die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: Jonny am August 16, 2015, 11:00:36
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Ein Meer aus Körnern umspült endlose Weiten,
Wind malt mit zitternden Fingern verschlungene Spuren im Sand.
Parabuteos durch warme Lüfte gleiten,
über der Schönheit dieser Wüste schwebt ein tiefblaues Band.
Hier gibt es keine Straßen, keine Schilder,
der lange Weg der Sonne zeigt die kurzen Stunden an.
Und dennoch malt die Stille tiefe Bilder,
so wunderschön, dass man sogleich in sie versinken kann.
Sand ist zeitlos, wie das Lächeln eines Greises,
die vielen Gräber tief in ihm, sie kennt nicht mal der Wind.
Und eines Tages, einer Nacht vielleicht - wer weiß es?
Sind wir ein kleines Korn im Sand, wenn alles neu beginnt...
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Hi, Jonny!
Ein schönes Beispiel für ein ganz nach Sprachmelodie geschriebenes Gedicht. Die Auftakte und Heberzahlen schwanken unregelmäßig - nur die Kadenzen zeigen einen stabilen Rhythmus (wmwm).
Die Auftakte (betont oder unbetont):
ubbb uuuu buuu
Die Hebungen pro Zeile:
5657 5757 6777
Silbenschema S1:
xXxXxxXXxxXx
XxxXxxXxxXxxXxxX
XxXxxxXxXxXx
XxxXxXxXxXxXxxX
Hebungsprall in S1Z1: (x=unbetonte Silbe, X=betonte Silbe) xXxXxxXXxxXx (... umspült endlose ...), außerdem schwankt der Rhythmus zwischen xX und xxX.
In Z2 ist der Rhythmus stabil.
In Z3 wäre der Rhythmus XxXx stabil, aber es gibt einen unschönen Senkungsprall (xxx = Parabuteos durch warme ...), und Z4 schwankt wieder zwischen Xxx und Xx. In dieser Art geht es auch in den beiden anderen Strophen weiter.
Insgesamt halten schöne Sprache, regelmäßige Kadenzen und Reime die Struktur so weit zusammen, dass man sie gut lesen kann, ein klarer Rhythmus ergibt sich leider nicht.
Als "Stimmungsvermittler" hat dies durchaus seine Qualitäten, indes, die unregelmäßigen Auftakte allein verleiden mir die Sache schon. Aber das mag an meiner Vorliebe für klare und stabile Strukturen liegen.
Hebungs- und Senkungspralle solltest du jedenfalls künftig auch klar vermeiden! Dort holpert es eindeutig!
Gern gelesen (noch gerade so ;))!
LG, eKy
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Lieber Erich!
Eigentlich habe ich mich auf mehr Kritik eingestellt...
Es ist schön, wenn die Melodie in der Sprache erkannt wird.
Ich glaube auch, dass die zweite Zeile am besten gelungen ist.
Aber die Hebungs - und Senkungspralle sind (unter anderem) das Haar in der Suppe.
Ich werde mehr darauf achten.
Ich freue mich wieder über deinen sachlichen Kommentar!
Danke und
beste Grüße
Jonny
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Ich habe mich vom Parabuteo betören lassen.
Lieber jonny -
ein wunderschönes Wüstengedicht!
Ganz herzliche Grüße
von
Cyparis
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Und dir ganz herzliche Grüße mit einem lieben Dank zurück, Cyparis!