die Lyrik-Wiese

Wiesengeschichten => Erzählungen von Tausend und einem Halm => Thema gestartet von: hans beislschmidt am Juni 13, 2020, 10:29:20

Titel: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: hans beislschmidt am Juni 13, 2020, 10:29:20
Du, ich, wir alle kennen doch diese Männer, die wie Kenner am Regal so fatal mit dem Knöchel gegen die Melonen klopfen und sie nachher ins Tütchen stopfen, so als wüßten sie Bescheid und wären bereit über Süße und Nährwert zu referieren und dabei ständig die Damen anstieren.

Manche Damen erblassen, denn sie könnens kaum fassen, endlich nen richtigen Veggieversteher vor sich zu haben, sich an dem Anblick zu laben, wie er geübt die Gurken ergreift, sanft mit der Hand drüber streift, ob sie gereift und wenn sein Blick über die Damenwelt streift, kommt er so richtig in Fahrt, zuckt mit dem Oberlippenbart, prüft auch ob die Auberginen schön glänzen und prall, lächelt zynisch brutal, sieht zu wie die Damen nervös in den Walnüssen wühlen, denn sie fühlen ...

Das ist der Mann vom Fach !!! - den bräucht man den ganzen Tach und sie staunen, wie er unter leisem Raunen endlich den dicken Maiskolben umschließt und prüft ob sie schön rubbeln beim Gleiten und dabei von weitem die dralle Blonde fixiert, die fast die Beherrschung verliert, als er mit seinem Stift seine Nummer in die gelbe Melone graviert.

Wer kann schon garantieren, ob all die Zucchinis mal im Topf blanchieren oder vielleicht ganz woanders hantieren und zusammen mit Karotten nach getaner Arbeit verrotten? Vielleicht kann er noch nicht mal kochen das Veggieschwein aber die dralle Blonde packt sich noch schnell die gelbe Melone mit ein.



(https://beisl55.blogspot.com/2019/12/buch-pics.html?m=0)
(https://beisl55.blogspot.com/2019/11/)
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Erich Kykal am Juni 13, 2020, 21:13:45
Hi Hans!

Interessante Form: optisch wie Prosa gestaltet, aber durchaus gereimt und hinlänglich metrisch strukturiert. Sozusagen die Umkehr des allgemeinen Konzeptes "moderner" Lyrik.

Ein Experiment, oder wolltest du nur feststellen, ob so überhaupt wer draufkommt, dass es sich doch um Reime handelt?  ;)


Jaja, die heimlichen Jagdgründe im Supermarkt! So manch einer schwört darauf, - gelöscht - zwischen Nudeln und Dosenfraß anzugraben, anstatt ehrlich samstags in die Tanzschuppen zu pilgern!  >:D

Ich bin sicher: Ich hätte meine Nummer dutzendweise in Melonen gravieren können, es hätte nix gebracht ...  ;D ::) - schon rein optisch kein Genussmaterial, mein unheiliger Leib!  :-[

Amüsiert gelesen!

LG, eKy
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Juni 14, 2020, 00:42:04
Hallo Hans,

lustiges Ding! Konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Wirkt durch die fortlaufenden Zeilen lebhaft und schnell, wie ein Rap-Text.

Während des Lockdowns haben sich die jungen Mädchen für den Supermarkt besonders hübsch gemacht, weil es der einzige Ort war, wo man flirten konnte...

***

Hi Erich,

ich muss doch sehr bitten! Hier sind auch Damen anwesend. Die betreffende Stelle habe ich gelöscht. Ich erinnere an die Nutzungsbedingungen:

http://www.dielyrik-wiese.de/lyrik-wiese/index.php?topic=1698.0 (http://www.dielyrik-wiese.de/lyrik-wiese/index.php?topic=1698.0)

Liebe Grüße
Seeräuber-Jenny
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: hans beislschmidt am Juni 14, 2020, 10:07:27
Liebe Wiesenfreunde,

Diese und andere Texte habe ich für Poetry Slam Veranstaltungen getextet und ja, es hat etwas von einem Rap.
Die darin enthaltenen Reime hat Erich natürlich sofort erkannt und auch, dass sie einer gewissen Sprachmelodie folgen. Meistens schnell hintereinander folgend, ähnlich wie bei den Alliterationen und irgendwer hat mal geschrieben, dass es wie ein rollender Boogie klingt. Die Pointe sollte am Ende, wie bei einem Drabble sein .... gelingt natürlich nicht immer aber der Spaß, wenn es mal richtig rund läuft, ist immens.

Die moderne Lyrik erfährt einen Retro-Effekt, seh ich auch so Erich. Slams, Parodien oder auch synonyme Texte sind für mich eine lebendige Abwechslung.

Der Flirt am Gemüseregal ist übrigens physiognomie-unabhängig Erich, denn die Symbolik und die aussagekräftigen Accessoires machen den Ausschlag, Erich ( ich denke da an den massiven Umhänger an der Halskette).

Neugierig bin ich jetzt aber doch geworden, was da an "Verfänglichem" zur Reinerhaltung der Wiese gelöscht wurde, wo wir doch Zensor-geschädigt sind.

Freut mich, dass der Text Spaß gemacht hat ... schönen Sonntag ... Gruß vom Hans
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Erich Kykal am Juni 14, 2020, 10:56:12
Hi Hans!

- gelöscht -


So, war das jetzt soooo grauslich, dass man gleich mit der Forenlametta winken muss? Klar, es ist abwertend und widerlich, eben so typisch testosterongeschwängertes Manngerede unter Männern, wenn es um sexuelle Protzereien geht - genau darum habe ich den Ausdruck ja eingesetzt - als abschreckendes Beispiel, dem Inhalt des Gedichtes folgend und ihn vertiefend.

Ich finde die Reaktion etwas sehr moralinsauer, schließlich sind wir doch alle Erwachsene hier und vermögen uns ein eigenes Urteil zu bilden, wir sind die letzten, die Moral- und Sittenwächter benötigen sollten - es sei denn, es sollte ein Scherz gewesen sein ...

LG, eKy
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: hans beislschmidt am Juni 14, 2020, 11:25:38
- gelöscht - Echt jetzt? Das ist schon Spiegel/Focus Floskel. Tztzt

Jetzt kriegt das Geistlein mit seiner inflationären - gelöscht - aber trouble :-)
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Juni 14, 2020, 12:56:37
Hallo ihr,

"nichts weiter" ist nicht richtig, Erich, das weißt du genau. Du hast den Begriff, der auf Pornoseiten Verbreitung fand, auf unserer Wiese aufgegriffen und obendrein mit gewissen verächtlichen Attributen belegt. Und nun musst du den Dreck noch mal genüsslich ausbreiten. Wird auch gelöscht.

Nichts davon hätte Cyparis geduldet. Wir haben stundenlang darüber diskutiert, dass derlei Schmuddel auf der Wiese nichts zu suchen hat. Sie hatte mich sogar gebeten, für sexistische Begriffe einen Filter einzustellen. Die Lyrik-Wiese ist nach wie vor Cyparis' Forum, und ihrem Ethos wollen wir uns verpflichtet fühlen.

Hier noch mal Cyparis' eigene Worte zum Mitschreiben: http://www.dielyrik-wiese.de/lyrik-wiese/index.php?topic=1698.0 (http://www.dielyrik-wiese.de/lyrik-wiese/index.php?topic=1698.0)

Kannst gern den Spiegel lesen Hans, der arg nachgelassen hat, so dass Fachleute ihm die Bezeichnung "Nachrichtenmagazin" bereits absprechen. In Maskulinistenforen mögen derlei Beiträge angebracht sein, hier nicht.

Was Martin angeht, der weiß bereits Bescheid, dass unangemessene Wörter nicht geduldet werden. Sein Beitrag wurde übrigens der Moderation gemeldet, was zeigt, dass dieser Jargon auch bei den Nutzern durchaus nicht willkommen ist.

Ende der Diskussion. Einen schönen Sonntag noch!

Seeräuber-Jenny
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Erich Kykal am Juni 15, 2020, 05:39:04
Hi Jen!

Der von mir gebrauchte Ausdruck war dem, was ich damit zum Ausdruck bringen wollte, angemessen, nämlich die dummdreiste "Jagd" mancher Männer auf Frauen im Supermarkt, die auch mal etwas reifer sein dürfen, also eben "Mütter, die man gerne hmhm würde", wie es ein hormongesteuerter Dummprolet wie aus Hans' obigem Gedicht ausdrücken würde.

Das und nichts weiter anzuprangern lag mir im Sinn. Dass so ein vergleichsweise harmloser Begriff nicht mal als Negativbeispiel für eine bestimmte sexistische Denkungsart hier angeführt werden darf, halte ich für für einerseits völlig überzogen und inhaltlich betrachtet obendrein für absoluten Blödsinn - und das hätte ich genauso auch Cyparis gesagt, vorausgesetzt, sie wäre - wie offensichtlich du - nicht in der Lage gewesen, eine ernsthafte Beleidigungsabsicht für das weibliche Geschlecht von einem abschreckenden Beispiel zu unterscheiden, das jemand anführen will, um genau dies anzuprangern!

Was ich nicht glaube.


Ernstlich verstimmte Grüße, eKy
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Juni 15, 2020, 16:35:49
Hi Erich,

eine Zote bleibt eine Zote, mit welcher Intention sie auch gedroschen worden sein mag. Nimm es mir nicht übel, wenn ich auf die Nutzungsbedingung poche, die Cyparis am Wichtigsten war. Der von dir benutzte Begriff entstammt der Vulgärsprache und wurde von der Porno-Industrie aufgegriffen und promotet. Überdies mit dem Attribut "sexuell frustriert" belegt, empfinde nicht nur ich ihn als geschmacklos und herabwürdigend.

Gruß Jenny
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Eleonore am Juni 15, 2020, 16:58:22
Hallo zusammen,

Als ich Mitte zwanzig den Führerschein machte,
erklärte mir mein Fahrlehrer immer wieder gerne ,
wie unglaublich gut es sich anfühlt,
wenn das Steuerrad durch die Hand gleitet usw. usf.

Ich fühlte mich total beschissen in seinen Fahrstunden ... -
es war ein dichtes ekliges Gefühl da
und ich machte keine richtigen Fortschritte mit der Fahrerei.

Ein Mann, der politisch links war,
konnte kein Schwein sein - so schönte ich mir das .

Nach der Fahrprüfung erzählte mir eine, die auch abgeschlossen hatte,
dass ihr dieser Fahrdepp nach einer Stunde mal x hunderte von DM angeboten hatte,
für den Quickie auf der Rückbank.

An das musste ich denken,
als ich die Geschichte gelesen habe.

Meine Erfahrung impliziert aber, außer der notgeilen erotischen Komponente noch etwas anderes -
denn dass dieser Fahrlehrer die Stunden und seine Machtposition schamlos dazu benutzt hat,
sich an den Frauen aufzugeilen.
ist schlichtweg eine Sauerei.

Heutzutage würde ich ihn melden,
so dass ihm seine Umsätze verloren gehen.

Ich weiß nicht, wie so eine Erzählung bei Euch, Männern, ankommt.
Frauen können hunderte solcher Geschichten erzählen ....
weil diese unseren Alltag bestimmten.

Eine Frau, die Karate kann , ihren Instinkten traut und nicht scheu ist,
wird dem Ars.... sicher gute Retourkutschen geben können auf seine zweideutigen Lenkradlobhudeleien -
die meisten werdens wohl eher nicht.

Deswegen bin ich sehr froh,
dass die jungen Frauen heutzutage anders drauf sind -
sie sind es Dank der Frauenbewegung und sie sind es Dank der älteren Frauen,
die seit Jahrzehnten daran arbeiten,
dass Frauen nicht mehr als Sexobjekte angesehen werden
und im Alltag entwürdigt und gedemütigt werden.

In Bayern wird gerade das sogenannte "Donaulied" verboten auf öffentlichen Festen -
es ist ein Sauflied,
in dem eine Vergewaltigung bagatellisiert wird
und das in angesoffenem oder volltrunkenem Zustand
von Männerhorden gesungen wird -
im Bierzelt ebenso wie von Gymnasiasten auf Klassenausflügen.

Manche Menschen verteidigen das als "Bayerisches Kulturgut" .... Kommentar überflüssig

In meiner Jugend wäre kein Lehrer , keine Lehrerin darauf gekommen,
das zu verbieten -
wir Mädchen sind in Scham versunken.

lG Eleonore



Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Martin Römer am Juni 15, 2020, 17:57:22
Je nun, die männliche Stellungnahme -

Eine Frau, die nicht scheu ist und ihren Instinkten traut......

du magst sehen, dass mein Begehren doch weit in diese Richtung geht.
Wie dumm, dass ich im Chaos lebe und so noch wenig Glorreiches in diesem Sinne eingestellt habe.

Zumindest ist der Einheitsbrei für mich völlig uninteressant.
Drum sei ganz unbesorgt:
die Kampfbegriffe reden vom - Kampf auf Augenhöhe oder von der Sehnsucht auf einem gewissen Schlachtfeld,
was bei dieser Tapferkeit zugunsten der Wahrheit angemessen ist.

Einen wüsten Begriff kann keiner ernst nehmen.
So muss man sagen, dass das vorgestellte weibliche Subjekt schließlich unberührter erscheint,
als wenn es mit vielen die Sympathie suchenden Begriffen überzogen wird.
Soweit ich den Vorwurf der Frauenanimosität überhaupt ernst nehmen kann.

Ich kann mir schlecht vorstellen, dass sich das Erzählte heute noch so direkt und plump abspielt.
Hinter verschlossenen Türen und in diversen Pyramiden natürlich.
Aber wohl eher nicht mehr Mauerblümchen in der Fahrstunde.

Es überrascht mich, dass in Bezug auf das feiernde Getier auf einmal die langbegrabene Moral zum Vorschein kommt.
Lang jedenfalls hat man den Unfug kaum zur Kenntnis genommen, was hin und wieder auch ein gangbarer Weg ist.

Angenehme Grüße
M.
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Sufnus am Juni 15, 2020, 18:04:40
Hallo Elo,
es ist schwierig, als Angehöriger des Tätergeschlechts etwas zu Deinem Erlebnis zu schreiben oder zu der Tatsache, dass erwachsene Täter und Opfer sexualisierter Gewalt - in diesem gesamten Spektrum von der verbalen Grenzüberschreitung bis zur physischen Zerstörung - sich fast zu 100 % entlang der Geschlechtergrenze gegenüberstehen. Wie es sich anfühlt, in einer Situation der Unterlegenheit drangsaliert zu werden, sollte auch für Männer nachvollziehbar sein, selbst wenn sie die Erfahrung sexueller Grenzverletzungen nicht am eigenen Leibe erlebt haben. Ich hoffe, diese Situation verfolgt Dich nicht allzusehr!
Viele liebe Grüße!
S.
P.S.:
Du wirst womöglich Martins Antwort nicht gut einordnen können... hier im Forum wirst Du viele Diskussionen von Erich und Martin finden, in denen es darum ging, seine Beiträge seien schwer verständlich. Ich würde hier für Martins ganz spezifische subjektive Sicht auf die Welt werben wollen. Du wirst seine Erfahrungswelt nicht ohne weiteres auf Deine Übertragen können.
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Juni 15, 2020, 18:47:21
Hallo Eleonore,

das "Donaulied" soll verboten werden? Wurde aber auch Zeit! So mancher, der dieses brutale Lied sang, fühlte sich zu entsprechenden Taten animiert. Aus Worten werden Taten, oft auch Gewalttaten, wie die Geschichte lehrt. Und weil das so ist, sollten gerade wir wortgewaltigen Dichter auf unsere Sprache achten und der Verachtung entgegen wirken, die Frauen und anderen gesellschaftlichen Gruppen entgegen schlägt, statt die Sprache der Rohheit auszuliefern.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

***

Hallo Martin,

das Erzählte spielte und spielt sich durchaus so plump ab. Es ließen sich unendlich viele "Erlebnisse" dieser Art schildern. Nicht ohne Grund hat die #metoo-Debatte diese Ausmaße angenommen.

Mindestens eine wahre Geschichte kann ich dir auch erzählen. Ist noch gar nicht so lang her.

Röslein rot und blau

Ein wilder Knab die Rosi traf,
entriss sie dem Dornröschenschlaf,
brach sie und warf sie fort danach.
Der Traum ist aus. Sie ist hellwach.

Nachdem das Unglück ihr geschah,
liegt sie noch lange reglos da.
Still weint sie alle Kissen nass,
fühlt Schmerz und Scham im Übermaß.

Steht schließlich auf aus ihrem Bett,
spuckt Gift und Galle ins Klosett,
wischt sich das Sperma von der Brust,
die blau ist von des Knaben Lust.

Mit einem ehernen Gesicht
tritt sie hinaus ins Sonnenlicht,
und eine Rose schmückt ihr Haar
vom Strauß, der einst ihr Brautstrauß war.


Klar, chauvinistisches Denken muss nicht zwangsläufig in physischer Gewalt gipfeln. Doch können auch gewaltsame Worte sehr verletzen, können auch grobe Scherze die weibliche Würde untergraben.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: hans beislschmidt am Juni 16, 2020, 10:23:53
Zwischenruf
Donaulied und andere Kuriositäten ....
Das Gstanzerl Singen gibt's seit dem Mittelalter und ist in Text und Aussage recht sexistisch, hat sich aber hartnäckig am Leben erhalten, wie Struwelpeter, der kleine Muck und vom Winde verweht. Die feministischen Eiferer hecheln der Zensur hinterher, begünstigen andererseits Burka, Steinigung, Versklavung von Millionen aus falsch verstandener Toleranzhoheit. Tztztz
.
So, nach what aboutism zum Donaulied....

Textanalyse .... 1
Zitat
Ein schlafendes Mädchen am Ufer ich fand
Ihr schneeweißer Busen war halb nur bedeckt ....
Was will uns das sagen? Ein Mädchen mit zweifelhafter Moralität liegt halbnackt am Fluss... zudem hat sie die Beine einladend von sich gestreckt... nicht dass ich der Dame das Sonnenbad nicht gönnen würde aber was hat sie da in unzüchtiger Aufmachung zu suchen und mit ihrem Striptease in aller Öffentlichkeit Avancen zu hamstern?
 Ist das Anstand und Ehre oder berechnendes Kalkül?
Mein ja nur.... Gruß vom Hans
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Sufnus am Juni 16, 2020, 10:43:21
@Hans
Nichts gegen eine gewisse anti-PC-Haltung, aber du solltest an Deinem ästhetischen Geschmack arbeiten... anstatt mit diesem männerfeuchten Traum aus der untersten Schublade Deine und unsere Lebenszeit zu vergeuden, besorg Dir lieber mal etwas aus dem literarischen Giftschrank... auch der gute Käfersammler aus dem Ländle ist da wirklich nur treudoofdeutsches Einsteigerseminar... bei Bedarf bin ich gerne mit Literaturempfehlungen behilflich... aber das Donaulied... ehrlich?!
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: hans beislschmidt am Juni 16, 2020, 12:08:26
Hä? Lies doch mal weiter oben Suf. 
In der Presse reichlich breitgetreten, kam die Neuauflage von einem Schlagersänger auf den Senderindex. Ich antworte auf entsprechenden Kommentar. Gibt's dazu einen ästhetischen Komm? Wo bleibt dein Jüngerkommentar? Und nein, der Hans ist ganz und gar nicht treudoof. Verstimmte Grüße
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Eleonore am Juni 16, 2020, 12:18:17
Uiiuiiiuiii - die guten bayerischen Traditionen.
Ich liebe Gstanzl und sie gehören fraglos zu Bayern dazu wie das Bier und das Edelweiß
Und Traditionen können ja auch geändert werden - in diesem Falle müssen sie es gar.

"Tradition heißt die Flamme weitergeben .... " - sind das in diesem Fall die Gstanzl oder die übergriffige männliche Sexualität ?

Weißt Hans,
als ich das Lied erstmals gehört habe,
da war ich zwölf, dreizehn.
Ich habe mich gscheid geschämt für das, was die gröhlenden männlichen Pubertiere da von sich gaben.
Gar nicht richtig kapiert, um was es geht ...
nur, dass das so nicht geht.

Ich bin so froh,
dass eifrige Emanzen sich kümmern
darum, dass ich zB. wählen darf.
Darum, dass kein Ehemann mir meine Arbeitsstelle mehr kündigen darf (war bis ca. anno 70 im letzten Jahrtausend möglich).
Dass geschlagene Frauen Häuser haben, wo sie hinkönnen (Darum haben sich die Frauen in der Zeit der Studentenbewegung gekümmert - den Männern war das schnurzpiep)

Deine Argumentation da oben grade
die geht in die gleiche Richtung, wie eine männerdominierte Gesellschaft sie seit Jahrhunderten geht,
nämlich, dass eine, die einen tiefen Ausschnitt hat, eine die mal eine Einladung zum Bier angenommen hat, eine die so blöd ist nachts durch einen Park zu gehen usw. usf.
dass die selber Schuld ist, wenn sie vergewaltigt wird.

Ich arbeite bei Kindern
und wenn Du - wie ich - mitbekommen hättest,
wie kleine sechsjährige und siebenjährige Jungs ein zehnjähriges Mädchen festhalten  und grob befummeln.
Diese sich mit niemanden zu reden traut und nur extremste Verhaltensveränderungen zeigt,
die sich keineR erklären konnte
und sowas von erleichtert war,
als dieser ganze Vorfall aufgedeckt werden konnte,
würdest Du vllt. anders denken.

Ich bin es leid,
als bald sechzigjährige Frau immer noch mit beobachten zu müssen,
wie Mädchen und Frauen in ihrer Lebensäußerung, in ihrem Selbstbewusstsein und in ihrer Körperlichkeit
bedrängt und beschnitten werden.
Mir reicht es einfach.

Und daher finde ich jede - noch so kleine Aktion -
die impliziert,
dass Mädchen und Frauen irgendwann einmal nachts genauso frei durch die Welt gehen können,
wie Du als Mann (zumindest was die Vergewaltigung angeht)
wundervoll!

Zu den andren Beiträgen schreibe ich später.

Herzliche Grüße

Eleonore

Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Sufnus am Juni 16, 2020, 12:23:27
Hä? Lies doch mal weiter oben Suf. 
In der Presse reichlich breitgetreten, kam die Neuauflage von einem Schlagersänger auf den Senderindex. Ich antworte auf entsprechenden Kommentar. Gibt's dazu einen ästhetischen Komm? Wo bleibt dein Jüngerkommentar? Und nein, der Hans ist ganz und gar nicht treudoof. Verstimmte Grüße

Ich hab geschrieben, dass der Käfersammler treudoof ist, nicht du... ;)
Ergo: Treudoof bist Du nicht... Du hast nur einen sauschlechten Geschmack, wenn Du Lebenszeit auf die Rechtfertigung des kreuzbescheuerten Donaulieds verschwendest...  ;D
Je eher dieser total blödsinnige Donauschmarrn eingestampft ist, desto besser. Und die prasseldummen Bierzeltgaudis am besten gleich mit... die hinterletzte Volksverblödung... als Faustregel würd ich empfehlen, alle Großveranstaltungen (mehr als 50 Teilnehmer) mit mehr als 70% Y-Trägern (Mädels, die von ihrem hirnamputierten Gespons als Adnex mitgeschleppt wurden, werden rausgerechnet) ersatzlos zu streichen und die Welt ist eine bessere.
Launige Grüße
Dein Sufispatz
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Erich Kykal am Juni 16, 2020, 13:14:23
Hi!

Ich kannte dieses Donaulied nicht und hab es mir mal durchgelesen. Echt jetzt?  ;D Wegen sowas bäumt ihr euch schon auf und raschelt ausgiebig mit der Betroffenheitslametta? Habt ihr keine anderen Probleme? Das ist doch Pubertätsniveau, dieses Liedchen! Und wirklich ernst kann ich diesen sicherlich auch nicht wirklich ernst gemeinten Text ebenfalls nicht nehmen, schon gar nicht als Blaupause für brutale männliche Opression!

Und zum Thema Volksverblödung, lieber Suf:

Solche bierseligen Festivitäten sind nicht der Versuch einer intellektuellen Obrigkeit, das Volk zu verblöden, sondern Ausdruck der ureigensten Volksseele selbst. Ergo: Mindestens 70& des (männlichen) Volkes SIND sexistisch, bildungsfern und scheißen auf jede höhere Gehirntätigkeit, zuimndest wochenends. Oder warum denkst du sind Foren wie unseres für Sprachkunst so karg besucht?

Ich selbst kenne dies nur zur Genüge. In meinen 15 Jahren als Rocker war ich praktisch jedes Wochenende über den Sommer in irgendeinem Bierzelt in der Pampa, um mich aus der Welt zu saufen. Hat nicht geklappt. Ich kenne den Männlichkeitswahn, die dämlichen Gockelrituale - und die Sorte Mädels, die auf sowas steht. Ausleben von Urinstinkten. Und weißt du was? Ich habe unter ihnen genauso viel Warmherzigkeit, Güte und Vernunft gefunden wie unter sog. gebildeten Schichten - alles menschlich eben.
Hüten wir uns davor, uns für besser zu befinden, nur weil wir zerebral überlegen sind oder uns dafür halten!

Natürlich gibt es die Dummheit, und es wird sie immer geben. Natürlich kann mancher mit dem, was einen anderen glücklich macht, nichts anfangen. Aber ein Mädel, das sich willig und hingebungsvoll einem dominanten Hormonprotz unterwirft, ist nicht weniger wert als eine Amazone, die eisern für die Rechte der Frau kämpft.
Und erst, wenn die Frauen SELBST dies verstanden haben, werden sie die Angelegenheit entspannter betrachten können!
Es gibt eben zurecht für jeden Topf einen Deckel ...

Und damit will ich jetzt nicht einer Unterwerfung des Weibes das Wort reden - im Gegenteil. Ich denke nur, dass ein jeder das Recht hat, sein Leben selbst zu gestalten. Unabhängig - oder in Hingabe. Das Recht auf aufrechten Gang haben ALLE, egal was andere von ihrem Lebenswandel zu denken lustig sind.
Wäre dieser Satz verinnerlicht, es gäbe gar keine Diskussion über Sexismus.

LG, eKy
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Juni 16, 2020, 15:21:31
Hallo,

Hans, Freund Google weiß nicht alles. Er kennt nicht alle Abwandlungen des Donauliedes.

Da wir scheints mitten in der #metoo-Debatte sind, wird die Seeräuber-Jenny jetzt mal aus dem Nähkästchen plaudern. Ich wurde im zarten Alter von 14 Jahren Opfer sexuellen Missbrauchs. Täter waren ein paar Nachbarsburschen, deren Antreiber, der hässliche Wieland, seine Hasenscharte durch eine große Klappe wettzumachen suchte. Ich habe damals aus Scham geschwiegen. Vielleicht besser so. Mein Vater hätte diese Kerle totgeschlagen.

Und nun ratet mal, was das Lieblingslied des hässlichen Wieland war, das er jedem, der es hören oder nicht hören wollte, entgegen schmetterte? Richtig, das Donaulied. Deshalb schrieb ich an anderer Stelle: Aus Worten werden Taten.

Hier der abgewandelte Text. Ich kann ihn noch auswendig.

Einst ging ich am Strande der Donau entlang.
Ein schlafendes Mädchen am Ufer ich fand.

Der schneeweiße Busen war halb nur bedeckt.
Sie hatte die Beine weit von sich gestreckt.

Ich beugte mich über die Schlafende her.
Sie hörte das Rauschen der Donau nicht mehr.

Jetzt bist du mein Weib, ja, und ich bin dein Mann.
Jetzt lässt du, verstehst du, kein‘ andern mehr ran.

Und lässt du, verstehst du, ein‘ anderen ran,
dann kriegst du, verstehst du, ein Vorhängschloss an.


Wenn du das immer noch harmlos oder gar lustig findest, Hans, dann ist dir leider nicht zu helfen.

Dem braven Erich sind solche Niedrigkeiten fremd. Ich denke, Erich, du kannst dir nicht recht vorstellen, wozu Männer fähig sind, die nicht so ehrenwert sind wie du.

Und nein, ich wehre mich gegen das Gerede, dass die Frauen es doch so wollen bzw. selbst schuld sind.

Gruß
Seeräuber-Jenny
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: hans beislschmidt am Juni 16, 2020, 15:25:20
Hey Sufispatz und alle
(Jennys Post hat sich leider überschnitten)

Also jetzt mal Tacheles, bevor wieder alles durcheinander kommt.

Klar ist ... das Donaulied ist Scheiße und sexistisch.
Wenn Eleonore und Petra keinen Hinweis gegeben hätten, wäre ich nicht auf das Thema eingestiegen. Da sich dennoch die Gemüter an einem depperten Sauflied erhitzen, ist es doch opportun an das Thema heran zu gehen.

+++

* Also, da steht erst mal die (Mit)Schuldfrage im Raum und der Hinweis, dass Frauen früher (wann?) keine Angst vor solchen Attacken haben mussten.
* Dann die häufig richterlich gebrauchte Plattheit, in wie weit die Frau durch äußere Aufmachung eine Mitschuld trägt.

Beides ist natürlich Unsinn, weil es lediglich die derzeit geltenden Moralbegriffe spiegeln und die scheinen sich in den letzten 100 Jahren nicht groß verändert zu haben.

+++++

..... weshalb die Zensur von Micky Krauses Adaption auch ihre Berechtigung hat, denn es kann nicht sein, dass eine solche Straftat noch in der Hitparade Punkte sammelt.
Dennoch ..... In meinem letzten Post habe ich vom Text (es gibt ja etliche davon) zwei Zeilen rausgenommen und. Ich finde es nicht gut und übergriffig sich in der Öffentlichkeit halb nackt zu präsentieren, wer das möchte, kann an den FKK Strand gehen. Und bei allem Verständnis für Freizügigkeit, ist es die Umwelt vergewaltigt und damit auch unter Strafe gestellt. Es setzen sich also beide Parteien ins Unrecht.

*****

Eine andere Textstelle erscheint mir auch zweideutig.
Zitat
Ich machte mich über die Schlafende her
Sie hörte das Rauschen der Donau nicht mehr
Frage.... wenn sie das Rauschen nicht mehr hört, hat sie es doch vorher gehört und gar nicht geschlafen. Oder seh ich das falsch?

.. noch ein Wort zu den Gstanzerln. Am Hallstädter See werden sogar Meisterschaften abgehalten. Die Umstehenden "poaschen" dazu - Kanonartiges Händeklatschen, wie man es auch in Spanien kennt. Die Texte sind arg sexistisch.
Zitat
Textbeispiel
Es Dirndl vun Obertraun......
losst Buam olles anschaun
Dudl F.... Oarsch un Bauch
Dös is a Sau...
Na gut, die Steirer waren schon immer etwas eigen.

++++++

Schuld an allem ist aber Jenny, (hehe) die diesen Stein mit Ekys Wort erst ins Rollen gebracht hat. Und ja ... es ist pubertär aber wie Rambo schon sagte ... "die haben ja angefangen".   Gruß vom Hans
.
PS Danke für den Text Jenny, so kenn ich ihn auch (Es gibt aber viele) ... Soll ich dem Wieland die Schnauze polieren?
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Erich Kykal am Juni 16, 2020, 15:48:50
Hi!

Ich gebe zu, Jens Version, vor allem im Zusammenhang mit dem, was ihr einst widerfahren ist, ist eindeutig verdammenswert. Da fällt einem schon schwer, ein Augenzwinkern hineinzudeuten, und man sollte es besser lassen. Es gibt eben solche und solche ...

Aber, liebe Jen, dass du ausgerechnet mich für "ehrenwert" hältst, hat mich, der ich mich doch kenne, sehr verblüfft. Ich weiß, wie der Dämon in mir wütet, und dass ich nicht immer erfolgreich darin war, ihn in mir zu behalten, und dass andere darunter zu leiden hatten - und ein Teil von mir hat es sogar genossen, auch mal der zu sein, der austeilt und benutzt.

Und damit meine ich nicht die Auseinandersetzungen mit den Mimöschen hier in den Foren, der jedem, der selbstbewusst auftritt, gleich seelische Grausamkeit unterstellen und Depression schieben über die gar schröckliche Ungerechtigkeit, die ihnen angedeiht, anstatt sich selbst mal neu zu erfinden, um kein Opfer mehr sein zu müssen.

Nein, ich habe wirklich unterdrückt, manipuliert und ausgenutzt, als ich jung und egomanisch war - ich meine, NOCH egomanischer als heute ...
Es war meine Rache an der Welt für jahrelanges Opferdasein, als gemobbter Nerd, sozusagen ein Ausschlag in die Gegenrichtung. Ich habe meinen Intellekt als Waffe verwendet, und es war mir egal, wer blutete unter meinen Hieben. Ich war damals überzeugt, die Welt hätte mich so gemacht und so verdient. Wie alle waren mal dümmer ...
Ich war ein zynischer Agitator, der sich holte, was er wollte, mit allem außer körperlicher Gewalt.
Ich hatte viel zu lernen, und ich hatte das Glück, Gelegenheit dazu zu haben. Es hat gedauert, bis ich (wieder) lernte, andere wahrzunehmen, als ebenso verletzliche Wesen wie ich war. Dass nicht alle genau solche A-löcher waren, wie alle denken mussten, dass ich selbst wäre.

Nein, "ehrenwert" war ich nicht, bin ich nicht, und will ich nie sein. Zu viele sprichwörtliche Leichen im Keller, zu viel Schuld für Selbstzufriedenheit ...

Wir alle sind Opfer, und wir alle sind Täter. Vergebung ist alles, was uns bleibt, und Verständnis.

LG, eKy
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Sufnus am Juni 16, 2020, 16:32:48
Es muss eine widerliche Erfahrung gewesen sein, liebe Jen und ich finde es bewundernswert, dass Du sie mit uns teilst. Danke dafür. Diese Untaten aus dem Verschweigen ans Licht zu zerren, ist eine Voraussetzung, damit sich ernsthafter Widerstand formieren kann.
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Juni 16, 2020, 16:36:15
Hallo Hans,

Zitat
Schuld an allem ist aber Jenny, (hehe) die diesen Stein mit Ekys Wort erst ins Rollen gebracht hat.

Na klar, wer denn sonst! Schuld ist bekanntlich immer die Frau. Trotzdem irrst du dich. Nicht ich habe das Donaulied ins Spiel gebracht, sondern Eleonore.

Ich bin Eleonore dankbar, dass sie diesen Stein ins Rollen gebracht hat. Erst dadurch bin ich überhaupt auf die aktuelle Debatte aufmerksam geworden. Und ich bin froh, dass nun auch hier über dieses „Kulturgut“ gesprochen wird. So können wir uns austauschen, jeder kann sich seine Meinung bilden und vielleicht mithelfen, tradierte und überkommene Denkweisen endlich über Bord zu werfen.

Auch persönlich bin ich Eleonore sehr dankbar. Denn könnt ihr euch vorstellen, dass ich über dieses Ereignis zum ersten Mal aus dem Nähkästchen plauderte, 50 Jahre später? Tja, so fest sind Schuldgefühl und Scham in den Herzen missbrauchter Frauen verankert.

Es ist ein deppertes Sauflied, da sind wir uns einig, von dem es gleichwohl künstlerische Abwandlungen gibt. Ein deppertes Sauflied, nichts weiter? Wie gesagt und beschrieben, aus Worten können Taten werden. Und ich behaupte, dass dieses Lied, in einer Kneipe oder einem Bierzelt gegröhlt, geradezu zum Tun ermuntern kann. Jedenfalls in der Version, die mir geläufig ist.

Der Text ist in Zweizeilern im Paarreim gehalten. Kurz und bündig und mit einfachen Worten (der „schneeweiße Busen“ ist bereits das poetische Highlight) wird der Zuhörer in das Geschehen einbezogen, das als vergnügliches Ereignis geschildert wird.

Nach jeder Zeile folgt ein beschwingtes „Oho, oho, na-na-na“ oder so.

Die Melodie im Viervierteltakt, der mit schnellen Achtelnoten nach vorne drängt, suggeriert: „Marsch marsch, mein Freund, hol dir, dir das Glück, das dir zusteht!“ - ohne Rücksicht auf Verluste.

Das „Rauschen der Donau“ ist ein logischer Fehler. Bewusst konnte die Schlafende es nicht gehört haben. Vielleicht beabsichtigt, um sich als Unschuldslamm darzustellen, denn es kann ja keine Vergewaltigung gewesen sein.

Zitat
Danke für den Text Jenny, so kenn ich ihn auch (Es gibt aber viele) ... Soll ich dem Wieland die Schnauze polieren?

Nicht mehr nötig, lieber Hans. Den bösen Buben hat schon längst der Teufel geholt.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Martin Römer am Juni 16, 2020, 16:54:19
Viele Ansichten, viele Verzweigungen.

Wie an so einer Stelle üblich, möchte ich doch dafür plädieren, Fall für Fall gesondert zu betrachten
und sich auch bei dem Hintergrund von grässlichen persönlichen Erfahrungen nicht in schädlichem Dogmatismus zu ergehen.
Es wurde jetzt mehrmals kundgegeben, dass - ob niederes oder höheres Milieu - die Selbstbestimmung das Maß der Dinge ist.

Hat schon längst der Teufel geholt.....

Hach!
Dabei habe ich ja gerade von der geschmähten Frau eine gewisse Direktive erhalten! ;)
Also sei mir nicht allzu gram.


Nonchalante Grüße
M.
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Juni 16, 2020, 17:03:59
Hallo Sufnus,

dein Mitgefühl weiß ich sehr zu schätzen!

Ja, schon komisch, dass ich manchmal an diese alte Geschichte denke, aber bisher nicht drüber gesprochen oder geschrieben habe. Bin doch sonst nicht auf den Mund gefallen.

Jedes Ding hat zwei Seiten. Wäre, wäre das nicht geschehen, hätte, hätte ich nicht meine Konsequenzen gezogen und wäre wohl nicht beizeiten fortgegangen. Ich habe es nicht bereut. So stand ich schon frühzeitig auf eigenen Beinen, und statt im öden Kaff zu versauern habe ich mein Glück im schönen Berlin gefunden, wo alles immer wieder neu und aufregend ist.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Titel: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Eleonore am Juni 16, 2020, 19:31:16
Hi zusammen,

es freut mich, dass wir über ein Thema, wo sich die Gemüter so schnell erhitzen,
jetzt so ruhig und offen sprechen können. Es berührt mich. Heut früh ist mir der Zorn kurz hochgekocht und ich habe gemerkt, dass ich in ganz alten Verhaltensketten gefangen war und innerlich am mich ebenfalls wieder verabschieden.

Hans, ich glaube schon ,dass sich ganz ganz langsam am Moralbegriff etwas ändert. Das dauert und steter Tropfen höhlt den Stein.
Wer solls denn ändern, wenn nicht wir alle zusammen?
Die jungen Männer - Jenny Du hast es angesprochen - sind tw. nicht mehr so krass sexistisch, wie viele alte - . Als ich kürzlich mehrere junge Männer mit Babys im Beutel auf der Brust sah, ging mir das Herz auf. Da hat sich doch entschieden was getan in den letzten Jahrzehnten.

Jenny, es tut mir leid, dass Du männliche Gewalt so extrem erfahren hast. Danke, dass Du so offen mit uns darüber sprichst.
Und, wie Du schreibst, es hat einen eigenen Weg eröffnet... . :)

Frauen verschließen das in sich, oft.
Das 10-jährige Mädchen, von dem ich oben erzähle, war ein unglaublich sanftes Wesen. Liebevoll, ruhig, verträumt.
Sie hat sich innerhalb kürzester Zeit in einen kratzbürstigen zornigen Drachen gewandelt. Wurde von den KollegenInnen als eben vorpubertär abgetan. Ich fragte sie im Schulhof, was eigentlich mit ihr los sei. Und da stellte sich dann heraus, dass jüngere Jungs sie, die einfach schon ein wenig weiblich wurde, abgetatscht hatten. Mehrmals. Zwei hatten sie festgehalten. Und einer gegrabscht.
Sie hatte es in sich verschlossen und mit Aggression reagiert.
Als sie es mir erzählte, kamen auch andere Mädchen und erzählten von den entwürdigenden Erfahrungen, die sie gemacht haben.
Ich wurde sehr sehr zornig und redete erst mit den Jungs und dann mit deren Eltern.

Diese Jungs sind ja auch keine Täter - sie kriegen das halt vorgelebt von "coolen" sexistischen Freunden, von ihren Vätern, in Drecksfilmen, die sich die Kids im Internet auf den handys ziehen.

Darüber muss gesprochen werden, damit es sich ändert . Für die Mädchen, die Frauen und auch für die Jungs.

Als mein Sohn in die Pubertät kam, war ich manchmal sehr verblüfft, was er mit seinen Freunden für "männliche" Zoten austauschte. Wenn ich nachhakte  und die Begriffe, die sie so männlich - cool am Küchentisch herumwarfen, auf Tiefe abklopfte, stellte sich heraus, dass sie keine Ahnung von nichts hatten.  Es gehört einfach zum Mannwerden dazu anscheinend, klug, aufgebläht und gockelig daherzureden. Wie viel, wie oft, ... -- und anscheinend gehört auch die Mädchenabwertung dazu ... . Dann ist einer gleich automatisch größer.

Das sind Mechanismen, die gebrochen werden müssen.

Mit der Zuschreibung , dass alle Männer potentielle Täter sind, kommen wir nicht weiter.

***

Eky ich hänge mich nicht nur am Donaulied auf - ich bemerke oft und viel menschliche Ungerechtigkeiten und wo ich es für angemessen halte und die Kraft dazu habe, mache ich das offen. Das gebietet die Menschlichkeit und auch der Glaube an ein Ideal.
(Als ich mal aus dem Bus ausgestiegen bin und - im Winter - ausgerutscht und am Gehsteig lag, arg geprellt, hat mir kein einziger Mensch geholfen von den Passanten, die vorbeigingen.
Ich war absolut schockiert , nicht weil ich mir sehr weh getan hatte, sondern über die Eiseskälte der Menschen. In so einer Welt will ich nicht leben)

***

Sufnus Danke für Dein Mitgefühl ; den depperten Fahrlehrer habe ich schon längst verkraftet.
Hilfreich wäre da einfach eine Frauensperson gewesen, mit der ich mir darüber klar geworden wäre, dass ich mich sauunwohl bei diesem Menschen fühle und woanders hingehen sollte. Andere Mädchen saugen Selbstbewusstsein mit der Muttermilch auf . Das gab es bei uns leider nicht als Grundnahrungsmittel ....

***
Jenny ich danke Dir meinerseits, denn es freut mich sehr, dass ich einen Stein ins Rollen bringen konnte :)

***

Erich, es rührt mich sehr, was Du über die Härte in Deinen jungen Jahren schreibst. Danke fürs Teilen.

Das kenne ich auch  - bitterböse Zynismen und Abwertungen gg.über Männern. Insbesondere einem Mann hätte ich da Abbitte zu tun.
Es ist sicher so, dass wir alle Täter und Opfer sind.

@ willig und hingebungsvoll einem dominanten Hormonprotz unterwerfen  (Eky)
Ich bin mir da nicht so sicher. Ich habe mal Kontakt zu mehreren Frauen gehabt, die als Kinder sexuell mißbraucht worden sind. Eine der Frauen wurde von ihrem Vater vergewaltigt und später dann an sämtliche seiner Freunde weiter zur Nutzung gegeben. Diese Frau lernte ich kennen, da war sie vllt. 23. Sie kannte nichts anderes. Es war für sie normal so... - benutzt, beschmutzt zu werden. Sie hatte keine eigenen Grenzen ... war Verfügungsmasse gewesen.

Ich leitete mal Abschlußtage für Sonderberufsschülerinnen. Eine der Mädchen wandte sich an mich bzw. die Gruppe erzählte es mir. Dass dieses Mädchen jedes Wochenende , wenn sie heimfuhr, von ihrem Vater vergewaltigt wurde.
Ich hatte keinerlei Grund an dieser Erzählung zu zweifeln und auch mein Bauchgefühl sagte mir, dass das stimmt.
Als ich die Erzieherinnen des Mädchens darauf ansprach, erklärten sie, dass diese lüge. Es war eine katholische erzbigotte Einrichtung .... . Das Mädchen hatte sich in ihrer Not an die Erzieherinnen gewendet und diese hatten ihr ihre Wahrheit genommen.
Die Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen, an die ich mich wandte, sagte, man könne dem Mädchen nicht gg. seinen Willen helfen. Sie müsse einverstanden sein mit einer Anzeige bei der Polizei u.ä. .

***
zu Sufnus:
Du schreibst weiter oben : "Als Angehöriger des Tätergeschlechts"....

Dazu schreibe ich später noch. Ich muss jetzt Feierabend machen.

Auch zu Deinem Eingangsbeitrag, Martin, schreibe ich noch.

liebe Grüße

Eleonore







Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Juni 16, 2020, 20:09:59
Hallo Martin Römer,

so viele unterschiedliche Ansichten sind es nicht, die hier geäußert werden. Über die Beurteilung dieses Volksliedes sind sich sogar alle einig.

Natürlich muss man Fall zu Fall gesondert betrachten, aber die Summe aller Fälle, deren Ausmaß in der #metoo-Debatte sichtbar wurde, zeichnet ein düsteres Bild. Nämlich dass es auf dieser Welt kaum eine Frau geben dürfte, die noch nie Opfer sexueller Belästigung wurde, und sei es „nur“ verbal.

Dieser Aufschrei der gedemütigten Frauen richtet sich gegen den Dogmatismus, nämlich das Dogma, das dass Frauen nichts wert sind und allenfalls eine Gefahr darstellen. In unserer westlichen Welt hat die katholische Kirche fleißig am patriarchalen Weltbild gestrickt, und was Jahrtausende lang so war, das ändert sich nicht von einem Tag auf den anderen.

Aber gut, wir haben schon viel erreicht. Heute darf der Mann seiner Ehefrau nicht mehr verbieten arbeiten zu gehen, die Frau steht im Beruf „ihren Mann“, Vergewaltigung in der Ehe ist jetzt ein Straftatbestand, bei der Polizei gibt es ein Sonderdezernat für Gewaltdelikte gegen Frauen, es gibt Beratungsstellen, Frauenhäuser und staatliche Hilfen. Trotzdem. Gewalt gegen Frauen findet noch statt. Es gibt noch viel zu tun.

Auch wenn ich damals keinen angezeigt habe, hat der Rädelsführer doch seine Strafe bekommen. Der Vogel ist bereits in jüngeren Jahren für immer davongeflattert. Teufels Großmutter wartete schon mit dem Grillspieß auf ihn.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Juni 16, 2020, 20:40:51
Hi Erich,

gerade weil ich dich ein bisschen kenne, halte ich dich für ehrenwert. Klar, der Dämon tobt in uns allen und will ab und zu rausgelassen werden, aber zu so einer abscheulichen Tat würde dein Dämon dich gewiss nicht anstiften. Dazu bräuchte es schlechte Kinderstube, kriminelle Energie und einen Dachschaden. Nichts von dem trifft auf dich zu.

Jemandem nachsagen, er sei ein Mann von Ehre, ist nichts, dessen man sich schämen muss, finde ich. Leider wurde das Wort von den Nazis missbraucht, und leider wird es als soldatische Tugend gepriesen, zusammen mit dem Ruhm, Ruhm und Ehre. Die Ehre ist auch so ein missbrauchtes Ding. Ich selbst habe einen anderen Begriff von Ehre: Integrität, Fairness und Respekt.

Schuldig sind wir alle irgendwie. Nicht mal der Papst ist unfehlbar. Das Gute daran ist, dass man aus Fehlern lernen kann. Ach, die Leichen im Keller, sag ihnen, es täte dir leid.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Juni 16, 2020, 22:21:05
Hallo Eleonore,

Zitat
Jenny, es tut mir leid, dass Du männliche Gewalt so extrem erfahren hast. Danke, dass Du so offen mit uns darüber sprichst.

Danke für deine lieben Worte. Ich finde es gut, dass es nach so langer Zeit mal ausgesprochen ist.

Ich will nicht groß rumjammern, aber die Lyrikforen haben mir in schwierigen Lebenssituationen schon oft weitergeholfen. Nach meiner Brustkrebs-OP begann ich wieder zu schreiben und beschloss, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich erhielt viel Mitgefühl und Trost, wurde auch um Rat gefragt, und konnte so den Krebs auch mental endgültig besiegen. Später, viele Jahre nach dem sexuellen Übergriff in meiner Jugend, passierte noch mal was ähnliches, als ich an einen Psychopathen geriet. Aus der Zeit stammt das Gedicht vom "Röslein rot und blau". Ich erfuhr damals viel Unterstützung von meinen virtuellen und realen Freunden. In den Foren waren es vor allem drei Leute, die mir beigestanden haben: meine Freundin Cyparis, Erich Kykal und die angeblich so böse Ilka-Maria.

Zitat
Als mein Sohn in die Pubertät kam, war ich manchmal sehr verblüfft, was er mit seinen Freunden für "männliche" Zoten austauschte. Wenn ich nachhakte  und die Begriffe, die sie so männlich - cool am Küchentisch herumwarfen, auf Tiefe abklopfte, stellte sich heraus, dass sie keine Ahnung von nichts hatten.  Es gehört einfach zum Mannwerden dazu anscheinend, klug, aufgebläht und gockelig daherzureden.

Ja, scheint so, dass Imponiergehabe zum Erwachsenwerden dazu gehört. Ich muss da an einen Cartoon von Claire Bretécher denken. Ein Junge marschiert durchs Kinderzimmer, der kleine Bruder hinterher. Sie halten die Hände vor die Brust und skandieren: „T*, T*, T*“. Da dreht sich der große Junge um und sagt zum kleinen: „Du weißt doch gar nicht, was das ist.“ Worauf der Kleine heult: „Bääääh“. Aber das betrifft nicht nur die Jungs. In Moabit traf ich mal zwei kleine türkische Mädchen. Sagt das eine zum anderen: „Du bist ja schwul.“

Unwissenheit ist die Wurzel allen Übels. Einem Jungen, der in patricharchalen Verhältnissen aufwächst, vielleicht vernachlässigt wird, und der sein Frauenbild aus den Pornoseiten des Internet bezieht, wird es nicht eben leicht gemacht, ein gesundes, gleichberechtigtes, liebevolles Verhältnis zum anderen Geschlecht zu entwickeln. Damit haben sogar erwachsene Pornofilmkonsumenten oft ihre Probleme.

Wir müssen reden. Und ich finde es auch sehr schön, dass wir das in unserem Lyrikforum tun. Wir Dichter, die wir ein bisschen Grips haben, können unseren Teil zur Aufklärung beitragen.

Genau, schon im Interesse der Menschlichkeit.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Martin Römer am Juni 16, 2020, 23:42:10
Guten Abend,

dein Beitrag, Jenny, beginnt mit der großen Dimension von sexueller Belästigung und damit ist man schnell beim Eingemachten.
Was sollte ich dir in Bezug auf sexuelle Belästigung sagen?
Dieser "Masochismus", etwas Unwillkommenes trotzdem "anzugehen", ist mir im persönlichen Dasein fremd.
Im Reich der Poesie, wo große Bahnen gegangen werden, kann das allerdings hin und wieder sehr präsent sein - erscheinen.

Ich kann nur naiv ertönen: es ist der s e x u e l l e Übertritt, das heißt, aus dem Nichts heraus wird die Frau gesetzwidrig berührt.
So einen Gedanken lässt mein Anstandsempfinden nicht zu.
Jedenfalls gab es noch kein Beispiel dafür, ob im Sinne von "sie sagte nein" und dass ich kein eigentlicher Flucher bin, dürftest du auch erkennen.
Eine schluchzende Frau irgendwo hin zu zerren ist eine völlig unmögliche Vorstellung.

Anders ist es im Reich der Poesie, was nicht mit einfacher Phantasie und Träumen zu vermischen ist:
da sind es gewisserweise leibhaftige und langgeliebte Phantasiegestalten, wo deren Handlung nach den Wirbelstürmen des Schicksals dergestalt erscheinen mag.
Man mag womöglich festhalten, dass eine solche Seligkeit zuweilen eine ähnliche Diktion führt, wie es bei der indiskutablen Rohheit der Fall ist.
Es ist klar erkennbar, dass es eine eigene Geschichte ist und unpersönlich auf beiden Seiten und das gleichzusetzen mit Missetaten der realen Welt, ob rhetorisch oder übergriffig, ist hanebüchen.
Dann müssten aller "brutalen" literarischen Geschichten verboten werden, bspw. auch die von der dein Username herrührt.
Aber wir lassen jetzt davon ab, im Theorethischen herumzureden.

Weils Kurzweil macht, mag ich dich hierzu nochmals belanglos abklopfen:
hat jedes weiblich konnotierte Wort auch wirklich einen Bezug zur Weiblichkeit?
Eine Frau zu beleidigen, weil sie eine Frau ist, ist nur stumpfsinnig.
Oder anders gesagt, wenn gesagt werden würde: "du Schwanz!", würdest du eine Diskriminierung des Mannes vermuten?
Wenn die Frau überhaupt nicht "beleidigt" werden darf, kann das auch eine umgekehrte Diskriminierlichkeit sein.
Aber da kommt man jetzt gemächlich in den Bereich der Absurdität hinein.
 
Anschließend hast du von vielen Missständen wenige aufgezählt. Wünschenswert, dass sie verschwänden.
Wo das Donaulied mit jener Intention zur Sprache kommt, ist es wie bei jeder andern Gewalttätigkeit strikt abzulehnen.
Was soll ich dir noch sagen, die du gemäßigt bist und deinem Weg folgst?
Vielleicht nochmals zum Dogmatismus.
Möglicherweise kann es sein, dass der Feminismus hier und da seine eigenen Kinder frisst und das sage ich ironielos.
Wenn in Skandinavien geschlechterspezifisches Spielzeug verbannt wird, ist es ein neues Problem.
Wenn du vereinfacht meine Meinung hören möchtest -
die Frau Frau und den Mann Mann sein zu lassen, mag sich im ersten Moment plump anhören.
Aber so gibt es keinen Grund zu Spielerei und Hass und es ist immer besser, wenn die Vernunft "aus den Herzen" gedeiht, anstatt dass gespäht, bewacht und getrommelt wird.


****

Ein ausführlicher Beitrag kam von dir, werte Eleonore, der allerlei enthält - hab Dank für diese verschiedenen Einblicke.
Am meisten umging mich die Notiz von den dreisten Grundschülern.
Das hat beim ersten Mal sehr seltsam geklungen, ich konnte mir bei 10jährigen in dieser Härte darunter nichts vorstellen.
Aber es besteht jetzt nach der weiteren Ausführung kein Grund, daran zu zweifeln.
Was zu meiner Zeit auch eine Gewöhnlichkeit war, heißt, in sexuell gefärbter Gosse zu kramen aus Kindlichkeit heraus,
wird dann wohl inzwischen einen psychopathischen Schliff bekommen haben.

Ich bin zergrämt darüber - zergrämt, nettes Wort. Will heißen, von den Verhältnissen nur noch abgestoßen.
Hätten sie nicht das, würden sich diese Luftgestalten was anderes ausdenken.
Man muss sich eingestehen, dass man durch die allgemeine Verrottung ungefähr amerikanische Verhältnisse in anderem Gewand erzeugt hat.
Die hiervon ableitbare These, dass Frauendiskriminierung nur eine Farbe sein mag unter andern, will ich jetzt so nicht führen.
Aber doch, ich kann mir schon bei manchen Festzeltbegehern denken, dass die Lust nicht immer einen sexuellen Impuls hat und nicht mehr nur allein Alkohol den Ausschlag dafür gibt, nicht mehr zu wissen, was man tut.

Wie man dem beikommen mag? Mit den so komischen Erziehungsmethoden, die da jetzt gang und gäbe sind?
Ich hatte eigentlich die ganze Jugend über Psyche, Ärzte, Erziehung, Sozial. Wegen was, weiß keiner.
Es ist ein schwerwiegendes und bei der Masse ein aktuell problematisches Missverständnis, als Feind da betrachtet zu werden.
Aber jedenfalls glaube ich nicht, dass Smartphone-Wegnahme, um jetzt mal ein Beispiel zu nennen, diese enthemmten Knaben verwandelt.
Was erbärmlich ist, erfindet immer neues Weh.
Von einer traurigen Welt kann man jetzt ganz sachlich tönen.


So, das war jetzt der Sermon zur Nacht.

Viele Grüße
M.
Titel: Re: Der Maiskolbenversteher
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Juni 17, 2020, 03:17:20
Hallo Martin Römer,

im Reich der Poesie, der Fantasie, ist vieles möglich, was im wahren Leben unmöglich erscheint. Der Bruch von Tabus, der Ausbruch aus den Regeln, die Auflösung aller Form, die Sprengung der Ketten, die das gebändigte menschliche Tier in Schach halten.

Das gibt dem Dichter alle Freiheit. Doch selbst wenn er zurückgezogen im Elfenbeinturm lebt, so ist er doch Teil der Gesellschaft, ist von ihr geprägt und mit ihr verbunden. Das verpflichtet den Dichter bei aller Freiheit zu verantwortungsvollem Handeln den anderen Menschen, und nicht nur den Menschen, gegenüber, denn wir sind als soziale Wesen aufeinander angewiesen und sind auch kein Loch in der Natur.

Will heißen, nicht alles, was möglich ist, muss zwangsläufig richtig sein.

Natürlich ist es wünschenswert, dass alle vernünftig handeln. Aber das geschieht oft nicht von allein. Dann können Regeln, verbunden mit Aufklärung, die Schwachen schützen und die Weichen für die Zukunft stellen.

Einen Mann sexistisch zu diskriminieren würde ich ebenfalls als Beleidigung auffassen. Ich denke, Hetero-Männer werden seltener sexistisch beleidigt, wenn, dann wegen ihrer Manneskraft. Dagegen werden homosexuelle Männer sehr oft Opfer von verbaler und physischer sexistischer Gewalt. Die effeminierte Attitüde der Homosexuellen erregt den Hass der Machos, und ich behaupte, das ist auch eine Art Frauenhass.

Meinen Namen finde ich jetzt nicht so schlimm. Wir Leute von heute haben romantische Vorstellungen von der Seeräuberei und lauschen im warmen Wohnzimmer der unglaublichen Geschichte vom Störtebeker, der angeblich noch ohne Kopf auf dem Grasbrook rumgelaufen ist. Wie es damals wirklich war, steht auf einem anderen Blatt. Einiges habe ich in meinen Gedichten beschrieben.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny