast zu spät,
ein alter Widder, müd zu siechen:   
„Nimm mich, denn Gott ist auf Diät
und kann kein Menschenfleisch mehr riechen…“


2
Ach Natur Vergissmeinnicht / Steinschmuck
« am: April 12, 2024, 20:48:34 »
An Zweigen, die sich ranken, kleine Steine,
als hätte sie dort jemand festgebunden,
doch haben sie den Schmuck allein gefunden.
An ihnen hängt der Kies wie auf der Leine.

Sie hatten sich zunächst an ihn gekrallt,
dann einen Zaun als tragender entdeckt,
sich mit den Steinchen an ihm hochgereckt.
Denn alles was empfindlich ist, sucht Halt.

Ist nicht der Mensch so ähnlich wie die Ranken?
Als Kind greift er zum Glitzern in den Steinen.
Und wächst er dann am Gitterwerk der Seinen,
so glitzern sie doch noch in den Gedanken…



3
Das Blöken der Lämmer / Mein Ahnenkult
« am: April 10, 2024, 04:17:07 »
Modern im Denken, hat mein Leben
sich jedem Ritus streng versagt, 
doch wie zur Strafe war mein Streben
wie von Dämonen angenagt.   
 
Die Eltern, die noch gläubig dachten, 
vertrauten auf des Himmels Wink.             
Ich sah sie bei den Würmern schmachten,
weshalb ich sie besuchen ging.
 
Am Grab schien Traurigkeit zu lungern,
zwei Stimmen flüsterten wie Wind: 
„Was lässt du unsre Geister hungern,
du treulos rationales Kind?
 
Ein Sohn, der elterliche Gaben   
genossen hat, kennt seine Schuld,
der Toten Geister sanft zu laben 
und stiftet einen Ahnenkult.“
 
Ich zuckte unter diesen Worten.
Nun war mir all mein Unglück klar.
Dann kaufte ich zwei Sahnetorten
und baute einen Grabaltar.
 
Am gleichen Tag noch schwand das Nagen
an meinem Glück, es blieb stabil.   
Dämonen in die Flucht zu schlagen,
schien satten Toten leichtes Spiel.
 
Drum hab ich sie bald mehr gekräftigt,
stand ein Menü auf dem Altar,
hat Sport und Spiel die zwei beschäftigt,
für die ich nun ein Glückskind war.
 
Und ihrem Schutz war zu vertrauen.     
Ich stieg zu höchsten Ämtern auf,
hab Kinder von den schönsten Frauen   
und nach dem Leben Kult zu Hauf …

4
Zwischen Rosen und Romantik / Der enthaltsame Narziss
« am: April 07, 2024, 21:21:00 »
Ich habe keinen Hang zum Paar,
weil ich mich selbst verführe. 
Mein süßer Leib ist wunderbar
und frisst mich auf mit Haut und Haar,
sobald ich ihn berühre.
 
Dann fällt mir gleich das Atmen schwer,
und meine Lippen beben.
Ich stöhne und verlange mehr,
wenn meiner Hände Hin und Her
kurz ruht, mir Lust zu geben.
 
Wie herrlich ist das Hügelland
aus Muskeln, Knöcheln, Sehnen,
das sich beim Streicheln meiner Hand
wie unter Frühlingswind entspannt,
um sich verwöhnt zu dehnen.
 
Und oberhalb der Schenkel schwillt
ein saftgefüllter Stängel,
aus dem ein süßer Tropfen quillt.           
Doch bin ich nie zu mehr gewillt -
ich bleibe mir ein Engel…

5
Verbrannte Erde / Der Borkenkäfer
« am: April 02, 2024, 00:22:30 »
Grüß Gott! Ich bin der neue Chef der Wälder.
Der alte dankte klimawandelnd ab.
Sein Fichtlein flüstert jeden Sommer bälder:
„Ich wehr mich nicht. Ich bin vor Durst zu schlapp.“
 
Genüsslich bohre ich mich durch die Borke
und lege eine Rammelkammer an.
Ich rufe mir zwei Weiber und entkorke
mein Samenrohr und zeige mich als Mann.
 
Wie freut mich dann, wenn jedes in der Fichte
einhunderttausend Eierchen versteckt,
die Larven schlüpfen und sich Leibgerichte
erbohren, bis der Baum daran verreckt.
 
Der Klimawandel lässt nur Holzmehl regnen,
der Mensch sägt jammernd all die Wolken ab,
um danach nur noch Stümpfen zu begegnen. -
Gewinnsucht wurde des Gewinnes Grab…

6
Verbrannte Erde / Umnebelt
« am: M?RZ 28, 2024, 12:51:45 »
Lang schon ist mein Geist verhangen
wie ein Wolkenhimmel, schwer,
die Gedanken sind gefangen
und kein Strahl erreicht mich mehr.
 
Manchmal fühl ich noch die Sonne,
die mit grauen Schwaden kämpft, 
doch das Schimmern lichter Wonne
wird durch Nieseln bald gedämpft.
 
Es verwischt mir die Konturen,
die im Kalk noch eingraviert,
löscht Erinnern, da die Uhren
rosten und die Zeit gefriert.
 
Einmal noch ins Blaue schauen,
ist mein stiller, letzter Traum.
Doch mir schwindet das Vertrauen
mit Verlust von Zeit und Raum…   

7
Ach Natur Vergissmeinnicht / Die kohligen...
« am: M?RZ 28, 2024, 01:34:32 »
Ich liebe sie, die kohligen Chondrite,
die ältesten Gesteine aus dem All,
erwarte mit dem Sprungtuch ihren Fall,
so dass ich ihnen heile Ankunft biete.
 
Ich bette sie dann froh auf weiche Kissen.
Sie waren ja so lange Zeit allein
und sollen mir Geheimnislüfter sein,
mir sagen, was sie sahen, was sie wissen.
 
Sie alle sind aus Sternenschutt entstanden,
erzählen, mancher Bruder habe dann
die Sonne und die Erde irgendwann   
erschaffen und sei drum nicht mehr vorhanden.
 
Dann zeigen sie mir ihres Körpers Spuren,
den Kohlenstoff, das Wasser und sogar
Aminosäuren, Gründer einer Schar,
wer weiß, vielleicht präkambrischer Naturen.
 
Des Lebens Anfang ist für mich noch offen,
doch meine Freunde plaudern manches Mal
im Schlaf darüber wie vom heilgen Gral -
Ich lausche und ich hör nicht auf zu hoffen…

8
Das Blöken der Lämmer / Zweimal Katze
« am: M?RZ 27, 2024, 23:05:56 »
Abends vor dem Haus

Du rufst mich an, ich bleibe stehen,
um später erst ins Haus zu gehen.
Du sprichst besorgt aus großer Ferne.
Ich schau ins Licht der Gaslaterne.           

Auch Nachbars Katze scheint alleine
und streicht mir wohlig um die Beine.
Du klagst so sehnsuchtsvoll. Ich sage,
dass ich dich tief im Herzen trage.

Dann legst du auf, es wird zu teuer.
Ich atme noch dein Liebesfeuer.   
Doch hätt die Katze keine Krallen 
und nur ihr Fell, ich ließ mich fallen…



Seltsam

Ich sitze im Garten und telefoniere.
Es wird langsam dunkel und kühl und ich friere.
Da spüre ich plötzlich ein Fell um die Beine.
Es schnurrt und ich streichle und fühl mich alleine.

Ich kann mich am Handy nur schlecht konzentrieren
und sage bald tschüss und beginn zu goutieren.
Nun strahlen die Augen der flauschigen Katze.
Ich leg mich zu ihr und umschließe die Tatze.   

Und seltsam, ihr Fell wird ganz dünn an den Flanken,
der Schnurrbart fällt ab und zwei Arme umranken
den Nacken mir zärtlich, es schwindet mein Kummer
und irgendwann sink ich in seligen Schlummer.

Am folgenden Morgen erwach ich zerschlagen.
Mir träumte von Mäusen, nun knurrt mir der Magen.
Ich schärf mir die Krallen und spring auf die Tonne.  -
Ein Hexlein mit Handy liegt frech in der Sonne…

9
Im Gras wispert Hoffnung / Im Tierpark
« am: M?RZ 27, 2024, 22:23:30 »
Noch blattleer spiegeln sich die Bäume
im Weiher, doch der Himmel liegt
so blau am Grund, dass er die Träume
der Zweige nach Verwandlung wiegt.
 
Am Ufer Omas, Eltern, Kinder.
Ein schmales Händchen streckt sich bloß
dem Reh hin, aber lässt geschwinder,
als abgemacht, das Futter los.
 
Den Hühnern und Kaninchen munden   
das hingestreute Korn und Gras,
den Ziegen, die sich schwanger runden,
macht ein besonntes Dösen Spaß.   
   
Ein Wildschwein riecht am Kinderwagen
und liest vom Boden Pommes auf,   
und Schaukeln auf dem Spielplatz tragen
weit höher als bisher hinauf…     

10
Wo Enzian und Freiheit ist / Der alte Mann
« am: M?RZ 27, 2024, 21:21:27 »
Der alten Erde nach bin ich gestaltet,
im Innern heiß noch, außen schon erkaltet.
Wie starre Platten spür ich Mienen wandern
auf Magmen der Gefühle, die mäandern.

Es dauert, bis sich äußre Formen ändern,
Ideen wachsen an Gedankenrändern,
die sich im Weg sind und mit Tiefseegräben
und Hochgebirgen das Relief beleben.

Doch immer ist in allem noch Bewegung,
und manchmal quillt wie Lava eine Regung
ans Licht und schließt wie Balsam mein Verbittern,
um hart geworden wieder zu verwittern…   


11
Wo Enzian und Freiheit ist / Am Straßenrand
« am: Januar 01, 2024, 23:40:06 »
Du bist ein Schmetterling an meinem Leben,
das hart befahren durch die Wiesen geht.   
Ich möchte dir, was mir zur Seite steht,
den Duft der Blumen und den Nektar geben.

Bei jedem Zittern meiner harten Decke
und immer, wenn ein Schlagloch mich versehrt,
mag ich dich flattern sehen unbeschwert,
auf dass es meine Kräfte neu erwecke.

Und hältst du dich an Blüten fest beim Trinken,
halt ich den Atem an und bin bei dir.
Kein Überholen, Hupen, Fluchen, Blinken

dringt dann aus Abgasnebeln bis zu mir.
Ich möchte wie die Sonne still versinken
am Horizont, in dem ich mich verlier…

12
Ach Natur Vergissmeinnicht / Der Deich
« am: Dezember 30, 2023, 04:33:02 »
Es regnet schon so viele Tage.
Der Fluss ist voll und übt Gewalten.
Ich wehre mich, doch bald versage
ich wohl daran, ihn aufzuhalten.

Nicht weit von mir hat eine Mauer,   
die unterspült war, aufgegeben.
Ich sah die Flut danach auf grauer
Asphaltbahn eilig vorwärts streben.   

Ein Schrei vom Dach lässt mich gefrieren.   
So ängstlich rief ich viele Jahre
danach, mich endlich zu sanieren.
Doch stets blieb Umsicht Mangelware…       

13
Ach Natur Vergissmeinnicht / Wintersonnenblume
« am: Dezember 12, 2023, 08:43:30 »
Schnee liegt auf der Ackerkrume.
Schwärzlich grüßt das Angesicht
einer toten Sonnenblume,
das ein weißer Schal umflicht.

Eingerahmt in kleine Sterne, 
zeigt, was lange ausgeblüht,
leerer Schoß ist vieler Kerne,
wintersonniges Gemüt…   
 


14
Das Blöken der Lämmer / Jenseits des Graupelns
« am: November 25, 2023, 01:54:02 »
November ist um mich, es graupelschauert,
die nasse, kalte Dunkelheit betrübt.
Wer jetzt, wie ich, nicht lieben darf, verübt
den Selbstmord, selbst wenn niemand um ihn trauert.

Ich lege mich auch prompt aufs Gleis und warte,
dass mich ein Zug von diesem Los befreit,
doch stirbt das Graupeln vorher, und es schneit
und alles weist geweißelt ins Aparte.

Ich bin entzückt und tanze mit den Flocken   
und sehe, wie ein herrenloser Hund,
ein Welpe noch, mit süßen Ringellocken

sich zu mir drängt, wer weiß, aus welchem Grund.
Ich nehme ihn zu mir und reib ihn trocken,
und meine Liebe macht mich jetzt gesund…


15
Das Blöken der Lämmer / Reborn
« am: November 12, 2023, 00:50:11 »
Die Einsamkeit des Alters zu bekämpfen,
bestellte ich mir Babys, sie zu dämpfen,
aus Silikon zwei lebensechte Kleine,
und fühle mich seither nicht mehr alleine.

Emilia und Noah sind die beiden.
Es macht mir Spaß, sie aus- und anzukleiden.
Sie strampelnd nackt im Bade zu erleben
und ihnen meine welke Brust zu geben.

Emilia kann Noah so gut leiden,
und Noah muss sich gar nicht erst entscheiden,
er liebt ihr Rüschenkleid und sie sein Jäckchen,
sie lächeln und sie streicheln ihre Bäckchen.

Ich schaukle ihre Wiege und ich singe,
wobei ich schon wie eine Spieluhr klinge.
Und wenn ich sie im Zwillingswagen fahre,
schenkt mir das Leben plötzlich Jugendjahre. 

Emilia und Noah, wenn ihr nuckelt,
war ich die längste Zeit der Mensch, der buckelt,
ich habe keine Angst mehr vor den Sorgen
und fühle mich zum ersten Mal geborgen…

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