die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Wo Enzian und Freiheit ist => Thema gestartet von: Erich Kykal am Juni 30, 2020, 15:27:06

Titel: Im Dunkel der Tage
Beitrag von: Erich Kykal am Juni 30, 2020, 15:27:06
Golden hebt das Licht die Lider,
richtet sich im Tagwerk ein,
ehrt die Richtung und sinkt nieder.
Nachts nur darf in Dunkelheiten
zweifelnd wohnen, was dem Sein,
ewig seinem Licht verbunden,
niemals je die Augen weiten,
leben durfte, Lust bereiten
ohnegleichen, unumwunden
spürend, was die Seele braucht.

Lauter ist das Licht bei Tage,
eint die Welt in ernstem Fleiß,
bis die Sonne untertaucht.
Erst im Dunkel darf die Frage
neiden, was die Antwort weiß,
darf bekennen, was sie will:
Immerzu, verträumt und still,
geben dürfen ohne Klage.
Titel: Re: Im Dunkel der Tage
Beitrag von: gummibaum am Juni 30, 2020, 19:52:48
Lieber Erich,

eine schöne Homage an die ins Dunkle verbannten Schätze, die der Seele so guttun. Das "neiden" der Frage leuchtet mir nicht ein, hat sie doch -wenn ich es recht verstehe- mehr als die wissende Antwort anzubieten.

Sehr gern gelesen.

Herzliche Grüße von gummibaum
Titel: Re: Im Dunkel der Tage
Beitrag von: Erich Kykal am Juni 30, 2020, 22:08:00
Hi Gum!

Richtig, viele bescheidene, freundliche Fragen haben oft mehr zu bieten als nüchterne, besserwisserische Antworten. Das Problem ist, dass die meisten Fragen das nicht wissen!  ;)

Hast du das "Gerüst" erkannt?  8)

LG, eKy
Titel: Re: Im Dunkel der Tage
Beitrag von: gummibaum am Juli 01, 2020, 12:27:54
Akrostichon mit besonderem Reimschema. Das vergaß ich zu loben. LG g
Titel: Re: Im Dunkel der Tage
Beitrag von: Erich Kykal am Juli 01, 2020, 13:57:41
Hi, Gum!

Akrostichon mit besonderem Reimschema. Das vergaß ich zu loben. LG g

Ei, du Schlaufuchs  ;D! Ganz elegant  ;)! So schmetterst du die Möglichkeit ab, die im Raum stand, du hättest das Akrostichon schlicht gar nicht bemerkt, und schiebst zugleich mir den schwarzen Peter zu, indem du mich durch die Formulierung unterschwellig bestätigungsbedürftig wirken lässt (was ich natürlich auch bin ...). Sehr gekonnt!  8)

Gekicherte Grüße!

LG, eKy
Titel: Re: Im Dunkel der Tage
Beitrag von: Sufnus am Dezember 08, 2020, 17:32:48
Hi eKy!
Ich habe noch eine ganze Menge Gedichte von Dir aus den letzten Monaten sträflich unkommentiert gelassen - dieses wunderbare Akrostichon gehört dazu und sollte doch ein paar mehr Kommentare erhalten! Akrosticha sind oft eine etwas gequälte Geschichte, weil dem Autor im Verlauf nicht ganz selten die Ideen ausgehen, wie er die noch ausstehenden Buchstaben sinnvoll auffüllen soll. Für Anfänger empfehlen sich daher kurze Akrosticha ;) Das hat eKy, wie man sieht, aber nicht nötig! :)
LG!
S.
Titel: Re: Im Dunkel der Tage
Beitrag von: Erich Kykal am Dezember 08, 2020, 20:20:34
Hi Suf!

Naja, ich bin ja auch kein Anfänger mehr, wenn ich das mal so unbescheiden postulieren darf ...  ;)

Akrostichons schreibe ich eher selten. Es war Anne, die mich dazu gebracht hat, denn damals, als wir uns kennenlernten, schrieb sie viele davon.

Wie du richtig schreibst, kommt es hierbei vor allem darauf an, dass die Zeilen trotz des vorgegebenen "Gerüstes" nicht bemüht, hingebogen oder konstruiert wirken dürfen! Ein gelungenes Akrostichon ist immer eines, das vom Leser gar nicht bemerkt wurde!

Vielen Dank für dein ergötzliches Ergraben meiner älteren Produkte, sowie für die Lobesworte dafür!  :)

LG, eKy
Titel: Re: Im Dunkel der Tage
Beitrag von: Agneta am Dezember 23, 2020, 20:14:09
grenzenlos leben ohne die Einschränkung, die Menschen sich mit Zeiteinteilung und Tag und Nachtschemen vorgegeben haben.Schon Kinder sind heute in gterminaklemnderm von ihren gutmeinenden (oder angeberischen) Eltern voll verplant. Aussteigen. Einfach aussteigen. gekonnt geschrieben, lieber Eric h.
LG von Agneta
Titel: Re: Im Dunkel der Tage
Beitrag von: Erich Kykal am Dezember 23, 2020, 20:25:11
Hi Agneta!

Vielen Dank für deine geneigten Zeilen! Das Akrostichon lautet allerdings: "Grenzenlos lebendig", was die Bedeutung doch beträchtlich verschiebt, verglichen mit "Grenzenlos leben".  ;)

Das Werk wirft die Frage auf, ob man im Schutze der Nacht, im Dunkeln, in das man all das Verdrängte und bei Tag Unausgelebte räumt, nicht lebendiger und wahrer ist als je im Licht des Tages und der bravbürgerlichen Gesellschaft.

LG, eKy