die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Wo Enzian und Freiheit ist => Thema gestartet von: Meishere am September 30, 2014, 18:48:56

Titel: Daphne und Apollo
Beitrag von: Meishere am September 30, 2014, 18:48:56
Dass Phoibos Daphne Liebe gab,
ist Zufall nicht zu nennen,
trägt Amors Zorn doch Schuld daran,
er ließ die Liebe brennen.

Die Wut, die Phoibos Leid erzeugt,
beschwor grad dieser eben,
hat er doch spottend Hohn zuvor
dem Cupido gegeben:

"Dein Auge, kleiner Liebesgott,
ist schlechter als das meine.
Jed' Ziel, das mein ist, treffe ich,
doch du fast nie das deine!"

In Armor nun, er war verletzt,
war rohe Wut geborn.
Dann gleich des Armors Rache folgt
und so sprach er im Zorn:

"Dein Ruhm, Apollo, reicht fürwahr
niemals heran an mich!
Du magst wohl treffen jedes Ziel,
doch sieh, ich treffe dich!"

Er zückt zwei Pfeile, voll Geschick
und spannt sie in den Bogen.
Der erste gülden Liebe bringt
und leidenschaftlich Wogen.

Der Liebesbringer fährt sodann
hinein in Phoibos Knochen
und bringt das göttlich reine Blut
voll Leidenschaft zum Kochen.

Der zweite Pfeil gilt Daphne nun,
für die Apollon brennt,
doch bleiern bringt er Gegenteil,
dass sie nie Liebe kennt.

So gab Apollo seine Liebe,
doch floh ihn diese nur,
des Gottes Spott hat ihm gebracht
nur unerfüllten Schwur.

Dank an Jana für die Inspiration.
Titel: Re:Daphne und Apollo
Beitrag von: cyparis am Oktober 05, 2014, 10:35:20
Ei, Meishere -


das ist ja wundervoll!
Das gefällt mir rundum, hab gar keine Vorbehalte -
warum soll ein Pfeil nicht bis auf den Knochen treffen? Es muß nicht immer der Pumpenmuskel sein. :)


Entzückt:

Cyparis


mit ebensolchem Gruß an Jana
Titel: Re:Daphne und Apollo
Beitrag von: Meishere am Oktober 05, 2014, 20:14:52
Oh, das freut mich sehr cyparis! :D

Was den Pfeil angeht: Ich ließ mich von einer Übersetzung selbiger Geschichte aus dem Lateinischen leiten. In Ovids "Metamorphosen" zu finden (und Unterrischtsstoff unserer Jana, daher die Inspiration :)).
Man könnte sagen, es ist der Versuch Ovid in deutsch zu dichten (obwohl ich des Lateinischen nicht mächtig bin).

Und in der Übersetzung heißt es ungefähr "der Pfeil fuhr ihm ins Gebein". Daher der Knochen :)

Du entzücktest mich ebenfalls ;)

LG,
Meishere