die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Wo Enzian und Freiheit ist => Thema gestartet von: gummibaum am Februar 14, 2016, 23:03:01
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Da sitzen sie, die uns gezeugt, geboren,
ein Paar im Alter: hager, simple Tracht.
Sie haben harte Jahre durchgemacht
und spitze Nasen und zu große Ohren.
Die Hände, grob, von Arbeit krumm gebogen,
sie kosten erstmals schmale Ruhe aus:
vier treue Tiere, die das karge Haus
und seine Kinder mühsam aufgezogen.
Doch sind der Eltern Augen wach und offen.
Ihr Denken hat noch nicht der Welt entsagt.
Der Blick des Vaters glänzt und zeigt ein Hoffen,
und während Mutter noch ein Zweifel plagt,
ist er vom Pinselstrich des Sohns betroffen,
der sich so nüchtern an die Wahrheit wagt.
http://sander-gaiser.de/ru/bilder/alter/dix01.jpg
Otto Dix: Bildnis der Eltern
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Hi, Gum!
Die Technik des Bildes gefällt mir, aber "ihr" Gesicht ist mir zu verkniffen, zu spitz - sie wirkt eher sauertöpfisch/frustriert denn abgeklärt.
Das Gedicht vereint inhaltliche wie maltechnische Beschreibung und Analyse auf der Metaebene, mit einem Spritzer Eigeninterpretation - wunderbares Rezept! :)
Allergernst gelesen! :) Nix zu mosern! :-X Chapeau! :D
LG, eKy
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Danke, Erich. Das Sauertöpfische der Mutter kommt wahrlich zu kurz. Ich wollte nicht mehr als drei Stunden opfern.
LG gummibaum
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Wunderbar umgesetzt, lieber Gummibaum. Besonders gut gefällt mir die Metapher der vier Tiere.
LG
Aspasia
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Ja, lieber gummibaum,
die ist mir auch aufgefallen.
62 Jahre - lange vor der Zeit grau und verbraucht.
S e h r gelungenes Sonett!
Grüße
von
Cyparis
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Hallo Aspasia und Cyparis,
ich freue mich, dass ihr mich lobt. Der Vater auf dem Bild ist ja genauso alt wie ich, und so erkenne ich mich entfernt wieder.
LG gummibaum