die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Wo Enzian und Freiheit ist => Thema gestartet von: Erich Kykal am September 29, 2015, 13:14:22
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In Wirbeln eines Wahnsinns, der sich schonte,
gerann das Leben dir auf grobem Leinen,
um groß und wie gefährdet zu erscheinen:
Die ferne Welt, die deine Farben lohnte.
Und wie ein Büßer, der im Stillen wohnte,
betratest du auf nimmermüden Beinen
das weite Land und dich, sie zu vereinen,
als der vom Abgeschiedensein Entthronte.
So zogst du deine schmerzverklärten Kreise
mit einem Pinsel von pastoser Schwere,
als wäre dir das seltsam Ungefähre
im treulich Abgebildeten ein Segen,
und müsste, wie dem Irren zum Beweise,
sich immerfort in seinen Bildern regen.
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Lieber Erich,
mit ist buchstäblich eine Gäsenhaut über den Körper gelaufen.
Was das heißt, wirst Du nur zu gut wissen.
Unnachahmlich. Das sind Momente von solch überwältigender Entrücktheit, wie sie zu schildern mir nicht möglich ist.
Wollte ich es auf Musik übertragen, stünde es neben der Apassionata.
Mehr als hingerissen:
Cyparis
mit den besten Grüßen
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Hi, Cypi!
Van Gogh wies sich selbst in die Nervenheilanstalt Saint-Rémy ein und blieb dort ein ganzes Jahr nach seinem ersten Zusammenbruch, wobei er sich einen Teil des Ohrs abgeschnitten hatte, was auch die unselige "Künstlergemeinschaft" mit Gauguin im "gelben Haus" in Arles abrupt beendet hatte.
In Saint-Rémy war er nicht interniert, sondern durfte Spaziergänge machen, die langsam immer weitere Kreise in die südliche Landschaft zogen. Hier lernte er sie lieben.
Seine Kunst gewann eine pastose Qualität, rastlose Linien und Kurven, Wellen und Spiralen tauchten auf - wie um den freiwillig angenommenen Wahnsinn zu verdeutlichen. Er, der als Mitglied der Gesellschaft gescheitert war, fügte sich nun in die Rolle des irren Genies, die Kunst, vorher Programm und Utopie, wurde zum Rettungsanker für den sich verwirrenden Geist.
Besonders seine Zypressen- und Olivenbaumbilder aus jener Phase haben es mir angetan!
Van Gogh fühle ich mich auf besondere Weise verbunden. Einerseits schätze ich seine Kunst ausdermaßen, andererseits berühren mich sein Lebensweg und das grandiose Scheitern seiner Existenz, in dem ich manche - natürlich viel gemäßigtere - Parallelen zu meinem eigenen Sein entdecke!
Vielen Dank für deine begeisterten Zeilen!
LG, eKy
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Ich hatte eine Biographie glesen und auch übers Fernsehen relativ viel über sein Dasein erfahren (auch den <Bruder).
Aber so tief wie Du bin ich in ihn nie eingedrungen, obwohl ich weiß, welch ein gepeinigter Mensch er war.
(Woher sonst die Kunst?)
Lieben Gruß
von
Cypi