die Lyrik-Wiese

Wiesengeschichten => Erzählungen von Tausend und einem Halm => Thema gestartet von: Ingo Baumgartner am Dezember 14, 2014, 09:02:17

Titel: Das kindgerechte Weihnachtsgedicht
Beitrag von: Ingo Baumgartner am Dezember 14, 2014, 09:02:17
Das kindgerechte Weihnachtsgedicht

Vom finstren Tann, da kommt ein Mensch her,
er ähnelt sehr dem Deutschen Genscher.

So möchte ich ein Kinder-Weihnachtsgedicht beginnen lassen, weil sich zu Mensch passend einfach kein Reim finden lässt. Bis jetzt ist die besinnliche Stimmung noch etwas zurückgenommen.

Der Mann trägt eine Konifere,
sein Blick jedoch geht bang ins Leere.

Jetzt könnten die Kinder erstens einmal den Begriff Konifere nicht richtig zuordnen und zweitens Fragen nach der Richtung des Blickes aufwerfen. Aber dazu sind ja Gedichte da, dass man über ihre Aussage nachgrübelt. 

Der Grund für fehlende Ekstase,
ein Stalaktit hängt an der Nase.

Gleich zwei Gelegenheiten, die Kleinen mit Fremdwörtern vertraut zu machen, wo doch besonders der Stalaktit seine liebe Mühe hat nicht mit dem Stalagmiten verwechselt zu werden. Obwohl – ein Stalagmit auf der Nase wäre besonders stimmungsmäßig besonders weihnachtlich.

Die unteren Extremitäten
sind steif, als ob sie frieren täten.

Das klingt weihnachtlich, fürwahr. Einmal muss ich ja das Besinnliche deutlicher hervorkehren. Vor allem, weil das Gedicht mit den letzten zwei Versen schon wieder endet.

Jetzt sehe ich, es ist nicht Genscher,
ein Wunder, wenn er dieser Mensch wär.

So zerrissen, wie das Gedicht jetzt da steht, kann es in der ganzen Fülle seiner adventlichen Gedanken nicht erfasst werden, also schnell ein Blick auf die seinen Gesamtumfang.

Ein Weihnachtsgedicht für Kinder

Vom finstren Tann, da kommt ein Mensch her,
er ähnelt sehr dem Deutschen Genscher.
Der Mann trägt eine Konifere,
sein Blick jedoch geht bang ins Leere.
Der Grund für fehlende Ekstase,
ein Stalaktit hängt an der Nase.
Die unteren Extremitäten
sind steif, als ob sie frieren täten.
Jetzt sehe ich, es ist nicht Genscher,
ein Wunder, wenn er dieser Mensch wär.

Wenn da die Mädchen und Buben nicht leuchtende Augen bekommen, dann weiß ich’s auch nicht.

Titel: Re:Das kindgerechte Weihnachtsgedicht
Beitrag von: Knacki am Dezember 14, 2014, 09:11:00
Hallo Ingo

das ist pötisch, entschuldigung po etisch aller feinste Sahe. Besonders deine Erklärungen. Die haben sogar mit, der mit Humor gar nix asm Hut hat, ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Schöne Grüße
der Knacki
Titel: Re:Das kindgerechte Weihnachtsgedicht
Beitrag von: Ingo Baumgartner am Dezember 14, 2014, 14:04:38
Danke Knacki, du gänzlich humorloser Dichterkollege! :D :D LG Ingo
Titel: Re:Das kindgerechte Weihnachtsgedicht
Beitrag von: Erich Kykal am Dezember 14, 2014, 15:48:51
Hi, Ingo!

die quasiwissenschaftliche Abhandlung eines weihnachtlichen Nonsensgedichtes - damit der Leser auch genau weiß, was er daran hat! ;) Zwei Fliegen mit einer Klappe, denn lusitg ist es natürlich auch noch! ;D

Sehr gern gelesen - der ganze Weihnachtlichkeits- und Besinnlichkeitswahn wird gekonnt nüchtern auf die Schippe genommen!

Sehr gern gelesen und kommentiert! (Was du mit meinen Gedichten auch ab und zu machen könntest, besonders letzteres! ;))

LG, eKy
Titel: Re:Das kindgerechte Weihnachtsgedicht
Beitrag von: cyparis am Dezember 14, 2014, 20:15:36
Lieber Ingo,


das ist wie eine Mischung zwischen Weingummi und Ingwerplätzchen!
Mein Stalagmit ist umgehend geschmolzen! ;D


Kichernden Abendgruß
von
Cyparis