die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: Fridolin am September 27, 2017, 08:35:47

Titel: Herbstgedanken
Beitrag von: Fridolin am September 27, 2017, 08:35:47
Ich schau aufs einst erglühte Beet,
wo jetzt dahin die Blüte geht.
Von Baum und Strauch die Blätter weichen
und wir von Wind und Wetter bleichen.
Doch kündet nicht schon sacht der Mai,
dass neuen Lebens Macht er sei?
Ein letzter Duft in Rosen liegt,
jetzt wo’s nach Herbstzeitlosen riecht.
Titel: Re: Herbstgedanken
Beitrag von: Erich Kykal am September 27, 2017, 09:02:45
Hi Fridolin!

Gut geschrieben, wirkt unbemüht und locker-leicht.

Nur der letzte Reim funktioniert nur im Norddeutschen, wo das "liegt" wie "liecht" ausgesprochen wird und sich so auf "riecht" reimt. Hier im Süden funzt das nicht, das weiß ich, seit ich meinen Wilhelm Busch gelesen habe! Der hat das nämlich auch schon gemacht.

So wie die 5. Zeile formuliert ist ("schon"), könnte man meinen, der Mai wäre bereits da! Altern.: "doch lehret uns nicht sacht der Mai,"

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Titel: Re: Herbstgedanken
Beitrag von: Fridolin am September 27, 2017, 15:47:57
Hi Erich,

danke fürs Lesen und Kommentieren, die Anregung greife ich gern auf.

Den Schlussreim siedelst du im norddeutschen Sprachraum an und zitierst Wilhelm Busch. Räumlich näher ist mir Goethe mit seiner Frankfurter Mundart im Faust "Ach, neiche du Schmerzensreiche".

Solche regionalen Sprachgebräuche begegnen mir zuhauf in den Beiträgen meiner österreichischen Schüttelkollegen und bekannter österreichischer Autoren. So dein berühmter Landsmann Franz Mittler. Zwei Schüttelreime von ihm:

Verbrechen aus Liebe

Nur wegen dieser schiachen Katz
vergriff er sich am Kirchenschatz.

Der Naturforscher

Für ihre Hilf beim Krokodilenfang
sag ich den Eingebornen:  Vielen Dank!

LG Friedhelm