die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: Ingo Baumgartner am Mai 17, 2010, 11:17:25

Titel: Lepore timidior - ängstlicher als ein Hase
Beitrag von: Ingo Baumgartner am Mai 17, 2010, 11:17:25


Grimassen schneidet sie, die Buche,
vernarbter Astbruch, Rindenrisse,
zwei Augen schielen auf der Suche
nach Opfern für das Ungewisse.

Ein Gruselfest für Zweibeinwichte
versucht das Waldreich zu gestalten.
Der dunkle Tann lockt weg vom Lichte
und zaubert erste Sorgenfalten.

Ein Farn greift kitzelnd in den Nacken,
streift Arme, Beine, Rücken, Lenden,
drei tiefe Fichtenzweige packen
den Seelenbangen an den Händen.

Getrommel lässt der Schwarzspecht hören,
ein Reh verhofft, die Augen glänzen,
Ein Gnom verwebt, man könnte schwören,
das Weißdornlaub zu Trauerkränzen.

Du bist geneigt, laut aufzulachen,
Natur ist's, nicht ein Schauermärchen.
Dein Unterarm sagt andre Sachen,
er redet durch gesträubte Härchen.
Titel: Re:Lepore timidior - ängstlicher als ein Hase
Beitrag von: cyparis am Mai 21, 2010, 18:41:39
Lieber Ingo,

nimmt das nur Bezug auf Dich oder auch auf Hieronymus und Thomas More?

Das hast Du uns wieder ein herrliches Geschenk gemacht,
das sitzt und paßt vom ersten bis zum letzten schönen Wort.
Manchmal beneide ich Dich um Geinen Gedankenreichtum und wortschatz -

aber in allen Ehren!

Ganz lieben Gruß
von
cyparis