die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: Fridolin am M?RZ 08, 2015, 17:08:57
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GESCHÜTTELTER OSTERSPAZIERGANG
Vom Eise befreit sind flugs die Bäche,
Durch des Frühlings holden, erglühenden Blick.
Im Tale durchgrünet noch Buchs die Fläche,
Doch kündet der Lenz vom erblühenden Glück.
Der alte Winter mit Schwanken und Krachen
verzog sich in Ohnmacht, dass Weißes nun endet,
ins ferne Gebirge zu Kranken und Schwachen,
Weil sich die Kraft seines Eises nun wendet,
Dass selbst im rauen Hinterwald
Ein Halali dem Winter hallt.
Die Sonne heizt, bringt heiß die Wende,
Schau! wie sich dort ein Pflänzchen regt!
Ein Wanderer, noch weiß die Hände,
Mit Sorgfalt jetzt sein Ränzchen pflegt.
Wie zärtlich Osterglöckchen läuten,
Die sich mit goldnen Löckchen kleiden!
Und wo sich ein Veilchen bis heute verlor,
Da schaun rausgeputzt fesche Leute hervor.
Kehre dich um, nach der Stadt zu sehen,
Anstatt auf Höhen satt zu stehen.
Schau nur: sie ist von Toren voll,
Sie tummeln sich in Foren, toll.
Schon drängen aus dem vollen Tor,
Dem finstern, sich die Tollen vor.
Doch zeigt dort heut Gewimmel Herz,
Die Augen blicken himmelwärts,
Wohin sie Christen gern erheben,
Dem auferstandnen Herrn ergeben.
Sieh nur sieh! wie die Menge, verdreht,
Kriecht aus dumpfen Plattenbauten,
Wo niemals die Rabatten blauten,
Und Feld und Flur im Gedränge vermäht.
Aus Kellern, wo sie Gicht erleben,
Zieht sie’s zum Heilandslicht, ergeben.
Sie kommen selbst von Mailand her,
Dort gibt’s wohl keinen Heiland mehr.
Ein Nachen schwimmt, auf Wellen heiter,
Zum Wiesengrund, dem hellen weiter,
Wo Männer Lippen bärtlich zücken,
Wenn sich dort Mädchen zärtlich bücken
Und rosig bunt, durch schlichte Leinen,
Im hellen Frühlingslichte scheinen.
Wo erst vereiste Klumpen hingen,
Hört man voll Bier die Humpen klingen.
Ein Trunkenbold grölt: Märzen her!
Ein Mädchen denkt ans Herzen mehr.
Und einer, der an Scherzen hängt,
Der Liebsten Schoko-Herzen schenkt.
Man freut sich des Getümmels hier,
Die Schänke führt zur Himmelstür.
Und jeder redet selbst sich’s ein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!
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Lieber Fridolin,
eine Meisterwerk, des Meisters wahrlich würdig!
Ich ziehe meinen Zylinder und mache einen ergebensten Knicks
vor lauter Begeisterung:
Cyparis
mit ganz lieben Grüßen!
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Liebe Cyparis,
vielen Dank für die lobenden Worte. Ich habe in meinem Text noch einen schlimmen Rechtschreibfehler entdeckt und bei der Gelegenheit noch einige leichte Veränderungen vorgenommen.
Übrigens: Dass es in meinem Osterspaziergang metrisch etwas durcheinander geht, ist kein Fehler, wie mir ein Leser an anderer Stelle glaubte vorhalten zu müssen, mein Werk folgt der Vorlage des Meisters, der sich im Faust, nicht nur beim Osterspaziergang, metrisch viele Freiheiten nahm.
LG Fridolin
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Dass es in meinem Osterspaziergang metrisch etwas durcheinander geht, ist kein Fehler, wie mir ein Leser an anderer Stelle glaubte vorhalten zu müssen, mein Werk folgt der Vorlage des Meisters, der sich im Faust, nicht nur beim Osterspaziergang, metrisch viele Freiheiten nahm.
Wer war der Frechling? Der bekommt eins auf die Rübe!
Nichts ändern!
Ich habe keinen Drucker.
Vielleicht finde ich jemanden, der mir das Königsstück ausdruckt.
Zum mehrmaligen Genuß.... :)
Ganz lieben Gruß, lieber Fridolin,
von
Cyparis
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Hi!
Ich erlaube mir, das Werk in Erinnerung zu bringen.
LG Friedhelm (ehemals Fridolin)
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Hi Friedhelm!
Eigenwerbung - Tz-tz-tz ... ;) ;D
Gern gelesen - ist mir damals wohl entgangen, da ich zu jenen Zeiten anderswo aktiver war. Schöne Version einer der bekanntesten Szenen aus Goethes Faust. Dieses Stück gehört zu meinen "Initialzündungen" in Sachen Lyrik.
Sehr gern gelesen! :)
LG, eKy
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Hi EKy,
ich dachte mir, dass dir der Osterspaziergang damals entangen ist, deshalb habe ich den Beitrag gepusht, nach fünf Jahren wohl zulässig, dachte ich. Den Hinweis auf Eigenwerbung hätte ich mir an deiner Stelle verkniffen.
LG Friedhelm
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Wieso? Wenn ich es mache, ist es bei meiner unzweifelhaften Genialität ja wohl gerechtfertigt! ;) ;D >:D
Zwinkernde Grüße, eKy
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Überaus köstlich, lieber Fridolin! Mit großer Freude gelesen.
Ostergrüße von gummibaum
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Hi!
Zum Thema Eigenlob hab ich auch mal was geschüttelt:
Man soll sich nicht mit Eigenlob erheben,
schon tiefsten Fall musst, wer sich hob, erleben.
Ich hab mich nie, solang ich leb, erhoben.
Doch können mich ganz viele Heber loben.
Dann werd ich mich an jedem Heber laben,
als würd ich eine neue Leber haben.
Noch kann mein Pegasus mit Haber leben,
doch niemals wird mich ein Gelaber heben.
@Gummibaum,
herzlichen Dank auch dir.
LG Friedhelm
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Hi Friedhelm!
Tiefer Fall - das kann uns Lyrikern ohnehin nie passieren! Aufgrund des breiten öffentlichen Desinteresses an unserer Kunstform sind die Kurven unserer Höhenflüge sowieso immer so flach, dass bei einem Absturz keine Gefahr droht! ;) ;D
Daher tut hier das Eigenlob dem Lober nie weh - liest (im Vergleich zur Masse der Gesamtbevölkerung) ohnehin kaum einer und regt sich drüber auf ... ::) >:D
Beruhigte Grüße, eKy