die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Im Gras wispert Hoffnung => Thema gestartet von: gummibaum am M?RZ 06, 2016, 10:35:03

Titel: Gib
Beitrag von: gummibaum am M?RZ 06, 2016, 10:35:03
Gib den langen, trüben Tagen,
die wie Meere weit um dich
enge Horizonte tragen,
ruhig hin dein Stückchen Ich.

Lass es schaukeln auf den Wellen,
nähren sich von Traurigkeit. -
Und der Wind frischt auf. Die hellen 
Himmel wachsen aus der Zeit.
Titel: Re: Gib
Beitrag von: Erich Kykal am M?RZ 06, 2016, 10:51:59
Hi, Gum!

Schöne Stimmung - oder besser gesagt: Gut getroffen!

Ist das Bild der ersten Str. nicht ein Widerspruch in sich?

"die wie Meere weit um dich // enge Horizonte tragen"

Haben weite Meere enge Horizonte? Wenn die Horizonte eng sind (Nebel, Wolken, Regen), sind die Meere dann weit? (Nicht im tatsächlichen Sinne, denn wir wissen ja, dass sie hinter dieser Enge IMMER weit sind, aber im bildlichen Eindruck, der hier ja im Vordergrund steht).

Zudem: Kann man Tage, so kurz und sterblich sie sind, mit Meeren vergleichen?

In S2Z4 habe ich ein leichtes Problem. Irgendwie kann ich die Zeile nicht so betonen, dass es taktlich ganz korrekt wirkt, aber ich komm nicht drauf, woran es liegt. Vielleicht, dass der "Himmel" am Beginn gar so dominant betont ist, und im Rest der Zeile dazu kein Ausgleich mehr kommt? Die Zeile versickert quasi akzentlos danach ...

Altern.:

Gib den langen trüben Tagen,
die wie Nebel um dich her
enge Horizonte tragen,
deine Seele hin und mehr.

Lass dich wiegen von den Wellen
auf dem Meer der Traurigkeit. -
Und der Wind frischt auf. Es hellen
Himmel sich im Lauf der Zeit.


Hier bietet das Wort "Lauf" eine weitere starke Betonung, die die "Himmel" zu Beginn ausgleicht, die Zeile ins Gleichgewicht holt. Erkennst du, was ich meine?

Aber das sind bloß subjektive Eindrücke. Beachte, was dir schlüssig scheint. :)

LG, eKy
Titel: Re: Gib
Beitrag von: gummibaum am M?RZ 06, 2016, 11:11:22
Lieber Erich,

sie haben durch ihre Weite viele enge Horizonte, die natürchlich nicht von der Erdkrümmung, sondern von Nebel verursacht werden. Tristesse dehnt die Tage. Die letzte Zeile muss man wortweise lesen und dabei die schrittweise Aufheiterung nachempfinden.

Deine Version gefällt mir aber auch sehr.

Danke und liebe Grüße von
gummibaum

Titel: Re: Gib
Beitrag von: cyparis am April 06, 2016, 17:22:50
Beide Fassungen sind Schmuck für die Wiese!

Dankeschön
sagt
Cyparis
Titel: Re: Gib
Beitrag von: Curd Belesos am Dezember 07, 2016, 00:03:47
Lieber Erich, ......Deine Version gefällt mir aber auch sehr.

moin moin gummibaum,

ich schließe michdem Kommi von Cyparis an.

Doch S/1 von eKy ist meiner pragmatischen Denkweise näher  O0

Gute Nacht

sagt Curd