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Themen - gummibaum

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Verbrannte Erde / Meine geliebte Frau
« am: Juli 04, 2023, 02:10:02 »
Ich kam nach manchem Jahr zurück,
und meine Frau war schwanger.
Mir wurde heiß, mein letztes Glück
stand unverhofft am Pranger.

„Dann geh zur Engelmacherin!“
„Nein, bitte, lass mich geben,
was ich nur kann, was ich nur bin.
Nur eins: das Kind soll leben.“

„Dann sag mir, wer sein Vater ist!“
„Du würdest ihn erstechen.“
Ich gab mich freundlich, halb aus List,
und sie fing an zu sprechen.

Es war der Mann, den ich gehasst!
Sie sah mich wortlos beben,
schrie auf, von kalter Hand gefasst, 
und war nicht mehr am Leben …
 

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Verbrannte Erde / Selbstversuch
« am: Juli 02, 2023, 03:29:08 »
Wie gut wär Gottes Frieden mir bekommen,
wenn ich ihn einmal hätte fühlen dürfen,
doch wollte es dem Schöpfer wohl nicht frommen,
nach dem von ihm Verlassensten zu schürfen.

Ich schreibe dies aus einer Todeszelle,
weil Trauer mich und Wut zu morden zwangen.
Sie überfielen mich wie Sog und Welle,
um immer neue Opfer zu verlangen.

Ich war nicht schlecht, das Leben schlug mir Kerben, 
ich schreib davon so manche lange Seiten 
für euch zur Warnung wider das Verderben,
doch wächst die Angst, mein Ziel könnt mir entgleiten. 

Vermag ich wohl, bevor sie mich entleiben,
mein Werk zu enden und mich auszustreichen,
die schlimmsten Sünden in ein Wort zu treiben,
um endlich einsam Frieden zu erreichen …   ?


in Anlehnung an „Pascual Duartes Familie“

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Ach Natur Vergissmeinnicht / Wunder im Rapsfeld
« am: Juni 24, 2023, 18:59:41 »
Im Rapsfeld reiften bisher Schoten,
doch plötzlich haben Himmelsboten
mit hunderttausend Wattebäuschen
es übersät, von fern zu täuschen:

Da grasen grün behufte Lämmer,
so scheint es, still im Morgendämmer.
Die Wolle glänzt auf ihren Rücken
und lädt mich ein, sie abzupflücken.

Doch eh ich noch ein Tier verletze,
löst sich das Rätsel: Spinnennetze,
vom Tau der Nacht, dem Himmelsboten,
geweißt, macht Bräute aus den Schoten …   

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Das Blöken der Lämmer / Der kecke Sommer
« am: Juni 16, 2023, 10:30:00 »
Der Sommer nährt der zarten Seelen Blühen.
Der Biomüll im Kücheneimer lebt.
Ein hundertfach pulsierend Weiches strebt
aus Gärendem, sich kriechend abzumühen.

Aus Maden, die pausieren, schlüpfen Fliegen.
Sie krabbeln, steigen auf und suchen Licht.
Und hebe ich den Deckel kurz, so bricht
ein Wölkchen aus und ist nicht mehr zu kriegen.

Ganz anders geht es mir, dem lahmen Alten.
Sie finden mich sofort im Sofa-Eck.
Beginnen frech, ihr Kitzeln zu entfalten,

entdecken auf der Glatze ihr Gedeck,
ein Fässchen Schweiß, die Party zu gestalten -
Der Sommer treibt es wieder mal zu keck…

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Das Blöken der Lämmer / Der Korkenzieher
« am: Juni 08, 2023, 08:38:05 »
Mein Kopf ist breit, mein Körper lang
und ähnelt einer großen Schraube.
Sooft ich in die Korken drang,
war allen Flaschenhälsen bang,
dass ich ihr Liebstes raube.

Das tat ich, und der Trunk ergoss
sich bald in eines Trinkers Kehle.
Ich hörte Schlucken und genoss,
was manchem Trunkenen entspross
aus der entkorkten Seele…


(inspiriert von Sufnus)
 

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Wo Enzian und Freiheit ist / Anwandlungen
« am: Juni 03, 2023, 07:23:56 »
Auf dem Dach, es lässt mich schwindeln,
sehe ich am Grund von Weiten,
Wellen, die geformt aus Schindeln,
abwärts, hin zur Rinne, gleiten.

Selbst der Schornstein wird verschwommen,
schwankt, als ob der First sich drehe,   
will mir nicht mehr näherkommen,
als ich ihm entgegengehe.

Fühl die Beine mir zerfließen,
mir entgleiten auch den Besen. -
Falle  … doch ich will’s genießen,
fallen lassen, was gewesen …

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Zwischen Rosen und Romantik / Begegnung im Freibad
« am: Juni 02, 2023, 04:25:57 »
Habe dich im Bad gesehen,
junger Hilfsschwimmmeister du,
plaudernd bei der Mutter stehen,
und es lässt mir keine Ruh.

Strich dein Blick nicht zwischen Worten
über meinen Körper hin,
hielt an den besonnten Pforten
und verwirrte dir den Sinn?

Sprachst du plötzlich nicht in Eile,
deine Pause sei vorbei,
und dass Mutter eine Weile
gut mit mir beraten sei?

Nun, ich fragte die vertraute
Freundin gern nach ihrem Sohn,
und ich merkte, etwas baute
sich zu dir hin schwellend schon.

Nachts, im Bett, bekam die Sonne,
die in meiner Haut gestaut,
deine Hände, und voll Wonne
wurde ich zu deiner Braut.

Spürte deine starken Lenden
und den sehnlichen Erguss,
wollte nur, es soll nicht enden,     
und zerfloss in dem Genuss.

Wie ich mich nach dir zerdehne
jetzt schon, muss ich dich bald sehn,
jeden Muskel, jede Sehne,
ach, du bist so jung und schön …   

 

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Das Blöken der Lämmer / Falsch gelagert
« am: Mai 20, 2023, 13:34:18 »
Apfel sind und Apfelsine
wunderbar ein Liebespaar.
Blicke ich zu der Vitrine,
streichelt er mit grüner Miene
zärtlich ihr oranges Haar.

Froh steigt Duft aus ihren Poren,
glänzt die weiche, dicke Haut,
zeigt sie sich wie neu geboren -
Doch dann plötzlich, wie verloren,
fühlt sie alt sich und ergraut.

Wildes Reifen, dann Vergreisen,
denn er atmet Äthylen. -
Ach, ich wusste nichts von Speisen,
die an ihren Liebesweisen,
kaum gehaucht, zu Grunde gehn…

54
Zwischen Rosen und Romantik / Tempora mutantur
« am: Mai 20, 2023, 08:31:19 »
Längst vergaß ich deinen Namen,
doch du warst wie heißer Sand
unter Mutters reifen Damen,
und dein Durst nach meinem Samen
hat sich mir ins Herz gebrannt.

Damals floh ich dein Begehren,
war noch knospend jung und scheu,
heute frag ich nach den schweren   
Süßen, mich die Lust zu lehren,
ruf dein Bild an und bereu.

Doch was wär aus mir geworden,
hätte ich für dich gebrannt?
Wär ich nicht nach den Akkorden, 
die im Rauschen Leises morden,
heute unfruchtbar wie Sand…

55
Das Blöken der Lämmer / Tippfehler
« am: Mai 03, 2023, 05:04:40 »
Das I ist dünn, das O ist dick, 
und auf der Tastatur 
trennt sie zu meinem Missgeschick
ein Millimeter nur.

Oft tippt mein Finger auf das O,
auch wenn es  I sein soll,
und Pipi wird zu Popo so  -
Das finden beide toll.

Wann macht das O die Schlankheitskur,
frisst i sich mal was an?
Die beiden sind verliebt und stur
und denken nicht daran ….

56
Ach Natur Vergissmeinnicht / Etwas
« am: April 30, 2023, 13:31:23 »
Etwas geht durch grüne Fluren
unter einem weiten Blau,
küsst das Blühen, lähmt Lemuren,
löst die Pendel aus den Uhren
und macht Takte ungenau.

Etwas furcht mit seinen Spuren 
auch mein Zeittaktseelengrau.
Plötzlich fliehen die Lemuren,
bricht ein Grün aus brachen Fluren,
streckt mein Blühen sich ins Blau …

 

57
Das Blöken der Lämmer / Feierabend
« am: April 29, 2023, 23:20:31 »
Ich trage gerne Bratkartoffeln,
wenn ich auf kalten Fliesen stehe
und auf dem Herd die Filz-Pantoffeln
mit meinem Wannenwender drehe.

Dann lieg ich in der Badepfanne
die Füße ohne Bratkartoffeln,
und esse aus der heißen Wanne
die frisch gebräunten Filz-Pantoffeln.

Zuletzt bekommt das kleine Tischchen
in dem Bassin noch Vitamine,
bevor ich auf dem Fernsehfischchen
mein Flachbildlustobjekt bediene …   
     

58
Im Gras wispert Hoffnung / Der Irrgarten
« am: April 29, 2023, 18:54:09 »
Mein Leben kreist in dem Gehege:
Ein Irren zwischen hohen Hecken,
die sich konzentrisch um die Wege
und ihren feinen Kies erstrecken.

Ich fühle darin meine Spuren
und weiß, ich bin hier längst gegangen.
Mir grinst etwas aus den Gravuren
und hält mich in mir selbst gefangen.

Denn immer noch treibt mich ein Hoffen,
dass ich einmal ins Freie finde,       
ich stolpre  … und die Welt ist offen,
und von den Augen fällt die Binde …

59
Ach Natur Vergissmeinnicht / Frühlingsabend
« am: April 22, 2023, 22:19:23 »
Nach dem warmen Frühlingstag
hat der Himmel sich bezogen,
und mit letztem Lerchenschlag
kommt ein kühler Hauch geflogen.

Abend kriecht am Himmel lang,
tuscht ins Graue schwarze Flecken,
und wie Botschaft tönt Gesang
aus den fahlen Gartenhecken.

Dann macht ihn das Dunkeln stumm,
schließt und öffnet leise Schranken,
und es wächst ein Fluidum
nächtlich blühender Gedanken …

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Im Gras wispert Hoffnung / Begegnung mit Vater
« am: April 13, 2023, 16:26:32 »
In meiner Kindheit viel auf Reisen,
ist er mir oft zu fern geblieben.
Doch Träume wollen mir beweisen,
dass ich bereit war, ihn zu lieben.

So sprechen sie von vielen Gaben,
die ich nie sah, solang er lebte,
doch, weil sie ein Frappantes haben,
vor Zeiten sicher gern erstrebte.

Im letzten sah ich Spielzeug, Knete
und Kisten voller Zuckerwatte,
und Vater zeigt mir die Trompete,
die er als Kind so gerne hatte.

Er setzt sie lächelnd an die Lippen
und spielt zwei Lieder, die sich mischen, 
doch ein paar hohe Töne kippen
ihm leider in ein dünnes Zischen.

Er schämt sich nicht und zeigt mir heiter
die Lippen, frei von allen Zwängen,
bläst ohne die Trompete weiter
und doppelt laut und reich an Klängen.

Ich lausche seiner Serenade
und bin nun ganz mit ihm verbunden.
Ein jeder Klang, in dem ich bade,
heilt des Vermissens alte Wunden …

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