die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: Laie am M?RZ 25, 2017, 23:06:07
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Hinter fast entrückten Hängen
rinnt der Tag fahl aus der Welt.
Und die Nacht steigt in Gesängen
später Stunden aus den engen
Häuserreihen und sie fällt
wie ein Schauspiel auf die Länder.
Sie ist endlos und sie trägt
ihre schönsten Sterngewänder.
Und ich bin ein Erdenfremder,
der sich an ihr Wunder legt.
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Hi Laie!
Rilke reborn! - möchte man da sagen! :)
Interessant, dass all diese Werke exakt die gleiche lyrische Form haben - immer 2 fünfzeilige Strophen.
Die einzige Stelle, die sich für mich nicht optimal anhört ist "Tag fahl" in S1Z2. Das "fahl" fällt in eine Senkung, möchte aber eigentlich betont sein.
Allergernst gelesen!
LG, eKy
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Hi eKy,
es freut mich, dass dir auch dieses Gedicht gefällt
Zweistrophige Gedichte fand ich ja schon immer toll Dass sie fünfzeilig sind, gibt ihnen m.M.n. noch dazu einen Fluss und eine Leidenschaftlichkeit, die mir - zumindest zur Zeit - einfach sehr gefallen.
Mit der von die angesprochenen Stelle habe ich auch ein Problem. Zunächst hatte ich hier "Abend" stehen. Da der Abend aber für mich etwas positives ist, quasi schon fast zur Nacht gehört, wollte ich ihn nicht stehen lassen. Die jetzige Formulierung war dann zunächst nur als ein Lückenfüller gedacht. Aber da mir nach längerem Überlegen nur noch "Resttag" einfiel, und mir das noch unpassender schien, habe ich es dann einfach dabei gelassen
Vielleicht hast du eine Idee?
Gruß,
Laie
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Hi Laie!
"Abend" statt "Tag fahl" gefällt mir auch viel besser. Eigentlich ist es das optimale Wort hier. Was mich wundert ist, warum du zu glauben scheinst, der "Abend" wäre an dieser Stelle irgendwie negativ konnotiert. Wie ich es sehe, ist das beileibe nicht der Fall. Er rinnt aus der Welt - ich finde das eine höchst gelungene Wendung, in welcher leise Trauer um das Sterben des Lichtes mitschwingt.
Sollte dir das "rinnt" nicht behagen, ginge auch noch "fließt", "schleicht", "sinkt". Oder: "sickert Abend aus der Welt."
Ich fürchte, einen besseren Ausdruck findest du nicht - wohl nicht mal einen ebenso guten ... - ich würde bei "Abend" bleiben.
LG, eKy
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Hi eKy,
ich wollte eigentlich hier einen Gegensatz zeichnen: Der fahle Tag und die endlose, schöne Nacht. Obwohl “Abend“ rhythmisch viel besser passt, bin ich mir immer noch nicht sicher, ob die Gegensätzlichkeit bleibt.
Ich muss mir darüber Gedanken machen. Bedeutung gegen Rhythmus. Für mich schwer zu entscheiden ;D
Gruß,
Laie
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Hi Laie!
Eine Gegenüberstellung kann im Gedicht nur funktionieren, wenn du die Fahlheit des Tages zuvor klar eingeführt und beschrieben hättest. Wenn du dann das Gegenbild einer schönen Nacht zeichnest, funktioniert das.
Hier aber wird der Tag überhaupt nicht näher beschrieben, nur das Wort selbst kommt in S1Z2 genau einmal vor, und das folgende "fahl" bezieht der Leser - zumindest erging es mir so - eher auf das "rinnt", so als ginge es dem Tage, da er ja quasi "im Sterben liegt", schon nicht mehr gut. Man schreibt die Fahlheit also eher dem Vorgang des Dämmerns zu.
Wenn du möchtest, dass der Leser den ganzen Tag als fahl, blass und trübe begreift ---> siehe meine ersten Zeilen hier.
LG, eKy
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Hi eKy,
du hast natürlich recht. Hier war lag ganz klar ein Denkfehler vor, der mir unnötig Kopfzerbrechen bereitet hat ::) ;D
Vielen Dank für die Hilfe :)
Gruß,
Laie
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Lieber Laie -
hier zuallererst meine Bewunderung für dieses schöne, schöne Gedicht!
Bilder und Stimmung sind exzellent, ein "heiliger Schauer" überläuft mich.
Von mir aus könnte der Tag auch rot (Abendrot) aus der Welt sinken (da stimmt es aber irgendwie nicht mit den Vokalen), oder müd. D a s würde mich auch gefallen.
Auf jeden Fall ist das Gedicht eine wunderschöne blaue Blume auf unserer Wiese!
Hab Dank
von
Cyparis
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Hallo Cyparis,
es freut mich sehr, dass dir mein Gedicht gefällt! Wenn die Bilder den Leser erreichen, habe ich die richtigen Worte gefunden :)
Gruß,
Laie