die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Drum Ehrlichkeit und Edelweiß => Thema gestartet von: Jana am November 03, 2014, 15:30:51
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Sehnsucht treibt ihr ganzes Handeln,
Sehnsucht, sie will nur zu ihr.
Und in ihrem Nächtewandeln
wird aus beiden dann ein wir.
Suche lenkt ihr ganzes Leben,
Suche nach dem einen Wort.
Und in ihrem Verseschreiben
trägt das Leben sie hinfort.
Ehrfurcht liegt in ihrem Denken,
Ehrfurcht vor dem Lebensspiel.
Und in ihrem Worteschenken
zeigt sie niemals ihr zu viel.
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Hi, Jana!
Sehr schön geschrieben, aber beiß mich: Ist da in S2 nicht ein logischer Fehler verborgen? Wenn sie nach dem "einen Wort" sucht, warum dann ihr "Verseschreiben"? Für Verse braucht man immer um einiges mehr als nur ein Wort!
Aus sprachmelodischen Gründen und der Betonung wegen solltest du die letzte Zeile umstellen:
"zeigt sie niemals ihr zuviel."
Bei den vielen "sie" und "ihr" ist es schwierig, die korrekten Bezüge herzustellen, aber ich wage mal eine Deutung:
Die Rede ist von einer Poetin, die Liebesgedichte schreibt. Sie sehnt sich nach der Liebe (das "eine" Wort), die sie achtet, nach der sie ihr Leben ausrichtet. Sie lebt ganz in ihrem Dichten. Dafür schenkt diese Liebe, die in ihr ist, ihr die Worte für ihre Poesie, und niemals zuviel davon (das wäre Pathos und Kitsch).
Sehr gern gelesen!
LG, eKy
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Lieber eKy,
ich beiße doch nicht. ;D
Nein, ich meinte das eine Wort, um das man ein Gedicht aufbaut. So schreibe ich immer :)
Schön, dass es dir gefällt und danke für dein Lob :)
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Hi, Jana!
Nein, ich meinte das eine Wort, um das man ein Gedicht aufbaut. So schreibe ich immer :)
Schön und gut, aber woher soll der Leser das wissen??? Wenn du es im Text selbst nicht explizit erklärst, wird ein neutraler Leser nicht drauf kommen können, wie du das meinst. Auf solche Details musst du achten: Hinterlasse keine offenen Enden, möglichst keine Unklarheiten oder Doppeldeutigkeiten! Was immer noch an deinen Texten falsch verstanden werden kann - es findet sich so gut wie immer ein Leser, der genau das tut! Manchmal sogar viele... ;)
LG, eKy
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leider, die Erfahrung lehrt es...... :(
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Liebe Jana,
schön und rätselhaft, wohlgeformt und etwas diffus -
wie schon Erich anmerkte.
Lieben Gruß
von
Cyparis
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Lieber eKy,
ja. Genau und präzise Schreiben: das, was ich so gar nicht kann ;D
Ich lerne es, bestimmt.. Irgendwann ;)
Liebe cyparis,
danke für deine lieben Worte.
Jana
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Liebe Jana,
ich bin erst jetzt darauf gestoßen und finde dein Gedicht in Form und Inhalt sehr schön. Ich werde langsam zum Fan von dir.
Das Diffuse finde ich sogar interessant. Es entsteht dadurch, dass eine Sie (wahrscheinlich du) die Muse (auch weiblich) ersehnt und sucht. Ich habe den text mal auf "männlich" umgeschrieben (d.h. ein Er sucht), damit wird es weniger diffus und klar, aber auch weniger interessant, weil das "Wir" in deiner (weiblichen) From stärker ist.
Sehnsucht treibt sein ganzes Handeln,
Sehnsucht, er will nur zu ihr.
Und in seinem Nächtewandeln
wird aus beiden dann ein wir.
Suche lenkt sein ganzes Leben,
Suche nach dem einen Wort.
Und in seinem Verseschreiben
trägt das Leben sie hinfort.
Ehrfurcht liegt in seinem Denken,
Ehrfurcht vor dem Lebensspiel.
Und in ihrem Worteschenken
zeigt sie niemals ihm zu viel.
Bitte verzeihe meine Verunstaltung, es ist nur zur Erklärung.
Liebe Grüße
Thomas
P.S.: Was Erich sagt stimmt, und ich will ihm nicht widersprechen, denn die Mehrdeutigkeit und tiefe eines Gedichtes kann nur aus dem Gedicht als Ganzem liegen, und nicht in der Unklarheit einzelner Worte und Sätze, was von Rezensenten bisweilen mit Tiefe verwechselt wird. Aber genau diese "lokale" unklarheit ist meiner Meinung nach in deinem Gedicht nicht vorhanden.