die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Drum Ehrlichkeit und Edelweiß => Thema gestartet von: Erich Kykal am Februar 18, 2014, 12:16:17
-
Sehr selbstzufrieden und mit wohligem Gewissen
marschiert er stolz an seines Nachbars Tür vorbei.
Er war gerade eben auf der Polizei,
um wohlberedt durchaus und eifrig pflichtbeflissen
dort anzuzeigen, dass der Nachbar 'anders' sei.
Dort hat man ihn gefragt, was denn so 'anders' wäre
an diesem Nachbar, dass es ihn so sehr entrüste,
und er erklärte gern, was sonnenklar sein müsste:
Die unerträgliche, erschütternde Misere,
die jeder melden würde, wenn er davon wüsste!
Danach hat man ihn heimgeschickt und ihm versichert,
es ginge nunmehr alles seinen rechten Gang.
Um seine Seelenruhe nicht mehr angst und bang
schließt er die Türe ab, wobei er leise kichert -
er kann dabei nicht anders, es ist wie ein Zwang ...
-
Hallo Erich,
traurig und lustig zugleich. Schön, dass keine Einzelheiten der Anzeige von der Indolenz, Boshaftigkeit, Genugtung und Häme dieser hässlichen Seele ablenken. Sehr gern gelesen.
LG gummibaum
-
Hi, Gum!
Ein kleines Seelenbild, aus dem traurigen Leben gegriffen! Fast jeder erlebt mal so eine Art Nachbar auf die eine oder andere Weise: Manipulativ, denunziativ, kurz - in jeglicher Hinsicht tief!
LG, eKy
-
Ebenso wahr wie trist und wirklich bedrückend!
Wie bilden sich bloß solche Charaktereigenschaften heraus?
Aber man lehre uns die Menschen kennen....
Belämmerten Gruß
von
Cyparis
-
Hi, Cypi!
Solche Menschen gibt es nun mal! Manche sind einfach neidisch, missgünstig, hinterfotzig, andere glauben vielleicht wirklich, dem Gemeinwohl verpflichtet zu sein, andere schieben derlei als Schutzbehauptung vor, weil sie einen missliebigen Nächsten einfach loswerden wollen. Manchmal gibt es eine Belohnung zu kassieren, mal eine leere Wohnung zu übernehmen...der Gründe können viele sein! Auch ist nicht immer gesagt, dass das "Anderssein" des Nachbarn nicht wirklich eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt - in solchen Fällen wäre solch ein Verhalten ja sogar gerechtfertigt!
Ich wollte aber von dieser niederen Gesinnung des "Einsauswischens" schreiben, den feigen kleinen Nadelstichen, die jemandem zeigen sollen, dass er dort, wo er ist, nicht willkommen ist.
LG, eKy
-
Ja, das kam ja deutlich zum Ausdruck.
Ich frage mich trotzdem immer wieder, wie Empathie verkümmern und Neid (o.Ä.) ins Unermeßliche wachsen können.
Aber ehrlich:
ich selbst spreche mich von solchen Gefühlen (in einem einzigen Fall!) nicht frei.
Da waren aber Neid und Mißgunst dermaßen schon an der Oberfläche, daß ich nicht fehldiagnostiziert habe.
Schade, daß es sowas überhaupt geben muß.
Wenigstens e i n Gutes hat(te) es:
Du hast ein Gedicht daraus komponiert.
Lieben Gruß, Erich,
von
Cyparis
aus dem Ferne
-
HI, Cypi!
Von derlei Gefühlen ist wohl niemand frei, und manchmal liegt es tatsächlich einfach nur daran, dass man im wahrsten Sinn des Wortes jemanden "nicht riechen" kann!
Dennoch - der Schritt von der Antipathie hin zur Denunzierung oder Falschbeschuldigung ist ein durchaus bewusster Akt, und egal, mit welchen Gründen man ihn auch rechtfertigt...wenn keine echte Gefahr für Mitmenschen oder einen selber vorliegt, bleibt es ein zumindest zwiespältiges Handeln, egal, was auch immer ein Gesetz dazu sagt.
So hätte uns der Staat ja am liebsten: Lauter kleine Denunzianten, die sich gegenseitig überwachen - das spart Kosten! Siehe DDR usw...
LG, eKy
-
Dennoch - der Schritt von der Antipathie hin zur Denunzierung oder Falschbeschuldigung ist ein durchaus bewusster Akt,
und genau d a s ist das Verwefliche.
-
Ja, da hast du das Thema ja umfassend und berührend aufgearbeitet, Erich. Die Kommentare, grade auch von Cyparis, deren Empathie ich immer schätzte, sind für mich sehr interessant und tröstend. Ich kann mich nur zustimmend anschließen und mich bedanken für deinen link zu diesem Werk.
LG von Agneta