die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Im Gras wispert Hoffnung => Thema gestartet von: gummibaum am Mai 11, 2019, 14:23:11
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Ich konnte meinen Bruder nicht
mit Kreons Augen sehen.
Es ist der Menschen erste Pflicht,
den Opfern beizustehen.
Ich achtete nicht Kreons Macht,
die Hilfe zu bestrafen,
begrub den Toten in der Nacht
und ließ ihn gnädig schlafen.
Ich nahm das Urteil ruhig an,
mich lebend einzumauern,
denn, was mir Götter gaben, kann
mich dadurch überdauern...
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Hi Gum!
Ach, all das tragische, pathetische Götter- und Gebotsgedöns - und bei den ollen Griechen war das ja obendrein höchst drastisch und alles andere als gerecht - geht mir doch sehr gegen den Strich!
Diese Wertehilfen und Kulturregularien triefen aus heutiger Sicht vor Selbstgefälligkeit und Grausamkeit, die kataklystische Ausweglosigkeit der Beteiligten langweilt, die starre Weltsicht, die geistige Unbeweglichkeit der Gottstatuten und Gesetze lässt einen gruseln - waren Menschen wirklich so paragraphenblind, so unmenschlich in ihrer Allzumenschlichkeit? Ja, und sie sind es bis heute! Aber ich muss ja nicht davon lesen!
LG, eKy
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Dein Kommentar beginnt schon mit Ach, und das Weitere zeigt, wie wenig dich der Stoff begeistert. Ich fühlte mich wie lebend eingemauert, und da fiel mir halt Antigone ein.
Danke, lieber Erich. LG g
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Moin lieber gummibaum,
jetzt, da die Last der Arbeit nicht mehr auf deinen Schultern ruht, fühlst du dich eingemauert?
Merkwürdig, ich erlangte meine endgültige Freiheit mit dem fünfundsechzigsten Lebensjahr, da der letzte Zwang von mir abfiel.
Ich musste meinen Lebensunterhalt nicht mehr durch das Feilbieten und Verkaufen meiner mir von der Natur geschenkten Fähigkeiten bestreiten.
Dein Gedicht sollte nicht dem von dir geschilderten Gefühl entsprungen sein.
Lasse die Welt ihr Süppchen kochen, doch koste nicht davon.
Einen abendlichen Gruß von der Trave.
Curd