die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: gummibaum am Februar 01, 2014, 16:38:16
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Arme Seele, niemals fandest
du ein Haus, in dem du bliebst,
Riffe nur, wo du gestrandet
zwischen Welten dich zerriebst.
Und bald wieder fortgerissen
von dem harten Wellenschlag,
triebst du unter schweren Kissen
endlos durch den trüben Tag.
Einmal aber wird es läuten
und die Glocke ruft ins Haus,
holt man dich aus grauen Häuten
heim und löscht die Flamme aus.
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Hi, Gum!
wunderbar lyrisch!
In S2Z2 stoße ich mich etwas an dem (auf mich zumindest) wenig elegant wirkenden "von dem". Wäre "unter hartem Wellenschlag" eine denkbare Alternative?
Inhaltlich scheinen sich S1 und S3 zu widersprechen: Ist oben davon die Rede, dass das LyrIch nie ein Haus fand, liest man unten plötzlich von einer Glocke, die ins Haus (Häh?) ruft. Ist da ein metaphorisches Haus gemeint - oder ein Altenheim? Jedenfalls vom ersten Eindruck her missverständlich.
Auch für das Bild von den grauen Häuten - so schön esa sein mag - finde ich oben keinen Sinnzusammenhang. Einer, der lebenslang zerrieben wurde oder endlos trieb, muss aus vielen grauen Häuten geschält werden wie eine Echse oder so? Stehen die Häute für einst gespielte, aber längst abgelebte oder erstarrte, tote Lebensrollen, so ist es ein Vergleich, auf den man beim ersten Lesen schwerlich kommt. Da muss man eine Weile grübeln.
Insgesamt aber eine hochverdichtete Stimmungsdichtung über einen Einsamen, der im Verblassen Erlösung findet.
Sehr gern gelesen!
LG, eKy
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Hallo eKy,
dies einsame Leben ist als Wechsel zwischen tristem und bedrückendem Treiben und schmerzlichem Hängenbleiben zwischen Welten durch Naturbilder verdeutlicht. Ein harter Wellenschlag nur reißt den am Riff Aufgespießten ins Meer zurück. Jede Phase im Wechsel bildet eine neue Haut, wie die Jahresringe beim Baum, immer gleich, immer grau. Schließlich ein Heimholen ins Haus der Herkunft vor dem Tode. Das dünne Totenglöcken ruft.
So meine ich es.
LG gummibaum
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Lieber gummibaum -
daß Düsternis so schön sein kann!
Dankbaren Gruß
von
Cyparis
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Lieber Gummibaum,
dieses gefühlvolle, überaus poetische Gedicht gefällt mir sehr!
Für so wunderbare Lyrik kann ich mich immer wieder neu begeistern, danke für diesen Lesegenuss!
LG Daisy
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Hallo Cyparis und Daisy,
ganz lieben Dank für eure Antworten. Ich freue mich immer sehr.
Liebe Grüße
gummibaum