die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Im Gras wispert Hoffnung => Thema gestartet von: gummibaum am April 04, 2016, 10:46:29
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Hilf mir, Leben, aus Gebäuden,
die ich aus Gedanken schuf.
Denn ich plage fern der Freuden
mich genarrt von einem Ruf.
Einfach schien es zu beweisen,
und ich hielt es für ein Spiel,
lief dann unentwegt in Kreisen
um ein stets verfehltes Ziel.
Wusstest du mich festzubinden,
lass mich, Leben, in der Frist,
die noch kurz ist, eins doch finden -
dass es unbeweisbar ist…
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Lieber gummibaum,
das ist ein im Grunde sehr pessimistisches Gedicht.
Wie immer tadellose Verse.
Wer immer und immer wieder einem unerreichbaren Ziel nachspürt, sollte nicht Mathematiker werden.
Denn diese Philosophie hält nichts wirklich Tröstliches bereit.
Ich rate dem Mathematiker (DU bist er hoffentlich nicht), sich nicht zu vergrübeln, sondern sich auch den schönen Beweisen eines heiteren Lebens zuzuwenden.
Lieben Gruß
von
Cyparis
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Hilf mir, Leben, aus Gebäuden,
die ich aus Gedanken schuf.
Denn ich plage fern der Freuden
mich genarrt von einem Ruf.
Einfach schien es zu beweisen,
und ich hielt es für ein Spiel,
lief dann unentwegt in Kreisen
um ein stets verfehltes Ziel.
Wusstest du mich festzubinden,
lass mich, Leben, in der Frist,
die noch kurz ist, eins doch finden -
dass es unbeweisbar ist…
Hi, Gum!
Gut gegeben! ;D Allerdings würde ich ein wenig umstrukturieren:
Hilf mir, Leben, aus Gebäuden,
die ich in Gedanken schuf, Vermeidet das doppelte "aus" mit Z1.
denn ich plage fern der Freuden Einen Satz würde ich kaum je mit "Denn" beginnen - Komma besser!
mich genarrt von deinem Ruf: Hier erscheint mir "deinem" passend, da das LyrIch ja mit dem Leben selbst spricht.
Einfach schienst du zu beweisen,
und ich hielt es für ein Spiel,
lief dann unentwegt in Kreisen
um ein stets verfehltes Ziel.
Wusstest du mich so zu binden,
lass mich, Leben, in der Frist,
die zu kurz ist, eins noch finden:
Dass du unbeweisbar bist…
Klarer verständlich erscheint es mir, wenn der Mathematikus das Leben immer direkt anspricht wie zu Beginn und auch eingangs der letzten Str. - vorausgesetzt, du meintest mit diesem ominösen "es" ebenfalls das Leben an sich. Dieser Wechsel der Perspektive verwirrt eigentlich nur den Leser!
In der letzten Str. habe ich einiges umgestellt, um die Aussage nach meinen Maßgaben klarer zu gestalten - ich hoffe, du findest es genehm ...
Sehr gern gelesen und befummelt! ;) :)
LG, eKy
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Vielen Dank, ihr beiden.
mein Sohn hat gestern beim Frühstück von seiner Liebe zu mathematischen Beweisen gesprochen. Er kam dann auf den Großen Fermatschen Satz zu sprechen, der erst nach mehr als dreihundert Jahren bewiesen werden konnte. Wir gingen in Gedanken ein bisschen den Schicksalen all derer nach, die vergeblich Jahre drangegeben hatten, ihn zu beweisen: immer den Moment der großen Befreiung und auch der Anerkennung erhoffend und die, obwohl sie so viele Irrwege kennenlernten und nun ausschließen konnten, vielleich auch die Frage verstörte, ob sie sich nicht an ihrem Leben, an all dem, was es sonst hätte bieten können, versündigt hatten. An diesem Punkt bittet der Mathematiker im Gedicht um Befreiung, die er sich nur so vorstellen kann, dass ihm der Beweis gelingt, dass die Aussage, deren Beweis er sein Leben geopfert hat, per se nicht beweisbar ist.
LG gummibaum
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Lieber Gum,
ich würde es als Metapher lesen zwischen dem Pragmatiker und dem Lebenskünstler. Der Pragmatiker muss alles sachlich ergründen, planen und dann spielt das Schicksal ihm einen Streich unds eine Thesen sind für die Katz. Der Lebenskünstler hingegen nimmt dasLeben so an, wie es ist, unplanbar, unberechenbar, lebt wahrscheinlich erfüllter. Auf jeden Fall stressfreier.
Den Korrekturen von Erich kann ich mich anschließen, da es dadurch klarer wird.
LG von Agneta
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Liebe Agneta,
es als Metapher zu nehmen, ist eine Möglichkeit, die ich gar nicht erwogen hatte, die aber durchaus besteht. Das führt mich auch wieder an Erichs Variante heran, in der ja offenbar kein mathematisches Problem, sondern das Leben bewiesen werden soll. Ob er den Pragmatiker wie du im Auge hatte, weiß ich nicht. Ich glaubte, den den Menschen schlechthin in seiner Geisteswelt.
Vielen Dank und LG
gummibaum