die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: Erich Kykal am April 04, 2014, 21:17:46
-
Ein kleines Leben hast du kalt begraben
aus Feigheit vor den Folgen deiner Taten,
ein Tunichtgut, verbittert und entraten.
Das scheue Wesen voller Licht und Gaben
verlor sich in den Schluchten deiner Hände.
Wer ist die Frucht, die bitter werden musste,
sich anders nicht als so zu helfen wusste?
Wer war das Kind, das sich im Spiegel fände,
wenn du den Mut hineinzublicken hättest:
Geschwunden aus der Welt vor Ewigkeiten,
erhoffte es, dass du es dennoch rettest.
Doch, Mörder, nun hast du es ausgetrieben,
dem Gnadenlosen musste es entgleiten -
und leere Hände nur sind dir geblieben.
-
Hallo Erich,
in diesem Gedicht hast Du ein Thema aufgegriffen, das uns immer wieder fassungslos dastehen lässt: Die Ermordung eines Kindes, um einen Missbrauch zu verdecken.
Wie menschenverachtend muss ein Mensch strukturiert sein, um in einer Kulmination des Egoismus ein wehrloses Kind um sein Leben zu bringen?! >:( :(
Sehr gut gelungen ist Deine Anklage mit gewaltigen Worten in einer Sprache, die diese Fassungslosigkeit transportiert.
Herzlichen Gruß!
Charly
-
Hi, Charly!
Aus - leider - gegebenem Anlass in Sachen "Dano"! Was mich hier so erschüttert hat, war die Tatsache, dass es ja - soweit mir bekannt - nicht mal um sexuellen Missbrauch ging! Eine solche Tat, um derlei zu vertuschen, kommt immer wieder vor, man "versteht" da den Täter irgendwie, der sich vor der völligen sozialen Ausgrenzung schützen will. Das ist ein starker Antrieb für solche Taten, auch wenn es sie um nichts "besser" oder gar gerechtfertigter macht.
Aber hier? Nur weil er das Kind geschlagen hatte und fürchtete, es könnte dies weitererzählen, hat er es umgebracht??? Was ist das denn für ein Motiv!? Wie kalt und psychopathisch muss einer sein, der nur aus einem dermaßen banalen Grund ein unschuldiges Leben auslöscht!!!??? Und ist selber mehrfacher Vater, musste also verstehen, was er da anrichtete, was er anderen Eltern antat, vom Opfer selbst ganz zu schweigen!!!
Das hinterlässt bei mir ein ganz und gar fassungsloses Kopfschütteln... :(
LG, eKy
-
Hallo Erich,
was mir besonders gefällt, ist der Gedanke, dass der Mörder sein inneres Kind zunächt im Stich gelassen hat und es dann durch den Mord an einem Kind durch gänzlich verloren hat. Das Vergraben des Kindes wiederholt quasi den Umgang mit sich selbst.
Sehr gern gelesn
LG gummibaum
-
Hi, Gum!
Dieser Gedanke formte sich ganz instinktiv in mir, als ich an diese Tat dachte! Wer so handelt, hat sein eigenes Kind verraten, verdrängt, vergessen - vielleicht sogar, um eine schlimme Kindheit zu überleben. Nun selbst zum Täter zu werden, muss auch den letzten Faden durchtrennen: Der, der er einst vielleicht war, will dem, der er geworden ist, nicht mehr in die Augen sehen müssen.
LG, eKy
-
Hallo Erich,
ein großartiges Sonett!!! In beeindruckender Weise hast du diese schreckliche Tat in angemessene Worte gekleidet.
Dein Gedicht lässt einen in die unglaublichen Abgründe solcher Geschehnisse blicken, die einfach nicht zu begreifen sind.
LG Daisy
-
HI, Daisy!
Darauf kann man eigentlich nichts Originelles mehr sagen. Vielen Dank für's Lesen und Mitfühlen.
LG, eKy
-
Hallo, Erich -
irgendwie wollte ich gar keinen Kommentar schreiben, denn ich frage mich:
Kann man so etwas denn überhaupt "poetisieren", darf man es?
Soll/darf man Soziopathen und ihre Untaten zum lyrischen Thema machen?
Halb und halb gehe ich also vordergründig eher auf die Form ein:
Höchst gelungenes Sonett, delikate Sprache!
Herzlichen Gruß
von
Cyparis
-
Hi, Cypi!
Das habe ich mich natürlich auch gefragt - hinterher. Habe mich aber dann doch entschieden, es zu posten. Es war mir ein inneres Bedürfnis, dies zu schreiben, für mich sicher auch ein Stück Bewältigungsarbeit.
Für dein stilistisches Lob meinen herzlichen Dank! :)
LG, eKy