die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Im hohen Gras verweilen => Thema gestartet von: hans beislschmidt am M?RZ 22, 2022, 21:25:20

Titel: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am M?RZ 22, 2022, 21:25:20
Nein, meine Zähne putz ich nicht

K.L. das Panikmännchen ist Minister,
nennt sich Doktor, doch vergisst er,
dass er jahrelang nur Quatsch erzählt
und die gestand'ne Ärzteschaft gequält.

Von den Viren, die durchs Abflussrohr
höher schweben bis zum Bad empor,
wo sie Ahnungslose infizieren
und Millionen Menschen dezimieren.

Ach, was hat der nur für Zeuch verzappt,
in jeden Fernseh Fettnapf reingetappt.
Staubsaugerbeutel auf der Nase tragen,
oder nicht mehr aus dem Haus sich wagen.

Sein Leben wird verfilmt nach Steven King,
und dank der Pharma Lobby kriegt er's hin.
Nur Verbote, Horror,  Boosterpflicht
aber nein, seine Zähne putzt er nicht.



■■■
.
Zu große Auswahl

Wenn alles dich im Zweifel.ließe, was
gäb' es dann noch, um dich zu erfreuen?
Willst du leben wie der Philosoph im Faß?
Das könntest du am Ende sehr bereuen.

Man kann am reichen Tisch zugrunde gehen
und voll gefressen Hungers sterben -
dem Guten nah und in die Ferne sehen,
auch kleines Glück bringt oft Verderben.

Was auf dem Teller soll man ganz verschlingen,
zu große Auswahl ist zumeist suspekt -
die Kanibalenflucht wird nur gelingen,
wenn ausgekotzt, was nicht mehr schmeckt.

Man muss vom Ekel auch probieren, wenn man dem reinen Wort misstraut.
Vor dem Gewölle sich zu zieren, heißt doch
wer nur geschluckt, hat nicht verdaut.
.
■■■■
.
Pfarrerskinder

Von Nietzsche bis Merkel -
war Tischgebet tägliche Folter,
von Lessing bis Ensslin
Besteckgeklapper nur Fressgepolter.

Von Lessing bis Hesse -
die betenden Christen als brave Faschisten,
von Wieland bis Schlegel
sind Mahnmal für Gott und Atheisten

Von Doehring bis Gauck -
die deutsche Seele im Pfarrhaus der Pflichten,
von Leibnitz bis Schlauch,
egal was passiert - der Glaube wird's richten.

Nie wurde die Güte unbarmherziger gelebt
und nie hat Grauen das Korsett ernsthaft erbebt.
.
■■■■
.
Nichts geschnallt

Wie fremdgesteuert Anamnese
Ist, wenn sie nur Wort und Schrift entfernt,
zeigt analog Gedankenkäse -
und in zwanzig Jahren nichts erlernt.

Der Tanz in schwerer Abendschwüle,
wo ihr Proporz die Geister prellt,
ist warten auf die Morgenkühle,
wenn Tüll und Plüsch zu Boden fällt.

Wie dumm und blöde ihr auch seid -
reicht's doch für Philologengeifer
und aufgepumpter Popanz schreit
vor lauter Mandalageeifer.

Wärt ihr doch wechselwarm geblieben
und diesem Urschlamm nie entkrochen,
vom Elefant nicht sehr verschieden,
habt ihr nur Porzellan zerbrochen.
.
■■■■
.
Arschkriecher

Wenn sie an ihren Trögen schwitzen
und Fürze aus den Hirnen weichen,
dann weißt du - anstatt Geistesblitzen,
sie olfaktorisch uns erreichen.

Sie schelten sich als unsre Brüder,
so läuft das Spiel auf allen Erden.
Sing nicht die abgefuckten Lieder
vom Fressen und gefressen werden.

Nimm reichlich von dem Gleitgelee
und öffne demutsvoll die Pforten.
Selbst wenn's nicht schmeckt wie Rumparfait,
es lässt sich vom Geruch her orten.

■■■■

Pflichtpose

Du lächelst süffisant und du zeigst der Welt
ein oberfächlich grinsendes Gesicht,
das mit erhobnem Zeigefinger spricht
und nach uns verlangt - wie's dir gefällt.

Wie ist mir dieses Gutmenschsein vergällt.
Die Pose wird als Frühstücksei zur Pflicht.
Sie stülpt seziert sich aus und rührt mich nicht,
weil sie so ärmlich fratzengleich entstellt.

Vor Tagen dacht ich noch, es tät’ mir leid,
weil man als Denunziant doch nichts riskiert
und mehr durch Zufall irgendwann krepiert,
doch deine Krankheit ist mir lang wie breit.


■■■■■



Niemandsknecht

Die Welt ist schlecht - bist du noch echt?
Du brichst die Wahrheit übers Knie,
drum geh voran du Niemandsknecht,
als Gernegroß und Blendgenie.

Wer so sein Schicksal selbst gewählt
und sich freiwillig eingereiht -
der war mit Freude nie vermählt,
hat sich vom Leben selbst entzweit.

Wie jede Fremdherrschaft beweist,
ist dir doch jedes Mittel recht.
Geschissen auf den freien Geist,
ist nur dein Stinkefinger echt.
.
■■■■
.
Kalinka

Noch sitzt die Uno nett beim Bankett,
doch teilt nicht zu früh das Fell des Bären.
Ein Schuss fehlt noch im russisch' Roulett,
wenn da "Schuld und Sühne" nicht wären.

Bei Gelagen mit russischen Eiern
könnte Rebroff Kalinka noch singen,
die Donkosaken mit Wodka feiern,
da darf keine Wladiorgel erklingen.

Bald stirbt ganz langsam der Kasatschok,-
die Nebretko schweigt nur am Wolgastrand,
wenn autokratische Rache ad hoc
die russische Seele als Ganzes verbannt.

■■■■■■

Preisrichtergespräch

Was wollen nur die Spasmus-Dichter
mit ihrem Wortgehacke sagen?
Schicken ihren Murks dem Preisgeldrichter
und nicken brav bei Jury-Fragen.

Die Avantgarde, die laut gepriesen,
ist nur beim Abschlag grinsefroh
und hat nach Jahren stets bewiesen,
sie war doch der berühmte Griff ins Klo.

In diesen wird sehr oft gegriffen,
das führt zum lyrischen Abort.
Nun tritt beiseite, ich muss schiffen
und nachher spül ich alles fort.

■■■■■

Die Unerträglichkeit des Seins

Wenn er durch dunkle Nächte geistert,
fühlt er ein Mindersein, das ständig glüht,
doch niemals brennt - nur Tage meistert.

Wie ein Monolith, der übersäuert,
sich selbst ins Formalin hinunterzieht
und Taten hundertfach beteuert.

Wenn ein Besserwisser ständig frisst -
das Los von zügellosem Raffen -
er seinen Makel allzu gern vergisst.

Deshalb er niemals Sättigung erfährt
in seiner Kammer voller Waffen,
die alle das Papier nicht wert.
.
■■■■
.
Unterzahl 

Naiv sind sogenannte Träume -
von Lieblingsmenschen vorgeträumt,
als gäbs da draußen keine Zäune,
und die Gefahren lange ausgeräumt.

Selbst wenn wir stark und guten Mutes
und darauf achten, was wir einst erlernt,
ihr Grinsen heißt für uns nichts Gutes,
sie sind Jahrhunderte von uns entfernt.

Wir achten besser auf ihr falsches Spiel,
vertrauen nicht der spröden Waffenruh,
in Unterzahl verspricht man leicht zu viel,
vielleicht schnappt morgen schon die Falle zu.

■■■■■■

Die falschen Lehrer

Am schlimmsten sind die falschen Lehrer -
von den Jungen sträflich oft verkannt,
Geschwätzig Pack und Wortumkehrer,
die fahrn uns sehend an die Wand.

■■■■■■


Was ist schon Geschichte

Auf Tafeln steht es noch geschrieben,
sag, du habest uns hier liegen gesehn.
Dort, wo die Tapfersten dereinst zerrieben,
das wollen Schüler heute nicht verstehn.

Am Kahlenberg auf nackter Klippe,
bei Tours, am roten Strand der Vienne,
Im Feld der Amsel nah der Sippe
spürt mancher noch den Hauch von Benn.

Wer schon Kalkutta nicht gekannt
und Scholl Latour vom Hörensagen -
die Eulenworte scheinen heut vakant,
man braucht sie nicht nach Attika zu tragen.

■■■■■■


Exekution

Weil er sich ziert und nicht distanziert,
den Balkon nicht blau gelb dekoriert,
wird er von Dortmunds Fußball aussortiert
und von Altgenossen suspendiert.

Pension gestrichen - abserviert,
Hannover gibt sich echauffiert,
wer nicht parriert, wird disqualifiziert!
Hereinspaziert - Hereinspaziert -
der alte Gerd wird liquidiert.

■■■■■


Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Rocco am M?RZ 22, 2022, 21:47:15
Hallo Hans,

eine Gedichtsammlung, deren Themen nachdenklich stimmt.

Das erste Gedicht verstehe ich nicht, vor allem die dritte Strophe ist kryptisch.

Das eine Pose, als Frühstücksei, dienen soll, halte ich für einen Stilbruch.

Mir gefällt:

Zur großen Auswahl

Preisrichtergespräch

Dein Ehrgeiz scheint der kritische Zeitkommentar zu sein, mal sehen, was davon bleibt, wenn man sie nach Jahren erneut liest.

Tippe ich richtig, dass das Texte für die Bühne sind? Wird interessant zu erfahren, wie die ankamen...

Dir einen schönen Abend!

Rocco
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am April 02, 2022, 16:44:33
Ein Hurz

Man schwärmt von sich gern akademisch,
doch streikt aphasisch oft der Kopf.
Ein  Misantrottel wedelt hämisch
als Leidernein und Dröppel Tropf.

Den Lapsuswürfel selbst gezimmert,
mit Sprachenhurz stellt man sich doof,
das Blendgenie nur bräsig wimmert,
als letzte Pfeife auf dem Pausenhof.

Wehe wenn sie in die Ecken stieren,
mit Aufsichtsschildchen am Revers,
dort, wo sie auf-und-ab stolzieren,
funzt Hurz hic salta lang nicht mehr.

Wenn hurzig Pack zuweilen höflich ist,
so lauert nur verdeckt die Tücke,
die klammheimlich fremde Werte frisst
und dann zerschlägt in tausend Stücke.


■■■■■
Bollywood I

Die jungen Witwen geh'n in Flammen auf
und kleine Kinder wandern ins Bordell.
Ein billig' Mönchsgetue, das zuhauf
betrügt im falschen Religionskartell.

Wenn Neugebor'ne landen auf der Kippe,
ist Siddartha doch nur Hühnerklein.
Ein Staatsgewand als Bollywood-Gerippe,
ach, steckt euch eure Kasten hinten rein.

Bollywood II

Um das Nirwana wird es stiller,
trotz Brahman, Atman, Nagelbrett
und Hare Krishnas Kuttenbrüller,
auch hübsche Kühe machen das nicht wett.

Freie Menschen hab'n dort nichts zu suchen,
kein Hippiestrand und auch keinTaj Mahal.
Wie wirkungslos ist da mein Fluchen,
denn selbst dem Paria ist das egal.

Bollywood III

Sogar die Beatles im Erlauchtenschein
zupften die Sitar im Schneidersitz,
fielen auf den Maharishi Yogi rein
und sonnten sich im Geistesblitz.

Denkt all die Züge voller Frauen,
inklusive die mit Altersflecken,
die aus Wanne Eikel abgehauen,
um ihren G Punkt zu entdecken.

Im Kamasutra eng umschlungen,
eine Lust, wovon man lang geträumt,
ganz vom Gurugeist durchdrungen,
bis das volle Konto leergeräumt.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am April 06, 2022, 09:10:15
Kein Gruß

Auch wenn im Reihum man begrüßte
gab's den einen der den Gruß vermieste
der Grüßenein inlingua in Not
versagte sich dem Gruß den man entbot

Des Grüßens sinngemäß nicht mächtig
erschien so jeder Gruß verdächtig
als Ausweichgruß bot sich hic Rhodus an
weil derlei Stuss nicht Salto springen kann

So bleibt man metaphorisch lamoyant
auch weil man Ross und Reiter nie gekannt
man stellt stochastisches Gelobe ein
um wirklich sicher vor Begrüßt zu sein


■■■■■■

Yodas Zitate für sie

Im Traum nur Krieger wir sind
im Schatten der Macht du bist
Nicht sehen er kann und blind
vielleicht der Auserwählte er ist

Vorsicht du walten lassen musst
der junge Hengst keine Geduld er hat
nicht sehen er kann im Bett der Lust
kein versuchen es gibt nur die Tat

Aus Fehlern du lernst Größe nicht alles ist
danach er einschlafen wird als Gast
Geduld du haben musst bei Hinterlist
Ins Exil du gehen musst versagt du hast

■■■■

Flötenklänge konjunktivisch

Wer da schwömme durchs Krötenreich
dem säße im Anus die Flöte
und sänge er gar für den Wiesenlaich,
es küsset ihn mancherlei Kröte.

Ach höbe er an im Flatusverein
mit bläsernder Kraft in die Röhre,
verschlösse alsbald viele Löchelein,
und brächte Melodeien zu Gehöre.

Wie weiland vergäße man Karajan,
und Sinfonien hinieden im Graben,
doch mitnichten die Klänge von Blödian,
die nur sinnfrei kalfakt'rische Gaben.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am April 11, 2022, 16:07:52
Gesampelt

In drei Sekunden gesampelt for free,
bleibt Präzisionswiderstand lapidar,
die Schöpfungshöhe indes verliert nie,
wenn's auch für Mercury Strafe war.

Mit Loops wird nur die Welt verschaukelt
und Riffs klingen nach Hendrix und Moore,
exzentrisch wird ein Stück vorgegaukelt
und endet im Kaufrausch auf Tour.

Warum belügst man die Fans mit Gefühl
und glaubt am Ende der Schlaue zu sein?
Ein Showman vor gereihtem Gestühl,
geflasht vom Geschäft und dem Schein.


■■■■■

Gebrabbel

Versnobtes Gebrabbel als Marotte,
DA-DA-DA dominiert den Verstand,
ergeht sich im dümmlichen Spotte,
und versandet im Taka Tuka Land.

Jeder Spleen schiebt sich gerne ins Licht,
wie ein Dandy der glänzt im feinen Damast,
doch Wichtigkeit kommt immer von Wicht,
weshalb die Hose zu kurz und nicht passt.

■■■■

Befangen

Den Orthodoxen aufgesessen,
vergisst allzu man gern, was Toleranz
in einem freien Land bedeutet.
Das bisschen Terror lässt uns ganz
den Dreck im eignen Haus vergessen.

Wenn auch verständlich, dass  Verlangen
nach dieser schönen neuen Welt
betrifft gar nicht die Religionen,
denn wisse, unser Gott heißt Geld.
So sind wir richterlich befangen.

■■■■

Vor den Wahlen

Die Alten wühlen im Dunkeln nach Flaschen
und schleichen voll Scham zu den Tafeln.
Die Versorgten stopfen in eigene Taschen
und auf Plakaten liest man ihr Schwafeln.

Bei Wahlen geht's um eig'ne Interessen.
In Schlangen steh'n sie vor Fleischtrögen.
Ihre Slogans sind nach der Wahl vergessen,
sie grabschen auch kleinste Vermögen.

Sie spielen Krieg und drohen im blauen Kostümchen
und wieder daheim, verteilen sie Plätzchen und Blümchen.

■■■■■■

Willis schönstes Fest

Wer glaubt denn mit dem Tod ist alles aus?
Dann kommt doch erst der Leichenschmaus,
bei lecker Kaffee und Melissengeist
wird Tante Friedas Kuchen noch verspeist.

Die Anverwandten sind zutiefst betroffen,
doch bald ist die Bagage sturzbesoffen
und man erzählt ausführlich lang und breit
der Willi war kein Kind von Traurigkeit.

Wisst ihr noch wie er die Anni flachgelegt,
ganz ungeniert in dem Rhabarberbeet?
Oder wie er's mit Olga - die von drieben,
auf der Motorhaube hat getrieben?

Der Willi war ein richtig toller Hecht,
wie gerne hätt er heute mitgezecht,
doch wurde ihm der Spaß verdorben, weil
er schon steif - und nahm nur passiv teil.

■■■■■

Krematorium I

Ein Mensch liegt gut gekühlt im Keller,
der Körper ist schon säuberlich rasiert.
Bei Neonlicht betrachtet wirkt er heller,
weil er auf rostfrei Stahl plaziert.

Ein fahles Stückchen Fleisch, so teilnahmslos
wie ein Glücksspiellos, das nie gewonnen
und dort wo Lebenskraft in Adern floss,
herrscht nunmehr Stillstand, der geronnen.

Auf dem Tablett blitzt blankes Stahlgetier,
mit Zähnen und geschliffenen Kanten,
die scharfe Knochensäge steht Spalier,
zu teilen, was Glieder einst  umspannten.

Das letzte Teil vom Mensch ist nun seziert,
was einmal war, liegt da in Stücken
und wird auf einer Bahre transportiert
das Krematorium zu beschicken.

■■■■■■

Krematorium II

Und wenn sich schließt die Ofentür
mit dem gebuchten Platz am Rost -
kann doch ein Krematorium nix für,
für derlei Öfen ist ein Mensch nur Toast.

So mancher denkt, es wäre nun vorbei,
doch dann ertönt ein lautes Knallen,
vom Pathologen hört man einen Schrei
der lässt vor Schreck die Säge fallen.

Die Ofentür erzittert von der Wucht,
wenn Gas den Weg ins Freie sucht.
Ein Pathologe sollte lernen
vorher das Popcorn zu entfernen.

■■■■■ 05.05.22

Bellen vor der Tür

Kann der Papst noch bellen vor der Tür?
Er bellt, weil Lügner, Hetzer - also wir
es gar nicht mehr erwarten können
sich mit harter Kante schnell zu trennen
von den so ungeliebten Waffen,
um ihren Endsieg doch zu schaffen..

Darf der Papst noch bellen vor der Tür?
Wenn Stammtischbrüder so beim Bier
jedes Maß vom Tische fegen,
wie einst im Sportpalast die Reden.
Hört nur wie sie rünstig lachen,
nur Deppen, die sich Sorgen machen.

Muss der Papst jetzt bellen vor der Tür?
Die Wahl trifft Kanzler wie auch Kanonier,
denn für Paläste wie auch kleine Hütte,
gilt nur ein letztes Mal die Bitte -
und hört ihr nicht auf Papst und Polt
dann habt ihr Selbstgerechten es gewollt.

■■■■■

Künstler Chuzpe

Die Vollpfosten werden wieder gekürt,
es stehn ihnen die Haare zu Berge,
wenn ihre Chuzpe die Gülle verrührt,
feirern nur Kriegstreiber die Särge.

Vom Köpfeschütteln ist die Birne leer,
einmal zu viel habt ihr Balkon-Geklatscht,
den Künstler glaubt dir doch keiner mehr,
hast dich mit Stinkefinger abgewatscht.

Die Obrigkeit in deinem Spiel ist klug.
Die Eingereihten gröln im Narrenzug.

■■■■

Spontane Töne (konjunktivisch)

Erhörte ich so manch Gedanken,
der Melodei spontan entsprossen,
er täte minarettisch höher ranken
und brächte dar, was ich beschlossen.

Und zeigte sich ein Schalk erbötig
er flöge mit dem Schabernack wohlfeil,
und Töne, die blasphemisch nötig,
erklängen kunstvoll aus dem Hinterteil.

Man brächte nur das schnöde Mikrophon
gefährlich nah an die Rosette,
erklänge dann stakkatohafter Ton,
er läge nah bei der Librettokette.

Bibrrrfffhhth biprüfffhhhft fiiiiiiifffht

Nun sollten Karawanen applaudieren,
um diese Mühsal kunstvoll zu goutieren.

■■■■■
.



Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Sufnus am April 13, 2022, 16:11:32
Hi Hans,
ich beobachte sehr interessiert die wachsende Sammlung - bin mir aber nicht ganz sicher, ob hier Zwischenkommentare überhaupt willkommen sind oder ob Du lieber Deine Gedichte garade "am Stück" versammelt sehen möchtest. Falls Du's hier ohne Zwischenrufe magst, aber sonst schon an Feedback interessiert bist, kannst Du ja auch noch einen Kommentarfaden nebenher eröffnen. Oder ist ein Echo jetzt gar nicht so Dein Begehr? <- wenn Du die Sammlung ohne Sufnus Interruptus magst, lösch ich diesen Ruf von der Seitenlinie einfach wieder. :)
LG!
S.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am April 14, 2022, 14:47:33
Lieber Sufnus,
Kommentare sind willkommen. Klar.
Da ich die Gedichte für neuerliche Veröffentlichungen brauche, habe ich sie wegen der Übersichtlichkeit in einen Faden gestellt.
Beislgrüße
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Juni 08, 2022, 19:08:26
Atombunker Stammtisch I

Dieter: Hey hast du das gelesen? Der Papst bellt! So was dämliches.

Erwin: Ey, bist du blöd Mann, damit ist die Nato gemeint die vor Russlands Tür sitzt und bellt. Typisch Blöd Zeitung, immer einen drauf setzen.

Dieter: Aber die Nato kann doch auch nicht bellen.

Günter: Vergiss es, der Dieter schnallt es nicht. Das ist als ne Warnung gemeint an Russland, dass die sich wieder einkriegen sollen und die Ukrainer in Ruhe lassen sollen.
Der Papst ist nur sinnbildlich gemeint, du Eumel.

Dieter: Hey hier steht was von Lügner und Hetzer, wasn das für'n Scheiß?

Erwin: Das ist die Nato mit dem senilen Biden, der hat mit den Russen mal Klartext geredet. Klare Kante Junge, da sind wir auch dabei, verstehste? Hier in Deutschland stehn doch genug Leos und Haubitzen rum. Ab damit, rüber in die Ukraine, dort ham die ne bessere Verwendung als hier aufm Hof zu vergammeln. Alles rüber damit. Wech mit der Scheiße. Der Russe kricht jetzt ordentlich was aufn Sack, bis nach Moskau sach ich dir. Bis nach Moskau und noch weiter aber Hallo.

Dieter: Wieso nach Moskau, ich denke Kiew?

Günter: Hey, hasse nich geschnallt? Klar Moskau, warte mal, wenn unsere Leos erstma drüben sind, dann macht der Russe gar nix mehr, sach ich dir. Die Ukrainer sind so geil drauf, die treten denen dem Russen voll innen Arsch, sach ich dir. Und dann noch die Peter Maffey Haubitzen, die schießen dir auf 40km das linke Auge wech. Die geilen Ukrainer machen jetzt den Russen komplett platt, die kommt nie wieder auffe Füße. Halleluja, man muss jetzt hart sein und Linie zeigen, die Russen haben's verknackt, wart nur, wenn unsere Marder und Leos kommen.

Dieter: oh menno, kuck ma, da steht, dass der russische Außenheini mit dem totalen Krieg droht und einer Generalmobilmachung mit Reservisten und Atomrraketen und all so Sachen.

Erwin: Dem hammse wohl volle Kanne ins Hirn geschissen? Lass den Putin ruhig kommen mit seinem alten Schrott. Is doch alles mit Gaffa Band geflickt, hör ma uff.

Dieter: Abba der Russe könnte doch Berlin platt machen?

Günter: Lass ihn doch, dann machen wir Moskau platt, is doch logo. Nee, davor hat der Russe viel zu viel Schiss.

Dieter: Also bringt die Bitte von dem Rom Franz gar nix?

Günter: Nee, kanna sich schenken, bringt Null. Hey Babsi, noch ne Runde.

Babsl: Ich wollt schon sagen, pennen könnt ihr auch zuhause Jungs. Weisse Bescheid.

Günter: Hey geil Babsi, mit Fernet Branca, voll der Hammer, stillgestanden ihr Luschen, hau wech die Scheiße.

Babsi: Ja was isn nu mit dem Franz?

Erwin: Mir egal, ob der bellt oder nich, ich fahr mit dem Wohnwagen nach Portugal, wenn's knallt un lech die Fü8e hoch.

Dieter: Prost Gemeinde, sach ma, wer isn dieser Polt?

Erwin: das ist dieser bayrische Fernsehtyp. Null Humor hat der, kein Vergleich zu Mario Barth. Und die andern Schwachköppe, die auffa Liste stehen, Alice Schwarzer un Konsorten, nee, kannste alle knicken. Alles Loser, weisse Bescheid. Prost.

■■■■■■

Atombunker Stammtisch II

Dieter: - weiß eigentlich jemand wo hier der nächste Atombunker ist?

Erwin: - schon mal was vonna U Bahn in Köln Kalk gehört? Da passen 5000 Männekens rein. Wenn die Hütte voll ist, gehen die Stahltore runter und der Dieselgenerator springt an.

Dieter: - und die annern 200 000?

Günter: - die ham halt Pech gehabt, paar Lutscher weniger. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Dieter: - also ich glaub, da krieg ich Patzangst.

Erwin: - dann machs wie ich, bau dir den Keller aus. Ich hab schon den Generator vom Wohnmobil ausgebaut. Das reicht dicke. Fressalien und drei Paletten Dosenbier - aber Hallo.

Dieter: - und nachher, was machste dann, wenn wir überleben sollten?

Dieter:- dann ziehste die Atemmaske ein paar Tage auf du Eumel und gudd is. Gibt's grsd im Angebot bei Bauhaus. Babsi noch ne Runde.

Dieter:- also ich weiß nich, da krieg ich wieder Platzangst.

Erwin:- na hör ma, bei Corona biste doch auch zwei Jahre mit dem Lappen rumgelatscht, wo issn da der Unterschied? Friss die Jodtabletten un feddich. Also von mir aus kann der Russe ruhig kommen.

Dieter:- hasse gesehen, wie aufgedunsen der Putin is? Der is doch krank. Der schickt sicher die Bombe.

Günter:- solla doch, dann machen wir Moskau platt. Prost.

■■■■■■■

Der Höhepunkt

Sie mieten Busse für Romantik
im Safarihemd und Sonnenhut.
Besuchen seltene Botanik,
ganz beseelt von ihrem Edelmut.

Doch legen sie die Pinkelpausen
auch gern ins Überschwemmungsland.
In Wahrheit sind sie Kunstbanausen,
als Katastrophentouris wohl bekannt.

Wenn andre um die Habe kämpfen
und Wasser pumpen auf die Straßen,
dann ist ihr Eifer nicht zu dämpfen
und bringt den flachen Puls zum Rasen.

Der Höhepunkt der Kaffeefahrt
Im Ahrtal ist der Zwischenstopp.
Für Kuckident und Studienrat
das Selfie mit dem Dödelkopp.

■■■■■■

Die Deutschen brauchten keinen Mauerbau
Ne rote Ampel reicht für Freiheitsstau

■■■

Verweile doch (konjunktivisch)

Ach spräche doch der Augenblicke nur,
verweile doch, du bist so herrlich steif,
ich harrte immerdar in Epikur,
erschräke mich die Andacht vor dem Schweif.

Und schössen Erntegarben hoch hinauf,
sie brächten jugendhaft des Feuers Flor,
die Hexen säßen besenhaftig drauf
und flöchten mir das Engelshaar hervor.

Jedoch stattdessen nimmt der Jahre Lauf
und wer da sänne nach verflossner Zeit,
der spiee schlaffes Ungetüm zuhauf,
wohl wissend um vergangne Albernheit.

■■■■■

Künstler Chuzpe

Die Vollpfosten werden wieder gekürt,
es stehn ihnen die Haare zu Berge,
wenn ihre Chuzpe die Gülle verrührt,
feiern nur Kriegstreiber die Särge.

Vom Köpfeschütteln ist die Birne leer,
einmal zu viel habt ihr Balkon-Geklatscht,
den Künstler glaubt dir doch keiner mehr,
hast dich mit Stinkefinger abgewatscht.

Die Obrigkeit in deinem Spiel ist klug.
Die Eingereihten gröln im Narrenzug.


■■■■




Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Juni 22, 2022, 15:27:10
Beliebtheitsscala

Sie ist ganz oben
auf der Beliebtheitsscala
und kennt jede Gala,
ob G7 oder acht,
Auch da, wo's richtig kracht,
wo Granaten zischen,
stellt sie sich dazwischen
im Kostümchen und den Friedensblümchen.
Das kommt gut an in den Gazetten,
wo wir die Freiheit retten
und im TV prognostizieren,
dass die Bösen bald den Krieg verlieren.
Sie ist so richtig tough,
da sind selbst Pazifisten baff,
wenn sie vor Ruinen und der Welt
sich den Journalistenfragen stellt.
Klar, wenn die Haubitzen blitzen,
kommt der Feind ins Schwitzen,
wenn Granaten detonieren
und Raketen explodieren,
wird der Feind besiegt,
dass er ein für allemal am Boden liegt.
Das verkünde sie mit lockrer Miene
und auf dieser Schiene
wird man hierzulande so beliebt,
ganz wie es im Atlantikseminar
auch angekündigt war.
Politik ist nicht viel mehr als Stühlerücken,
wo zwischen Lücken
immer mal wer aussortiert
und das passiert
öfter als man denkt.
Wer sich dabei kränkt,
der gehört nicht in das Haifischbecken
und muss wem anderen die Füße lecken.
So, jetzt lassen wir's mal richtig krachen,
kaufen unsre Koboldsachen
halt bei anderen Despoten
und die Stimmidioten
halten still, ganz wie es der Robert will.
Ja, die Opfer sind es wert
und wenn sich wer beschwert,
der schaue sich Frau Albright an,
denn DIE führte in dem Tötungsplan
niemals Mitleid, Sorge im Gemüte,
war, wie Lenchen niemals müde
von dem geilen Kriegsgeschrei
und war sogar mit Aschenkreuz dabei.
Gestern hat die Welt verloren,
was die Bellizisten lang beschworen
und wenn die Dummheit angeboren,
bleibt kein Mensch mehr ungeschoren.

Slam 06.22
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Juni 30, 2022, 20:51:39
Flüstern

Ich streife über Ruhestätten
und stehe lang vor Grabinschriften.
Meist les' ich "Ruh' in Frieden",
doch manchesmal bei den Gedichten

seh ich die Menschen, die ich mal gekannt,
lang bevor der Krebs gewütet.
Nun sprechen sie, als wären wir verwandt
und flüstern ihre Lieder.

Nie sagten wir beim Wein am Tresen,
"das war die letzte Nacht gewesen".

(Günther Mehdorn, Volker Alive, Anne Cyparis, Norbert Böll, Ingo Baumgartner)

######

Seltsame Vögel

Es leben Uhus, wie man weiß,
in schicken gelben Tuben.
Dort kleben sie um jeden Preis
ganz high in Schnüffelstuben.

Vom Tempelplatz mit Marmorsäule
verschickt Athen Berichte.
Der Lieblingsplatz der Schleiereule
beklagt die Eulendichte.

Ohne viel Getöse
würgt die Eule ihr Gekröse.
Im Gegensatz zum Reiher,
der kotzt in den Weiher.

######
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Juli 11, 2022, 13:47:31
Ausgeliefert

Wenn ich verschwände in der Vielheit Summe?
Mich reute doch der leere Platz von mir.
Wenn Tone dort verklängen und stumme
Geister wie Wellen trügen mich zu dir?

Danach zerbrächen Dämme, alle Fugen -und dennoch schied' ich gern aus diesem Leben,
doch fürchte ich, es hülfe keinem Klugen,
denn was verdürbe, wenn ich stürbe? Eben.

So ausgeliefert wir nach neuen Schüben
sind, schwillt nur die Gischt aufs Neue.
Es schert kein Geist sich, weder hier noch drüben,
weil paradox das Los der ew'gen Treue.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Juli 22, 2022, 11:10:38
Im Nuttenfummel

Die Paparazzis steh'n in Position.
Ein Promischwarm besetzt die Insel.
Der Pfaffe spielt gesalbte Devotion
und gibt perfekt den Einfaltspinsel.

Das Brautpaar rauscht im Porsche an
und die Claquere stehen brav Spalier.
Beim Startschuss zum Geprotzewahn
ist Schampusknallen immer Hauptplaisir.

Die Braut im leichten Nuttenfummel,
der Herr Minister cool in himmelblau.
Das "Ja" im Sensationsgetummel
war'n Schnäppchen - die Kirche gab's für lau.

Mit Hupkonzert ging's vom Altar
zum Saufen in die Sansibar.


■■■■■■


Sie wollten ...

Sie wollten mir das Schandmaul stopfen.
Sie wollten mich in Ecken stellen.
Mir auf die frechen Finger klopfen.
Mir jede Lebensfreud' vergällen.

Bei Unrecht darf der Geist nicht schweigen
und sei der Preis dafür auch bitt'rer Trank.
Die Frohnatur mag jeder leiden,
doch Schenkelklopfen ist nur schaler Dank.

Es lohnt sich nicht ein Rad zu schlagen,
denn Logenplätze sind erschlichen,
der Dumme wird die Steine tragen
und von der Gästelist' gestrichen.

Es nützt nichts, wenn wer wen verhöhnt,
auch hübsch gescheitelte Primaner,
die gestern von Erfolg verwöhnt,
sind aufgebockte Lippizaner.

Sie dreh'n sich bunt bemalt im Karussell
und grinsen blöd von ihrem Holzgestell.

.
Gedichte Hans Beislschmidt 07.2022
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am August 01, 2022, 19:59:40
Unwohlschein

Den Stecker raus bei Unwohlschein -
das Publikum ist nicht geneigt.
Die dreadlocks soll'n für Schwarze sein,
weshalb der weiße Reggae schweigt.

Oh weh - wenn Asiaten geigen
die schönsten Händel Overtüren.
Auch schwarze Haut im Dirndl zeigen,
wird wohl zu Bayerns Veto führen.

Die kulturelle Aneignung
erzeugt beim Wokeness-Spuk Regress.
Konzerte gibt's laut Anweisung
nur noch im Friday Gender-Dress.

Doch selbst wenn alle Stricke reißen,
es wird Roberto weiter Blanco heißen.

.

https://www.nzz.ch/panorama/wegen-kultureller-aneignung-band-muss-konzert-abbrechen-da-weisse-musiker-rastas-tragen-ld.1695296

https://www.ndr.de/kultur/musik/Absage-wegen-Dreadlocks-Laecherliche-Rechthaberei,fridaysforfuture966.html
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am August 18, 2022, 10:49:44
Die Gerechten

Die Einsternwerfer blüh'n en vogue.
Dazwischen herrscht der Duld-ich-nich.
Der Pawlow Geifer fließt ad hoc,
gesummt, gebrummt mit Wespenstich.

Wehe, wehe, wenn der Kurras naht.
Die Zeit genötigter Kalfakter,
hält süffisant Tableau parat,
mit Blick auf Stacheldraht Charakter.

Gerotzte Häme im Parcours Galopp,
so stinkend schlüpfrig wie ein Rektoskop(p)
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am August 19, 2022, 19:57:29
Klärgerecht

es dauert lange bis am Ende einer Kläranlage wieder saub'res
Wasser kommt

Gitter Netze Speicher tun ihr Bestes
im Kampf gegen Menschnatur
Versottung

was ausgeschieden wird kommt
auf die Felder und spritzt aus
Traktors Güllehänger

schau wie hinten der Partikelbogen
spritzt und der dunkle Regen
auf trock'ne Furchen fällt

tranchierte Fetzen kann man noch erkennen wie sie durch die
Gegend flattern

der Rest der Überheblichkeit
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Copper am August 22, 2022, 14:45:28
Hallo Hans,

leider musste ich wieder am Sonntag feststellen, mit welcher rücksichtslosen Überheblichkeit die Motorradfahrer ihre Mitmenschen belästigen.
Leider sind viele Motorräder auf einen extra lauten Pegel eingestellt, der nicht mehr erträglich ist. Vor allem Motorradgruppen, die sind lästiger, als ein Schwarm Wespen beim Kaffeetisch.
Zur Natur gehört auch Stille und nicht unnötiger Lärm. Kurvenreiche Strecken in der Natur werden aber gerne als Rennstrecke genutzt.
Es gibt kein Hobby, dass die Mitmenschen mehr belästigt als das Motorrad fahren.
Der Fahrer selbst wird von diesem Krach wenig mitbekommen. Aber die Umwelt und die Mitmenschen leiden sehr darunter.
Fahrt  weiter durch die Natur und genießt diese Fahrt durch Täler, über Berge und durch waldbedeckte Fluren. Mit eurem Körper seit Ihr so der Natur nah. Aber mit eurem Hirn leider weit davon entfernt.

Ich beziehe diesen Kommentar auf Deinen Schlusssatz, Zitat: " Der Rest der Überheblichkeit" . Unnötiger Lärm ist auch ein Abfallprodukt.

Nur mal so zum Nachdenken, wenn du mal wieder durch die Natur fährst und ein Schwall von Lärm über mehrere Kilometer hinweg hinterlässt.
Ich hoffe Dein Motorrad hat normale Lautstärke, dann gönne ich Dir Deine Ausflugfahrten.

Gruß Copper.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am August 24, 2022, 20:17:31
Hey Cooper,
Mein Auspuff ist nicht laut, das vorab.
Das viel diskutierte Thema hängt zwar von den Brüllmopeds ab aber auch vom Umwelt und Verkehrsministerium. Ich hätte nichts gegen das Tiroler Modell einzuwenden. Dort wird kontrolliert und wenn die zulässige Dezibelzahl überschritten wird, bleibt das Bike stehen und der Besitzer muss den Abschleppdienst rufen. Eigentlich ganz einfach.
Beislgrüße
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am August 24, 2022, 20:22:13
Oh Marietta

Und also sprach der Intendant -
die Wahrheit ist, so wie ich's sage,
so läuft's in diesem uns'rem Land
und wehe dir, ich hör ne Klage.

Marietta ist nun voll im Bilde
und spricht von drohenden Gefahren.
Als Oberin der Sprechergilde,
lehrt sie bei Mimik Seminaren.

Bei "Demo" schnellt die Braue hoch,
sie wirkt betroffen und schockiert.
Bei Wutgebrüll von rechts jedoch,
formt sie die Lippe ganz pikiert.

Und wie das Schicksal spielt -die Wut marschiert, es droht Gewalt.
Was will die Meute nur? Der Kühlschrank leer, die Bude kalt.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Copper am August 25, 2022, 20:36:43
Hallo Hans,
wir werden umerzogen. Andersdenkende werden als demokratiefeindlich abgestempelt. Eine unerfreuliche Entwicklung. Wer für seine Grundrechte demonstriert wird schnell verfassungsrechtlich kontrolliert, oder als Querdenker eingestuft. Daumen hoch für dein Gedicht.

 Für diesen Winter hab ich die Lösung:

Ich kauf mir ein Haus auf Malle,
das mach ich auf jedem  Falle.
Sonst frier ich mir, das Gas wird knapp,
in Germany den Arsch mir ab.

Der Refrain für einen Ballermann Song. ☺

Gruß Copper.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am August 26, 2022, 19:40:05
Zitat
Andersdenkende werden als demokratiefeindlich abgestempelt. Eine unerfreuliche Entwicklung. 
Das ist soweit richtig Cooper. Ich bin auch hier der Staatsfeind. Deshalb gehöre ich nicht in Gedichte Foren oder in traute Lesezirkel, auch nicht zwischen niedliches Poesiegereime.

Das war schon immer so und deshalb schreibe ich hier nur noch auf zwei threads als Archiv gedacht für das neue Buch.
Wer etwas mehr über mich wissen möchte ... man kann das hier in dem Pressehinweis der Reinpfalz nachlesen.
Beislgrüße
Zitat
https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgvo2orb6b2_zluA66B9pMl2Cy8YX1SVySCgxp_s6gZWkmjV4JPabhgiZHU2WWLt3lpwQ2CSfBwNjdunuLd1ckf35bIBom30pa8DIFyFQhCOGTbuIVMeq0oIE0XW0n5oJ87Bj0qQxYnt5_H_8aJxmEoN9fn-_kAVNd26HfBERD4AUIA29fmysX41sXs4w/s2984/20220824_095938.jpg
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am August 29, 2022, 11:30:36
Belesen zwar

Wie ungerührt doch diese Welt
ganz über Nacht 'ne andre wird.
So wie ein Täter sich verhält,
der sich beim Alibi geirrt.

Als hätt' Belesenheit zu tun
mit krimiwütig? Als Decors
für'n Tatort, wo nur Opfer ruh'n,
kommt solch Indiz uns seltsam vor.

Wir folgen stumpf, trotz aller Schläue
und tragen uns in jedes Stammbuch ein.
Bei jeglichem Dekret aufs Neue
verblassen wir im fahlen Schein.

Belesen zwar, doch nur zu welchem Zweck?
Am End verquastet und amorpher Dreck.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am September 05, 2022, 11:48:17
Inmitten von

wie es scheint ist das Böse gewöhlich zäh
vor allem wenn ihm die Täuschung gelingt
die uns glauben macht es befände
sich im Kern noch die
Aufrichtigkeit

der alte Gabriel hat sein Köfferchen
längst gepackt und steht im Aufzug
den Daumen fest auf Tiefgarage gedrückt
während die Liebe wild
gestikulierend versucht im Pool
den Kopf über dem Wasser zu
halten

auch ein Kuss konnte sie nicht
vorm Ertrinken retten und schmeckte
nur nach Chlor und feuchtem
Handtuch
ein paar Umstehende riefen nach
einem Arzt und während sich
Fratzenköpfe wie eine
Baumkrone herunter
beugten
du warst mit deiner einfältigen
Liebe allein inmitten von
Lachern und
Missgunst 
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am September 17, 2022, 19:37:33
Böse Bashôs

Bashô Fingerhaiku

Die Luft zischt leise
Das Beil summt unnachgiebig
Der Finger fliegt weit

Bashô Drosselhaiku

Ins Gebüsch gezerrt
Amsel Drossel laut geplärrt
Bis zum Schluss gewehrt
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am September 21, 2022, 17:50:16
Als meine Augen alles
gesehen hatten, kehrten sie zurück
zur weißen Chrysantheme.

Bashô


Hallo Hans,

nicht gerade klassische Sujets, die du für deine Haikus gewählt hast. Ein bisschen Natur - Luft, Gebüsch, Amsel und Drossel - doch dient sie dir lediglich als Beiwerk. Inhaltlich tarker Tobak. Aber warum nicht Gedichte über den Krieg in dieser Form verfassen.

Lieben Gruß
Jenny
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Oktober 11, 2022, 16:13:52
Danke fürs Reinschauen Jenny. Noch sind Haikus nur Parodien auf Betulichkeit.
■■■

Eine seltsame Horde

Es gibt nichts, was wir tun könnten.
Nichts, was wir verändern könnten.
Gar nichts.

Alle Heilslehren sind nichts wert,
wie auch alle Werte und Traditionen.
Bilder aus unserer Vergangenheit,
die nicht mehr sichtbar sind und
auch nicht sichtbar gemacht
werden können.

Es ist vorbei.

Vorbei, bis auf die Dankbarkeit
eine Weile aus der Wundertüte des besten Jahrhunderts kurz naschen
zu dürfen.

Wir sind eine seltsame Horde.
Führen sogar Kunststücke vor.
Belesen sein und Dummheit zugleich.

Bemerkenswert wäre noch, dass wir
gar keine Mauer gebraucht hätten.
Eine rote Ampel hätte genügt.

Ob wir es beklagen oder nicht, spielt keine Rolle.

Gedichte Hans Beislschmidt 10.2022

Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Oktober 12, 2022, 02:04:39
Hallo Hans,

natürlich ist es (fast) vorbei. Aber ich verstehe deinen Pessimismus nicht. Ist es nicht das, was wir immer herbei gesehnt haben, das Ende des Kapitalismus? Das Ende der Ausbeutung, der Entmenschlichung der Menschen? Und jetzt fängt das Gejammer an? Wir können doch froh sein, dass der Kapitalismus endlich abgewirtschaftet hat, dass Zeit für was Neues ist! Keiner kann uns die Antworten geben, wir müssen sie schon selbst finden. Das ist das Dilemma der Linken, dass sie die Möglichkeit hätte, die Avantgarde zu sein, aber zu leise, zu gespalten ist. Aber wir machen es uns halt nicht leicht mit der Sache, die so einfach, doch so schwer zu machen ist. Damit haben Nazis und Populisten es anscheinend leichter. Sie zaubern simple Parolen aus dem Hut. Ob das auf Dauer richtungsweisend ist, ist mehr als fragwürdig. Zeit für die linken Kräfte, zu denken, Perspektiven zu entwickeln, zu handeln. Für eine bessere Welt. Holger, der Kampf geht weiter!

Lieben Gruß
Jenniý
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Sufnus am Oktober 12, 2022, 15:03:24
Hi Jen!
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du und Hans nicht unbedingt im selben Kampf unterwegs seid.
Bei Dir sehe ich ganz stark die utopistische Verve klassischer "linker" Positionen am Start, also den Glauben an eine gesellschaftliche Umgestaltung, in der patriarchale Strukturen, das Primat der Ökonomie und ein gewisser Unilateralismus (sei es auf nationaler oder europäischer Ebene) überwunden werden. Was dann genau an deren Stelle treten soll, das betonst Du selbst, ist eine Art Work in progress mit noch etwas unscharfen Umrissen.
Bei Hans sehe ich hingegen (Du mögest mich korrigieren, Hans) die typische Haltung eines enttäuschten Sozialdemokraten, der sich von "linken" Utopien derzeit eher angewidert abwendet.
Vielleicht könntet Ihr Euch auf eine kritische Haltung gegenüber der Ökonomisierung aller Lebensbereiche und der damit einhergehenden  Vernachlässigung immaterieller und qualitativer "Wachstums"-Potentiale einigen. Aber so richtig werdet Ihr, denke ich, nicht zusammenkommen. Muss auch nicht. Wechselseitiges Verstehen, worum es dem Gegenüber eigentlich geht, wär schon viel.
LG!
S.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Oktober 12, 2022, 15:23:08
Hi Sufi,

ich schätze den Hans so ein, dass er aus dem linken Spektrum kommt, aber jetzt etwas Querfront-anfällig ist. Gemeinsam mit sogenannten Konservativen zu marschieren führt uns aber nicht zum ersehnten Ziel, ist eher kontraproduktiv, weil man die Linken dann nicht mehr ernst nimmt. Die Rechten suchen, wie ich mal in der "Blauen Narzisse" (Identitäre) gelesen habe, den Schulterschluss mit den Linken, so lange, bis sie ihr Ziel erreicht haben, den demokratischen Staat aus den Angeln zu heben. Sie machen sich die Ängste und die Unzufriedenheit der Bürger zunutze, um den demokratischen Staat zu diskreditieren. Sozialismus muss und kann aber nur in einer Demokratie möglich sein. Die Zeit der Nationalstaaten ist ohnehin vorbei.

Lieben Gruß
Jenny
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Sufnus am Oktober 12, 2022, 17:04:45
Hi Jen! :)
Naja, "Querfront" ist ja ein durchaus schwammiger Begriff. So wie ich ihn verstehe, erscheint er mir als viel zu wuchtige Keule für die zwischen Provokation, Ressentiment und Freigeistigkeit ziemlich frei flottierenden Äußerungen vom Beisl.
Insofern, Hans, würd ich Dich ja eher als eine Art Mephisto sehen (ich meine den M. vom Geheimrat, nicht den vom Klaus Mann):

M:
Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen,
Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt;
Mein Pathos brächte dich gewiss zum Lachen,
Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt.
Von Sonn und Welten weiß ich nichts zu sagen,
Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen.
Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,
Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.
[...]

DER HERR:
Hast du mir weiter nichts zu sagen?
Kommst du nur immer anzuklagen?
Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?

M:
Nein Herr! ich find es dort, wie immer, herzlich schlecht.


LG!

S.


Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Oktober 14, 2022, 12:18:03
Hallo Jenny, hallo Suf,

Worum es uns gehen sollte...

Ich denke, es geht gar nicht mehr darum in welcher politischen Ecke man steht. Ob kapitalistìsch mit dem Pseudofähnchen der westlichen Demokratie oder kommunistisch im Verbund mit autokratischen Volkstribunen. Neben der islamistischen Bedrohung ist der wahre Feind des Menschseins die langsame Transformation, wie sie in The Great Reset beschrieben wurde und teilweise schon umgesetzt wird.

Das mag für manche utopisch klingen aber es beginnt schon mit den sogenannten Kleinigkeiten wie beispielsweise die Abschaffung des Bargelds und die digitalisierte Personofizierung wie es uns die FDP schmackhaft machen will.

Was soll das heißen?
Ist der Mensch erst durchdigitalisiert, öffnet sich keine Tür mehr ohne digitalisierte Registrierung, auch Bankguthaben und Behörden bleiben verschlossen, wenn das böse  Individuum in Ungnade fallen sollte. Und dazu muss Mensch noch nicht mal straffällig geworden sein, nein, es genügt schon ein falsches Wort oder eine andere Meinung, als die staatlich vorgegebene.

Es beginnt jetzt mit dem digitalisierten Personalausweis mit der eingelesenen Identitätsnummer, was als hilfreich und nützlich für Behördenanliegen eingestuft wird.
Aber es endet beim implantierten Chip unter der Haut, wie es schon in Schweden praktiziert wird. Dieser Allround Chip öffnet Bankkonten, Supermärkte, Bezahl Apps und ganz viele andere nützliche Dinge.

Dumm nur, wenn der Chip von rechtswegen gesperrt sein sollte. Dann bleibt die Straßenbahn geschlossen und auch das Auto springt nicht an. Der betroffene Mensch wird über Nacht regelrecht kaltgestellt und kann künftig unter der Brücke schlafen.

Das alles bahnt sich in den nächsten Jahren an und wird unter dem Oberbegriff "Transhumanismus" als neue Weltordnung angepriesen.

Ich habe aus diesem Grund Zweifel und Bedenken, denn ich traue diesen staatlichen Wohltaten nicht über den Weg. Ich möchte mein Bargeld behalten, meinen Reispass und die mir im Grundgesetz zugesicherten Rechte. Ich möchte auch nicht zum Bittsteller oder Almosenempfänger degradiert werden und mein Häuschen mit Garten nicht in den Topf behördlicher Willkür werfen.

Sollte mich deshalb jemand als starrsinnig, rückwärtsgewandt oder sogar ordnungsfeindlich bezeichnen, sage ich: - Steckt euch euer Hirnschmalz sonst wohin. Nicht mit mir".

Also macht euch keine Sorgen. Ich bin mitnichten eine Neuauflage der RAF oder Antifa, Pandemieleugner, Reichsbürger, AfD Klatscher, nein, ich möchte einfach nur wieder mein Land so erleben, wie es unter Helmut Schmidt und der alten SPD einmal war.
Gruß vom Hans
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Oktober 14, 2022, 16:15:44
Hallo Hans,

die Islamisierung treibt dich um. Aber ich kann dich trösten. Glaubt man den Stimmen aus dem Iran, so hat es sich bald ausgemullaht:

"Das Gesicht des Irans wird nicht mehr jenes sein, das wir vor Mahsas Tod sahen. Auch das Gesicht des Nahen Ostens und der islamischen Welt wird nach diesem Tod anders sein. So wie die islamische Revolution im Iran vor 43 Jahren die gesamte islamische Welt erschütterte, so wird auch diese Revolte, deren Parole „Frau, Leben, Freiheit“ ist, mit Sicherheit vieles jenseits der iranischen Grenzen verändern. Die Taliban, der islamische Staat, Al Qaida oder sogar die jüngste Islamisierung der Türkei durch Erbakan und Erdogan, sie alle waren sunnitische Antworten, politische Gegenmodelle zur schiitischen Revolution im Iran. So wie die russische Oktoberrevolution war die Machtergreifung der Mullahs im Iran vor 43 Jahren zweifellos eine Weltrevolution. Mit dieser Revolte nähert sich die Welt dem Ende des politischen Islams, den wir bisher gesehen haben. Keineswegs ist es übertrieben, zu sagen, es gibt einen Iran vor Mahsas Tod und einen anderen danach." (Iran Journal)

https://iranjournal.org/gesellschaft/proteste-im-iran-revolute-der-frauen (https://iranjournal.org/gesellschaft/proteste-im-iran-revolute-der-frauen)

Der "Great Reset", wie er vom Weltwirtschaftsforum angestrebt wird, soll dazu dienen, die Gesellschaft gerechter zu gestalten. Von Antisemiten wurde dieser Begriff aufgegriffen und ins Gegenteil pervertiert, indem von globalen Finanzeliten geschwurbelt wird. Nichts Neues. Dazu braucht man nur Adorno zu lesen.

Auch am gläsernen Bürger wird schon seit den 80er Jahren gebastelt. Klar, dass man heute die technischen Möglichkeiten hat, das Werk zu vollenden, und davon auch Gebrauch macht, Staat und Wirtschaft gleichermaßen. Wobei wir noch gut dran sind, weil wir einen starken Datenschutz haben.

Die relative Verelendung der Bevölkerung kann weder den Personen Biden und Putin noch der Ampelregierung angelastet werden. Sie hat ihren Ursprung in den zyklischen Krisen des Kapitalismus, die aus Konkurrenz auf den Märkten entstehen und in Imperialismus und Krieg münden.

Es gibt Alternativen zum Kapitalismus, aber keine Alternative zur Demokratie. Was, wenn nicht Demokratie? Monarchie? Ist hier nicht mehr möglich. Diktatur? Dass die Diktatur des Proletariats nicht funktioniert, dürfte seit Stalin klar sein. Und ein faschistischer Staat, wie er Höcke & Co. vorschwebt, nein danke.

Lieben Gruß
Jenny

Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Sufnus am Oktober 16, 2022, 16:30:10
Also macht euch keine Sorgen. Ich bin mitnichten eine Neuauflage der RAF oder Antifa, Pandemieleugner, Reichsbürger, AfD Klatscher, nein, ich möchte einfach nur wieder mein Land so erleben, wie es unter Helmut Schmidt und der alten SPD einmal war.
Gruß vom Hans

Ha! Ich wusste es! Als ich weiter oben die SPD als einen ehemaligen politischen Verortungspunkt von Dir erwähnt habe, wollte ich tatsächlich auch Schmidt Schnauze erwähnen... wobei ich annehme, dass Du als junger Mensch auch am frechen Oskar und seinem Verdikt über Sekundärtugenden Deinen Spaß hattest, oder? Der Unterhaltungswert war nun auch definitiv größer als der vom seligen Herrn Zeyer. Und hast Du sellemols den Doppelbeschluss wirklich für eine gute Idee gehalten? (no offence und keine nachträgliche Besserwisserei meinerseits, denn hinterher ist man ja bekanntlich immer klüger... mir wäre bei dem Gedanken an Pershing-Stützpunkte in der Nachbarschaft jedenfalls auch mulmig geworden... ).
LG!
S.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Seeräuber-Jenny am Oktober 17, 2022, 01:07:31
Oha, ich war auch mal bei den Falken und in der SPD! Aber Helmut Schmidt und der unselige Nato-Doppelbeschluss haben mich damals bewogen auszutreten. Kannte trotzdem ein paar gute Leute da, die Falken, die Frauen, unseren damaligen Bundestagsabgeordneten Dieter Lattmann, der die Künstlersozialkasse ins Leben rief, meinen Chef Günter Wirth, bei dem ich meine Lehre machte. Und Karl Lauterbach finde ich auch gut. Aber ich kann sie fast an einer Hand abzählen, die Integren. An Karrieristen dagegen herrscht kein Mangel. Wie in allen Parteien. Trotzdem bin ich wohl im tiefsten Herzen Sozialdemokratin geblieben und freue mich immer, wenn sie die Wahl gewinnen.

Lieben Gruß
Jenny

Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Oktober 17, 2022, 10:12:08
Danke fürs Reinlesen..
Es gäbe noch so vieles zu diskutieren aber ich habe diese persönliche Standortbestimmung geschrieben um darzustellen, wie schnell man sich im Lager der Störenfriede wiederfindet, weil man das, was man als öffentliche Ordnung bezeichnet, nicht als gegeben akzeptiert. Ein Jasager war ich noch nie und es reicht völlig, dass ich mich auf der Wiese auf zwei Threads beschränke.
Beislgrüße

■■■■■

Der große Rosa ist tot

Der lange Riese konnte lesen.
Lesen und sprechen, lange bevor
wir es konnten.
Zu Lebzeiten Legende gewesen.

Der unrasierte Riese,
der Wert drauf legte Jude zu sein
aber Israel nie bereiste --
die Klagemauer war ihm klein.

Der in Sandalen bis Nepal trampte,
in Mexico, Japan und China war,
immer auf der Suche
nach dem geheimen Avatar.

Sein Kunststudium war nur Ausrede.
Er konnte Arno Schmidt zitieren,
über Stifters Nachsommer und
Adorno besoffen referieren.

Du warst unsere nächtliche Laterne,
du Untier beim Bayer Willi,
mit Gefühl und Kopf in der Ferne
und wir waren junge Burschen.

Zweibrücken zu spießig
und München zu groß.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Oktober 24, 2022, 12:44:11
Sie blieb nie lange

Sie war mal 'ne richtige Schönheit
Sie wusste wo und wann
Sie blieb nie lange
Sie warf die Haare nach hinten

Ihr Leben war geschickte Planung
Ihr Lächeln entwaffnend
Ihr Blick von der Seite
Ihr Sinn für Balance war angeboren

Die Männerintervalle wurden kürzer
Die Partys seltener
Die Spiegel weniger
Die Söhne waren erwachsen

Baden in Eselsmilch
Botox und Gurkenmaske

Collagen und Meersalz
Corselagen im Schrank

Ein langsamer Abschied
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Sufnus am Oktober 24, 2022, 13:06:51
Hi Hans!
Deine zwei letzten Textwürfe, also Der große Rosa ist tot und Sie blieb nie lange tönen beide ein bisschen anders als ich es sonst so von Dir kenne, sie haben weniger "Bühnen-Sound" und klingen literarischer (ich hoffe, Du verstehst das als Kompliment und nicht als Kritik - und zwar als ein Kompliment, das explizit NICHT denunziatorisch gegenüber einem schmissigen Bühnentext ist).
Beim großen Rosa scheint eine konkrete Person gemeint zu sein - da fehlt mir das Hintergrundswissen. Aber die Zeile lesen sich sehr innig und nahbar.
Der Abgesang über eine alternde Schönheit ist demgegenüber auch ohne Insiderwissen verständlich. Nur bei "Corselagen" bin ich mir nicht sicher: Sind Korsagen gemeint? Und bei den Männerintervallen hätte in meiner persönlichen Logik mehr Sinn gemacht: Die Männerintervalle werden länger (sprich: Die Anzahl der Männer pro Zeit nimmt ab).
Auf alle Fälle sind das zwei Texte, in die ich äußerst gerne Lebens- und Lesezeit investiere! :)
LG!
S.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Oktober 24, 2022, 14:33:32
Hallo Suf,
Wenn man lyrisch unterwegs ist, kommt nach vielen Reimgedichten auch mal das Interesse an vers libre, vor allem weil ich in letzter Zeit wieder Wondratscheck lese. Prosaische Lyrik hat episch andere Möglichkeiten und ist differenzierter. Aber, ich gebe es offen zu, auch weniger anstrengend, als ständig im Reimlexikon zu suchen oder tausendfach benutze Reimwörter zu quälen.
Ein Versuch also....

Zu den Werken...
Mein Freund Günter Rosa ist gestorben und ich habe mich an ihn und meine Jugend erinnert.
Ein Verstehversuch ....

Ja, ich mochte ihn sehr gerne und sein Tod hat mich überrascht, auch weil sein Ende zu profan war, ohne Getöse, sondern so stinknormal in der Reha nach einem Schlaganfall. Der Tod schneidert für uns ein einfaches Hemd.
Manche Leser mögen ähnliche Jugendbekanntschaften gehabt haben, die an den entscheidenden Schnittstellen des Lebens wichtige Impulse gesetzt haben und Interessen auf bestimmte Bereiche gelenkt haben. Das können sportliche, berufliche oder aber wie in diesem Fall künstlerische Impulse sein. Man lenkt seine Interessen in diese Richtung und merkt:--- Das fasziniert mich, das könnte mein Ding sein und viele Jahre später erkennt man, dass es eben diese Freundschaft war, die diese Form des Engagements ausgelöst hat.

Für mich persönlich gesprochen, hat sich das viel später eingestellt, denn es gab davor viele Jahre wichtigere Dinge für mich auszuprobieren, Frauen, Autos, Motorräder, Beruf, Geld verdienen,:D also gar keine keine künstlerischen Ambitionen.

Erst durch die Theaterbühne und Stand up Comedy habe ich mich wieder fürs Lesen und Schreiben interessiert.

Es gibt ja Autoren und Dichter, die schon mit 10 Jahren ihre ersten Essays und Gedichte geschrieben haben, wie mein Lieblingsdichter Wolf Wondratscheck, der mit 75 Jahren immer noch schreibt und dessen Gesamtausgabe von Suhrkamp nächstes Jahr verlegt wird.
Hut ab vor solchen Künstlern aber das bin ich nicht und wollte es auch nie sein. Der verkopfte Denker, nein, dafür war das Spiel des Lebens zu spannend.
In meiner Heimatstadt kennen ihn nicht viele, dazu war er zu kauzig und München, nun ja, ist riesig und voll mit Lebenskünstlern.
Aber für mich und ein paar wenige war er sehr wichtig.

Sie blieb nie lange
17 Zeilen stellvertretend für 30 Jahre. Die Idee kam als ich SIE in einem Café gesehen habe.

Intervalle werden kürzer, weil die Beziehungen oberflächlicher werden.

Corselage ist eher im englischen, in der Modebranche üblich. Korsett klang mir zu spröde, zu deutsch.

Danke fürs Reinlesen und deinen Kommentar.
Beislgrüße
Melde dich, wenn du mal in der Nähe bist.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Sufnus am Oktober 24, 2022, 14:59:50
Hi Hans!
Mein Beileid zum Tod Deines Freundes. Deine Zeilen sind ein sehr schönes Memento.
Und ansonsten muss ich sagen, dass Dir die freien Verse wirklich sehr gut gelingen! Wondratschek könnte ich auch einmal wieder lesen - eine gute Anregung! :)
... und wenn es mich in den schönen Südwesten verschlägt, meld ich mich... :)
... jetzt bekomm ich Lust auf schöne gegrillte Merguez.... :)
LG!
S.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Oktober 25, 2022, 14:15:13
Hallo Suf,
Danke und Merguez mit Harissa mag ich gerne.
Beislgrüße

■■■■■

Das Muster der Gräser

Lange hielt sie die Augen geschlossen
atmete in kurzen Abständen
das Zucken ihrer Bauchdecke
wurde weniger, sie blickte nach oben

Die Wiesenlichtung bot einen Blick
auf das satte Grün im Tal
die Sonne brach sich duch
das Blätterdach einer alten Steineiche

Langsam drehte sie sich auf den Bauch
suchte nach dem Feuerzeug
wischte mit dem Handrücken
über kleine Schweißperlen auf der Stirn

Was? fragte sie und drehte den Kopf
Jackson Pollock, würde ich sagen
sie zog an der Zigarette, spinnst du?
das Muster der Gräser aufm Hintern

Pollock? - nochmal?

.
Jackson Pollock

https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiHUqJMDHtLDkHGypFieiBgFh4qmbhWOrnAQYkI2OPhZghEZRFgHveq1SQMnHZ1eVyV0ztm9HuNW6-m9YeDeZB0g6SkHZirXJrTejNfkK7DZ_QOFDETVsQGcABdkwaDDy3cG0L9N6-73jjLS7TpwovQRcOxkfRj9EkCL-o8xJkc5SW00EsIuBtd-N19zQ/s1375/20221024_151248.jpg
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Oktober 27, 2022, 23:16:46
Die letzte Generation

Für zwei Prozent vom Schmutz hau'n
die ganz schön aufn Putz ...
Montag - geht's in künstlerische Hallen
und man lässt den Kampfesruf
erschallen ... "nieder mit van Gogh" und
ein jeder weiß es doch ... getreu dem Schrei, fliegt auch schon Kartoffelbrei .... im Verbund mit Pomodori gegen alte Meister a priori ... abends nach getaner Arbeit dann, ergibt man sich dem
Gaming Wahn .. und killt als Ego
Shooter jede Menge Nerd Computer.

Dienstag - wird'n harter Tach, denn es
folgt nun Ungemach ... für Porsche,
Benz und SUV, wie dem Rest der Autoindustrie ... volle Kanne vor'n Latz auf'm Alexanderplatz .... dort kleben sie sich fest und weder Polizei noch wütende Passanten können Demonstranten ...von der Straße tragen, auch wenn sie geschlagen .... und getreten, sie bleiben hart und beten ... dass der Gott, der CO2 verflucht, sie im Schlaf nicht noch besucht .... denn die brauchen Kraft und Energie,  sonst schaffen sie das nie....

Mittwoch - geht man's locker an, denn heut sind  die Influenzer dran ... Bitcoins schürfen - Latte schlürfen ... so vergeht
der Tag mit Zinseszinsen, dazwischen blöde in die Webcam grinsen ... Wokeness like die Tussis smashen und im Chat den Putin bashen ... das macht Laune und bringt Geld und wem jetzt noch nicht der Groschen fällt ... ist ein Looser oder alter weißer Mann, den man nicht gebrauchen kann.

Donnerstag - heißt's Seeluft tanken und
der Frau Rakete danken ... denn die
rettet mitgehangen jeden, der von Bord gegangen ... auch Tanker oder Kreuzfahrtschiffe werden gern geentert und dass man nicht kentert .... geht der Ballast über Bord und als letztes Wort ... good bye wegen dieser Barbarei ... tauchen Fässer unter
lautem Tuten klatschend in die Fluten .... während Rettungsboote sinken und die Passagiere winken .... geht dieser Tag zu Ende und Jack Sparrow reibt die Hände.

Freitag - heute geht's glutenbefreit und
auch funbereit ... mit Snowboard über letzte Gletscher und als flashing catcher ... den blau-gelben Rennanzug, den Solensky öfter trug .... danach downhill speed mit Lastenrad über Holperweg zum Höllengrad ... ist man unten angelangt, wird mit Tombola gedankt ...erster Preis vegane Treter im Jutesack für Peter.

Samstag - man ist ausgelaugt von Kleber und von Ketten, ganz erschöpft vom Weltenretten und woll'n ma wetten? ...keine Demo mehr am Wochenende,
nicht mehr über Meere schippern, auch
nicht vor der Glotze bibbern.

Sonntag - was steht an?
Hä ... Demo Free Assange?
Och nee, det is mir zu strange. 
.
Poetry Slam Hans Beisschmidt 10.20228


Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am November 19, 2022, 15:31:24
Die Geister die er rief

Besen Besen sei's gewesen
es wollt partout ihn keiner lesen
nach soviel Unmut Kraut und Rüben
sagt' er zum Abschied: Tschüss ihr Lieben

nun ist er wieder da wie schade
und schreibt denselben Murksel fade
selbst Asbach Uralt wird auf's Neue
schnell animiert und ohne Reue

den Lesern lauwarm aufgetischt 
und wird wenn nötig aufgefrischt
mit abgelutschten Kommentaren
die schon damals Scheiße waren

doch werden solche nach drei Tagen
nicht besternt und mittels Fragen
hochgehievt wird er eben selbst aktiv
und beschwört die Geister die er rief

neben Selbstgesprächen so gestört
ist auch keiner da der ihn noch hört
zwischen Hegel Zeus und Michelangelo
wär ein jeder Soziopath doch froh

er könne seine Mär verbreiten
verhielte er sich nur bescheiden
doch Walle Walle wie im Schwalle
fließen Exkremente aus der Kralle

wie es trollt beim alten Hexenmeister
gegen alle Pflicht der guten Geister
will seinen Quargel gar verschenken
und versteht es Peinlichkeit zu lenken

in die Ecke alter Besen
sei's gewesen sei's gewesen
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: Sufnus am November 20, 2022, 20:02:11
Hey Hans!
Schön, dass Du Deine Zauberlehrlingvariation mit uns teilst! Wie das Stichwort "Quargel" andeutet (gibts da kein Copyright von Meister R. drauf? ;D ) geht es wahrscheinlich um eine andernorts wieder aufgeflammte Betätigung eines promovierten Vielschreibers, oder? Das mag auf der Wiese nicht so recht passen, erwies sich aber, horribile dictu, leider dennoch als nur allzu prophetisch...
LG!
S.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am November 26, 2022, 15:14:28
Hallo Suf,
ich denke, du spielst auf das kleine Ralfelchen an? Nein, nicht er ist mit dem Schmähgedicht gemeint.

Es geht um einen geschassten Moderator, der sich wieder als User neu angemeldet hat. Durchaus begabt aber leider höchst neurotisch. Das Gedicht würde in besagtem Forum auch gleich wieder gelöscht. Ad hominem ... war klar, wer gemeint war. By the way ... der Zauberlehrling hat mich schon einmal inspiriert und eignet sich sehr gut für Sachvehalte, die in die Hose gehen.
Danke fürs Reinlesen
Beislgrüße
.
■■■

Torbilanz und Toleranz

Die Binde war an allem schuld
die Mannschaft war nicht bei der Sache
es fehlte insgesamt Geduld
und Kampfesgeist. Dazu die schwache

Torbilanz und blöde Maskerade
mit Hosen voll und Hand vorm Mund
die saure Peinlichkeit, wie schade
nee, bei DER WM lief gar nix rund

die ticken anders in den  Wüstenstaaten
wir passen nicht in deren Rahmen
So spart euch Worte wie auch Taten
beim Scheich und seinen Haremsdamen

wär'n wir bei der Quali rausgeflogen
wir bräuchten keinen Richterstab
und spielten sicher ungelogen
mit Österreich im Herzens Cup 

■■■

Glotzverweis

Infantino und sein übles Pack
tritt sogar bei toten Sklaven nach
fault sie noch im Leichensack
rote Karte für die FIFA-Schmach

Infantino mit den roten Haaren
sponsert Trikots mit Millionen
bläst ins Horn der Geldkataren
schnappt die Werbe Subventionen

Infantino kümmert mich nen Scheiß
ich erteil mir selber Glotzverweis
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Dezember 05, 2022, 14:33:33
KULT[UR]
Mit „Ich warte noch auf Altersmilde“ hat Hans Beislschmidt Gedichte aus den Jahren 2011 bis 2021 vorgelegt
Foto: Engelsdorfer Verlag
Buch-Tipp: Vergeblich gewartet?

02.12.2022
Hans Beislschmidt wartet auf Altersmilde. Bisher vergeblich. Der Mann ist 68. Und es scheint, als sei er scharfzüngiger statt versöhnlicher geworden in den vergangenen Jahren. Und dabei war Beislschmidt zu der Zeit, als er noch auf der Bühne stand, bereits nicht der feinsinnigste unter den saarländischen Kabarettisten und – wie sich der Autor selbst bezeichnet – Comedians. Viele kennen den Mann, der eigentlich Hans Schmidt heißt, aus seiner Zeit als Wirt und Kulturveranstalter im Blauen Hirsch im Saarbrücker Stadtteil Sankt Arnual, den er bis 2018 betrieb. Beislschmidt war auf der Bühne immer mehr ein Meister des Säbels als des Floretts. Und so wundert es nicht, dass seine Gedichte auch als Brachialliteratur daherkommen.

Nach seinem ersten Gedichtband „Ich war nie wohlgefällig“ hat er nun in „Ich warte noch auf Altersmilde“ Gedichte aus den Jahren 2011 bis 2021 vorgelegt. 180 Seiten umfasst das von Pola Polanski illustrierte und im Leipziger Engelsdorfer Verlag veröffentlichte Buch.

„Wenn sie in ihren Trögen schwitzen und Fürze aus den Hirnen weichen, dann weißt du – anstatt Geistesblitzen, sie olfaktorisch uns erreichen“, beschreibt er etwa „die Arschkriecher“. Beislschmidt kritisiert in seinen Gedichten legalisierte Kinderehen und den Kampf um Lebensmittel bei der Tafel, den „die Greisin neben fetter Zecke“ seiner Wahrnehmung nach nur verlieren kann. Der Dichter gerät dabei gelegentlich ins Fahrwasser derer, die sich in den sogenannten sozialen Medien das Maul zerreißen, um zu behaupten, dass man ja nichts mehr sagen dürfe in diesem Land. „Im Land der Dichter und Denker wird selbst das Flüstern leiser und die einst für Freiheit waren, sind heute Hosenscheißer“ – so klingt das bei Beislschmidt. Dass er selbst in einen Flüsterton fällt, ist nicht zu erwarten. „So lange ich noch denken kann, versiegt kein Rinnsal zwischen Steinen und trifft mich auch ein Redebann, so bin ich doch mit mir im Reinen“, reimt Hans Beislschmidt.

Martin Rolshausen

Forum / saarländisches Wochenmagazin

Hans Beislschmidt: Ich warte noch auf Altersmilde. Engelsdorfer Verlag. ISBN 9783969402993.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Januar 07, 2023, 15:33:04
 Horizont und Spreu

Wir stellen unsere Umbruchuhren auf
wechselhafte nonbinäre Welten
und verlassen uns naiv darauf,
dass alte Normen weiter gelten.

Beim Umbruch nach der Chaostheorie
wird nichts mehr sein, was dereinst war.
In dieser misanthropen Agonie
ist unsereins nicht mehr auf dem Radar.

Tut mir leid, dass wir es nicht erkennen
wie Stückwerk sich zu hohem Sinn vereint.
Um Horizont und Spreu zu trennen,
fehlt uns ein Augenblick, wie es mir scheint.

Bei Hawkins düsteren Prognosen und
dem Blick in weit entleg'ne Ferne,
fühlt man sich bestenfalls als Hund,
doch ist man größtenteils Laterne.

■■■■
Letzte Frist

Du bist des Sommers kühle Braut,
die durch den Wald und Nebel geht
und niemand, der dir anvertraut,
im Sterben dich mit Trost umweht.

Du selbst gabst dir die letzte Frist
und zogst den Schleier übers Land.
Bei allem, was vergänglich ist,
hobst du ein letztes Mal die Hand.

Ein Abschied nur, dann war es Zeit
für letzten Hauch am alten Ort,
denn jener, der dich einst gefreit,

der wartet schon - sie hält ihm Wort
und flüstert leise: - "bin bereit".
Danach zog sie im Nebel fort.

■■■■
Schattenriss

Du nennst dich lobend gern Idealist
und deine schlauen Worte füllen jeden Saal,
doch haben Mächte stets auch ihre Frist.
Nur dumpfem Blasenschwarm ist das egal.

Auch wenn Applaus dich hievte in dein Amt,
bemisst die Willkür ständig jedes Maß
wird jeder Zweifel prompt in Frust verdammt,
wo guter Wille Freiheit nur vergaß.

Was nützt die Folgschaft, buhlend deiner Gunst,
reicht nur dein Blick, schon ist der Tag geritzt,
geleckte Stiefel und man preist die Kunst
des Meisters, der am läng'ren Hebel sitzt.

Drum tritt heraus aus deinem Schattenriss,
sei freier Geist, und kündige mit Mut
der Zepter Fesseln, denn es scheint gewiss -
nur mit dem freien Herzen sieht man gut.

Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Januar 21, 2023, 23:20:19
Vormittag

Es ist nicht nur der Ausdruck des Gesichts,
der dich so fragend sieht und flüchtig zeigt
wie er über Kinn und rote Wangen steigt,
bis dein Augenaufschlag schwimmt ins Nichts.

Es ist der Atemzug, der dich umringt,
wie ein Corset, das langsam niederfällt,
so leicht entschwebt und mich In Händen hält,
wie ein Zweifel, der fragend mich durchdringt.

Du lässt los und hälst mich doch gefangen,
die Sehnsuchtskrone, die so weit verzweigt
erlöst die Scham auf deinen Wangen.

Ich bin ein Sehender, der Fragen hört,
du bist die Sprechende, die für mich schweigt
und liebst den Vormittag, der mich betört.

■■■■■


Lotterie

Wenn aller Anfang war ein Urknall,
sind wir kaum mehr als Lotterie -
die Overtüre oder Nachhall
der Götterfunken-Melodie.

Es macht sich jeder doch was vor,
wenn er an Zukunftspläne denkt
und seinen Jugendtraum verlor,
durch brave Schuldigkeit verdrängt.

Du bringst beim Kreuzen deiner Klingen
so manches Menschenopfer dar,
es lässt sich keine Burg bezwingen,

die stets von Vorbehalt gesperrt
und 0auch die Lügen werden wahr,
wenn sie ans Tageslicht gezerrt.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Februar 05, 2023, 17:10:20
Wie läuft's denn so?

Ich sah dich stets nur steif gefroren
und später eckig auf dem Tisch,
gebacken, grätenlos, verloren,
sag du mir jetzt, wo lebt der Fisch?

Nur einmal möchte ich ihn sehen
im blauen Meer und lebensfroh,
ich möcht' ihn fragen und verstehen:
Kein Kopf, kein Schwanz, wie läuft's denn so?



Bin nur ein Flegel

Ich bedau're nichts, bin nur ein Flegel,
der seinen Hut nicht zieht und nicht versteht.
Ich setze lieber Berlichingens Segel,
bin außen vor, auch wenn der Wind sich dreht.

Ich halt' schon gar nicht meine Backe hin
und irgendeinen Tod muss man ja sterben,
bin nur geschnitzt im Schaft der Kerben,
weil ich der Unverbesserliche bin.

Wie die Fluchenden der Welt entschwinden,
so plätschern auch die Braven durch die Zeit
und werden keine heile Welt erfinden.

Ich bin zwar nur ein Flegel, doch bereit -
es wird die Liebe uns nur dann verbinden,
wenn wir als Staubkorn uns vom Staub befreit.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Februar 05, 2023, 17:11:45
Zebras Streifen

Ein Zebra ging am Straßenrand
und wollte auf die andre Seite,
bis Zebra diese Streifen fand,
zog sich das endlos in die Breite.


Doch endlich kam der Zebrastreifen
und Zebra dachte, oh wie schön,
dann quietschten plötzlich Autoreifen,
da war's um Zebra schon geschehn.

"Herr Richter", sprach der Fahrer verzweifelt vor Gericht,
"ein Zebra sieht man leicht – doch hier tat ich es nicht ..."


Borstenvieh

Ein Wildschwein ist ein borstig' Vieh
und seine Hauer sind gefährlich.
Es bürstet seine Borsten nie,
auch Wasser, Seife sind entbehrlich.

Ein Wildschwein steht von Fall zu Fall
im Wald viel lieber als im Stall
und sperrt man's doch ins Schweinehaus,
lässt Wildschwein schnell die Sau heraus.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Februar 19, 2023, 18:34:54
Dackelkacke

Schreibt ein Kritikus vernichtend
und ein Streitgespräch nicht schlichtend,
gibt's 'ne Ladung Dackelkacke
auf die Journalistenbacke.

Der Künstler hat sich zwar gerächt,
hat dafür aber lang geblecht.
.
Gedichte Hans Beislschmidt 02.2022

Balletchef Goeke ist kein Einzelfall.
Kritiker wurden auch schon erschossen.

https://www.ndr.de/kultur/buehne/Ex-Ballettchef-Marco-Goecke-Hundekot-Attacke-geschah-im-Affekt,goecke114.html

So schlecht fand ich die Kritik gar nicht.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/wiebke-huesters-theaterkritik-ueber-marco-goeckes-neues-stueck-18669800.html

■■■

Buchfink und Bücher

Der Buchfink ist mit Büchner nicht verwandt,
in Büchereien hätt' er sicher Nöte,
auch hat er Reich Ranicki nicht gekannt
und schon gar nicht Schiller oder Goethe.

Der Buchfink liebt nun mal die Buchen,
auch Eichendorf gehört nicht zum Resort.
Man hört den Buchfink selten fluchen,
jedoch beim Schmierfink kommt das eher vor.

Auf Büchermessen ist er nie gewesen,
der Buchfink kann vermutlich gar nicht lesen.


Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Februar 27, 2023, 09:46:37
Der Niemandsmensch

Du dienst dem Pack zur Stilisierung!
Es wird das Gamma-Reich entstehen,
verpackt als Bildungszelebrierung,
wenn morgen raue Winde wehen.

Bald werden wieder Bücher brennen,
als wollten sie den Untergang begrüßen
und wenn die Woken sich verrennen,
tritt man das alte Recht mit Füßen.

Geopfert mit vemeintlich großen Zielen -
wir kennen das aus der Vergangenheit,
wenn Zwerge mit Kanonen spielen,
bleibt keine Lüge kompromissbereit.

Du spürst doch ganz genau wie dich dein Blindsein schleift,
wie lange dauert's, bis ein Niemandsmensch begreift?
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am M?RZ 27, 2023, 08:50:32
Platzwart

als Platzwart geht er auf und ab
entlang der weißen Linien
die Trillerpfeife im Anschlag
wacht er über schnittiges Grün
und spricht Platzverweise aus
vom Vorstand geduldet
ein nützlicher Idiot
mit Baseballmütze

rübergemacht

zu gern verließ ich meinen Posten
und machte rüber in den Osten
hier ist's so abgezockt und durchgewokt
wo Bessermensch olivgeblümt
die schöne neue Welt bedient
na denn - auf geht's nach Halle
wer will den schon nach Malle


Schwallheinz

Der Popanz blökt nur Zwischenrufe
und Anstandsregeln sind ihm fremd.
"Versteh nur Bahnhof" ist die Stufe,
wie man den Schwallheinz gleich erkennt.

Walle, Walle, Gift und Galle,
seht nur her der Einfaltspinsel
greift gar zu Eigenlob im Falle
von allzu dürftigem Gewinsel.

Häme treibt die Schreiberfratze
wie Kackestreifen - fehl am Platze.


Karibik 

auf Cuba leben
er denkt sogar in orange
schon seit zehn Jahren


Der Plapperstorch

Er steht auf einem roten Bein
und Frosch ist seine Lieblingsspeise,
steckt hie und da den Schnabel rein,
doch in der Regel schwätzt er "Gülle".

Es geht von ihm nichts Gutes aus,
weil ihm der Geifer ständig tropft,
er lässt zu gern die Sau heraus,
bis einer ihm den Schnabel stopft.

Dann geht er "nix wie wech" stolzieren,
man sollt ihn einfach ignorieren.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am M?RZ 29, 2023, 08:52:10
Operation fatigue

Mit Wärmepumpen und Verbrenneraus
Holt die Ökodiktatur zum Tiefschlag aus
Wer nicht investiert fliegt aus dem Haus

Wer nicht produziert fällt nur zur Last
Wer nur opponiert ist schnell verhasst
So werden die Senioren zum Ballast

Du sagst dass höh're Mächte sind im Spiel
Doch Krieg und Inflation hat nur ein Ziel
Das Geld muss fließen - so läuft der Deal

Die Menschen fügen sich fatigue drein
Und keiner stellt den Mächtigen ein Bein
Man sitzt daheim und zieht sich Kekse rein
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am April 06, 2023, 13:13:32
Flötenklänge konjunktivisch

Wer da schwömme durchs Krötenreich
dem säße im Anus die Flöte
und sänge er gar für den Wiesenlaich,
es küsset ihn mancherlei Kröte.

Ach höbe er an im Flatusverein
mit bläsernder Kraft in die Röhre,
verschlösse alsbald viele Löchelein,
er brächte Melodeien zu Gehöre.

Wie weiland vergäße man Karajan,
und Sinfonien hinieden im Graben,
mitnichten die Klänge von Blödian,
die nur sinnfrei kalfakt'rische Gaben.
.
Der Konjunktiv wird vielfach unterschätzt,
dabei lassen sich viele lustige Texte kreieren.
Wir kennen alle die Arschgeige aber die Arschflöte?
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Juni 23, 2023, 11:58:24
Was haben wir ihnen nicht alles gegeben
Gute Worte, Geld und Unterstützung
Dazu noch Marder,  Leos und Haubitzen
Ok, ein großer Teil wurde vertickt
Die Mafia will ja auch leben
Schwarzmarkt ist nun mal so

Jetzt ist der Westen doch geschockt
Denn die Russen Panzer sind zwar alt
Aber reichen für den Stellungskampf
Hat sich nix verändert seit Verdun
Also einbuddeln und Stellung halten
Wer flieht wird erschossen

Und nun?

Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Juni 23, 2023, 12:02:24
Rammelstein

Shelby fährt ganz stolz zu Rammelstein
und kommt umsonst beim backstage rein.
Bei wilder Party mit der Crew,
dröhnt sich alles erst mal zu.

Am nächsten Morgen folgt der Schrecken,
an Arm und Bein nur blaue Flecken.
Was ist in der Nacht passiert? --
fragt sich Shelby ganz schockiert.

Gestern  Nacht ist ihr der Film gerissen
und jetzt geht's ihr ganz beschissen.
Da lief doch irgendeine Schweinerei!
Hilfe, Hilfe, Polizei.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Juni 25, 2023, 14:56:55
Am Fluss

ich sitze gemütlich am Fluss
heute waren es zwei oder drei
kühles Wasser ümspült meinem Fuß
die Leichen der Feinde treiben vorbei
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am August 06, 2023, 12:18:01
Geh ohne Zorn

Wir brechen auf zum letzten Gang.
Mit Wasser füllen sich die Spuren.
Der Anfang ist am Ende Zwang
und Wellen brechen die Konturen.

Ich lasse Stück um Stück mich fallen.
Von Kleiderlast bin ich nun frei.
Wozu noch länger fest sich krallen?
Zu spät für falsche Heuchelei.

Mein Schmuck ist nunmehr bloße Haut.
Mein Wanderstab ist nur aus Holz.
Der Weg erscheint mir altvertraut.
Wie schnell verschwindet früh'rer Stolz.

Den Schluss musst du alleine gehen.
Wir sind den Weg bis hier gekommen.
Er hat uns beide her gebracht.

Dort drüben wirst du aufgenommen.
Sei ohne Zorn, geh' unbedacht.
Die Spuren wird die Zeit verwehen.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am September 09, 2023, 17:22:42
Profiteure

Die Blöden schuften unterm Steuerjoch,
wenn geile Profiteure unbemerkt
vergraben uns im schwarzen Schuldenloch.
Bei Korkenknallen, durch Gewinn bestärkt,

verzocken sie den letzten Rest vom Land.
Bedienen sich der lausig, linken Schar
von Helfershelfern, die längst ausgebrannt
und für das Land nur selten Stütze war.

Die Kannibalen reiben sich die Hände
und teilen fies die Knochen unter sich.
Die Blöden mit der Augenblende
zahln die Kosten und bemerkens nich.
.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am November 08, 2023, 16:07:32
Stunden und Tage         

Ich hab' sie oft schon verstreichen lassen,
die wertvollen Stunden und Tage,
als könnt' ich sie mehrfach verprassen
und sie wären nur endlose Plage.

Wer hat Zeit jemals wiedergewonnen?
Wir verspielten naives Vertrauen,
denn beim Spaß ist sie stetig zerronnen,
anstelle was Großes zu bauen.

An diesen leichten und nutzlosen Tagen,
wurden die Zeiger der Uhr nur zerschlagen..
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am November 10, 2023, 15:31:09
Besserwisser

Wenn er durch faule Nächte geistert,
fühlt er ein Mindersein, das ständig glüht,
doch niemals brennt - nur Tage meistert.

Wie ein Monolith, der übersäuert,
sich selbst ins Formalin hinunterzieht
und Taten hundertfach beteuert.

Wenn ein Besserwisser ständig frisst -
das Los von zügellosem Raffen -
er seinen Makel allzu schnell vergisst.

Deshalb er niemals Sättigung erfährt
in seiner Kammer voller Waffen,
doch sind sie alle das Papier nicht wert.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am November 11, 2023, 18:59:42
Wenn der Wind sich dreht

Statt Hähnen sitzen nun zerzauste Krähen
auf Kirchturmspitzen, rufen zum Gebet,
nicht Vergebung wird gepredigt, denn sie säen
den Wind, der sich in diesen Tagen dreht.

So eifrig eilt das Volk zum Niederbeugen,
vor Herren, dem die blinde Demut gilt.
Den Versprechern Folgschaft zu bezeugen,
nun, da der Wind bedrohlicher anschwillt.

Die Fährte ist gelegt. Sieh, wie sie schmecken!
Sie halten ihre Nasen in den Wind
und wittern ihre Chancen Blut zu lecken.
Der Rausch macht sie für die Erkenntnis blind,

dass auch die Krähen nicht bei allen Wettern
in ihren Nestern hocken. Deren Frist
läuft ab, wenn Stürme jeden Turm zerschmettern.
Dann krähen sie als Hähne auf dem Mist.
.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am November 12, 2023, 18:41:21
Betties Dichterzirkel

Mit Kaffee und kuscheligen Eckchen,
inmitten selbst gestickten Deckchen
und Worten in gelobter Ruhe,
bei Tand und Nippes auf der Truhe,

gibt man sich hin der Dichtermuse
als tröstlich' Teil der Alltagsbuße.
Akustisches Entsagen innrer Fülle,
während Kontostand in aller Stille

täglich wächst mit ihren Derivaten,
spielt man altersmilde gern den Paten
einer fast vergessenen Schreiberkunst,
träumt von jugendlichem Balzgebrunst.

Sieh nur wie sie voller Andacht raunen
und ergeben die Séance bestaunen,
spitzen ihre Ohren wie die Mäuschen,
diese Rentner mit den Vogelhäuschen.

Ein seltsam' Schicksal hat den Frack genäht,
der heut' per Zufall die Gefühle bläht.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am November 13, 2023, 18:59:26
Der Plan

bis siebenundsechzig malochen 
dann Rente für kaputte Knochen
mit siebzig den Lappen abgeben
und Natur per pedes erleben
am Ende Eigenheim freimachen
wenn and're ins Fäustchen sich lachen
das ist doch der Plan?

Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am November 13, 2023, 19:24:24
November

Blätter rauschen unter meinen Schritten
und Menschen gehen dick vermummt.
Holz und Zweige knacken unter Tritten,
die Vögel sind schon längst verstummt.

Das Land trägt bald die weiße Malertracht,
an Bäumen zittert letztes Laub.
Wenn der erste Schnee zur Welt gebracht,
erstickt er uns mit kaltem Staub.

Glockenläuten schwebt über kahle Felder
und mahnt zur Einkehr ganz bedrückt,
verebbt jedoch am Saum der nahen Wälder.
Im scharfen Wind geh ich gebückt.


Bald wird die Stadt im grellen Glanz erstrahlen,
um mit Tüten und Geschenkpapier zu prahlen..
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am November 13, 2023, 19:27:17
Die Geister die er rief

Besen Besen sei's gewesen
es wollt partout ihn keiner lesen
nach soviel Unmut Kraut und Rüben
sagt' er zum Abschied: Tschüss ihr Lieben

nun ist er wieder da wie schade
und schreibt denselben Murksel fade
selbst Asbach Uralt wird auf's Neue
schnell animiert und ohne Reue

den Lesern lauwarm aufgetischt 
und wird wenn nötig aufgefrischt
mit abgelutschten Kommentaren
die schon damals Scheiße waren

doch werden solche nach drei Tagen
nicht besternt und mittels Fragen
hochgehievt wird er eben selbst aktiv
und beschwört die Geister die er rief

neben Selbstgesprächen so gestört
ist auch keiner da der ihn noch hört
zwischen Hegel Zeus und Michelangelo
wär ein jeder Soziopath doch froh

er könne seine Mär verbreiten
verhielte er sich nur bescheiden
doch Walle Walle wie im Schwalle
fließen Exkremente aus der Kralle

wie es trollt beim alten Hexenmeister
gegen alle Pflicht der guten Geister
will seinen Quargel gar verschenken
und versteht es Peinlichkeit zu lenken

in die Ecke alter Besen
sei's gewesen sei's gewesen

Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am November 15, 2023, 13:20:05
Bin nur ein Flegel          Gedicht

Ich bedau're nichts, bin nur ein Flegel,
der seinen Hut nicht zieht und nicht versteht.
Ich setze lieber Berlichingens Segel,
bin außen vor, auch wenn der Wind sich dreht.

Ich halt' schon gar nicht meine Backe hin
und irgendeinen Tod muss man ja sterben,
bin nur geschnitzt im Schaft der Kerben,
weil ich der Unverbesserliche bin.

Wie die Fluchenden der Welt entschwinden,
so plätschern auch die Braven durch die Zeit
und werden keine heile Welt erfinden.

Ich bin zwar nur ein Flegel, doch bereit -
es wird die Nachsicht uns nur dann verbinden,
wenn wir als Staubkorn uns vom Staub befreit.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am November 20, 2023, 18:30:11
Am Wolgastrand

Es wurd' nem Bär das Tanzen beigebracht,
von seinem Herrn mit Feuerkohlen,
er tanzte selbst im Traum bei Nacht,
so glühten die verbrannten Sohlen.

Die Menschen haben alle nur gelacht
wie er im Kreis sich folgsam drehte,
kaum jemand hat den Schmerz bedacht,
auch nicht wie er um Beistand flehte.

Eines Tages, mitten in der Nummer,
irgendwann gibt es kein Weg zurück,
zu groß geworden war sein Kummer,
da brach er seinem Herrn das Genick.

Das Publikum war höchst betroffen,
der Bär samt Nasenring verschwand,
die Mäuler standen lange offen,
es stand ein Bär am kühlen Wolgastrand.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Dezember 03, 2023, 19:13:21
Klassentreffen       

Klasse, jeder hatte sein Schildchen
Name und Spitzname aus vergangener Zeit
natürlich mit dem passenden Bildchen
beim Büffet alle Augen auf Brusthöhe

dann der vergleichende Blick
mit dem Heute - und das höfliche Lächeln
komm, erinnere dich mal zurück
geht nicht, war zu oft besoffen

Wer war alles hinter Evi her?
wo warst du denn die ganze Zeit?
die Falten, das Leben ist nicht fair
die Enkel, hätt ich nicht gedacht

Nächstes Jahr wieder, hat Spaß gemacht
wie, Heidi und Maus sind tot? Oh Gott
die Chemo hat gar nix gebracht
Essen war lecker und die Wuchteln erst
.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Dezember 18, 2023, 15:19:21


Die Wäschespinne ist bescheiden
und liefert auch nur mäßig Schatten.
Man sollte sie bei Sonne meiden,
das spart auch lästige Debatten.

Die Wäschespinne ist, so man sie kennt,
am liebsten eingebettet zwischen Rosen,
und ist erst dann in ihrem Element,
beim Flattern vieler Unterhosen.

Die Wäschespinne ist - geht das nun ins  Hirn
der trockne Geist von einem Sonnenschirm
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Dezember 31, 2023, 14:10:37
Mazda

Ein Wagenheber lag in Walters Mazda
in Abgeschiedenheit und Müßiggang.
Im Kofferraum war wenig Platz da,
gefesselt lag er mit Bewegungsdrang.

Einmal hatte Walter einen Platten,
Wagenhebers Stunde war gekommen!
Der Reifenwechsel ging vonstatten,
miittels Kurbel, die genau genommen

die schwere Last nach oben schraubte.
Walter dachte: Das ist doch mein Ding,
legte sich noch drunter, weil er glaubte,
dass der Auspuff auch noch runterhing.

Jetzt kam Wagenhebers große Stunde,
er hatte seine Einzelhaft so satt,
der Rest war bald in aller Munde,
ein Mazda macht den Fahrer platt.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Januar 03, 2024, 11:22:22
Notgedrungen               

Wie kleinlich sind oft Sinn - Debatten,
wie kümmerlich neurotisch deren Stil.
Auf solch platten Trampelpfaden hatten
die Eitelkeiten immer leichtes Spiel.

Ich schwebe lieber über manchen Dingen,
ein Kritiker kann sich die Worte sparen
und will man mich zur Antwort zwingen,
dann lass ich notgedrungen einen fahren.

Dem leidigen Warum ist's wohl geschuldet,
die Kompression jedoch wird nie geduldet.
.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Januar 03, 2024, 11:24:31
Gestriges Glück      Gedicht

Wer früher einmal was galt,
isst heute oft trockenes Brot.
Die Jungen von damals sind alt
und die Alten lange schon tot.

Wir hatten alle Zeit der Welt
und saßen im gleichen Boot.
Gefahr hat nie wirklich gezählt,
doch manche Freunde sind tot.

Es ist nichts so, wie es mal war.
Man redet sich alles nur ein.
Die Orte, die Menschen, das Jahr,
verblassen wie flüchtiger Schein.

Wir blicken mit Wehmut zurück
und denken an gestriges Glück.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Januar 03, 2024, 11:25:33
Horizont und Spreu

Wir stellen unsere Umbruchuhren auf
wechselhafte nonbinäre Welten
und verlassen uns naiv darauf,
dass alte Normen weiter gelten.

Beim Umbruch nach der Chaostheorie
wird nichts mehr sein, was dereinst war.
In dieser misanthropen Agonie
ist unsereins nicht mehr auf dem Radar.

Tut mir leid, dass wir es nicht erkennen
wie Stückwerk sich zu hohem Sinn vereint.
Um Horizont und Spreu zu trennen,
fehlt uns ein Augenblick, wie es mir scheint.

Bei Hawkings düsteren Prognosen und
dem Blick in weit entleg'ne Ferne,
fühlt man sich  bestenfalls als Hund,
doch ist man größtenteils Laterne.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Januar 11, 2024, 13:16:29
Ahnung

Wir können's leider nicht vermeiden
die Zukunft ahnungsvoll zu sehen,
wie der ganzen Welten Leiden -
wie sie gekommen und vergehen.

Die Furcht lässt dunkle Bilder reifen.
Wie lässt sich uns're Flucht noch planen,
wenn DIE nach uns'rem Leben greifen?Glücklich alle, die von nichts was ahnen.

Ein roher Plan, der sich verspekuliert,
lässt Schatten fallen auf die Erde.
Die Lumpenherrschaft, die grassiert,
ist Lohn für die missrat'ne Herde.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am Februar 05, 2024, 15:54:41
Ganzheitliches Gleichgewicht

Das ganzheitliche Gleichgewicht
als Glücksprinzip hab ich probiert,
doch letztlich hat's nicht funktioniert;
es hält nicht das, was es verspricht

denn schwingt auch alles hin und her -
die Zeit bleibt bloß ein langer Strich;
und dächte jeder nur an sich,
so gäb's vielleicht kein Unglück mehr,

Wir würden auch Enttäuschung sparen,
denn Hoffnung wär ein seltner Fund
auf diesem schiefen Untergrund
der Zeit, auf dem wir Schlitten fahren.



Geh bitte einfach schon mal vor

Geh bitte einfach schon mal vor;
ich komme nach, sobald ich kann.
Ich fühle mich komplett verlor'n,
jedoch ich arbeite daran.

Ich weiß nicht aus, noch ein, und du
kennst wenigstens den Weg hinaus.
Ich hab zwar Angst und gebe zu,
es reißt mir fast das Herz heraus,

doch wenn du jetzt nicht von mir lässt,
selbst wenn ich dich auch nicht mehr seh',
dann halte ich mich an dir fest,
so sehr ich kann - und das tut weh.
Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am April 06, 2024, 15:28:43
Der Geist des Guten

die Stifter von Stiftungen
mit dem schlechten Gewissen
zwischen Hedgefonds und Tierheim
zwischen rotem Teppich und Lampedusa
Tombola und Kriegsgefahr

der Geist des Guten
ist nur ein Teil unserer Welt
weil das Schlechte so weit weg ist
gäbe es das Schlechte dort nicht
wäre man hier weniger gut

salbt euch doch selbst
auf euren gepolsterten Beichtstühlen
.

●●●

Haustümissionare

Wie wehrt man sich bei Haustür-Missionaren?
Mir scheint, Humor ist hier die beste Wahl.
Da gibt’s von mir ein sicheres Verfahren!
Man bietet freundlich an - ein einfach’ Mahl.

Gute Dienste leistet frische Blunzen
und Hochprozentiges aus der Marille.
So lässt sich jede Andacht schnell verhunzen,
bald schweigt der Psalm – es herrscht betroffne Stille.

Solch Teufelszeug verhindert weit’re Worte.
Es knickt der frömmste Wachturm baldigst ein.
Drauf schleichen sich die Zeugen von dem Orte.
Wie schön ist doch das unerlöste Sein.



Titel: Re: Gedichte Archiv Beisl 22
Beitrag von: hans beislschmidt am April 22, 2024, 15:59:22
Disqualifiziert

Wer sich ziert - sich nicht distanziert
den Balkon nicht blau gelb dekoriert
wird vom Minister aussortiert
von allen Ämtern suspendiert

Pension gestrichen - abserviert
die Presse gibt sich echauffiert
ein Widerporst der nicht parriert
der alte weiße Mann wird liquidiert

Hereinspaziert - Hereinspaziert
die Köpfe rollen ungeniert
●●●●

Liebesbeweis   

Sie mästen sich und fressen sich voll
die Gesetze dienen nur ihrer Macht.
Sie verschleudern euer Erspartes
und an Kinder wird nicht mehr gedacht.

Schickt eure Schätzchen ins Internat,
schiebt euch den Bachelor hinten rein.
Verprasst eure Kohle mit Visagisten,
Im Spiegel grinst trotzdem ein Schwein.

Ihr wollt noch vom Volke geliebt werden?
Nee, das geht jetzt entschieden zu weit.
Ihr Schmarotzer, macht euch vom Acker,
mit eurer dreisten Abgeschmacktheit.

Morgen gibts Prügel statt Liebesbeweis,
mit Grüßen der Kinder vom Abstellgleis.