die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Im Gras wispert Hoffnung => Thema gestartet von: Erich Kykal am Januar 26, 2011, 09:58:33

Titel: Die Wasser meines Lebens und Sterbens
Beitrag von: Erich Kykal am Januar 26, 2011, 09:58:33
Ich bin nicht länger aufgestaut,
mir werden alle Sinne weiter,
als ragten sie ins große Nichts:
Ich bin ein Bach, der in Kaskaden
weit hinters Sternbild der Plejaden
sich ausgießt, bis er alles schaut,
und meine Tropfen fallen breiter
im Rauschen meines Angesichts.

Ich bin nicht länger unbewegt,
entströme heiter allen Dingen,
die sich zu Wichtigem erklärten:
Ich falle wie ein Blatt aus Kronen,
die ihre kargen Früchte schonen,
in einen Wind, der sich nie legt,
und ein unendliches Gelingen
trägt es hinfort zu neuen Gärten.

Ich bin nicht länger abgestanden,
ein Plätschern, seltsam hingelogen,
versickernd und vom Sein entweiht:
Ich gehe tiefer nach den Flüssen,
in die wir alle münden müssen;
ich fließe ab aus wunden Landen,
und eines Sternenmeeres Wogen
wiegt meine Wasser aus der Zeit.
Titel: Re:Die Wasser meines Lebens und Sterbens
Beitrag von: cyparis am Januar 28, 2011, 22:54:12
Ich fühle mich gleichwie in Kathedralen,
durch die nicht wieder Kälte weht,
weil sie allein vor andrem, höhern Strahlen
durch kalte, fahle Gassen geht.

Ich sehe mich im Glas der Lichter
an Chartres äußrem  Blaugespinst.
Was soll mir Glas? Allein ein großer Dichter
bringt meinem Herzen wirklichen Gewinst.


Verzeih!
Zu mehr war ich nicht instand.

cyparis

Titel: Re:Die Wasser meines Lebens und Sterbens
Beitrag von: Guenter Mehlhorn am Januar 29, 2011, 17:11:08
Wozu das Cypa nicht imstande:

In Chartres gibts ein Labyrinth.
Das weiß in diesem schönen Lande
inzwischen fast schon jedes Kind.

Titel: Re:Die Wasser meines Lebens und Sterbens
Beitrag von: Erich Kykal am Februar 03, 2011, 08:49:19
Hallo, Cypi!

Ein wunderschönes Antwortgedicht! Vielen Dank für solch lyrische Zeilen!

Hi, Günni!

In welchem Zusammenhang ist das mit dem Labyrinth hier gemeint? Bezieht es sich auf irgendetwas in meinem oder in Cyparis Zeilen? Ich ersuche um Erläuterung.

LG, eKy
Titel: Re:Die Wasser meines Lebens und Sterbens
Beitrag von: Guenter Mehlhorn am Februar 03, 2011, 17:48:42
Lieber Erich,
das bezieht sich auf Cypas Chartres,
(Frankreich)
Titel: Re:Die Wasser meines Lebens und Sterbens
Beitrag von: Erich Kykal am Februar 03, 2011, 18:29:57
DAS, lieber Günther, war mir schon klar - ich fragte mich nur, inwiefern es vielleicht einen sinnvollen Bezug zu Cyparis Aussage darstellt, die sich wiederum auf mein Gedicht bezog.
Aber offenbar hast du das da einfach ganz und gar "sinnfrei" mal eben so hingestellt, so als wolltest du einfach nur ein wenig Quizwissen anbringen, ob's nun dazupasst oder nicht...
Ist ja auch okay, aber mich hat's erst mal verwirrt. Ich neige nämlich - Dummerle, das ich bin - dazu, in Beiträgen zu meinen Gedichten zumeist irgendetwas Sinnvolles in Bezug auf das Werk, für das der Faden eröffnet wurde, zu vermuten! Was hab ich mir nur dabei gedacht... ;) :D ::)

(Nicht bös sein, aber ich hab heut 8 Stunden Unterricht bei den geistig und moralisch Minderbemittelten in den Knochen - das macht ironisch - nein, sarkastisch - nein, zynisch, das ist das Wort! :o)

LG, eKy
Titel: Re:Die Wasser meines Lebens und Sterbens
Beitrag von: cyparis am Februar 03, 2011, 18:47:51
Lieber Günter, ich muß gestehen, daß ich das Labyrinth nicht kenne, ich war dort wirklich nur der Kathedrale wegen.

Lieber eKy -
würden Deine Gedichte in  Labyrinth-Form gefügt - wie gerne würde ich mich darin verirren!


cyparis


Seid friedlich!
Titel: Re:Die Wasser meines Lebens und Sterbens
Beitrag von: Erich Kykal am Februar 04, 2011, 13:20:42
Soweit ich mich erinnern kann, besteht das Labyrinth aus verschiedenfarbigen Mustern von Bodenfliesen im Kircheninnenraum. Im Mittelalter wurden diese Wege von Mönchen und Büssern beschritten, um sich so meditativ "Gott zu nähern". Das Zentrum war sozusagen der "kleine Himmel", das Ziel der inneren Reise, die durch den gewundenen Weg symbolisiert wurde.

LG, eKy
Titel: Re:Die Wasser meines Lebens und Sterbens
Beitrag von: cyparis am Februar 04, 2011, 13:39:45
Ach,  d a s  hat  Günter gemeint!
Ja, das kenne ich aus vielen Kathedralen.
Manche sind sogar so ausgerichtet, daß am Sommeranfang das Licht entweder vom Westwerk oder vom Chor her genau den Mittelgang "beleuchtet". Sehr eindrucksvoll.

Danke, mein Lieber!


Und Grußan Günter von einer "Unwissenden".

cyparis
Titel: Re:Die Wasser meines Lebens und Sterbens
Beitrag von: Guenter Mehlhorn am Februar 04, 2011, 16:02:15
Da habe ich mich wieder einmal auf das hohe Nie wo locken lassen,
ich Dummerle.
Kommt davon, dass ich vom Tiefgang deiner Gedichte (ehrlich!)
so beeindruckt bin, dass ich unbedingt mein Licht auf den Scheffel stellen will.

Z.B. so:

Wer zynisch seine Kinder quält,
der hat wohl den Beruf verfehlt?

Um deine Gedichte besser verstehen
oder mitfühlen zu können, wäre es für mich einfacher, wenn
Du Klartext für minderbemittelte Grundschüler schreiben würdest.

Im Grunde haste ja recht.
Ich sollte mich raushalten aus deinen Kunstwerken und warten, bis
was lustiges von dir kommt.

Versuchen kann ich es ja.

So, jetzt kannste mir und meine, mit manisch unterbelichtetem Schwachsinn
versehenen Reime, intellektuell beleidijen oder auch nur überlejen lächeln.

Der Frieden mög erhalten bleiben,
sonst würde Cypa furchtbar leiden.

L.G. M.