die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Wo Enzian und Freiheit ist => Thema gestartet von: Aspasia am September 29, 2014, 15:53:00
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Noch liegt die Stadt in zartem Grau,
doch schlägt ihr Puls bereits den Takt,
der frische Lebensfreude packt
und tanzen lässt den Morgentau.
Die Amseln, nach dem Fünf-Uhr-Gruß,
versammeln sich zum nächsten Akt
und helfen voller Stimmenkraft
dem letzten Faulpelz auf den Fuß.
Schnell ist der Kaffee angerührt,
dem Radio auf den Knopf gedrückt -
Musik! Da bin ich hoch entzückt.
Doch was hab‘ ich an „News“ verspürt?
Die Welt steht völlig auf dem Kopf,
und Terror herrscht an jedem Eck!
Das steck ich einfach mal so weg:
Ich bin ein glücksbeseelter Tropf.
Nun rasch ins Bad und schnell zur Bahn
und mit am Puls der Zeit gedreht
von neun Uhr früh bis sechs Uhr spät,
hält mich der Takt in seinem Bann.
Und kaum, dass mich der Zug erreicht,
da bricht die Sonne durch das Grau
und flüstert mir: Ja, schau nur, schau,
wie zartes Grau dem Golde weicht.“
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Hi, Aspasia!
Ein schönes Gedicht. An manchen Stellen könnte die Sprache weicher fließen, aber sie ist wohlelaboriert und angenehm klar im Ausdruck.
Einzig bei S2 bricht das Reimschema: "Akt/Stimmenkraft" reimt sich nicht - oder wolltest du "Stimmentakt" schreiben?
Vorschlag:
Die Amseln, nach dem Morgengruß
versammelnd sich zum nächsten Akt:
Sie helfen voller Sang und Takt
dem letzten Faulpelz auf den Fuß.
Gern gelesen! :)
LG, eKy
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Hallo Aspasia,
auch mir gefällt dein Werk hier wirklich gut :)
Ich verspüre geradezu diese alltägliche Magie (vor allem der letzten Strophe), auch wenn ich selbst doch recht selten in diesen frühmorgendlichen Genuss komme :p
EKys Vorschlag kann ich nachvollziehen, allerdings würde "Takt" sich dann wiederholen (schon in S1 Reimwort und dann noch einmal in S5).
LG,
Meishere
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Hi, Mei!
Das stimmt! Habe ich übersehen - das kommt davon, wenn man sich zu sehr auf eine Stelle konzentriert! :-[
Hier eine andere Version:
Die Amseln, nach dem Morgengruß,
versammeln sich zu neuer Tat:
So hilft, wer frohe Lieder hat,
dem letzten Faulpelz auf den Fuß.
LG, eKy
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Sehr schönes Gedicht, Aspasia. Wer es liest, kommt gleich viel frischer in den Tag hinein.
Erquickt gelesen.
LG gummibaum
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moin moin Aspasia,
Die Hetze kenne ich nur noch aus der Erinnerung, aber sie hat auch mir früher sehr zu schaffen gemacht, da ich kein Frühaufsteher bin ;D
Einen weiteren Vorschlag, da es für mich mehr als nur ein unreiner Reim ist ;D
Nun rasch ins Bad und schnell zur Bahn
hält mich der Takt in seinem Bann.
Nun rasch ins Bad und schnell zum Zug
und mit am Puls der Zeit gedreht
von neun Uhr früh bis sechs Uhr spät,
dann geht nichts mehr, ich hab genug.
Vergnüglichen Gruß
CB
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Danke Euch allen für die Kommentare und Vorschläge. Ich bin kein Rein-Reim-Fanatiker, weil das strikte Einhalten reiner Reime in der deutschen Sprache extrem schwierig und nur durch einen eingeschränkten Wortschatz möglich ist. Da sind die romanischen und angelsächsischen Sprachen klar im Vorteil. Im Deutschen gibt es eine Fülle von Wörtern, auf die sich überhaupt kein zweites Wort reimt, jedenfalls keins, das sinnvoll verwendet werden könnte.
Wenn durch reine Reime Wiederholungen und/oder die Schwächung von Aussage, Bild und Inhalt entstehen, bleibe ich lieber bei Kompromissen. Bevor es jedoch soweit kommt, suche ich natürlich nach dem reinen, perfekt passenden Reim.
Das soll Euch nicht hindern, den Finger weiterhin an die Wunden zu legen, damit mein Kopf sich nochmal anstrengen muss. Manchmal keimt ja doch noch eine bessere Idee auf.
LG
Aspasia
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Liebe Aspasia,
ich seh im Reim-Bruch kein Manko, geschweige denn eine Wunde, obwohl reingereimt natürlich aesthetischer wäre.
Aber lieber so als zu sehr vergewaltigt.
Wie erinnert mich dieses erfrischende Gedicht an mein früheres Arbeitsleben!
Nur daß damals die Arbeitszeit länger war - Samstag eingeschlossen.
Ist Dir außerordentlich gut gelungen!
Lieben Gruß
von
Cyparis
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Nur daß damals die Arbeitszeit länger war - Samstag eingeschlossen.
Das kenne ich auch noch.