die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: Erich Kykal am M?RZ 18, 2019, 12:16:46
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Sag, Schatten, mir: Was schläft in deinem Blauen,
davor ich wie vor einem kalten Grauen
erzittere, und vor den Möglichkeiten,
die lauernd sich in deinem Dunkel breiten?
Sag, Schatten, mir: Wann weichen deine Zungen,
in welchen sich, zerborsten und gedrungen,
an Ängsten festigt, was mich nie verlassen
und nur befördert hat, mich selbst zu hassen?
Sag, Schatten, mir: Wer bist du als ein Spiegel,
darin ich finde, was im eignen Tiegel
schon immer wie ein wundes Schicksal kochte,
daraus ich mich zu lösen nie vermochte?
Sag, Schatten mir: Wer wird wohl von uns beiden
die Prüfung finden, die das Herz erleiden,
bestehen muss, eh deine Finger weichen?
O Schatten meiner Seele, gib ein Zeichen!
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Ein LI spricht mit seinem Schatten - also mit einem Teil (oder einer "Emanation") seiner Selbst, doch wird der Schatten als fremd und bedrohlich erlebt. Eine sehr schöne und doppelbödige Idee, lieber eKy! Das mag ich sehr!
S3 weist auf die Tatsache, dass der Schatten eng mit dem LI verflochten ist, für meinen Geschmack ein bisschen zu belehrend hin, diese Strophe bräuchte ich persönlich nicht sooo unbedingt, unbenommen ihrer sprachlichen Schönheiten.
Und ein klein bisschen sperrig finde ich auch das Wörtchen "Blauen" - hier offenbar als substantiviertes Verb im Sinn von "blau werden" verwendet. Da dieses Verb zwar korrekt, aber doch eher ungebräuchlich ist, dachte ich erst an eine Art elliptische Adjektivkonstruktion, wie man vielleicht von einem Rotwein als einem "Roten" reden würde, was aber hier natürlich keinen Sinn ergibt und sich beim gedanklichen Neuansetzen auch für mich geklärt hat.
Letzter Kritikpunkt: Den Titel find ich nicht so schön. Schattentasten klingt für mich irgendwie etwas humoristisch, es könnte eine neue Sportart oder Freizeitbeschäftigung sein. Ich denke, es war eine gewisse Doppeldeutigkeit geplant: Tastet hier das LI nach einem Schatten oder ist es der Schatten selbst, der nach dem LI greift? Aber sprachlich funktioniert es für mich nicht so richtig. Für andere vielleicht um so mehr. :)
Und nach dieser Mäkelei - und viel wichtiger als diese: In seinem Wohlklang und seiner perfekten sprachlichen Fügung gleicht das Gedicht - trotz seines düsteren Gehalts - einem Wellness-Schaumbad in Sprache, in welches man tief und wohlig eintauchen möchte, nur mit Mühe, angesichts seiner einschmeichelnden Diktion, noch den Kopf über Wasser haltend.
In der Hoffnung, dass Du mir nun als Strafe für mein Rumgenörgel keinen Föhn die Wann wirfst, verbleibe ich mit schaumigsten Grüßen,
S.
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Hi Suf!
Das "Blauen" ist ungewohnt, da gebe ich dir recht, aber der Titel gefällt mir. Wer hat schon den Mut, sich selbst zu erforschen, zu hinterfragen, die eigenen Schatten zu ertasten, da wo es zu dunkel wird für Licht?
S3 mag überflüssig sein, aber angesichts ihrer sprachlichen Wertigkeit - würdest DU sie streichen? ;)
Vielen Dank für das dicke Lob!
Wegen ehrlich geschilderter Eindrücke, die nur deshalb so viel Raum in deinem Kommi einnehmen, weil du die Freundlichkeit besitzt, dich genau zu erklären und so ausführlich, dass keine Missverständnisse im Raum verbleiben, sollte ich dir gram sein? Gar einen Föhn in die Wanne werfen!? - Aber nicht doch! Ich hab ja nicht mal einen! Schau mein Avatarbild an ... wozu sollte ich wohl einen Föhn brauchen!? ;D ;)
Im Grunde kommentiere ich ja genau wie du, halte mit aus meiner Sicht gerechtfertigten Einwendungen nicht hinterm Berg, sage aufrichtig, was ich denke - wie stünde es mir wohl an, jemandem, der es ebenso macht wie ich, darob zu grollen!? Sei gestrost - so klein bin ich nicht. :)
LG, eKy
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Wegen ehrlich geschilderter Eindrücke, die nur deshalb so viel Raum in deinem Kommi einnehmen, weil du die Freundlichkeit besitzt, dich genau zu erklären und so ausführlich, dass keine Missverständnisse im Raum verbleiben, sollte ich dir gram sein? Gar einen Föhn in die Wanne werfen!? - Aber nicht doch! Ich hab ja nicht mal einen! Schau mein Avatarbild an ... wozu sollte ich wohl einen Föhn brauchen!? ;D ;)
Im Grunde kommentiere ich ja genau wie du, halte mit aus meiner Sicht gerechtfertigten Einwendungen nicht hinterm Berg, sage aufrichtig, was ich denke - wie stünde es mir wohl an, jemandem, der es ebenso macht wie ich, darob zu grollen!? Sei gestrost - so klein bin ich nicht. :)
Deine Hinweise beruhigen mich, lieber eKy! :) (vor allem der nachvollziehbare Hinweis, dass Du gar keinen Föhn hast!)... jetzt kann ich mich gelassen in die Wanne begeben... ;D
Und ich muss auch sagen, dass ich unsere wechselseitigen "Vertiefungen" mit entsprechender Detailkritik sehr genieße und für meine Verse auch als sehr bereichernd empfinde (bin z. B. immer noch ganz begeistert von Deiner Glanzidee aus dem Nebelland ein Revier zu machen!).
Ich frage mich aber dann und wann schon, ob ich anderen Usern damit womöglich ganz schön auf den Sack geh... da die meisten Menschen ja relativ höflich sind, kann ich das einer Antwort nicht immer ganz eindeutig entnehmen... schlimm wäre es daher, wenn durch dieses mein Augenmerk auf einzelne Details womöglich manch einer abgeschreckt würde, hier Gedichte einzustellen... daher gelobe ich feierlich, bei Anzeichen dafür, dass ein User nicht so auf dieses "Sezieren" steht, auch keine entsprechenden Statements zu produzieren... ich muss es halt nur mitbekommen... weshalb ich halt - je nach länge meiner Leitung ein paarmal anteste, bevor ichs dann schnalle... :)
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Hi Suf!
Dies ist ein Lyrikforum, da geht es eben um Lyrik. Man publiziert hier, um sich Kritik oder Verbesserungsmöglichkeiten zu stellen. Wer sich also von ernst gemeinter Textarbeit herabgesetzt fühlt oder ob jeglicher Kritik beleidigt reagiert, der ist hier ohnehin falsch!
Wer nur hier schreibt, um sein Ego aufzubürsten und möglichst viel Lob und Bestätigung für schon Erreichtes einzuheimsen, sollte seine Motivation mal gründlich überdenken. Ich kann nur sagen: In den 10 Jahren in den Foren habe ich jede Menge dazugelernt und meine Sprachhabung entscheidend verbessert!
Und denjenigen, die leicht pikiert wegen jeder auch nur marginal agrressiv misszuverstehender Phrase gleich den Fehdehandschuh ins Feld werfen, kann ich nur sagen: Lasst euch erst mal Nerven wachsen, ehe ihr an die Öffentlichkeit geht!
Zuletzt: Wer zu blöd ist, sein Ungemach verständlich und rechtzeitig zu verbalisieren, staut seinen Frust nur auf, bis ihm irgendwann wegen irgendeiner Kleinigkeit der Deckel wegfliegt! Wir können nicht Gedanken lesen, und wer uns nicht klar macht, dass unsere Art ihm/ihr nicht passt, ist selbst schuld an den zu erwartenden sozialen Verscherungen.
LG, eKy