die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Wo Enzian und Freiheit ist => Thema gestartet von: Erich Kykal am September 28, 2014, 09:20:29
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Der junge Tag, er will sich festlich zeigen,
erobert, glüht, hält alles in sein Licht,
und sein Erwachendes entzieht sich nicht
den Bildern, die ihn selbst noch übersteigen.
Fast spielerisch will er die Dinge lernen,
die ihn begleiten werden durch die Zeit,
die ihm bemessen ist, und er wird weit
und hält sein Wärmendes in alle Fernen.
Der Mittag wird wie eine schöne Blume,
der Tag ist nun erwachsen, im Zenit
stehn Sonne und sein Wirken, und er sieht
des Lebens Spur in jeder Ackerkrume.
Die Erde dreht sich und der Tag wird älter,
verliert an Zuversicht und an Elan.
Die Welt ist ihm noch immer untertan,
doch in den Schatten wird es merklich kälter.
Der alte Tag, er will der Ruhe pflegen,
der Abend wächst ihm kühlend ins Gesicht,
und eine Nacht, die ihm von Sternen spricht,
erlöst ihn zärtlich wie ein dunkler Segen.
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Hallo Erich,
ein Menschenleben spiegelt sich in diesem Tag und dieser sich wieder in den von ihm ins Leben gerufenen Dingen (S1/V3+4), denen er auch im Wesen zu gleichen vermag (S3/V1).
Dieses Wechselspiel, das die Entwicklung über die Tages(Lebens)zeiten hinweg bis zur Ruhe (Tod) begleitet, gibt dem Gedicht eine vielfache Bewegung, die der Leser bereichert aufnimmt.
Mit großer Freude gelesen
LG gummibaum
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Hi, Gum!
Nachdem ich neulich ein Gedicht auf die Nacht geschrieben hatte, gedachte ich den Tag ebenfalls zu solchen Ehren kommen zu lassen! :D
Ich freue mich, dass es dir gefällt. Du hast es natürlich ganz richtig gedeutet - die Parallelen sind überdeutlich!
LG, eKy
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Lieber Erich,
diese Schönheit treibt mir die Tränen in die Augen.
Mehr kann ich nicht sagen.
Cyparis