die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: Erich Kykal am M?RZ 31, 2018, 11:38:33
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Ein Hinbegehren treibt mich wieder -
ich stürze in den Becher nieder
und trinke meinen nächsten Tod.
Die Stube schwillt und schwingt in Tönen,
die nährend an das Flammen dröhnen,
das in mir loht!
Jetzt bin ich künftig, bin lebendig,
im Wollen stark, im Geiste wendig -
ach, wie das Lügen leichter wird!
Die Fenster winken laut mit Nächten!
Ob sie dem Herzen Frieden brächten,
das in mir schwirrt?
Die Augenblicke sind gekostet -
des Willens Eisen fällt und rostet
dem unersehnten Morgen zu.
Nun bin ich still und ebenerdig,
und stricke scheu und kleingebärdig
an meiner Seelenruh.
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Oh, Erich!
Da wird mir heute früh ein Gedicht des großen Josef Weinheber vorgelesen -
und was entdecke ich bei Dir?
Einen stlistisch "echten" Erich mit nicht nur formalem "Stich" Weinheber!
Weinheber liebte ich schon lange Jahre, bevor ich Rilke für mich entdeckte.
Allein Weinheber verdanke ich die kleine Fertigkeit in Enjambements.
Ganz gleich, zu welcher Feder Du greifst, sie ist Deine bewundernswerte und originäre Feder.
Bittersüße Grüße
von
Cyparis
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Hi Cypi!
Aber das kennst du doch schon längst - es ist aus dem Buch "Weltenwege", geschrieben 2008 oder so - eins von den ganz alten ...
Kürzlich ergab es sich, dass ich es hier suchte, und ich stellte fest, dass ich es wohl nie hier gepostet hatte. Was ich hiermit nachhole.
Weinheber hast du mir schon vor Jahren empfohlen, und ich las wohl irgendwann ein paar Sachen im Netz, aber als Buch gibt es ihn wohl nicht, zumindest konnte ich kein Gesamtwerk auftreiben. Als ich obiges schrieb, kannte ich ihn jedenfalls nicht, und gegenwärtig ist mir auch nichts mehr von ihm geläufig. Möglicherweise war ich nicht übermäßig beeindruckt, aber das kann an der Auswahl an Werken liegen, die ich im Internet las.
Vielen Dank dennoch für das begeisterte Lob! :)
LG, eKy
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Lieber Erich,
ja ich weiß, daß J.W. nicht jedermanns Geschmack ist.
Aber er wurde zu seiner Zeit ebenso bewundert, wie Du heutzutage bewundert wirst.
Daß die Inflation "zeitgenössischer" Lyrik das Lesepublikum für gehalt- und wertvolle Lyrik beinahe untauglich macht - wen kümmert das noch?
Mich. Und Dich. Und die Wiesenbewohner.
Süß berauschte Grüße
von
Cyparis
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Ach, liebe Cypi!
Wer "bewundert" mich denn schon außer vielleicht eine kleine, verschworene Handvoll sprachliebender Forenautoren ...
Wir sprechen hier von einer "minimalen Öffentlichkeit", für die sich draußen in der Welt kaum jemand interessiert! So ist das heutzutage eben mit der Lyrik ...
Traurige Grüße, eKy
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Lieber Erich,
das ist das Schicksal beinahe aller Dichter - wer liest heutzutage noch Weinheber?
Lieben Gruß
von
Cyparis
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Wer "bewundert" mich denn schon außer vielleicht eine kleine, verschworene Handvoll sprachliebender Forenautoren ...
Abraham hatte nicht so viele, anständige Menschen in Sodom (Gen 18,16 ff.) und Gott ließ Feuer und Schwefel über die Stadt kommen >:D
Doch hier findest du mehr Lyrik-Begeisterte, die deine Werke lieben 8)
Einen begeisterten Gruß, da ich dieses Werk von dir sehr gerne gelesen habe.
CB
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Hi Curd!
Vielen Dank für die lieben Worte! :)
Schade, dass die Dichtkunst heute nur noch insgesamt so wenige interessiert! :(
Seufzende Grüße, eKy
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Hi Curd!
Vielen Dank für die lieben Worte! :)
Schade, dass die Dichtkunst heute nur noch insgesamt so wenige interessiert! :(
Seufzende Grüße, eKy
Ist das denn so?
Ich habe keine Anzeichen erkennen können.
Das mag daran liegen, daß ich leider allzu selten auf der Wiese meinen Fuß in den Morgentau setze.
Betrübten Gruß
von
Cyparis
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Hi Cypi!
Gerechnet auf die Gesamtbevölkerung ist es heute extrem wenig! Die Massenmedien haben die Sprachkunst gekillt.
LG, eKy
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.............die Kürzel auf dem Smartphon schaufeln mit an der Grube für unsere Sprachkultur.
Kurznachrichten sind in dieser schnelllebigen Welt wichtig. Ich mag meine Betrachtungen nicht ausweiten, es deprimiert mich.
Doch freue ich mich, mit Menschen wie euch auf der Wiese den wandernden Wolken nachschauen zu dürfen und die wundervollen Blumen, Kräuter und Verse betrachten und lesen zu können.
Einen müden Gruß zur Nacht
CB
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Lieber Curd,
warum so traurig?
Ich wünsche Dir eine allseits traumhafte Nacht!
Ich habe kein Smartphone - dennoch und deshalb glaube ich nicht an eine Verarmung der Sprache, zumindest nicht hier.
Das Völkchen der Dichterzunft wird sich weder verdummen noch verarmen noch vergewaltigen lassen!
Blaublumige Grüße
von
Cyparis
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Ach, liebe Cyparis,
deine blaublumigen Grüße erinnern mich an Spaziergänge durch blühende Wiesen und an Wegesraine, die zum Pflücken von Kornblumen einladen.
Einen Gruß zu dir in diese blaue, laue Nacht :-*
von
Curd
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Herrlich beschrieben, lieber Erich,
die Flucht in die scheinbare Erhabenheit und das Zusammensacken in Kleinmut.
Chapeau!
LG gummibaum
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Hi Gum!
Ich erinnerte mich damals - es ist ein recht altes Gedicht - an das Gleichnis, das anhand von Tieren die Phasen des Rausches beschreibt:
Erst macht der Alkohol dich so mutig wie einen LÖWEN, danach machst du dich, wenn du weitertrinkst, vor allen zum AFFEN, nur um endlich als SCHWEIN zu enden, das sich im eigenen Dreck wälzt!
Vielen Dank für deinen Zuspruch! :) Prost!!
LG, eKy
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Ach d a s ist mit ebenerdig gemeint? ;D
Bei mir ist es schätzungsweise 40 Jahre her, daß ich einen solchen dreistufigen Rausch hatte - und das ist gut so.
Dir lieben Sonntagsgruß
von
Cypi
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Hi Cypi!
Nein, mit dem Schwein wollte ich da keinen Vergleich anstellen. "Ebenerdig" soll verdeutlichen, dass sich der reuige Zecher klein und bodennah fühlt, seines Stolzes vorübergehend beraubt. "Ebenerdig" ist normalerweise ein Ausdruck für "Parterre", eine Wohnung zu ebener Erde.
LG, eKy
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Stimmt, lieber Erich.
Aber in diesem Zusammenhang erinnere ich mich, auch einmal "ebenerdig" gewesen zu sein, aum daß ich wahrnahm, wie mir geschah! ;D
Nachtgruß
von
Cypi
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Immerhin - du hättest dich ja auch "unterirdisch" fühlen können, was eindeutig schlimmer gewesen wäre als "ebenerdig"! ;)
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;)
Hat hoffentlich noch einige Monate Zeit damit!
Makabre Grüße
von
Cypi
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So hatte ich das natürlich nicht gemeint, und das weißt du hoffentlich! ;) ::)
LG, eKy
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Aber ja doch, lieber Erich! :-*
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Hallo Erich,
du beschreibst einen durch Drogen herbeigeführten Zustand. In Deinem Fall Alkohol. Wie schön ist es doch, ab und zu mal Urlaub von sich Selbst zu machen. Das geht nur mit Drogen.
Ich bin keiner der gerne verreist und Urlaub macht. Denn Urlaub machen kann ich eh nicht, da ich mich ja selbst überall hin mitnehme. Ich habe mich immer bei mir. Welch eine Last.
Richtig Urlaub gelingt mir nur im Rausch. Dann stehe ich nämlich neben mir und ich kann mich mal so richtig entspannen.
Diesen Zustand hast du mit Deinem Gedicht meisterlich beschrieben.
Deutschland, das Land das denkt es hat Dichter....... Österreich hat einen ganz Großen.
LG Copper
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Hi Copper!
15 Jahre Rockerszene - das stählt die Leber! ;D Das obige Gedicht ist ganz aus eigenen Erfahrungen geschöpft! >:D
Damals hätte ich mich auch gern aus der Welt gesoffen, aber ich habe nicht mal einen einzigen Filmriss geschafft: Am nächsten Morgen war ich mir jeder peinlichen Sekunde vollauf bewusst! JEDES verdammte Mal! ::) :-[
Vielen Dank für den großen Lorbeer! :)
LG, eKy
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ein Sprachgenuss, lieber Erich, wenn auch ein trauriges Thema.
Alkohol und Selbstdestruktion, wunderbar aufgearbeitet.
Man kann den Zwiespalt fühlen, den ein Alkoholiker durchmacht, das Gefangensein in sich und seinen Ausflüchten.
LG von Agneta
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Hi Agneta!
Wofür Lebenserfahrung so alles gut ist, nicht wahr? In dem Fall meine.
Das habe ich mittlerweile hinter mir gelassen, die Fettleber aber habe ich weg ... ::)
Vielen Dank für deine Gedanken! :)
LG, eKy
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Für die Leber rate ich zu Mariensdistelextrakt.
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Mal sehen - derzeit funktioniert sie ja noch klaglos.
LG, eKy
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Die Leber schmerzt zum Glück in den allerseltensten Fällen. :)
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Vor allem, wenn einer reinhaut! >:D
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Du meine Güte -
von drinnen nach draußen! ;)
Na mal sehen und betrachten
von
Cyparis