die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: cyparis am Mai 30, 2014, 17:48:32
-
Die Schaufel nahm ich nicht zur Hand.
Ich finde "Erd zu Erde" nicht nur häßlich.
Warum nicht rein und rasch verbrannt?
"Staub zu Staub" als Urne - läßlich
bleiben Herz und Hirn und Hand.
Weg mit dem Sarg! Warum der Würmer Fraß?
Wenn ich den Toten nie vergaß,
lags nicht an einer Platte, einem Stein.
Halbzerfressen, stinkendes Gebein?
Es lag an ihm, in den Herzen zu bleiben.
Vor Augen bleibt das liebe Gesicht.
Was Mikroben sehr viel lieber treiben,
kömmert mich, lieber Martin, nicht.
Du, Lieber, warst der Menschfreund
von allerbester Art.
Ich weiß, ich habe heut geweint.
Um Dich. Nicht für das Grab
hab ich mir meine Tränen aufgespart.
30. Mai 2014
-
Hi, Cypi!
Ein guter Freund ist verstorben? Mein herzliches Beileid!
Dein Gedicht - wiederum sprachlich schön, rhythmisch...naja, höflich gesagt "unkonventionell". :-[
Hier die "taktvolle" Variante:
Die Schaufel nahm ich nicht zur Hand.
Ich finde "Erd zu Erde" häßlich.
Warum nicht rein und rasch verbrannt?
Dem grauen Staub der Urne läßlich
verbleiben Herz und Hirn und Hand.
Warum im Sarg der Würmer Fraß?
Wenn ich den Toten nie vergaß,
lags nicht an einem Grab von Stein
nur voller moderndem Gebein.
Die Bilder einer Freundschaft bleiben.
Vor Augen steigt das Angesicht.
Was Würmer sehr viel lieber treiben,
bekümmert mich, mein Martin, nicht.
Du, Lieber, warst ein Menschfreund,
der jeden schätzte, leicht vergab.
Ich weiß, ich habe heut geweint.
Für Dich, nicht für ein kaltes Grab
hab ich die Tränen aufgespart.
Den fehlenden Reim in der letzten Strophe (Z2/4) habe ich auch ergänzt. Sehr gern gelesen - auch wenn der Anlass ein trauriger ist...
LG, eKy
-
Ja, lieber Erich,
die Beerdigung war heute um 13.oo h.
Das Gedicht also spontan.
Martin, der von mir namentlich erwähnt wird, hat mich sowohl getraut als auch Ludwig beerdigt.
Das stieg alles wieder auf.
LG
von
Cyparis