die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: Fridolin am M?RZ 09, 2014, 11:13:55

Titel: Verdämmerung
Beitrag von: Fridolin am M?RZ 09, 2014, 11:13:55
Ich lebe wie in Dämmerungen,
die mir vor Tag und Nacht gewebt,
als wäre mir das Licht entsprungen
von Sternen, die dem All entschwebt.

Ich bin wie aus der Zeit gefallen
und leide in der Schatten Nacht.
Ich spür des Jenseitsvogels Krallen
und höre wie der Teufel lacht.

Der Himmel hat mich abgeschrieben,
ich bin ihm nicht mehr wert des Lichts.
Es bleibt mir, aus der Welt vertrieben,
nur noch Verdämmerung ins Nichts.

Titel: Re:Verdämmerung
Beitrag von: gummibaum am M?RZ 09, 2014, 11:42:01
Lieber Fridolin,

Zwar ist das beschriebene Schicksal des LI  deprimierend, das Gedicht aber ist klasse.

Sehr gern gelesen
LG gummibaum
Titel: Re:Verdämmerung
Beitrag von: Erich Kykal am M?RZ 09, 2014, 21:58:06
Hi, Fridolin!

Das Gedicht erinnert mich an meine Tante, die im Altersheim langsam verdämmerte, bettlägrig mit Parkinson, immer blinder, dementer, reduzierter...

Und doch - ein Teil von ihr schien bis zuletzt leben zu wollen, über all die Jahre, meist allein in diesem Zimmer...

Das geht wohl über unser Begreifen, wieviel da mit hereinspielt. Das Leben wird wohl umso kostbarer, je endlicher es erscheint. Und irgendetwas in uns kämpft darum, so lange wie möglich zu sein, umso erbitterter, je unwahrscheinlicher ein Überleben erscheint oder uns, den noch Gesunden - oder zumindest noch Gesünderen - ein wertig erscheinendes Leben noch möglich wäre.

Ich hoffe, meine Gedanken führen nicht zu weit oder berühren wunde Punkte...

Sehr gern gelesen und verinnerlicht!

LG, eKy
Titel: Re:Verdämmerung
Beitrag von: cyparis am M?RZ 10, 2014, 08:16:11
Hallo, Fridolin -


das Gedicht könnte von Werner Bergengruen sein -
ein größeres Lob steht mir nicht zu Gebote.



Herzlichen und lieben Gruß
von
Cyparis
Titel: Re:Verdämmerung
Beitrag von: Fridolin am M?RZ 10, 2014, 16:02:06
Hi!

Meine Frau kommt öfters in unsere Altersheime und hat mir schon oft von der trostlosen Atmosphäre erzählt. Obwohl ich ja lieber Heiteres bedichte, hat mich doch ihre Schilderung so stark beschäftigt, dass mir diesmal, weil ja auch gänzlich unpassend, der Humor völlig abhanden kam.

Werner Bergengruen habe ich früher sehr gern gelesen. Vor allem seinen Roman "Der Großtyrann und das Gericht". Was viele nicht wissen: er war auch ein Schüttelreimer.

Liebe Grüße
Fridolin