die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Das Blöken der Lämmer => Thema gestartet von: gummibaum am Februar 22, 2016, 23:42:11

Titel: Der Tod und das vergessene Mädchen
Beitrag von: gummibaum am Februar 22, 2016, 23:42:11
Ich warte, vergessen
vom Liebsten, dem Tod,
geschwürig zerfressen
seit Jahren im Kot

und hoffe, bald saugen
die Blicke an mir,
aus Höhlen der Augen
loht knöchernde Gier.

Es küsst drauf sein Mädel
der grinsende Mund
im luftigen Schädel -
und macht mich gesund...
Titel: Re: Der Tod und das vergessene Mädchen
Beitrag von: Curd Belesos am Februar 29, 2016, 21:35:38
moin moin gummibaum,

der Gedanke erschließt sich mir nicht, ich habe bisher nichts kapiert  :(

LG
CB
Titel: Re: Der Tod und das vergessene Mädchen
Beitrag von: gummibaum am M?RZ 01, 2016, 12:40:48
Hallo Curd,

"Der Tod und das Mädchen" ist beliebtes Motiv in Kunst, Musik und Literatur gewesen. Die schmerzliche Erfahrung, dass ein gerade erst erblütes Mädchen aus dem Leben gerissen wird, wurde so gestaltet, dass der Tod (oft als Skelett dargestellt) als " Verführer oder gar Liebhaber der jungen Frau" (Wiki) auftrat.

Ich habe das Motiv umgedreht. Das Mädchen hat vergeblich auf den Liebhaber gewartet, ist dabei alt und krank geworden. Wenn der Tod nun kommt, soll sie sein sinnlicher Kuss (Es küsst drauf sein Mädel der grinsende Mund im luftigen Schädel) wieder gesund machen. Luftig = hohl.

LG gummibaum

Titel: Re: Der Tod und das vergessene Mädchen
Beitrag von: Erich Kykal am M?RZ 01, 2016, 13:03:13
Hi, Gum!

Aha!

Aber wenn du in S1Z2 schreibst: "vom Liebsten, dem Tod", so implizierst du mit dieser Art der Formulierung, dass der Tod ebenjener Liebste ist, der sie vergessen hat - und nicht ein treuloser Mensch.

In einer Aneinanderreihung sollte es also heißen: "vom Liebsten, vom Tod", und selbst das ist noch inhaltlich leicht falsch verknüpfbar. Ein "und" dazwischen wäre optimal: "von Liebstem und Tod"

In S2Z2 sollte klargestellt werden, dass die Blicke des Todes gemeint sind. Schwierig ...

So vielleicht?

und hoffe, bald saugen
die Blicke aus seinen
begierigen Augen
an meinen Gebeinen.

Die Aussage der Conclusio soll mE. sein, dass das "Gesundmachen" hier mit dem Sterben gleichzusetzen ist - der Tod als Heilung, als Erlösung.

LG, eKy
Titel: Re: Der Tod und das vergessene Mädchen
Beitrag von: Curd Belesos am M?RZ 01, 2016, 20:53:18

moin moin gummibaum,  aha  O0





Titel: Re: Der Tod und das vergessene Mädchen
Beitrag von: gummibaum am M?RZ 01, 2016, 22:15:01
Hallo Erich und Curd,

Das Gedicht ist so zwar nebenher und rasch (als Reflex auf ein anderes Gedicht) entstanden, verdient keine große Beachtung, aber ich finde es leider nicht so unklar.

 

Das Mädchen hat vergeblich auf den Liebhaber (= Tod !) gewartet.

Liebstem//dem Tod =  persönliche Kategarie//amtliche Kategorie

mit "gesund" ist gemeint, dass sie wieder jung ist und nun sterben darf (wie es das traditionelle Motiv so will und du, Erich, auch ).


LG gummibaum
Titel: Re: Der Tod und das vergessene Mädchen
Beitrag von: cyparis am M?RZ 28, 2016, 16:53:09
Liber gummibaum,

in Umkehrung einen Morgenstern:

"Komm, mein Mädel,
küß mir den Schädel!
Die Augen zwar
die fraß der Aar -
doch Du bist gut und edel."

Dieses Galgenlied kennst Du garantiert.
Aber Dein Gedicht ist auch nicht übel - schön morbide! ;)

Lieben Gruß
von
Cyparis


Titel: Re: Der Tod und das vergessene Mädchen
Beitrag von: MeineEigeneWelt am M?RZ 28, 2016, 23:01:17
Hallo Gummibaum,

also ich finde Deinen Text wirklich sehr interessant und den Gedanken äußerst gut und relativ eindeutig herübergebracht.

Gern gelesen!

LG MEW