die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Wo Enzian und Freiheit ist => Thema gestartet von: Erich Kykal am Juli 18, 2016, 14:21:50
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Du sehntest dich nach Abend in den Stunden,
da heiß der Nachmittag vom Zeiger tropfte
und keine Brise an die Fenster klopfte
mit dem Gebell von weit entfernten Hunden.
Die letzte Wolke war schon lang entschwunden,
der Himmel glühte auf den grünen Kronen,
und selbst von jenen, die darunter wohnen,
hat keiner Kühlung mehr dabei empfunden.
Du harrtest stumm der dämmernahen Kühle,
darin der Nachbar stets sein Pfeifchen stopfte,
versonnen lächelnd nach des Tages Schwüle,
um schweigsam sitzend vor der alten Mühle
sich mit den blauen Düften zu belohnen,
Erinnerungen weckend und Gefühle.
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Hallo Erich,
wieder ein Gedicht von Dir, das meine Gefühlswelt anspricht. Wie immer meisterlich und wunderschön.
Warum mir " das Fenster " besser gefallen würde als " die Fenster " kann ich nicht sagen. Vielleicht wegen der Einzahl.
Der Zeiger, das Fenster.
Wird wohl bei jedem Leser ganz unterschiedlich aufgenommen.
Danke für das Highlight an diesem heißen Sommertag.
LG. Copper
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Hi Copper!
Warum der Plural hier besser ist ist leicht erklärt: Das Folgewort beginnt mit "F", und vom "i"-Laut des "die" kommt man leichter und flüssiger zum "F" als vom "s"-Laut von "das".
Flüssige, runde Sprache ist wichtig für die Lyrik - so wirkt harmonischer, schöner, dem Ohr genehmer, und beim Vortrag ist auch weniger Zungenakrobatik nötig.
Vielen Dank für dein Lob und den freundlichen Zuspruch! :)
LG, eKy
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Lieber Erich,
das Gedicht passt in manche der momentanen Sommertage. Wir hatten gestern Abend auch 70% Luftfeuchte, als ich schwitzend durch die Felder lief und mich angesichts des Dufts der Kamille am Wegrand wie über Kamillendampf beim Inhalieren fühlte.
Das Gedicht ist voller schöner Bilder und sehr stimmungsvoll. Fast möchte ich mal wieder ein Sonett schreiben (hab ja Ferien).
Chapeau!
LG gummibaum
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Hi Gum!
Hast du es geschafft? Gratuliere - ich fläze schon seit zwei Wochen faul herum, unwillig, mich viel zu bewegen! Wenn es schön ist, ist es mir zu heiß, und wenn es regnet, ist es mir zu nass/feucht. Dazwischen ist es mal zu windig oder mal zu bewölkt, meist aber zu schwül ... ::) :-\
Schöne Tage mit leichter, aber schon bemessen Schatten spendender Bewölkung, wechselnd mit Sonne, niederer Luftfeuchte, leichter Brise und Temperaturen zwischen 18 und 22 Grad sind nicht so häufig wie man gerne hätte ... ::)
Vielen Dank für deine Gedanken! :)
LG, eKy
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Lieber Erich,
die Quartette sind in ihrer Vollkommenheit wunderschön.
Aber der sein Pfeifchen rauchende Nachbar hat mir den Genuß verdorben.
Für mich gehört er in eine ganz andre Atmosphäre.
der Himmel glühte auf den grünen Kronen,
welch ein Wohlklang, welche Harmonie!
Hin- und hergerissenen Gruß
von
Cyparis
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Hi Cypi!
Der schmauchende Nachbar ist dem Umstand geschuldet, dass ich keinen anderen ähnlich sinnvollen Reim auf "tropfte/klopfte" fand.
Ich finde das Bild nicht so abwegig, sah ich beim Schreiben doch auch das LyrIch vor seinem Haus sitzen und die Abendstimmung genießen. Da ist eine alte Mühle nebenan und ein Gewohnheitstier von Nachbar nicht so weit hergeholt, wie ich finde. ;D
Vielen Dank für Lob und Gedanken! :) Weiterhin gute Besserung!
LG, eKy
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Dann werde ich die Stimmung so betrachten wie Du. :)
Danke für die Wünsche!
Lieben Gruß
von
Cypi
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moin moin Erich,
sich mit den blauen Düften zu belohnen ???
Ein angenehm gefühltes Stimmungsbild.
LG
CB
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Hi Curd!
Tabakrauch wird zuweilen auch als "blauer Dunst" bezeichnet, und er duftet (oder stinkt, je nachdem, wer's riecht ... ;D). Ich habe hier quasi beide Grundeindrücke, optisch wie olfaktorisch, in einem Begriff vereint. Ab und zu bediene ich mich solch synästhetischer Kniffe, um das Kopfkino des Lesers zu kitzeln und seine Aufmerksamkeit zu fokussieren.
Vielen Dank für deine freundlichen Worte! :)
LG, eKy
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moin moin Erich,
mich irritiert das "belohnen" ??? O0
LG
CB
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HI Curd!
Ei, was irritiert dich denn daran?
Dass ein Raucher sich mit Tabakduft und -dunst belohnt, ist doch so ungewöhnlich nicht - für ihn ist es angenehm.
Oder irritiert dich das ungewöhnliche Reimschema des Sonetts: ABBA - ACCA - DBD - DCD
A und D kommen viermal vor, B und C je dreimal.
LG, eKy
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Ei, was irritiert dich denn daran.........das ungewöhnliche Reimschema des Sonetts: ABBA - ACCA - DDB - DCD?
JA.
moin moin Erich,
es liest sich harmonisch, doch ist der Anblick für mich irritierend, da ich bisher eine derartige Freiheit in Terzetten noch nie las.
Für mich sehr ungewöhnlich.
LG
CB
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Hi Curd!
Ich experimentiere zuweilen halt gerne! ;)
Für mich sind "feste Formen" und lyrische Gesetze letzten Endes für den Dichter da, nicht der Dichter für diese Regeln. Ich scheue daher nicht davor zurück, Formen und Regeln zu verändern oder damit zu spielen, wenn mir danach ist. So gern ich Wohlgefügtes habe und schätze, man muss die Grenzen immer auch zu erweitern trachten! Dogmatismus führt in Starre und Tod.
Für mich ist dies also immer noch ein Sonett, aber eben kein konventionelles. Ich spiele mit diversen Möglichleiten und sehe, was dabei herauskommt ... ;D 8) >:D
LG, eKy
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moin moin Erich,
......und sogar ein lesenswertes ;D 8) >:D
LG
CB
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Hi Curd!
Vielen Dank für so ein freundliches Lob! :)
LG, eKy
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Moin Erich,
man liest dich,
man freut sich,
man lernt hinzu.
Es ist spät -
leg mich zur Ruh ;)
LG
CB
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Hi Curd!
Tja, der Sommer ist wieder mal vorbei! Schlafen wir wohl, Brüder des Herbstes ...
LG, eKy