die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Eulenspiegeleien => Thema gestartet von: Aspasia am Dezember 04, 2014, 20:21:53
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Da ist er behend um die Ecke gewitscht,
hat eilends sich hinter die Tonnen verkrochen,
gekauert, dass niemand ihn kalt erwischt,
und hat sich gefühlt wie verbuddelter Knochen.
Ist auf den schmutzigsten Straßen geträmpt
und trug im Gepäck die zerschlissenen Hemden,
war immer gewaschen und glattgekämmt,
im Falle des Querens mit kritischen Fremden.
Da sitzt er nun fest, der einst große Gedanke:
verkaufte den Wind und löste den Sturm,,
versprach sich an Arme, an unheilbar Kranke,
gelobte Erlösung den Sündern im Turm.
Die einstmals hochheilig gezeugte Idee ...
wie förderlich ist sie dem Massenverkauf,
und fällt im Dezember pünktlich der Schnee,
dann häng ich sie an meinem Christbaum auf
und lasse sie baumeln im stracken Hanf,
so lange, bis Atem und Sinne ihr weichen,
ihr Leben war einzig ein Leid und ein Kampf,
gekreuzigt - gezählt zu Ideenleichen.
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Liebe Aspasia,
was so locker-leicht beginnt, endet hier sehr düster.
Aber das ist mit so viel Fingerspitzengefühl gebracht, daß mir ein zustimmendes Kopfnicken und ein "Ja! So ist es!" nicht schwerfällt.
Gute Lektüre
für
Cyparis