die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: ANOUK am August 13, 2015, 14:53:14
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Ich streif durch ersterbende Hecken und Wälder,
versink in Morast, in Moos und in Laub.
In Blut taucht der Herbst nun die Haine und Felder,
was grünte wird braun und zerfällt bald zu Staub.
Voll Ehrfurcht grüß ich die morbide Schönheit,
die Luft, sie wiegt schwer und trägt Kunde von Rauch.
Versonnen streich ich übers knallbunte Blattkleid:
Schon bald wird er karg sein, mein weinroter Strauch.
So sink ich denn nieder, beseelt von dem Ende,
das mich diesem gleich nun ereilen soll.
Herbst, du Schnitter, leg nun deine Hände
auf mich und mach endlich den Erntekorb voll.
Der Heimgang steht an und die Luft, sie trägt Kunde
von Pilzen und Fäule, von Rauch und von Tod.
Und selbst im Erblassen hab Lob ich im Munde
ich liebe den Herbst, der getaucht in blutrot.
A.F. Okt. 2014
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Liebe Anouk,
Das kenne ich jedenfalls noch nicht! Obwohl ich mich im Moment angesichts meiner ganz anderen Sommerstimmung noch nicht wirklich so richtig einfühlen kann, bin ich begeistert!
Ich vermute, Eky wird es sehr gerne lesen und noch ein paar wenige alchemistische Anregungen zur Metrik anmerken.
Lieben Gruß
charis
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Liebe Anouk,
die ertse Strophe liest sich für mich sehr schwer, die zweite hingegen liest sich flüssiger. :)
In Zeile 4 fehlt ein d (wird). Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, es müsste im Morast, Moos, Laub heißen.
Alles in allem, sind mir aber sehr schöne Bilder beim Lesen entstanden. Ich liebe den Herbst.
Freundliche Grüße
Letreo
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@ Charis
@ Letreo
danke fürs Lesen und Eure lieben Kommis!!!
Danke, Letreo, ich bin quasi "monitorblind", da fehlte natürlich ein "D
d". Ich hab's nun abgeändert, danke dafür-
Das Gedicht ist eines meiner allerersten, ich werde es rhythmisch wohl noch ein wenig überarbeiten müssen.
Die Grundidee war, es ein wenig "galoppierend" zu schreiben ( den huppeligen Gang durch die Wiesen und Felder in den Silben nachzuahmen)
Das kleine "x" steht für "unbetont", das große "X" für "betont"
Ich streif durch ersterbende Hecken und Wälder,
xXxxXxxXxxXx
versink in Morast, in Moos und in Laub.
xXxxXxXxxX
Dies Schema (xXxxXxx usw) durchzuhalten, ist mir , wie man sieht, nicht durchgehend gelungen, und bei manchen Wörtern ist es beim spontanen Lesen ggf nicht ganz klar, wie man denn nun betonen "soll".
Ich werd's mit bei Gelegenheit noch mal vorknöpfen
Danke, ihr Lieben
lG
Anouk
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Liebe ANOUK,
der Titel sagt mir nicht so sehr zu, ehrlich.
Der Herbst als mit vollen Händen Gebender ( Erntezeit!) und Farbenspender als Morbider?
Ja - das erhellt aus dem Zusammenhang,
wenn ein Tod winkt, ein Sterben, ein Heimgang. Dann wird die Stimmung voll getroffen.
Kraftvolle, düstere Verse - so ganz nach meinem Geschmack.
Dennoch sehr traurig stimmend.
Ergriffenen Gruß
von
Romulus
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Liebe Cyparis
du magst recht haben, was den Titel angeht. Der Herbst ist selbstverständlich geprägt von der Ernte. Von der Fülle der Gaben. Volle Körbe. Satte Farben. Buntes Blattkleid. Doch dann, wenn die Ernte eingefahren ist, ich denke so an Ende November... dann ist da dieses graue, dunkle , morbide--- dann befällt mich diese entsetzlich Stimmung, diese Novemberdepression. Ich habe versucht, beides unter einen Hut zu bringen und wollte beide Seiten des Herbstes darstellen. Dies ist mir ggf nicht so gut gelungen und vielleicht hätte ich es wirklich nur "Herbst" nennen sollen.
Danke für deine Rückmeldung. Ich freue mich immer sehr über Kritikpunkte, die mich weiterbringen. Sie regen mich zum Nachdenken an und häufig führen sie zu einer "Verbesserung" der Texte. Und das wünsche ich mir: mich fortzuentwickeln
Danke, liebe Chyparis!!
lG
Anouk
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Hallo ANOUK,
schön deine Worte auf der Wiese blühen zu sehen. Bin leider ein bisschen schreib- und kommentier-faul im Moment, aber möchte wenigstens sagen, dass mir deine letzten Gedichte alle gut gefallen haben. Demnächst mehr.
LG gummibaum
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Lieber Gummibaum, ich freue mich immer sehr von dir zu hören, auch wenn's nur kurz ist.
Danke für deine Einschätzung. Es sind ältere Gedichte von mir, die ich nun peu à peu einer Überarbeitung unterziehe.
Liebe Grüße
Anouk
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hi annouk,
Ich streif durch ersterbende Hecken und Wälder,
versink in Morast, in Moos und in Laub.
In Blut taucht der Herbst nun die Haine und Felder,
was grünte , wird braun und zerfällt bald zu Staub. ( da fehlt mir ein Beistricherl)
Voll Ehrfurcht grüß ich die morbide Schönheit,
die Luft, sie wiegt schwer und trägt Kunde von Rauch.
Versonnen streich ich übers knallbunte Blattkleid:
Schon bald wird er karg sein, mein weinroter Strauch.
So sink ich denn nieder, beseelt von dem Ende,
das mich diesem gleich nun ereilen soll. Das gedoppelte "nun" könnt man überdenken . Vielleicht kanns
Herbst, du Schnitter, leg nun deine Hände in dieser Zeile ein "nur"sein?
auf mich und mach endlich den Erntekorb voll.
Der Heimgang steht an und die Luft, sie trägt Kunde
von Pilzen und Fäule, von Rauch und von Tod.
Und selbst im Erblassen hab Lob ich im Munde
ich liebe den Herbst, der getaucht in blutrot.
Zur Titelfrage: Eigentlich gehts ja um den Zwiespalt im Auge des Betrachters, der einerseits von dem Verfall des Bestehenden erschreckt wird, andererseits aber das Erblassen und die Blutröte liebt.
Ich denke, diese Doppeldeutigkeit könnte im Titel zum Ausdruck gebracht werden, etwa "Herbstfacetten" oder so ähnlich. ( dann wären das "Beseelt sein" und das "Ersterben" unter einen Hut gebracht)
Liebe Grüße ( bin froh, dass derzeit noch Sommer ist!),
larin
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Liebe Anouk,
der Herbst hat für mich zwei Gesichter, einmal das, das du beschreibst und das eines liebevoll Gebenden, wie ich ihn meistens beschreibe.
Doch dieses Gedicht gefällt mir sehr gut, da auch ich zur Zeit schon Moder und Gruftgeruch in der Nase habe, wenn ich durch den Wald gehe. Er bleibt eben der Quartiermacher für den Winter :)
LG
CB