die Lyrik-Wiese

Wiesengeschichten => Erzählungen von Tausend und einem Halm => Thema gestartet von: cyparis am September 21, 2014, 20:05:51

Titel: Blüten und Früchte
Beitrag von: cyparis am September 21, 2014, 20:05:51
Blüte und Frucht
Seit Januar hatte ich gewartet. Darauf, daß endlich Blüten kämen: An die Apfelbäume. Und KIRSCHBLÜTENSCHAUM! Wie hatte ich d a r a u f gewartet! Weißdornblust... sehnlichst herbeigewünscht. Holunder .. wann endlich? Immer noch kein Löwenzahn? Keine Gänseblümchen? Wo blieb der Klee?
Wieder ein Blick aus dem Fenster: Gänsefuß?
Nein, nein. Nichts.
Nur gegenüber der Friedhof. Voller Farbenpracht, mit Kerzen künstlich geschwängert. Jedoch nicht befruchtet. Hainbuche noch belaubt.

Aus dem Fenster spähte ich wieder: DA! Der Apfelbaum blüht, der Uraltgenosse! unverdrossen wie einst. Des Nußbaums hängende Hände duften wie einst! Der Kirschbaum: war er nicht tot? Er lebt wieder und schließt alle Schrecken aus. Mich sah er als Kind.

In meinem Leben eine Sekunde später: Die Kirschen dahin. Holunder geschmolzen in dunkle Flecken. Nüsse: taub, gefallen, dem Boden willkomen. Löwenzahn, Gänseblümchen, Klee und Gänsefuß: Erinnerung.

Aber drei Äpfel blieben mir in der Hand.
Und die Hainbuche ist noch belaubt.