die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Im Gras wispert Hoffnung => Thema gestartet von: gummibaum am Mai 18, 2018, 01:41:32
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Die Augen wirken trüb vom langen Leben,
es liegt in ihrem Blick schon sehr viel Nacht.
Das Alter hat die Nase groß gemacht,
die Kräfte schwach. Sie kann den Kopf kaum heben.
Und legt die Wange in die Hand und grübelt:
Das Leben scheint ihr eine lange Fron.
Erst starb der Mann, dann starb auch schon der Sohn.
Sie litt und hat es Gott doch nicht verübelt.
Und trägt am schwarzen Kleid jetzt weiße Knöpfe
und um das graue Haar ein helles Tuch.
Fühlt Schmerzen weichen, kürzt dem Gram die Zöpfe
und wischt sich von den Lippen letzten Fluch.
Gedanken heben zart wie Blumen Köpfe
und spiegeln Licht aufs letzte Blatt im Buch…
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Hi Gum!
Ein schönes Gedicht über die Last des Alters, aber auch über die Würde des Alterns. Mögen auch wir diesem Schritte so gelassen entgegen gehen ...
Sehr gern gelesen! :)
LG, eKy
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Ein bisschen scheint es mir doch inspiriert von dem Fall des womöglich ältesten Fräuleins der Flure zu sein, der augenblicklich durch die Hallen wabert.
Hacke, Herrscher, Henkernebel. Melancholia von Meer zu Meer, wobei wie üblich formvollendet der Neutralität Nimbus verliehen wird.
Grüße des Gedankenlosen
M
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Danke, lieber Erich, ich wollte auch mal wieder sonettieren.
Danke, lieber Martin, ich glaube, du bist auf dem Holzweg.
LG gummibaum
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Lieber gummibaum -
wie nicht anders zu erwarten, präsentierst Du ein beinahe alltägliches, Trauer und Unbehagen weckendes Gedicht, so wohlgestaltet, daß ich den krassen Fluch erst gar nicht auf die Lippen gelegt hätte.
Auf jeden Fall fühle ich mich sowohl angesprochen als auch verstanden ... :)
Ich versuche auch, meine letzte Seiten zu füllen, aber - vae! - zu ernten gibts nichts
mehr.
Allen Euch treuen Dichterfreunden und -gesellen einen herzlichen Gruß
von
Cyparis
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Herzlichen Dank, liebe Cyparis.
Gruß zurück von
gummibaum
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Der lichtvolle Ausblick, das Versöhnliche mit einem langen und auch leidvollen Leben, hast du hier wunderbar in Bilder und Worte gefasst, lieber Gummibaum. Das feine Sonett berührt und packt. Sehr gerne gelesen die Geschichte eines in sich ruhenden Menschen.
LG von Agneta
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Danke, liebe Agneta. Sehr schöne Zeilen von dir.
Herzliche Grüße von
gummibaum