die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Im Gras wispert Hoffnung => Thema gestartet von: Erich Kykal am April 16, 2014, 09:36:45

Titel: Der Phantasie
Beitrag von: Erich Kykal am April 16, 2014, 09:36:45
...Und ist ein Brand in mir, ein wildes Feuer,
das unterschwellig lang schon in mir lohte,
und während es mein Gütigsein bedrohte,
gebar es Glut und heiße Ungeheuer.

...Und ist ein Reigen doch in mir, der teuer
und wert mir war zu Zeiten, da der tote
und kalte Geist mein Menschlichsein verrohte;
er macht mich heiler jeden Tag und neuer.

...Und tanzen will ich ihn, solang ich lebe,
und brennen bis zu flockenweißer Asche!
Mein sonnenheißer Musenkuss - erhebe

mich immerfort zu neu erträumten Sternen!
Dein mittaghelles Welterflehn erhasche
die Bilder, die ich brauche, mich zu lernen.
Titel: Re:Der Phantasie
Beitrag von: cyparis am April 16, 2014, 11:22:47
Möge diese Lohe brennen bis zu Deinem letzten Erdentag!


Hauptsache, sie brennt, bis ich vergehe...

Wundervoll, wundervoll und trotzdem neuartig auf Grund der Gestaltung!
Wer schrieb von sich, er sei gleich einer Flamme?
Der olle N.?


Bewundernden Gruß
von
Cyparis
Titel: Re:Der Phantasie
Beitrag von: Erich Kykal am April 16, 2014, 20:10:20
Hi, Cypi!

Danke für dein Lob.
"Der olle N."? - Wen meintest du? Napoleon? Newton? Nestroy? Nurejew? ;D

LG, eKy
Titel: Re:Der Phantasie
Beitrag von: cyparis am April 16, 2014, 20:19:23
Nietzsche
 ;)
Titel: Re:Der Phantasie
Beitrag von: Erich Kykal am April 16, 2014, 20:55:27
Die Bildungslücke bedankt sich. ;D
Titel: Re:Der Phantasie
Beitrag von: gummibaum am April 17, 2014, 17:23:52
Schön der Kontrast zwischen zum Bersten bringender Phantasiegewalt und steriler Gedankenfrostigkeit, Erich. Die Phantasie zu tanzen (obwohl du Reigen schreibst, denke mir dazu den tanzenden Shiva, der im Tanz die Welt erschafft und zerstört) ist eine schöne Metapher für Dichtung. Und sich in den Phantasiewelten selbsterkennend zu finden, ein hochwertiger Selbsgenuss.

Mit großer Freude gelesen
gummibaum
Titel: Re:Der Phantasie
Beitrag von: Erich Kykal am April 18, 2014, 22:50:06
HI, Gum!

Interessant, dass du da auf Shiva kommst. Pflegst du einen Hang zu solchen indischen Kulturderivaten?

Vielen Dank für deine Eloge! Mein labiles Selbstwertgefühl labt sich nur allzu gern an der Tränke solcher Lobesworte! :)

LG, eKy
Titel: Re:Der Phantasie
Beitrag von: gummibaum am April 19, 2014, 11:44:41
Keinen Hang dazu, aber ein Interesse daran. LG g
Titel: Re:Der Phantasie
Beitrag von: Koollook am August 04, 2014, 22:21:59
Hallo Erich,

und ... und  ... und ...  alles ist ein und zu dem ein und hinzu kommt.
Wenn ich solte Gedichte schreibe, dann passieren sie von selbst, der Wortklang leitet alles, der Inhalt passiert danach.
Hier vermute ich so ein Vorgehen. Aber ganz unabhängig davon, ist es gut geworden.
Titel: Re:Der Phantasie
Beitrag von: Erich Kykal am August 05, 2014, 08:34:56
Hi, Kool!

Ich dichte immer so: Irgendein Bild im Kopf, ein Gedanke inspirieren mich, ich beginne damit und lasse mich von Sprachmelodie und Unterbewusstem weiter- und davontragen. Ich weiß eigentlich nie, was die Conclusio sein wird oder wie ich innerlich dorthin geraten bin. Der Kopf geht oft eigene Wege, und das Dichten gleicht einer Art Trance. Okay, an sensiblen Stellen wird später noch gefeilt, aber meist ist so ein Gedicht in 10-20 Minuten fertig - es ist wie ein leichter Rauschzustand bei vollem Bewusstsein.
Solche "und"-Häufungen versuche ich zumeist tunlichst zu vermeiden, weil sie im Grunde unlyrisch sind, aber bei momotonen Aufzählungen oder - wie hier - einem emotional akzelerierten Beschreiben von Zuständen oder logischen Folgen kann es den Textfluss intensivieren und vertiefen, weil es die Involviertheit und innere Beteiligung des LyrIch verdeutlicht.

Vielen Dank für's Reinschauen! :)

LG, eKy