die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: Erich Kykal am November 20, 2015, 22:32:30
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Ist deine Form, von Menschenhand erzogen,
der rote Spiegel seiner Wesensglut,
ein Dufterwachen, das ihm Wunder tut?
Um alle Absicht weiß er sich betrogen,
der dich beschnitt in seinem hohen Drange,
ein Ding zu schaffen, das nur wohlgefällt.
Du hast dich tiefer in die Welt gestellt,
weit größer als die sterblichen Belange
all jener, die dich zu verstehen suchen,
um letztlich nur an einem Dorn zu enden.
So mag ein blutend Herz auch deiner fluchen -
am Ende birgst du es in deiner Hut:
Wo Blütenblätter zärtlich sich verschwenden,
wird alles leichter - und wird endlich gut.
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Lieber Erich,
das ist wunderschön. Ich sehe viele Bilder, zum Schluss ein sehr trauriges und trotzdem sehr schönes.
Sehr berührt gelesen.
Lieben Nachtgruß
Letreo
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Hi, letreo!
Ich habe hier versucht, Rilke's Rosengedichten nachzueifern - ich hoffe, ihm wenigstens annähernd nahe gekommen zu sein! :-[
Nur als Beispiel:
Rose, oh reiner Widerspruch, Lust,
niemandes Schlaf zu sein unter soviel
Lidern.
Oder dies:
Rose, du thronende, denen im Altertume
warst du ein Kelch mit einfachem Rand.
Uns aber bist du die volle zahllose Blume,
der unerschöpfliche Gegenstand.
In deinem Reichtum scheinst du wie Kleidung um Kleidung
um einen Leib aus nichts als Glanz;
aber dein einzelnes Blatt ist zugleich die Vermeidung
und die Verleugnung jedes Gewands.
Seit Jahrhunderten ruft uns dein Duft
seine süßesten Namen herüber;
plötzlich liegt er wie Ruhm in der Luft.
Dennoch, wir wissen ihn nicht zu nennen, zu raten ...
Und Erinnerung geht zu ihm über,
die wir von rufbaren Stunden erbaten.
Dieses Sonett (mit teils betonten Auftakten und überlangen Zeilen) ist übrigens ein schönes Beispiel dafür, wie sehr Rilke der Sprachmelodie verpflichtet war. Er kümmerte sich nicht um Regeln, wenn sie seiner lyrischen Vision entgegenstanden!
Und erst dies hier:
Das Rosen-Innere
Wo ist zu diesem Inneren
ein Außen? Auf welches Weh
legt man solches Linnen?
Welche Himmel spiegeln sich drinnen
in dem Binnensee
dieser offenen Rosen,
dieser sorglosen, sieh:
wie sie lose im Losen
liegen, als könnte nie
eine zitternde Hand sie verschütten.
Sie können sich selber kaum
halten; viele ließen
sich überfüllen und fließen
über vor Innenraum
in die Tage, die immer
voller und voller sich schließen,
bis der ganze Sommer ein Zimmer
wird, ein Zimmer in einem Traum.
Vielen Dank für dein Lob - es freut mich sehr! :)
LG, eKy
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Lieber Erich,
ein wenig musste ich an das Heidenröslein denken, ich liebe es.
Aber Deine Zeilen haben mich auf eine kleine Reise (durch ein Menschenleben), umgeben von Rosen, Rosenduft, Dornen, Blättern und Blüten mitgenommen.
LG, Letreo
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HI, letreo!
Gern geschehen! :)
Der Text leitet vom Beschreibend/Fragenden der Form über zum Symbol der Liebe, zuletzt verspricht ihre zarte Schönheit dem Verletzten Trost.
LG, eKy
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Symbol der Liebe, zuletzt verspricht ihre zarte Schönheit dem Verletzten Trost.
moin moin Erich, das ist eine sehr schöne romantische Beschreibung.
LG
CB
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Hi, Curd!
Vielen Dank! :)
LG, eKy