die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: galapapa am April 26, 2014, 16:06:49
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Ganz sachte fällte das weiße Hochzeitskleid
des Apfelbaumes in die Blumenwiese.
Mir ist, als ob es junges Leben schneit,
ein warmer Wind es sachte niederbliese.
Der Nektarrausch wallt immer noch im Blut,
doch ruhevoll verliert sich das Verlangen.
Es regt sich an den Zweigen schon die Brut,
das Reifen, Werden, es hat angefangen.
Wo ist die Kraft, die das Geschehen treibt?
Wer lenkt es, dieses immer neue Geben?
Der Schöpferzyklus, der nie stehenbleibt,
die nie erschöpfte Quelle, sie heißt Leben.
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Wie, lieber Galapapa,
noch kein Kommentar zu diesem duftigen und doch sehr gehaltvollen Gedicht?
Was meinst Du mit Brut?
Gefiederte? Dann gehört sie eigentlich in die Zweige, oder?
Herzlichen Gruß
von
Cyparis
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Hi, Charly!
So wunderbar diese Zeilen auch gewoben sein mögen (- und das sind sie! - Chapeau!), durch die nur vier Heber in der Abschlusszeile der Strophe (Schema: 5-4-5-4) wirkt der Text dadurch irgendwie in der Luft hängend, zu früh beendet. Die kürzere 2. Zeile stört ineressanterweise nicht (sehr), aber in vierten Zeile fehlt mir beim Lesen der gewichtige Schlusspunkt der Versmelodie, der eben nie kommt. Das kratzt irgendwie unangenehm im lyrischen Organ - umso mehr, als die Schlusszeile der mittleren Strophe ja - entgegen deinem Schema - durchaus 5 Heber hat! Wie erklärst du diese Inkonsequenz?
Ich versuche hier mal eine Version mit 5-hebigen Schlusszeilen:
Ganz sachte fällte das weiße Hochzeitskleid
des Apfelbaumes in die Wiese.
Mir ist, als ob es junges Leben schneit,
ein warmer Wind es zärtlich niederbliese.
Der Nektarrausch wallt immer noch im Blut
doch still verliert sich das Verlangen.
Es regt sich an den Zweigen schon die Brut,
das Reifen, Werden, es hat angefangen.
Wo ist die Kraft, die das Geschehen treibt?
Wer lenkt das immer neue Geben?
Der Schöpferzyklus, der nie stehenbleibt,
die nie erschöpfte Quelle, sie heißt Leben.
Natürlich kann ich es nicht lassen und präsentiere auch noch eine Version mit durchgängig 5-hebigen Zeilen:
Ganz sachte fällte das weiße Hochzeitskleid
des Apfelbaumes in die grüne Wiese.
Mir ist, als ob es junges Leben schneit,
ein warmer Wind es zärlich niederbliese.
Der Nektarrausch wallt immer noch im Blut
doch still verliert sich endlich das Verlangen.
Es regt sich an den Zweigen schon die Brut,
das Reifen, Werden, es hat angefangen.
Wo ist die Kraft, die das Geschehen treibt?
Wer lenkt zuletzt das immer neue Geben?
Der Schöpferzyklus, der nie stehenbleibt,
die nie erschöpfte Quelle, sie heißt Leben.
Sorry - es war stärker als ich! ;) ;D Aber lies es bitte unvoreingenommen im direkten Vergleich und beurteile selbst, was die erwünschte Stimmung besser trägt.
Sehr gern gelesen und beklugschwafelt! :D
LG, eKy
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Hallo Erich,
danke für Deine lobenden Worte und Deine Mühe!
Wie ich oben schon an Cyparis schrieb, war die Einstellung des Textes ein Versehen. Ich hielt und halte ihn auch noch nicht für gut genug.
Ursprünglich war es eine Gewitterböe, die die Blütenblätter von einem Baum vor meinem Fenster blies und ich hatte die Idee zum ersten Vers, dann aber wieder mal nicht die Zeit und Muse, das Gedicht in Ruhe fertigzustellen. Es ist in meinen Augen nur ein misslungener Versuch und gehört eigentlich nicht hier herein.
Deine Vorschläge sind gut und ich lass das Ganze jetzt mal so stehen mit Deinen Versionen darunter. Die grüne Wiese halte ich allerdings für nicht so glücklich. "Nieder auf die Wiese" wär vielleicht besser.
Wenn ich wieder mehr Zeit habe, mach ich lieber was Neues.
Also danke nochmal und einen schönen Feiertag, oder ist der 1. Mai in Österreich gar keiner?
Herzlichen Gruß!
Charly
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Moment mal, ich sehe gerade, meine Antwort an Cyparis ist verschwunden.
Ich versuche, das Gelöschte nochmals sinngemäß zu wiederholen:
Liebe Cyparis,
danke für Dein Lob!
Mit Brut waren die Fruchtknoten gemeint (das Hochzeitskleid ist ja schon abgelegt).
Eigentlich wollte ich den Text gar nicht einstellen, aber aus Versehen hab ich es doch getan (bin wohl langsam etwas überarbeitet).
Ich halte den Ausdruck Brut hier eigentlich auch für unpassend, aber das Gedicht ist es mir nicht wert, noch daran herumzubasteln. Bin eben nicht immer in Topform.
Liebe Grüße!
Charly
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Hi, Charly!
Ich glaube, du unterschätzt dein Potential! Das ist ein wunderbarer Text mit starken Bildern - schon in S1 mit dem fallenden weißen Hochzeitskleid - das ist genial formuliert für die herabrieselnden Blütenblätter!
Warum du denkst, das wäre "nicht gut genug", ist mir schleierhaft - ich halte ihn für einen deiner besten in letzter Zeit! Nicht zu komplex konstruiert, nicht zu pathetisch/emotional geschrieben, aber mit einprägsamen Phrasen voller Innigkeit, die die Liebe dahinter spüren lassen.
Übersehen: S2Z1 - Komma am Ende.
Statt "die grüne Wiese" ginge natürlich "die traute Wiese", "die frische Wiese", "die junge Wiese", usw...
Also, ich an deiner Stelle würde den Text (natürlich die Version MIT meinen Tipps! ;) :D) in meine Bestenliste aufnehmen!
Sehr gern erneut gelesen!
LG, eKy
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Ich schließe mich lauthals Erich an! :)
Maigruß
von
Cyparis
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Hallo Cyparis und Erich,
wannsd moanst, ;D dann aber mit einigen Veränderungen.
So wies nun dasteht, könnte ich es mir vorstellen.
Die junge Wiese hätte mir am besten gefallen, aber der nächste Vers hat schon dieses Adjektiv.
Das Alte habe ich nun aber gelöscht.
Danke nochmal und herzlichen Gruß!
Charly