die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Zwischen Rosen und Romantik => Thema gestartet von: gummibaum am Mai 19, 2013, 18:17:51
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Die Unrast lässt die Decke abwärts gleiten
und zeigt den Körper, mager und verbraucht,
der über trockne Lippen flüstert, haucht,
doch flacher Atem kann die Brust nicht weiten.
Die Stirn ist heiß, das Nahe flieht in Weiten,
die Augen suchen etwas in dem Raum,
der leere Blick fasst deutlich wie im Traum,
was keiner sonst erblickt, aus alten Zeiten.
Und immer wieder hebt die Hand sich weisend
und deutet Rätsel sorgsam, von Belang,
wie magisch in der Luft in Zeichen kreisend,
und manchmal, von Gesehenem auch bang,
schließt sich das Auge schon, vereisend,
was war und was so lange lieblich sang.
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Lieber gummibaum -
zu diesem schmerzenden Sonett nur e i n Wort:
Tränen.
Cyparis
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Du bekommst viel zu tun, was das Weinen angeht, sollte ich hier heimisch werden. LG gummibaum
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Um einen spruch meines Patenonkels -
nicht lediglich witzig gemeint!-
zu zitieren:
Dann mischen wir unsere Tränen.
Ganz lieben Abendgruß
von
Cyparis
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Lieber gummibaum,
dieses Sonett ist unglaublich berührend.
Bei solchen Versen steigen unwillkürlich Erinnerungen auf, die schmerzlich sind und traurig stimmen.
Der Rhythmusbruch in V8 ließe sich noch glätten.
Lieben Gruß von
Daisy
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Hallo Romulus,
wir mixen - naturtrüb.
Hallo Daisy,
ich hatte diese arrhythmischen Gefühle in V8 gar nicht. Die Wörter "sonst" und "sieht" könnten natürlich den Platz tauschen. Meinst du das? Und gibt es hier eine Korrekturtaste? Auch bekomme ich keine mail, wenn jemand kommentiert und muss im Forum selbst nachschauen. Normal so?
Alles Liebe euch beiden
LG gummibaum
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Lieber gummibaum,
über Deinen Texten steht rechts oben nach "Zitat"
Ändern.
Das ist hier die Korrekturfunktion und sie ist nicht zeitlich begrenzt.
Möchtest Du denn wirklich immer eine E-Mail, wenn Du einen Kommentar bekommen hast?
Ich glaub, das kann man in "Profil" angeben.
Oder Du klickst einfach rechts oberhalb Deines Textes "benachrichtigen" an.
Lieben Gruß!
Cyparis
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Danke, Cyparis. LG gummibaum
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Hallo gummibaum,
es lag wohl daran, dass ich unwillkürlich anders betonte, doch jetzt,
nach wiederholtem Lesen mit bewusstem Beachten der Betonung, klappt es auch bei mir mit dem Rhythmus!
Meine Idee für V8 war etwa so: ... was keiner sonst erblickt, aus alten Zeiten.
Aber wie gesagt, jetzt lese ich es ebenfalls mit der passenden Betonung. :)
LG Daisy
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Hallo Daisy,
der Vorschlag ist gut. Danke. LG
Moribund
Die Unruh lässt die Decke abwärts gleiten
und zeigt den Körper mager und verbraucht,
der aus den trocknen Lippen Worte haucht,
unhörbar, Atem kann die Brust nicht weiten.
Die Stirn ist heiß, das Nahe flieht in Weiten,
die Augen suchen etwas in dem Raum,
der leere Blick fasst deutlich wie im Traum,
was keiner sonst erblickt, aus alten Zeiten.
Und immer wieder hebt die Hand sich weisend
und deutet Rätsel sorgsam, von Belang,
wie magisch in der Luft in Zeichen kreisend
und manchmal von Gesehenem auch bang
schließt sich das Auge schon, vereisend,
was war und was so lange lieblich sang.
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Hi, gum!
Noch ein Klassesonett, vor allem die beiden Terzette sind großes Tennis!
Am Ende des ersten Terzetts würde ich ein Komma setzen, denn es beginnt eine neue Sinneinheit.
Der erste Vierzeiler kommt lyrisch noch eher sperrig daher, eher wie konstruiert, vor allem Z3 und 4.
In Z1 stört mich die "Unruh", denn so geschrieben denkt man erst mal an einen Teil der Uhrenmechanik! Ich schlage einen anderen Terminus vor, "Unrast" oder so - das ist unmissverständlicher und trifft den Kern der Sache vielleicht sogar noch besser.
Ich würde nach "Körper" in Z2 ein Komma setzen, denn "mager und verbraucht" ist ein Einschub, der eigentliche Satz geht mit Z3 weiter.
Vorschlag zu S1Z3,4: "der über trockne Lippen flüstert, haucht - // doch flacher Atem kann die Brust nicht weiten."
Sehr gern gelesen und beklugscheißert! ;)
LG, eKy
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Lieber Erich,
habe mir etwas Zeit lassen müssen, auf deine guten Anregungen einzugehen. Nun kann ich die Gedichte - auch dieses - endlich nachbessern.
LG gummibaum
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Hi, Gum!
So liest es sich jetzt weich, rund, melodisch - erinnert mich frappant an Rilke! Sehr gelungen!
Eine Kleinigkeit hab ich noch entdeckt:
2. Terzett, Z1 - "und manchmal, von Gesehenem auch bang," Hier haben wir wiederum einen Einschub, der in Kommata gefasst sein sollte.
Sehr gern mehrmals genossen - großes Tennis!
LG, eKy
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Lieber gummibaum,
der Feinschliff hat sich wirklich gelohnt und dieses großartige Sonett
passt in jede Favoritenliste!
Bravo!
LG Daisy