die Lyrik-Wiese
Wiesenrand => Im schönsten Wiesengrunde => Thema gestartet von: Seeräuber-Jenny am Juli 20, 2011, 20:42:48
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Inspiriert von unserem Dichtertreffen bei Erich Kykal im Mühlviertel entstanden zahlreiche neue Werke:
Ein bärenstarker Typ
Übärraschung! Schrei-Bär Erich
- Oh-Bär-Dichter, unentbärlich -
rief mit froher Stimm vom Bärg:
"Kommet all in die Herbärg
mein in Oh-Bär-Österreich!"
Bärig! Ich brach auf sogleich.
Kam - wars Zaubär? - von Bärlin
zu dem Haus am Bärghang hin.
Hab das Mühlviertel bäreist,
traf den bärbeißgen Bärggeist,
abär auch die Freundesschar
auf der Bärgwies wunderbar.
Burgen, Bärgseen, Heidelbären,
ein Asyl für die Tanzbären,
bärnsteinfarbenes Gebein...
Oh-Bär brachte Speisen fein:
Schlagobärs und Erdbäreis,
Bärgkäs, duftend nach Fußschweiß.
Schrei-Bär Erich war auf Ehr
ein bärfekter Gastgebär,
bärtig, bärenstark und tüchtig.
Ist er auch bärühmt-bärüchtigt
wie der Liebhabär im Schrank -
Bärenherz schlägt mittenmang!
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fein!
Da streng ich mich selbst gar nicht mehr an auf diese Weise.
Vielleicht gelingts mir igendwann
mal wiesenleise....
LG!
cyparis
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Aber es ist dir schon gelungen, liebe cyparis! Auf wundervolle Weise hast du die Wörter, die wir beim Treffen erdacht haben, in Verse gewoben:
Halkyonisch
Das Violett der Fliederschatten
wich einem raschen Flügelschlag.
In Morgenröte fand sie ihren Gatten.
Durch Nebelweben schien sie traumverwoben.
Sie sprang , sie schnellte von dort droben,
zu dem, der salzumblütet in den Wellen lag.
Ceyx, in Düsternis wie nachtgeboren,
eingedenk des tiefgegründeten Unendlichen,
jenes Meeres, das ihn gischtend fraß,
war Alcyone längst verloren.
In diesem Zeusgewollten Unverständlichen
war ihr Gesang der süße Glockenklang,
dem er im letzten Atemzug noch lauschte.
Das starre Antlitz - jäh noch bang -
bauschte sich zu Federn, Augen, Flug,
derweil der milde Wind sie an das Ufer trug.
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Auch larins Versuch kann als sehr inspiriert bezeichnet werden:
Romanze
Wir liebten uns nur kurz: Ein Flügelschlag,
so traumverwoben mit Unendlichkeiten
berührte tief! Gleich einem Spätherbstttag,
der leuchtet, eingedenk der Nebelzeiten.
Nur blühen wollten wir! In seinen Rosenschatten
versanken nachtgeboren Kraft und Seelenruh.
Als ob wir allen und auch keinen Grund je hatten,
schloss Liebesglück der Düsternis die Türen zu.
Wie tiefbegründet mancher zarte Glockenklang
selbst Jahre später Farben in die Herzen flicht!
Ich denk an dich zurück, weiß wohl mein Leben lang:
Bin ich auch ganz allein - du bleibst mir ewig licht.
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Ja, ja. Sowas schreiben aber noch nicht einmal ein Telefon!
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Sowas nennt man stille Post!
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Darin bekommste den ersten Preis!
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Der hoffentlich gut dotiert ist. Wenn's schon nicht der Nobelpreis sein kann.
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Ein nachdenkliches Werk von larin:
Im Mühlviertel
Dunkelgrün erstrecken sich die Wälder,
blau von einem Himmel überspannt,
drunter wiegen reife Weizenfelder
sich im Winde! Sanftes Hügelland
wogt im gleichen Takte auf und nieder.
Lausche dieser Landschaftssinfonie!
Ihre Bäche, Flüsse formen Lieder,
die das Auge trinkt. Nur weiß es nie
um die Rhythmen allen Seins: Im Werden
und Vergehn erfüllt sich tiefer Sinn!
Gab sich nicht seit Anbeginn auf Erden
alles den Vergänglichkeiten hin?
Da die Wälder, wo die Burgen thronen,
Lebensträume, in den Stein gehaun –
dort die Dörfer, wo die Menschen wohnen,
Straßen, die dem Fuß sich anvertrau’n.......
Manchmal frag ich mich: Wo geht die Reise
letzten Endes für uns alle hin?
Stiller Waldsee lehrte es mich leise:
Was ich war und auch für immer bin.
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Und ein düsteres von mir, das die erdachten Wörter enthält. Zwei davon konnte ich leider nicht unterbringen.
Der Bastard
Ich bin es, die du heimlich nachtgeboren,
im Fliederschatten wurde ich gezeugt,
von fern drang Glockenklang an Sünderohren.
Verfemt bin ich, von Düsternis gebeugt.
Die Morgenröte lag auf deinen Wangen,
die Liebe währte einen Flügelschlag.
Bin lebenslang durch Höllen nur gegangen,
empfing von harter Hand so manchen Schlag.
Es locken die Unendlichkeiten oben,
durch Nebelweben leuchtet heller Schein.
Ich gehe in den Tag noch traumverwoben,
wohl eingedenk, es wird mein letzter sein.
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und hier noch ein kleiner nachschlag:.
Am Moorweiher
Am Weiher saß Leier und träumte so still -
dann sprach sie zu Erich: Da wär ich! Ich will
dir tausendfach danken, du warst mir so gut!
In Verse versanken wir hier voller Glut!
Du hast uns bewirtet, uns treulich geführt -
nun hat deine Heimat ans Herz uns gerührt.
Man flicht dir Elogen, dein Mühlviertler Land
zog Kreise im Bogen, ein freundschaftlich Band.
Das wolln wir behalten! Im Herzkämmerlein
soll sich groß entfalten, gestärkt im Verein,
gediegenes Treiben – denn was ich hier fand,
war Leben und Schreiben , mit Herz, Hirn und Hand!
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Ich hab das Heftchen gestern bekommen!
D A N K E !!!
Telefon nach der Arbeit....
Liebe larin -
schööööön!
Ich fühle mich so angesprochen! :-*
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liebe cyparis,
so sollte es ja auch sein - ich wollte dir gewissermaßen aus der seele schreiben..... ;)
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Schön, dass das Blättchen angekommen ist!
Aye, da hat larin der lieben Leier aus der Seele gesprochen. Schöne Zeilen, über die sich auch Erich sehr freuen wird.
Der Anfang brachte mich zum Schmunzeln:
Am Weiher saß Leier und träumte so still -
dann sprach sie zu Erich: Da wär ich! Ich will ;D
Liebe Grüße
Jenny
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Hallo wieder mal!
Ich bin gerührt und erstaunt ob der poetischen Wunderworte, die ihr meiner Heimat findet! Vielen Dank! Da hab ich wohl was richtig gemacht...
Zuerst mal muss ich mich für mein längeres Schweigen entschuldigen: Ich lag mit schwerer asthmatischer Bronchitis darnieder, und letzten Mittwoch kam noch eine Gastritis und ein Darmvirus hinzu, sodass ich 5 Tage nichts essen konnte. Schwach wie ein Blättchen im Wind taumelte ich durch die Tage - aber jetzt geht es endlich aufwärts!!!
Herzlichen Dank an Jenny für ihr reizendes Heftchen und an Anne für das Rilkebuch - beides wurde mit Genuss und Freude studiert!
Bis Mitte September werde ich allerdings nur sporadisch - bei Gelegenheit eben - im Netz sein.
Jenny: Wirklich tolle Gedichte hier! Vor allem "Im Mühlviertel" hat mich beeindruckt: Deine Landschafts- und Naturbeschreibung ist von einer Dichte und lyrischen Tiefe, der ich mich zutiefst verwandt fühle! Wunderbar!
Larin: Wenn du deine Weste und deinen Becher (!) wiederhaben möchtest, bräuchte ich bitte deine genaue Anschrift.
Habe im Wagen eine Sonnenbrille gefunden. Wer vermisst eine?
LG, eKy
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Lieber Erich,
sehr erfreut zu lesen, dass du wieder unter den Lebenden weilst! Hatte schon von deinem Pech gehört. Wir alle bangten mit dir.
Umso mehr wissen wir zu schätzen, dass du so ein wundervoller Gastgeber warst. Die Tage im Mühlviertel waren wirklich einmalig schön, und wir werden alle noch lange davon zehren. Wie herrlich die Landschaft war samt Ruinen und allem Drum und Dran, wie lecker das Essen, und was für ein liebenswerter und lustiger Typ du bist!
"Im Mühlviertel" ist allerdings nicht von mir, sondern von larin. Ich hatte für diesen Faden alle Gedichte zusammengestellt, die mit unserem Treffen im Zusammenhang stehen. Hatte auch drüber geschrieben, wer die Autorin ist, hast du vielleicht in der Fülle der Gedichte übersehen.
Von mir wirst du nur wenige Naturgedichte finden. Bin halt ne Großstadtpflanze und Windsbraut.
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Lieber Erich,
wie bin ich froh, daß es wieder bergauf mit die geht - in den Voralpen.
Mit dem Lob kann ich mich Jenny nur lauthals anschließen -
selten habe ich (obwohl selbst nicht ganz auf der Höhe) so schöne Tage in der Fremde erlebt -
eine Fremde, die sofort zur Heimat wurde.
Dir weiterhin alles Gute während der Rekonvaleszenz!
Die Sonnenbrille nehme ich "das nächste Mal" mit. ;)
Deine Anne-cyparis
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Ich hoffe, Erich hat nichts dagegen, dass ich sein niedliches Antwortgedicht aus dem Reimefechtefaden bei den Lyrikern bei uns poste:
Holde, deine "Bärenworte"
stärken meinen müden Sinn,
der in Einsamkeit verdorrte,
der ich so verfallen bin.
Brummig, denkt man, wären Bären,
doch das ist nun mal ihr Laut,
wenn sie gar nicht brummig wären,
wär's die falsche Bärenhaut.
Freundlich wachsen meine Sinne
in dein Dichten mit Gebrumm.
Was ich innig draus gewinne,
stimmt mein müdes Brummen um!
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Laß Dir dafür danken!
Und Erich natürlich auch..... :-*
cparis