die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: Laie am September 14, 2017, 15:02:39
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Der Herbst macht mich bescheidener
in meinem Leben und Verlangen,
und alle Fäden, dran sie hangen,
mit jedem Tag noch seidener.
Die Augen sind schon blindgesehn
an klammen Gesten und maroden
Gebärden. Wolken drängen den
ergrauten Himmel an den Boden,
auf dem entgrünte Bäume stehn,
umweht von tausend kalten Toden,
und Menschen wie um Grabpagoden
mit tief gesenkten Häuptern gehn.
Ein Krähenrufen klingt von weit
an meine taubgelauschten Ohren,
und wie von finsteren Emporen
besingt es die Vergänglichkeit.
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Hi Laie!
Sehr stark verdichtet wird hier das Melancholische am Herbst, besonders die letzte Strophe hat es mir angetan! Wunderbare Wortschöpfung: "taubgelauscht"! Die Pagoden (Buddhismus) und Emporen (--> Kirche) vermitteln Schwere, eine nachgerade kontemplative, wenn nicht gar "heilige" Stimmung.
Der Einstieg (die Zeile mit "bescheidener") schien mir ein wenig hakelig beim ersten Lesen, aber wenn man den Rhythmus mal hat, funzt es problemlos.
Allergernst gelesen! :)
LG, eKy
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moin moin Laie,
meine aufrichtige Bewunderung für dieses Herbst Gedicht.
Ja, die dritte Strophe ist eine lyrische Kostbarkeit.
Chapeau
CB
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Hi eKy, hi Curd,
vielen lieben Dank für eure lobenden Worte :) Ich habe mich sehr darüber gefreut!
Grüße,
Laie
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Lieber Laie,
ein Gedicht wie ein dunkler Glockenton, an den auch die Pagoden denken lassen.
Es dringt ein und läßt sich nieder als schwerer Satz, der weiterklingt und nicht leicht zu vergessen ist.
Respekt, Respekt!
Lieben Gruß
von
Cyparis