die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Drum Ehrlichkeit und Edelweiß => Thema gestartet von: gummibaum am April 10, 2015, 17:54:12
-
Ich bin an einem Zweig die starre Blüte,
die sich nicht zeigen wird, wenn du es willst,
sich öffnet, wenn du dich mit Trauer füllst,
als letzte glüht im herbstlichen Gemüte.
Lass nur die andern Kelche Sonne trinken,
verströme an die jugendwarme Luft
den wilden, zum Bestäuben schönen Duft,
um mit der saftgefüllten Frucht zu winken.
Doch achte mich, wenn deine Kräfte schwinden,
du kahler wirst, die Kälte langsam sticht -
Dann will ich mich aus meiner Knospe winden,
es lächelt dir am schwarzen Zweig mein Licht,
und alle, die dich dadurch wiederfinden,
empfangen noch, bevor dein Auge bricht.
-
Hi, Gum!
Endlich mal ein Sonett aus deiner begabten Feder - und welch ein lyrisches Erleben!
Wunderbar verweben sich Form, Sprachmelodie und Inhalt zu Versen, die direkt in die Seele münden: Zum Weinen schön!!!
Ich hoffe, du weißt, welches Prädikat es dem Werk verleiht, wenn einer wie ich sagt: Ich habe absolut NICHTS daran auszusetzen oder Verbesserungsvorschläge anzubieten!
Unbedingt in die "Best-of"-Mappe damit!!!
Allergernst gelesen und genossen! :) :) :)
LG, eKy
-
Danke, lieber Erich. Ich freue mich über ein so großes Lob.
Schönes Wochenende!
Liebe Grüße
gummibaum
-
Lieber gummibaum,
was soll ich Erichs Worten noch hinzufügen?
(Rhetorische Frage).
Ein Erlebnis.Ein einmaliges Erlebnis.
Lieben Gruß
von
Cyparis
-
Ich bin an einem Zweig die starre Blüte,
die sich nicht zeigen wird, wenn du es willst,
sich öffnet, wenn du dich mit Trauer füllst,
als letzte glüht im herbstlichen Gemüte.
Lass nur die andern Kelche Sonne trinken,
verströme an die jugendwarme Luft
den wilden, zum Bestäuben schönen Duft,
um mit der saftgefüllten Frucht zu winken.
Doch achte mich, wenn deine Kräfte schwinden,
du kahler wirst, die Kälte langsam sticht -
Dann will ich mich aus meiner Knospe winden,
es lächelt dir am schwarzen Zweig mein Licht,
und alle, die dich dadurch wiederfinden,
empfangen noch, bevor dein Auge bricht.
Lieber Gummibaum,
Jetzt sitze ich schon wieder vor deinem Gedicht und bekomme schon wieder eine Gänsehaut..und weiß eigentlich schon wieder nicht, wie ich das in Worte fassen soll, was mich bewegt...egal...ich schreib jetzt einfach unzusammenhängend meine Gedanken auf: Dieses Gedicht ist mehr als großartig, es ist ein abgründiges Psychogramm: Diese "Güte" ist geradezu der Gegentwurf, zu dem, was "Güte" sein sollte, sie ist geradezu apokalytisch; eine doppelzüngige Schlange, die Spinne, die geduldig in ihrem "unsichtbaren" Netz auf Beute wartet, wenn die jugendlichen Kräfte des LI schwinden, um sich dann am Ende anzubiedern, bevor sie ihr Opfer verschlingt: sie ist schadenfroh, neidisch, eifersüchtig, zynisch, ganz und gar egoistisch, um nicht zu sagen narzisstisch...eine Nemesis!
Gänsehautgruß
charis
-
Ach Du meine Güte,
ist das gut,
in voller Blüte,
zieh ich meinen Hut.
Gummibaum, das ist so schön...
Liebe Grüße,
Letreo
-
Liebe cyparis, liebe charis, liebe Letreo71,
ganz herzlichen Dank. Diese Lesart, charis, ist durchaus möglich, war aber nicht beabsichtigt.
Liebe Grüße
gummibaum
-
Moin moin gummibaum,
voller Freude gelesen, meine Anerkennung für so viel Gefühl.
LG
CB
-
Hallo Gummibaum,
also dieses Werk steht für mich oben am Gebirge der grandiosen Lyrik, wo die Luft dünn wird und nur das Beste überlebt.
Aussage verständlich, aber doch auch geheimnisvolle Passagen.
Für mich ein großes Werk und das sag ich ohne Neid.
Liebe Grüße wolfmozart