die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: Erich Kykal am November 19, 2013, 20:17:33
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So seltsam geht aus deinen kalten Händen,
was mit den Jahren sie dir mühsam fassten.
All die Geschichten mit den guten Enden -
vergeblich wie die ungelebten Leben,
und was an Möglichkeiten sie verpassten.
Was hilft es, deinen wunden Blick zu heben
nach ewig ungeschriebenen Gedichten,
um noch ein Schicksal in die Welt zu weben.
Du kannst der Tage Abgesang verpfänden -
das letzte Schweigen wird dich doch vernichten.
Und all die Augenblicke, die verprassten -
Geschworene, dein Endlichsein zu richten.
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Welch eine düstere Schönheit!
Passend zu meiner Stimmung.
Das Reimschema ist hochinteressant und ebenso elektrisierend wie inspirierend.
(Aber wenn ich mich (be)mühe, bleibe ich doch nur ganz klein.)
Ich kann nur immer wieder darüber staunen, daß Dir eine Dir wohlgesonnene Göttin (oder sonstwer) diese große Gabe geschenkt haben.
Und dankbar sein, daß wir daran teilhaben dürfen!
Lieber Erich,
ich wünsche Dir einen schönen und guten Abend!
Immer:
Cyparis
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Hi, Cypi!
Vielen Dank für deine so überaus freundlichen, ja liebevollen Zeilen!
Erst habe ich zwei 5zeilige Stophen geschrieben: ABACB - CDCAD Dann merkte ich, dass nur A und C mit drei Reimen vertreten waren, B und D aber nur mit zweien. Zum Ausgleich (ich wollte, dass alle Reime gleich oft vorkommen) schrieb ich noch die letzten beiden Zeilen dazu und ließ die Leerzeilen dazwischen weg.
Das Ergebnis hinterließ mich zwiespältig. Ich war nicht sicher, ob die Leser die ungewöhnliche Struktur erkennen oder annehmen würden.
Inhaltlich wollte ich zum Ausdruck bringen, dass der Tod letztlich alles nimmt, ob wir nun mehrheitlich gut oder böse im Sinne des jeweilig vorherrschenden kulturellen und sozialen Kontexts waren, und dass uns letztlich auch viel zu wenig Leben zur Verfügung steht, um alle Möglichkeiten des Seins zu erfahren und auszukosten. Aber selbst wenn es so wäre - der Tod und das Vergessen machen es letztlich zu einer sinnlosen Erfahrung, indem sie es einfach enden lassen (wie du weißt, glaube ich an kein Jenseits und keinen Schöpfer - mein Universum besteht nur aus Physik). Das ist aber nur für die noch Lebenden schlimm - den Toten ist es egal, sie sind schlicht nicht mehr. Zweifelsohne steckt eine tiefe Wehmut in dem Gedanken, aus Sicht der Lebenden so sinnfrei zu enden - deshalb erfand der Mensch ja die Religionen: Er wollte sich einreden, dass es so nicht enden dürfe!!! Leider vergisst er, dass das Leben eben nur Sinn für die Lebenden macht - und da auch nur den, welchen sie sich selbst dafür suchen! Na, wem's hilft, sein Leben erträglicher zu finden... :noclue: :scratch:
LG, eKy
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Lieber Erich:
Inhaltlich wollte ich zum Ausdruck bringen, dass der Tod letztlich alles nimmt, ob wir nun mehrheitlich gut oder böse im Sinne des jeweilig vorherrschenden kulturellen und sozialen Kontexts waren, und dass uns letztlich auch viel zu wenig Leben zur Verfügung steht, um alle Möglichkeiten des Seins zu erfahren und auszukosten. Aber selbst wenn es so wäre - der Tod und das Vergessen machen es letztlich zu einer sinnlosen Erfahrung, indem sie es einfach enden lassen (wie du weißt, glaube ich an kein Jenseits und keinen Schöpfer - mein Universum besteht nur aus Physik).
Ja, dem stimme ich mit wehenden Fahnen zu.
Aber ich hatte den starken Eindruck, daß Dich dieses Wissen sehr quält (die verpaßten Möglichkeiten, der wunde Blick!) und Du nicht stoisch dem Unausweichlichen, dem Ende und ab dafür! gegenüberstehst.
Da s war es, was mich traurig stimmte.
Lieben Gruß!
Immer
Dein
Cyparis
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Hallo Erich,
ein düsterer Abgesang, ganz der üblichen Novemberstimmung angepasst, und eine überaus ernüchternde Erkenntnis!
Aber so ist es nun mal - auch wenn wir wissen, dass eines Tages alles aus und vorbei sein wird, strampeln wir doch das ganze Leben lang wie verrückt, um nichts zu verpassen.
Das Reimschema ist ganz nach meinem Geschmack!
Allen Abweichungen vom Üblichen widme ich immer ganz besondere Aufmerksamkeit und wenn es gefällt, dann geht der Daumen hoch, so wie hier! :)
Klasse gemacht!
LG Daisy
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Hi, Cypi!
Natürlich schmerzt es, sterben zu müssen nach viel zu wenig Zeit, wenn man gerne lebt! Und wie ich oben schrieb - erst den Toten ist es egal!
Und natürlich hat man Angst vor dem Tod, auch wenn man nicht an ein Jenseits glaubt, in dem einen womöglich Fegefeuer und Hölle erwarten. Einfach enden zu müssen kann sich schlimmer anfühlen!
Hi, Daisy!
Vielen Dank für Gedanken und Zuspruch!
LG, eKy