die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: Aspasia am August 05, 2015, 13:31:03
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Der Erdteig dampft im Sonnenherd,
und Früchte schwitzen heißen Saft,
verströmen volle Lebenskraft
im Monat, der am besten nährt.
Bald ist er trocken wie der Sand,
erschöpft bis auf das letzte Korn,
doch trägt die Krone, nicht den Dorn:
Er sorgt für reichen Ährenstand.
Wir segnen ihn und singen Dank:
Du bist der Acker, gibst uns Brot,
bewahrst vor Hunger uns und Not,
hältst fern uns Futterneid und Zank.
Der Erdteig, reichlich abgekühlt,
mit Herbstesschauern im Gewand,
streift lächelnd über Dorf und Land,
und sagt, was er im Tiefsten fühlt:
Ihr seid nicht meiner Krume wert
und keines Pflänzchens, das sich schält
und langsam an die Sonne quält,
dass es euch eines Tags ernährt!
Und trotzdem komme ich zurück.
Wir haben einen langen Bund:
Noch pflügen Menschen ihren Grund
und finden darin größtes Glück.
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...und dann kommt die Lebensmittelindustrie und macht Sondermüll im Sonderangebot draus! ;) ;D ::)
Hi, Aspasia!
Verzeih meinen obigen Zynismus, er hat mit deinem Gedicht eigentlich nichts zu tun.
Dieses liest sich rund und stellt sich mir als eine Mischung von teils sehr gelungenen und teils leicht geschraubten Formulierungen dar, die stellenweise schon etwas pathetisch wirken können.
Insgesamt aber eine gute lyrische Leistung! Daher auch sehr gern gelesen! :)
LG, eKy
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Dieses liest sich rund und stellt sich mir als eine Mischung von teils sehr gelungenen und teils leicht geschraubten Formulierungen dar, die stellenweise schon etwas pathetisch wirken können.
Danke, Erich. Du ahnst wahrscheinlich nicht, wie gut du mit deiner Beurteilung meinen Nerv getroffen hast. Ich bin tatsächlich eine Mischung von Pathos und gleichzeitiger Abrechnung mit jeder Form von Romantik. In der Dichtung halte ich nichts von Zwischentönen. Im realen Leben werden genügend Kompromisse gefordert, die muss ich mir in der Phantasie nicht zusätzlich antun.
Wie es oft geschieht, hatte ich beim Beginn des Gedichts einen ganz anderen Verlauf im Sinn, aber dann hat es sich losgerissen und ist in eine andere Richtung gerannt. Voilà!
Lieben Gruß
Aspasia
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Ab Strophe drei:
Hinreißend!
Cyparis
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Liebe Aspasia,
Ich mag diesen Stil und das Gedicht.
Aber dass das deiner Selbsteinschätzung entspricht, hätte ich mir nicht gedacht:
Ich bin tatsächlich eine Mischung von Pathos und gleichzeitiger Abrechnung mit jeder Form von Romantik.
So kann man sich irren im virtuellen Raum ;)
Lieben Gruß
charis
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Danke, Erich. Du ahnst wahrscheinlich nicht, wie gut du mit deiner Beurteilung meinen Nerv getroffen hast.
Ich bin tatsächlich eine Mischung von Pathos und gleichzeitiger Abrechnung mit jeder Form von Romantik.
Lieben Gruß
Aspasia
Liebe Aspasia -
ein Sperling - total verliebt -wollte Konrad Lorenz in dessen eigene Jackentasche locken. :-*
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Liebe Aspasia,
ich halte das Gedicht für sehr gelungen. Die Selbstaussage zu den Wurzeln des Stils (Ich bin tatsächlich Mischung von Pathos und gleichzeitiger Abrechnung mit jeder Form von Romantik) fordert natürlich dazu heraus, auch den Inhalt einmal als Brille für einen Blick auf die Autorin zu nutzen. Da die meisten literarischen Texte irgendwie autobiographisch sind, die Erde in unserm Kulturkreis weiblich konnotiert ist und du in vielen Texten diesen Wechsel von Freigiebigkeit bis zur Erschöpfung und plötzlicher Abkühlung (ihr seid nicht meiner Krume wert) zeigst, um dann doch wieder die Verbindung aufzunehmen, sehe ich hier nicht, dass sich das Gedicht "losgerissen", sondern der Kern der Persönlichkeit durchgesetzt hat. Acker und Aspasia, die beiden (weisen, wetterwendischen) Gastgeber.
Sehr gern gelesen
LG Gummibaum