die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Im Gras wispert Hoffnung => Thema gestartet von: Erich Kykal am April 27, 2013, 10:31:59
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Die junge Welt verblasst im Dunst der Ferne,
ein neuer Tag schlägt seine Lider auf.
Ich atme ein und freue mich darauf -
in solchen Augenblicken bin ich gerne!
An allen Dingen, die ich heute lerne,
erwachse mir ein Geist, der sie versteht
und manche Jahre freundlich mit mir geht,
und weiter endlich in den Staub der Sterne!
Wir sind geboren, um uns zu verlassen,
doch in der Zeit, die wir bewusst erfahren,
in allen Bildern, die wir um uns scharen,
sei tiefes Weltbegreifen und -ermessen,
und alle Weisheit, die wir darin fassen,
versöhne uns mit Scheitern und Vergessen.
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Welch eine herrliche Hymne an das Leben!
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Hi, Cypi!
Natürlich wieder mit kleinen Schönheitsfehlern: Wieder 3 Reime in den Quartetten - aber für "auf/darauf" gibt es nicht viel, vielleicht noch "Lauf/zuhauf" oder so, aber damit ließ sich nichts lyrisch Hochwertiges zurechtbasteln, was zu meiner Intention gepasst hätte, daher nahm ich lieber den Regelverstoß in Kauf.
Danke für dein Lob!
LG, eKy
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Hallo Erich,
was für ein wundervoller neuer Tag! :)
Ich bin sehr erleichtert, dass du deine Überlegungen,
uns mit schlechten Gedichten auf die Probe stellen zu wollen, doch nicht verwirklicht hast - zumindest bisher noch nicht.
Lass dich doch bitte einfach weiterhin loben und gönn uns die Freude an deinen herrlichen Gedichten! :-*
Und für die "kleinen Schönheitsfehler" wirst du ganz bestimmt nicht an den Pranger gestellt! ;)
LG Daisy
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daher nahm ich lieber den Regelverstoß in Kauf.
Du Schäker, Du!
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Ach, das waren noch Zeiten ...
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Schönes Nachtgezitter!
Weltpolitisch war noch nicht jedes Gerüst eingefallen.
Die Technik war noch nicht ganz im Irrsinn angekommen.
Enthemmungen waren gesellschaftlich noch etwas verpönt.
Lady Anneliese sang noch unbedarft: "nur soll das Sterben keinen Schmerz bereiten...."
Der Vollständigkeit halber noch die persönliche Notiz: o holde Jugendzeit!
Wie doch das dunkle Blut dich überströmte und anitzt wird die Schlucht immer tiefer.
Was das Gedicht anbelangt:
das Incipit erquickt...! Für so einen mystisch angehauchten Klang bist du sonst eigentlich zu bieder, zu agnostisch, wie auch immer.
So siehst du mir nach, wenn ich zärtlich klage: "hymnisch" mag es in der Aura weitergehen, die Tonart aber wird vernunftsbeseelter.
Gleichfalls scheint mir, hier wieder auf diese Weltanschauung vom Glück unter Tränen zu stoßen, die uns immer wieder zur freundlichen Diskussion treibt.
Mit der Sonettform lässt es sich natürlich schön ins Erhabene entschwinden, ins Unantastbare.
In meinem redlichen Herzen, ach..... kann ich mich mit dieser Verklärung von halben Dingen nicht anfreunden.
Was soll man tief die Welt begreifen, wenn die Welt dann doch verschwindet.
Der regelrechte Jubel zur eigenen Vergänglichkeit ist mir nur im Rahmen einer heiteren Widersagung des Religiösen erfühlbar.
Das wache Auge, welches den Dingen die Unschuld zurückgibt, will ich nicht verschimpfen.
Auch neuer (Lebens-)Gottheiten bedarf es, wenn ich so darüber nachdenke, eigentlich nicht.
Wo der eine der sogenannten Bildopulenz nicht auf die Schliche kommt,.........
Ich gehe mit meinem gewissen Ernst weiter durch den Schlamm des Alltags und des Geistigen,
ich habe mich noch nicht entschieden - und die Musen lieben die Unentschiedenen.....
Viele Grüße
M.
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Hi Martin!
Religion - was habe ich nicht schon darüber geschrieben und mich ausgekotzt: Die größte Schwäche der Menschheit, diese unselige Bedürftigkeit nach Hut und Herrschaft, Regeln und Geboten ... - und die Hybris der Überzeugten, alle Welt bekehren zu müssen, sei es mit hingegebenem Gesäusel oder Feuer und Schwert, was wenigstens ehrlicher wäre ... ::)
Nein, der Glaube und ich werden Freunde nicht mehr ...
Dabei finde ich die Erkenntnis und Einsicht, dass alle Existenz sinnfrei ist, gar nicht schlimm - im Gegenteil, es ist überhaupt erst wahrhaft befreiend!
Ich kann den neuen Tag genießen und mein Sein gestalten, wie ich will. Dass es nach dem Tod nicht weitergeht, ich nur vor dem Tod von Bedeutung, und davon lasse ich mich nicht beschränken. Dass ich keinem Schöpfer für mein Handeln verantwortlich bin und gegebenenfalls in einem Nachleben dafür büßen muss, bedeutet nicht, dass ich ein amoralisches Dasein präferiere.
Übrigens danke, dass du mich für bieder hältst. ;) Das beweist, wie wenig du mich durchschaust - was immer du auch diesbezüglich glauben magst. (Was angesichts der Einschränkungen rein schriftlichen und sporadischen Verkehrs ja nicht verwunderlich ist)
Selten sind die Augenblicke,
da wir keine Masken tragen,
offen unsere Geschicke
zärtlich ineinander ragen.
Selten öffnen sich Visiere,
einen freien Blick zu wagen
aus der Rüstung, die der schiere
Eigensinn zu widersagen
lang um uns geschmiedet hatte
aus Verletzungen und Klagen,
und wie barg uns dieser glatte
Stahl so sicher, drin wir lagen!
Selten sind die Augenblicke,
da wir ehrlich sind und frei.
Wenn du einen fühlst, so schicke
ihn mir zu, wann es auch sei.
Danke für deine Einlassungen! :)
LG, eKy
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Hi, Cypi!
Natürlich wieder mit kleinen Schönheitsfehlern: Wieder 3 Reime in den Quartetten - aber für "auf/darauf" gibt es nicht viel, vielleicht noch "Lauf/zuhauf" oder so, aber damit ließ sich nichts lyrisch Hochwertiges zurechtbasteln, was zu meiner Intention gepasst hätte, daher nahm ich lieber den Regelverstoß in Kauf.
Danke für dein Lob!
LG, eKy
Hey Erich,
man könnte das mit einem rührenden Reim auch wie folgt schreiben, wenn du Umgangssprache vermeiden wölltest:
Die junge Welt verblasst im Dunst der Ferne,
ein neuer Tag hebt seine jungen Lider.
Aus Bäumen drängen leise Vogellieder -
in solchen Augenblicken bin ich gerne!
Sehr gern gelesen!
vlg
EV
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Hi EV!
Auch schöne Version, aber das eigentliche Problem behebt es nicht: Das klassische Sonett hat ja nur 2 Reime in den Quartetten, entweder ABBA - ABBA oder ABBA - BAAB.
Hier haben wir aber drei Reime: ABBA - ACCA. Nur die umarmenden Reime sind strophenübergreifend die gleichen, die umarmten sind unterschiedlich. Das würde auch deine Variante nicht ändern.
Heute stört mich das übrigens nicht mehr - ich habe gelernt, gern mit der Form des Sonetts zu experimentieren und klebe nicht mehr so am klassischen Gerüst wie dazumals.
Vielen Dank für deine freundlichen Einlassungen! :)
LG, eKy
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Du meinst beide beide Quartette in ABBA?
Ließe sich doch machen, kein Thema.
Oder verstehe ich das falsch?
vlg
EV
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Hi EV!
Ja, ließe sich sicher machen - wenn ich bereit wäre, entweder in S1 oder S2 die jeweils mittleren Zeilen un zuschreiben. Wollte ich aber nicht, nahm - schon damals - lieber den unperfekten Rahmen in Kauf. ;) 8)
LG, eKy
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Sonett ist, was in der Regel 14 Zeilen hat und mindestens rudimentäre Reime erkennen lässt. ;D
Aber bevor es ganz untergeht, lieber eKy: Du hast in Deine Antwort an Martin noch einen wunderbaren Vierstropher hineingemogelt... ist das was ad hoc entstandenes oder Altmaterial (oder zitierst Du da listig irgendeinen "Großen" ohne Quellenangabe)? Fragen, die dringlich der Aufklärung harren! :)
LG!
S.
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Hi Suf!
Nett, dass du fragst. Ist was Älteres von mir, steht sicher auch hier schon irgendwo zu lesen. Es passte gut zu meinen Aussagen in diesem Kommi, also hab ich es reinkopiert, um meinen Aussagen lyrischen Nachdruck zu verleihen. Weiter nichts ...
Deine Definition von Sonett übrigens ist ausgesprochen "diplomatisch" verfasst: Nach dieser Eingrenzung können sicher sogar Fünfjährige Sonette kreieren ... ;)
LG, eKy
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Ein schönes Gedicht, lieber Erich, das das immer wieder neue Ergriffenwerden und Begreifen und ihren Wert gut verdeutlicht.
Oft scheint mir mein Leben eine Folge geistiger Häutungen und -als Ganzes und von außen betrachtet- ein Moment, in dem sich die Materie, Raum und Zeit ein bisschen aus nuancierten Perspektiven ihrer selbst bewusst werden.
Sehr gern gelesen.
Herzliche Grüße
gummibaum
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Hi Gum!
Vielen Dank für den weisen Zuspruch! :)
Wir verändern uns ständig, das Leben macht was mit uns, so oder so. Manchmal geht es über Nacht, wenn die Erlebnisse eindrücklich genug sind, aber meist ist es ein eher schleichender Prozess, und mit "schleichend" meine ich sowohl langsam wie auch heimlich. ;)
Nur wenn wir uns ab und zu der Veränderungen bewusst werden, mag es uns wie eine Häutung erscheinen, da uns die Erkenntnis, dass wir längst andere geworden sind als wir noch zu sein glaubten, so plötzlich überfällt. :o
LG, eKy
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Guten Morgen!
Zuvörderst noch kurz in die Kommentarsektion:
warum so zag? Den Häutungen ein "geistig" vorzufügen....
Es wird euch nicht vergrämen, wenn ich beim ganzen Aspekt "Leben ist Veränderung" bloß ein müde gerauntes "na ja" dalassen kann.
Da gibt es wirklich nicht nur die eine Meinung.
Die einen mögen durch den Wind mit tausend Kleidern gehen. Die andern tragen lebenslang dasselbe.
Ich habe recht kristallen gar nicht mal so einen schlechten Blick, was das Persönliche anbelangt:
ich habe mich für eine Warte, für ein Plätzchen, wie auch immer, entschieden - und außer dem Oftbeklagten geschieht nicht viel.
Jedenfalls -
Das zeigt, wie wenig du mich durchschaust......
Ich mache Kurzweil mir mit dieser Stellungnahme.
Der neue Endzeittag erkeimte kalt und nass.
Ich gleiche in der Wahrheitsfron der großen Dame
und sehe dich gelegentlich so bunt wie blass.
Ich werde morgen in dein Wüstennest gelangen.
Was hab ich außer Psychopathen, hundertfach?
Was hab ich außer jämmerlichem Todesbangen?
Ich weiß mich mählich unter einem blauen Dach....
Was sah ich doch aus deinen sanften Herzenshänden,
wenn Lady Annlies sprach: ich räume dieses Feld...?
Die Heldenwürde kann mir manchmal Tröstung spenden
samt einem Auge, das zum Anbeginn erquellt.
Mit der ersten Strophe schleppte ich mich gestern aus dem Bett,
der Rest ist einer grimmigen Laune heut Nacht entsprungen ("du hast dir die Hölle selbst geschaffen!".....).
Zerstürmte Grüße
M.
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Hi Martin!
In S3Z2 deines (schönen) Werkes unbedingt "Lady Anneliese" schreiben, sonst hakt es in Metrum und Sprachfluss. Das Werk solltest du als eigenen Faden publizieren - wäre zu schade nur für einen Kommentar ...
Zu deinen Ausführungen:
Klar gibt es andere Meinungen, und sie dürfen auch sein! Habe ich irgendwo behauptet, meine Gedichte stellten einen Anspruch auf Ausschließlichkeit auf die Sicht der Dinge!? :o
Darum retourniere ich dein "Na ja" gern - bezüglich der von dir geflochtenen Argumentationskette - unter dein blaues Dach. ;)
LG, eKy
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Warum so griesgrämig am Geiste?
Das hätte auch Annlies - hier zweisilbich - nicht sonderlich geschmeckt.
Meines Tages liebste Kuschelfotze sagte einst: die Klassenkameraden sind jetzt mit 60 immer noch die gleichen.
Eigentlich möchte ich als Elendsklotz nicht so rühmliche Worte tätigen, aber was gäbe es noch zu dieser Sache zu sagen?
Dass mir die Anpassung, die Fahnenschwenkerei und ähnliches nicht besonders behagt.
Ich versuche, zwischen Stillesein und vernünftiger Reaktion hin und her zu pendeln -
insofern kann es die seelische Ermattung und damit auch Veränderung wohl nicht allzu häufig geben.
Auch aus dem letzten Gespräch lassen sich Punkte hier hin transportieren -
Stichwort Lärmverrückter.
Wie erquicklich für dich!
Ich kann aber nur sagen: warum sollte ich mich Dingen zuwenden, die mich langweilen.
Stichwort armer Sportler.
Nein, wenn man die weiße Rose zum Ideal genommen hat, gibt es keine andern Befriedigungsmöglichkeiten mehr.
Ich habe nichts andres als alte Sehnsucht im Busen und so ist der Weg düster.
Du siehst, dass ich auch in Schwermut zu den nachdenkenden Gestalten gehöre.
Der eine wird ergriffen, der andere häutet sich in stiller Nacht.
Der eine erblickt gewisserweise eine mächtige Kathedrale, der andere spaziert heiter mit neuem Angesicht hinaus - keck gesagt.
In mir ist so viel Ödnis...! Beides sagt mir nicht mehr viel.
Es mangelt etwas an Beispielen, die - bei Beanspruchung des Intellektes - auch pointiert anstatt selbstentblößend geäußert werden könnten,
um mich an Wonne reich aus dem Faden zu entlassen.
Schattenvolle Grüße
M.
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Zwar steckt in diesem Gedicht eine ordentliche Portion Euphemismus, aber ich mag es, weil es so schön gemacht ist. Dem irren Realismus der Fakten muss manchmal ein Märchen an die Seite gestellt werden, damit wir nicht in Fatalismus oder Nihilismus enden.
Sehr gerne gelesen, AlteLyrikerin.
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Hi AL!
Wer meine Texte kennt, weiß um meine Neigung zu Negativem, zu Abkehr, Zynismus, Scheitern und Kritik. Die Süße des Unausweichlichen verleiht meinen Zeilen ihre Schwere und Substanz. Das kann leider selbstverstärkend werden und führt in eine Abwärtsspirale aus Depression, Weltschmerz, Menschheitsverachtung und Verzweiflung.
Mit seltenen positiven Werken versuche ich dem entgegenzusteuern. Liest sich auch angenehmer als mein sonstiger ständiger Welt- und Selbstzweifel in Versform. ;)
LG, eKy