die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: Erich Kykal am Juni 14, 2013, 17:04:50
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Als wäre nichts aus einem Geist der Demut
in diese Welt gewachsen, tun wir kund,
nur Stolz allein erhalte uns gesund
und sicher vor der Nabelschau der Wehmut.
An diesem Glauben reibt die Welt sich wund,
vergießt mit ihren Flüssen all ihr Schneeblut,
weil unser heißer Atem ihr so weh tut,
bis in der Tränenmeere dunklen Mund.
Doch haben wir auch diesen schon verloren -
von schwarzen Zähnen tropft das letzte Wort,
in Gift und Unrat unsres Wahns vergoren,
als wir uns feierten in einem fort,
der eigenen Unsterblichkeit verschworen,
vom Himmel träumend, aber niemals dort!
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Lieber Erich,
das erste Terzett hat mich beeindruckt; sehr.
Mit dem Rest kann ich leider nicht viel anfangen.
Vor allem das (reimgeschuldete?) Schneeblut ließ mich zurückzucken.
Nicht grollen!
So hab ich mir einen Kniefall erspart.
(Hab gestern schon vor der Mondsichel meinen Knicks getan! ;))
Lieben Abendgruß
von
Cyparis
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Hi, Cypi!
Der Titel beschreibt es: Es geht um den Klimawandel, die Erderwärmung, verursacht durch unsere Arroganz und Trägheit. Schmelzende Gletscher (Schneeblut der Erde), verseuchte Meere (schwarze Zähne=ölverpestete Klippen im Mund der Meere) im Namen eines zweifelhaften "Fortschritts".
Ich grolle nicht. :D
LG, eKy
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Du bist sehr großherzig!
Lieben Nachtgruß
von
Cyparis
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Hallo Erich,
das ist mal ein Text über den Klimawandel, der sich äußerst wohltuend von anderen unterscheidet!
Allein schon die bemerkenswerten Metaphern sind ein Augen- und Ohrenschmaus.
Das zweite Terzett hat es mir ganz besonders angetan.
"...vom Himmel träumend, aber niemals dort!"
Als letzter Vers weitaus mehr als nur passend.
Bravo! :)
LG Daisy
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Hallo Erich,
ich hätte nicht gedacht, dass man das Thema in einer solchen Sprache treffend verarbeiten kann.
Chapeau, es ist Dir gelungen.
Beeindruckt hat mich auch Deine Sonettvariation mit dem Reimtausch in den Quartetten.
Das erste Terzett gefällt mir besonders; hier kommt zum Ausdruck, wie unwichtig wir mit unseren Problemen im Universum doch sind. Die ganze (entschuldige) Scheiße wird am Ende vergären zur Ausgangsmaterie und Bestandteil neuer Welten sein. So what?!
Liebe Grüße! :)
Charly
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Hi, Daisy, Charly!
Euer Zuspruch tut gut - nach Cypi's Zweifel am "Schneeblut"-Reim dachte ich schon, dieses Gedicht wäre misslungen.
Zur Sprache: Ich weiß, die meisten hätten solch ein Thema in deftigere Wortwahl gekleidet, indes - ich kann eben gar nicht mehr anders! Bei mir fügt es sich schon wie eigenständig zu dem, was ich für sprachlich schön halte!(Achselzuck!) ;D
Vielen Dank für eure Kommis!
LG, eKy
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Hallo Erich,
ich komme etwas spät. Das Gedicht ist viel gelobt worden und zurecht. "An diesem Glauben reibt die Welt sich wund" gefällt mir besonders, denn schwenkt den Blick gekonnt aus der allgemeinen Betrachtung des Verhaltens auf dessen Folgen.
Sehr gern gelesen. LG gummibaum
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Hi, Gum!
Vielen Dank für deine Gedanken! Bei solchen Anklagegedichten ist es immer ein kitzliger Eiertanz zwischen zuviel besserwisserischem, moralischem Zeigefinger und allzu viel mitleiderregendem, schmalzigem Pathos! Auf der schmalen Klinge klarer Argumente und eindringlicher Mahnung zu reiten, ohne ins eine oder andere Extrem zu fallen, ist hier sehr schwer!
LG, eKy