die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: Erich Kykal am April 14, 2011, 12:27:53

Titel: Abendklang
Beitrag von: Erich Kykal am April 14, 2011, 12:27:53
Wo späte Sonne noch die Wiesengarbe streichelt
und sie ins Leuchten hebt wie gläubig ans Gebet
des großen Himmels, der entrückt darüber steht,
vergeht sie gleichsam in die Farbe, die ihr schmeichelt.

Fernab am Walde hinter Heidegrund und Hügeln
verzehrt ein Schatten schon die abendblasse Lohe.
Der kühle Himmel spricht ihm: Werde tief und drohe
dem hellen Lichterspiel mit deinen dunklen Zügeln.

Doch warte ab! Noch ist nicht gänzlich deine Stunde,
ein kleines Weilchen noch gestatte diesem Tag,
der wie ein Lied auf grüner Sommerwiese lag,
so wie dein Dunkel nun in ihrem tiefsten Grunde.
Titel: Re:Abendklang
Beitrag von: cyparis am April 14, 2011, 23:27:04
Hach,

Erich Kykal -

in welch Sattes, Entzücken führst Du uns!

Um nicht als reine Anbetende dazustehen:

Zitat einfügen
Wo späte Sonne noch die Wiesengarbe streichelt
und sie ins Leuchten hebt wie gläubig ans Gebet
des großen Himmels, der entrückt darüber steht -  (zum großen Himmel...)
dort wächst sie mit der Farbe, die ihr schmeichelt.

Fernab am Walde hinter Heidegrund und Hügeln
zehrt schon ein Schatten an der lichten Lohe.
Der Himmel spricht ihm: Werde tief und drohe
dem hellen Lichterspiel mit deinen dunklen Zügeln.

Doch warte ab! Noch ist nicht deine Stunde -
ein kleines Weilchen noch gestatte diesem Tag,  (die kleine Weile...)
der wie ein Lied auf grünen Sommerwiesen lag,
so wie dein Dunkel nun in ihrem tiefsten Grunde.



ansonsten:

mehr als hingerissen. Neidlos.
Vom Pfeil der Schönheit getroffen.

cyparis
Titel: Re:Abendklang
Beitrag von: Erich Kykal am April 15, 2011, 08:36:24
Hi, Cypi!

Vielen Dank! Dieses Gedicht entstand in einer "gut bestrahlten" Viertelstunde im Forum "Gedichte-Eiland" unter der Rubrik "Bildgedichte". Dort sah ich ein schönes Foto von einer sonnengefleckten Sommerwiese vor einem fernen Waldrand mit einem wie auf Öl gemalten glorios bewölkten blau-grauen Himmel darüber, der wie "zum Gebet" die bauschigen Hände zu falten scheint über einem örtlichen Schauer oder drohenden Gewitter gen Horizont!
Das hat wieder mal was in mir ausgelöst....

LG, eky

PS: Danke für deine Bemühungen in jeglicher Richtung!

Titel: Re:Abendklang
Beitrag von: a.c.larin am April 19, 2011, 09:53:22
lieber erich,
"wär nicht das auge sonnenhaft, die sonne könnt es nie erblicken..."

und wär  nicht auch die anmut und schönheit teil unseres menschlichen wesens - wie könnten je solche worte gefunden werden?
die natur liefert uns das schauspiel - der mensch fügt sich ein, in dankbarkeit und andacht.

wenn es etwas gibt, dass mich zu glauben lehrt, dann sind es  momente wie jener, die du in deiner unnachahmlichen sprachlichen treffsicherheit
mit all ihrem zauber eingefangen hast.

ganz wunderbar!
lg, larin
Titel: Re: Abendklang
Beitrag von: Erich Kykal am April 02, 2025, 22:49:05
Auch dies ging damals ohne Dank-Kommi meinerseits unter - damals schrieb ich noch viel ...

Titel: Re: Abendklang
Beitrag von: gummibaum am April 24, 2025, 16:53:26
Schön, lieber Erich,

dass deine späte Antwort dieses Werk heranzoomt hat. Ich kannte es nicht und habe es mit besonderem Genuss gelesen. Die Naturbeobachtungen schon, die dieses Werk ermöglicht haben, sind herausragend genau. Die sprachliche Umsetzung, die den Sommerabend mit seinen Lichtveränderungen beschreibt, ist atemberaubend schön.

Mit großer Freude und Dankbarkeit gelesen.

Chapeau von gummibaum

Titel: Re: Abendklang
Beitrag von: Erich Kykal am April 25, 2025, 23:31:51
Hi Gum!

Damals war ich noch voll der Begeisterung und voll der sprachlichen Bilder für solche Werke. Mottlerweile schreibe ich kaum noch Naturbeschreibungen, da ich mich zu wiederholen fürchte, oder dass der Rest meiner noch unverbrauchten Variationen nicht die Qualität früherer Werke zu halten vermag. Auch war ich seit mindestens sieben Jahren nicht mehr draußen in der Natur ...

Danke für deine wohlwollenden Worte!  :)

LG, eKy