die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: gummibaum am Februar 07, 2016, 16:46:31

Titel: Der Sohn
Beitrag von: gummibaum am Februar 07, 2016, 16:46:31
Die Mutter ahnte eine Schuld
an ihres Sohnes Ängstlichkeit.
Sie barg ihn lang in ihrer Huld
und wachte über seine Zeit.

Der Sohn blieb Kind in dieser Welt,
und über seine Ängstlichkeit
half ihm der Traum, er sei ein Held
und überzeuge bald die Zeit.

Er nahm als Mann die Schritte groß
und stolperte, und hielt sich nun
an jeden mütterlichen Schoß,
um ihm beim Aufstehn weh zu tun…
Titel: Re: Der Sohn
Beitrag von: Erich Kykal am Februar 07, 2016, 18:38:22
Hi, Gum!

Ebenfalls autobiographisch? - Ich frage lieber vorher, ehe ich mich erneut in die Nesseln setze, die im Fettnäpfchen lauern! ::)

Hmm, das Muttersöhnchen - eine komplexe Angelegenheit. Zuzeiten hat man meine eigene Lebensträgheit damit erklärt, ich sei eines, aber tatsächlich liebte ich meine Mutter zwar sehr, hing aber niemals an ihren Rockschößen, und suchte sie später nie in entsprechenden Bekanntschaften.
Wer nicht loslassen konnte, war mein Vater! Seine pathologische Überbesorgtheit hat meine Kindheit und Jugend kastriert. Allerdings mache ich ihm keine Vorwürfe - er wusste es nicht besser und er liebte mich abgöttisch.
Daher kann ich da nur bedingt mitreden. Allerdings bringen es deine Zeilen sehr klar und ergreifend auf den Punkt! Schwergewichtslyrik vom Allerfeinsten!

Sehr gern gelesen! :)

LG, eKy
Titel: Re: Der Sohn
Beitrag von: gummibaum am Februar 07, 2016, 18:56:33
Hallo Erich,

wieder autobiographisch, aber nicht so strikt. Den überbesorgten Vater, der den Heranwachsenden beschneidet, kenne ich dagegen nicht, nehme aber interessiert zur Kenntnis, dass er genauso existiert. So wird auch er Folgen gezeitigt haben. Von Schuld kann man natürlich nicht sprechen.

Danke und alles Liebe

LG gummibaum

   
Titel: Re: Der Sohn
Beitrag von: Curd Belesos am Februar 07, 2016, 19:57:44
moin moin Gum,

selten können sich Kinder gegen die "Selbstsucht" der Eltern wehren. Doch sie speichern unbewusst etwas ihrer gefühlten Ablehnung ab, dass sich dann später in oder auch erst nach der Pubertät in Aggressivität äußert, wie bei Norman Bates >:D

https://www.youtube.com/watch?v=0WtDmbr9xyY

Traurige Wahrheit, aber gut beschrieben.

LG
CB
Titel: Re: Der Sohn
Beitrag von: cyparis am Februar 16, 2016, 16:59:52
Lieber gummibaum,


ich habe völlig anders interpretiert:
Für mich ist die Rede von einem geistig leicht behinderten, aber erwachsenen Sohn, dem die ganze Aufmerksamkeit der Mutter gilt
und der sich an Mütterliches hält, wo er nur kann.

Gelungen!

LG
von
Cyparis