die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: Erich Kykal am Januar 09, 2014, 20:13:13
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Dein Taumelherz gewann so viele Schlachten,
beging das Leben wie ein großes Feiern.
Das Lied geht aus, die letzten Töne leiern
in den Gefühlen, die einst singen machten.
Dein Falterkopf entläßt die bunten Flügel,
die all die Blütenträume dir erdachten,
und den Gedanken, die dein Tun bewachten,
entgleiten langsam dieser Seele Zügel.
Dein Gleichgewicht erlischt, die Blicke eiern
im Zwischenraum der nackten Brillenbügel,
und vor der Weite lockt ein letzter Hügel -
dann fällt der Vorhang endlich, kalt und bleiern.
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Hallo Erich,
Das Gedicht, das mir sehr gut gefällt, verbindet zwei Weisen dieses menschlichen Seins. Die einstige Größe und jetzige Hinfälligkeit. Die Größe, die Lebenskunst und künstlerische Gestaltungskraft umfasste, die Hinfälligkeit, die auch die Würde aufbraucht (Blicke eiern), so dass man nun auf schnelles Ende hofft. Das Verb "machen" zeigt, wie du es hier verwendest, dass es alles andere als schlicht ist.
LG gummibaum
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Hi, Gum!
Vielen Dank für deine freundlichen Gedanken! In letzter Zeit widme ich mich scheinbar öfter dieser Thematik - habe ich etwa den Nachhall einer weggeleugneten Midlifecrisis zu verarbeiten!? ;) :D
Nun ja, Fakt bleibt, dass wir alle dieser inneren Entropie folgen, älter werden und verfallen müssen, bis selbst der unwiderrufliche Tod manchen wie eine Erlösung erscheint! vielleicht soll das auch so sein, damit uns der Abschied, die Selbstaufgabe leichter fallen!?
LG, eKy
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Ich denke, es ist noch eine Weile hin, bis du vom Erich zum Eirich wirst. LG g
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Hallo Erich,
auch wenn dein Gedicht ein bisserl traurig macht gefällt es mir unglaublich gut!
Sehr schön ist auch das Reimschema, das sind die Feinheiten, die ich ganz besonders schätze und mag!
Allergernst gelesen und bewundert!
LG Daisy
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Hi, Gum!
Danke für die tröstenden Worte. Vielleicht liegt es daran, dass ich vor einigen Monaten die Gallenblase entfernt bekam - sie war schon akut entzündet und voller Steine. Bei so einem ersten Weckruf wird einem doch bewusster, wie rasch es unter Umständen zu Ende sein kann, und dass bei weitem nicht alle in unserer Gesellschaft in Wüde und Gesundheit alt werden - oder überhaupt! :(
Hi, Daisy!
Es freut mich, dass dir das Reimschema aufgefallen ist! Erst sollte es ja ein Sonett werden, doch noch beim Schreiben kam mir diese Idee: Jeden Reim in den drei Strophen exakt 4mal zu verwenden.
Keine Ahnung, ob es dafür schon einen Namen gibt - aber das wäre ja nicht das erste Schema, das ich möglicherweise sozusagen "erfunden" hätte... (siehe: "Morgenlied", Weltenwege, S 276 und "Sommersehnsucht", Weltenwege, S 290, um nur zwei zu nennen...)
Oje - das klingt jetzt wohl ziemlich selbstgefällig... :-[ Verzeih mein Angeben! ;)
Vielen Dank für Lob und Anerkennung!
LG, eKy
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Hallo Erich,
ich kann mich dem Lob der Vorkommentatoren nur anschließen! Ein berührendes Gedicht, das nachdenklich macht.
Sehr interessant finde ich auch das Reimschema: a b b a / c d d c / b c c b.
Ein wenig ins Auge gesprungen ist mir der Begriff "eiern"; er ist wohl inhaltlich sehr passend, doch schrammt er ein wenig an der sonst lyrischen Sprache. Es dürfte aber sehr schwierig sein, das zu ändern.
Sehr gern gelesen1
Herzlichen Gruß!
Galapapa
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Hi, Charly!
Sei froh, dass ich mir "reihern" verkniffen habe! ;);D
Natürlich teile ich deine Bedenken, aber lyrischere Alternativen auf diesen Reim wollten mir einfach nicht einfallen. Im Kontext gelesen ist es erträglich, wie du ja selbst erwähnt hast.
LG, eKy
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Welche (für mein Gefühl) Diskrepanz zwischen den beiden ersten Strophen und der letzten Strophe!
Die eiernden Blicke sind nichts für mich.
Die läse ich mir am liebsten weg und ließe alleine den Falter schweben.
Übrigens:
Kennst Du den "Dunklen Falter" von B.v.Münchhausen?
auf dieser Seite findest Du ihn.
http://www.poetry.de/showthread.php?t=25585&page=7
ErnüchtertenGruß
von
Cyparis
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Hi, Cypi!
Danke für deine Gedanken und den Link - das Gedicht ist schön!
Ich kann nachempfinden, dass dir das "eiern" nicht so zusagt, aber diese 3. Str. ist für den perfekten Kreis des (weiter oben beschriebenen) Reimschemas hier unumgänglich. Wenn du mir eine lyrischere Reimalternative nennen kannst, die ins Schema passt, werde ich eine Überarbeitung der 3. Str. gerne ins Auge fassen.
LG, eKy
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seiern?
Synonyme:
nörgeln
labern, schwätzen, seichen
Oberbegriffe:
reden, sprechen
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Hi, Cypi!
Na mal ehrlich, klingt das nicht irgendwie noch schlimmer? ;D
LG, eKy
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Schön, wenn man zu einem so tiefernsten Gedicht ein bisschen "nachblödeln" kann. :)
Enst, wie gesagt und wunderschön.
LG Ingo
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Lieber Erich,
nicht blöder und wohl auch nicht besser... ;)