die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: gummibaum am Juni 03, 2013, 23:02:00
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Der Abend öffnet wie ein Freund
die Tür, und was der Tag umzäunt,
berührt sich mit der Ferne.
Und alle Dinge wärmt sein Licht,
er ruft die Stille und sie flicht
dich ein, so weilst du gerne.
Und eh du dich versiehst, erklimmt
die Nacht die Höhe, Sehnsucht nimmt
aus ihrer Hand die Sterne.
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Lieber gummibaum,
da fühle ich mich doch gleich angesprochen, da ich solche Stimmungsbilder ganz besonders mag.
Insgesamt ein schöner Text, einzig das Harz liegt mir etwas zu zäh auf der sonst so zarten Stimmung.
Gern gelesen und den romantischen Abend genossen!
LG Daisy
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Ja, das "Harz" ist schrecklich, wie ich beim Wiederlesen merke. Ich lasse mir noch was einfallen. Die Nacht muss ja nicht "schwarz" sein. Danke, Daisy.
LG gummibam
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Hi, Gum!
Ich liebe diese zeilenübergreifenden Satzkonstrukte - eine hohe Kunst, aber wenn es gelingt, erreicht man ein Maximum lyrischen Eindrucks und sprachlicher Rafinesse!
Hier sehr gut gelungen! Nur ein paar unwesentliche Details aus meiner Sicht, wenn du gestattest:
Der Abend öffnet, wie ein Freund Kein Komma nach "öffnet".
die Tür und was der Tag umzäunt, Komma nach "Tür".
berührt sich mit der Ferne. "berühren" ist ein aktives Verb. Du kannst sagen: "Tag und Ferne berühren sich". Aber sobald du eins davon in Objektform setzt (mit der Ferne), passt es nicht mehr, zumindest nicht mit dem "sich" daran. Da könntest du sagen: "...und was der Tag umzäunt, vermengt sich mit der Ferne" oder, ohne das "sich": "..., berührt den Glanz der Ferne."
Und alle Dinge wärmt sein Licht,
er ruft die Stille und sie flicht
dich ein, so weilst du gerne.
Und während du jetzt sinnst, kommt schwarz "du jetzt sinnst, kommt.." braucht sehr viel Bewegung im Mund und klingt zischelig. Etwas mit mehr Melodie wäre hier anzuraten.
die Nacht, es weckt der Sehnsucht Harz
das zarte Licht der Sterne. Hier wäre es inhaltlich wichtig zu beschreiben ,WIE denn nun der Sehnsucht Harz etwas wie Licht erwecken kann - so bleibt das offen und nagt im Hinterkopf des Lesers. Umgehende Alternative: "die Nacht und streicht der Sehnsucht Harz // ins zarte Licht der Sterne."
Adaptierte Version:
Der Abend öffnet wie ein Freund
die Tür, und was der Tag umzäunt,
versickert in der Ferne.
Und alle Dinge wärmt sein Licht,
er ruft die Stille und sie flicht
dich ein, so weilst du gerne.
Und eh du dich versiehst, kommt schwarz
die Nacht und streicht der Sehnsucht Harz
ins zarte Licht der Sterne.
So "klingt" es für mich, liest sich obstruktionsfrei und hat eine emotionalere Conclusio mit philosophischer Deutungsmöglichkeit: Die Nacht, die das Harz der Sehnsucht in die Sterne streicht, ergibt m.E. ein viel kräftigeres Bild als mit einem Verb wie "wecken"...da bleibt man viel stärker "kleben"...wenn du mir diesen sinnfälligen Vergleich gestattest... :D Und durch das "und" sparst du ein störendes Komma, was die Sache noch flüssiger macht - und sprachlich gediegener.
Sehr gern gelesen und bearbeitet! Ich hoffe, es war nicht des Guten zuviel, aber Beeindruckendes inspiriert mich immer!
LG, eKy
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Hallo Daisy,
falls das Zähe und Bittersüße der Sehnsucht mit dem "Harz" nicht transportiert wird, geht es vielleicht so:
Und eh du dich versiehst, erklimmt
die Nacht die Höhe, Sehnsucht nimmt
aus ihrer Hand die Sterne.
Hallo Erich,
"eh du dich versiehst" ist gut, "versickert" war nict gemeint. Sondern (Wie: Ich berühre mich mit der Hand.): Was der Tag umzäunt (hatte, denn jetzt ist Abend), berührt sich (kommt in Kontakt mit) der Ferne.
Vielen Dank für die sorgfältige Bearbeitung. Ich werde mich nicht revanchieren können. Deine Gedichte sind zu makellos. Und ja: der Schleichwerbung für die CD gebe ich gern nach.
LG gummibaum
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Hallo gummibaum,
du hast eine ganz wunderbare Alternative geschaffen!
Diese Verse klingen wie Musik und zaubern eine wahrhaft romantische Stimmung in den Abend.
Ich halte diese Neufassung für einen besonders würdigen Abschluss, der damit den Höhepunkt des Gedichts bildet.
Von mir auf jeden Fall: Daumen hoch!
LG Daisy
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Der Abend öffnet, wie ein Freund
die Tür und was der Tag umzäunt,
berührt sich mit der Ferne.
Und alle Dinge wärmt sein Licht,
er ruft die Stille und sie flicht
dich ein, so weilst du gerne.
Und während du jetzt sinnst, kommt schwarz
die Nacht, es weckt der Sehnsucht Harz
das zarte Licht der Sterne.
Das erste Komma hätte ich weggelassen.
Z diesem wunderschönen Gedicht später mehr.
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Bin grade am Durchforsten alter Kamellen. Danke noch Daisy, Cyparis.
LG gummibaum
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Die Kommata von Z1 und 2 (bereits oben moniert) sind immer noch unkorrekt. ;)
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Danke, Erich. Ich habe sie jetzt endlich berichtigt.
LG gummibaum